Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1995

Spalte:

636-638

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Course, John E.

Titel/Untertitel:

Speech and response 1995

Rezensent:

Wahl, Harald Martin

Ansicht Scan:

Seite 1, Seite 2

Download Scan:

PDF

635

Theologische Literaturzeitung 120. Jahrgang 1995 Nr. 7/8

636

werde (XII). Wenn hier auch natürlich nicht der viel beschworene
„Mann der Praxis'4 spricht - was gewiß sogleich eingewendet
werden mag -, so kann m.E. selbst jene gemeinte „Praxis"
an solchen Argumenten kaum vorübergehen. Einschneidend sei
die „hermeneutische Wende" um 1700, mit dem frühen Pietismus
etwa gleichzeitig, gewesen, die der Vf. mit Hegel sehen
lehrt: „Die Kultur reiner Innerlichkeit veräußerlicht alles ihr
Entgegenstehende als fremd - und macht endlich auch die biblische
Uberlieferung zum bloßen Material des Wissens und der
Information, in welchem inneres Leben gefangen sei und an
dem es sich wieder entzünden solle." (XIII) So entsteht -
bereits im 17. Jh. - immer starker eine „Methode der Rückgriffe
" (XIV), die z.B. auf Übersetzungsvarianten der Lutherbibel
vor der als letztgültig erklärten von 1545/46 sich beziehen kann.
Die sog. Cansteinbibel (von 1713 an), die das Hallesche Waisenhaus
veröffentlichte und die durch ihre große Verbreitung
gleichsam zum textus receptus der Bibelausgaben für das 18.
und 19. Jh. geworden sei, greift eben nicht nur bei orthographischer
Korrektur und aus Gründen der Distinktheit auf die Ausgaben
der Luther-Bibel vor 1545/46 zurück, sondern mehr und
mehr auch aus Gründen der „Korrektheit". Das aber schließt
hermeneutisch gesehen sehr viel mehr ein: „Kleben an Wörtlichkeit
aber widerspricht der ausdrücklichen hermeneutischen
Absicht Luthers" (vgl. Luther, WA 38; 9,6-14 und 13,3-13)
(XIV).

Der Vf. kann eindrücklich deutlich machen, worin entgegen
den eingetretenen Veränderungen möglicherweise die Aufgabe
der Revision und der Edition der Luther-Bibel hätte bestehen
müssen: l. Klärung des widersprüchlichen hermeneutischen
Ansatzes der Ausgaben um 1700, einerseits an Luthers Text
festhalten und ihn andererseits am Urtext korrigieren zu wollen
(obwohl Luther ausdrücklich einer anderen Intention folgte!);
2. Erarbeitung von Kriterien, die den Nachweis des Gelingens
und des Scheiterns der geübten Revision jeweils erbringt. St.
wirft der Revisionsarbeit bis heute vor, den „ungeprüften hermeneutischen
Gesichtspunkt von 1700" zu übernehmen, die
„Elemente der historischen Bedingungen für die philologische
Arbeitsweise um 1700" zu übersehen und damit „Mißverständnisse
zu deren Mißverständnissen" hinzuzufügen (XVI).

Der geschilderte Gedankengang wurde deshalb ausführlich
hier dargeboten, weil er in detaillierter Weise den Benutzer
einer Bibelsammlung in die anstehenden und vorhandenen hermeneutischen
Probleme einzuführen in der Lage ist, die Bibelübersetzung
, -revision und -edition im allgemeinen, die Luther-
Bibel im besonderen aufwerfen. - Gemäß den gegebenen Überlegungen
führt der Vf. dann auch dre weiteren Fragen der
Benutzung seines Kataloges ein. Ein beigelegtes kartoniertes
Blatt gibt dem Benutzer „Auflösung der Siglen und Abkür-
zungsverzeichnis" an die Hand, mit dem zugleich die fünffache
Auffächerung der bibliographischen Aufarbeitung jedes Titels/
jeder Edition übersichtlich vor Augen geführt wird: Identifikation
(Gesamtausgabe, Tetlausgabe. Synopse, Harmonie, Periko-
pen). Titel und Umfang, Beschreibung und Erschließung,
Bibliographische Zitate. Individuelle Buchmerkmale.

Mit den nun vorliegenden Bänden komplettiert sich bereits
wesentlich das Bild der Stuttgarter Sammlung, aber auch das
Bild des Weges der Bibel wird deutlich. Was in diesem Katalog
an Forschungsmöglichkeiten steckt, läßt sich derweil nur erahnen
. Man muß dem Stuttgarter Team, Herrn Strohm, DFG und
dem Verlag dankbar sein und hohes Lob zollen für dieses aufwendige
und zugleich äußerst lohnende Projekt.

Leipzig Mailin Petzoktt

Bahut. Jean-Marc: La linguistique au secours de l'exegete et du traduc-
leur (RHPR 74. 1994, 431-438).

Berger, Martin: Pluralismus durch Wirkungsgeschichte überwinden'.' Zu
Wahrheit und Methode in Peter Stuhlmachers Hermeneutik (In: Beiger. M.
u.a. [Hg.]: Gott und die Moderne. Wien: Evang. Presseverband in Österreich
1994. 77-83).

Bortnes. Jostein: Bibelen som litteratur. En presentasjon av Walter L.
Reed, Dialogues oftbe Word: The Bible as literature According to Bakhtin
(NTT96. 1995, 3-19).

Colloqiiium Biblicuni Lovaniensc. Journees Bihliques de Louvain. Bij-
belse Studiedagen te Leuven. 1949-1993. Ed. by F. Neirynek with the colla-
boration ofO. VanBelle. Leuven: Leuven University Press; Leuven: Peeters
1994. IIIS. gr.8° = Annua Nuntia Lovaniensia, 29. Kart. BEF 400.-.
ISVB 90-6186-613-8 u. 90-6831-615-X.

Gravem. Peder og Jan-Olav Henriksen: Homofili og hermeneutikk.
Replikk til Svein Aage Christotfersen (NTT 96. 1995, 43-51).

Hong. Joseph: The Translation of the names of God (BiTr 45. 94, 329-
338).

Körtner, Ulrich H.J.: Schrift und Geist. Über Legitimität und Grenzen
allegorischer Schriftauslegung (NZSTh 36. 1994. 1-17).

Lasine. Stuart: Levile Violence, Fratricide, and Sacrifice in the Bible and
Laier Revolutionary Rhetoric (In: Wallace. M. I.. and T. H. Smith: Curing
Violence. Sonoma: Polebridge Press 1994. 204-229).

Okland. Nils Are: Narrativ teologi (NTT 96. 1995, 35-42).

Pöttner. Martin: Die Einheit von Sachkritik und Selbstkritik. Semioli-
sche Rekonstruktion der grundlegenden hermeneutischen These Rudolf
Bultmanns (ZThK 91, 1994. 396-423).

Kuiten. Jaques van. en Patrick Vandermeersch: Psychoanalyse en historisch
-kritische exegese: De actualiteit van Freud's boek over Moses (TTh
34, 1994, 269-291).

Schindel. Martin: Textrezeption: eine Replik auf Mailin Stiewe, „Theologiestudium
und Predigt" (DtPfrBl 94. 1994. 525-526).

Schneider-Klume. Gunda: Reformatorische Schriftauslegung in ihrer
Bedeutung für Lehre und Leben unserer Kirche (PTh 84. 1995. 97-1 13).

Sesboüe, Bernard: De la narrativitc en thcologic ((ir. 75. 1994, 413-429).

Smend. Rudolf: Beziehungen zwischen altteslamentlicher und neutesta-
mentlicher Wissenschaft (ZThK 92, 1995. 1-12).

Theobald. Christoph: La regle d'or chez Paul Ricoeur. Une interrogation.
theologique (RScR 83. 1995. 43-60).

Altes Testament

Course, John E.: Speech and Response. A Rhetorical Analysis
of the Introductions to the Speeches of the Book of Job
(Chaps. 4-24). Washington: The CathoHc Biblical Association
of America 1994. VII, 184 S. 8(> = The Catholic Biblical
Quarterly Monograph Series. 25. Kart. $ 8.50. ISBN 0-
915170-24-8.

Bei dieser 1994 erschienenen Monographie von John E. Course
handelt es sich vermutlich um eine von G. T. Sheppard betreute
theologische Dissertation; eindeutige Informationen, wie etwa
der Anlaß oder zeitliche Abschluß der Arbeit, bleiben dein
Leser im Vorwort leider vorenthalten.

Das Thema der Studie gibt der Titel eindeutig wieder:
Speech and Response. Entgegen einigen Stimmen in der lliolv
forschung will C. nachweisen, daß sich die einzelnen Reden der
Dialoge, so wie sie in der Endgestalt des Buches vorliegen, aufeinander
beziehen (2-5). Ob er damit auch die Einheitlichkeit
des Buches nahelegen will, kann nur indirekt geschlossen werden
. Im präzisen Untertitel ist der Textgegenstand sowie die
angewandte Methode der Studie angezeigt: C. untersucht in den
ersten drei Redegängen des Buches (I.e. 4-14, 2. c. 15-21. 3. C.
22-24) die Redeerölfnungen Hiobs und der drei Freunde auf
wörtliche Verbindungen und Anspielungen. "[T|he locus of this
study will be on these units with a view to how they might res-
pond to previous Statements or texts within the Book of Job"
(13). In einem weiteren Arbeitsgang wird dann die Textbasis
erheblich erweitert. Der Vf. durchforstet nun die jeweils voraus