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Ausgabe:

1995

Spalte:

575-576

Kategorie:

Religionspädagogik, Katechetik

Autor/Hrsg.:

Buschbeck, Bernhard

Titel/Untertitel:

Religionsunterricht im 6. Schuljahr 1995

Rezensent:

Heiligenthal, Roman

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Seite 1

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575

Theologische Literaturzeitung 120. Jahrgang 1995 Nr. 6

576

Buschbeck, Bernhard, u. Siegfried Wibbing: Religionsunterricht
im 6. Schuljahr. Stuttgart-Berlin-Köln: Kohlhammer
1994. 126 S. m. 24 Abb. gr.8° = Religionsunterricht in der
Sekundarstufe I. Kart. DM 29,80. ISBN 3-17-010808-5.

Der vorliegende Band zählt zu einer Reihe von sieben Arbeiten,
die für den Unterricht in der Sekundarstufe I bestimmt sind,
und von Klaus Wegenast herausgegeben werden. Es handelt
sich bei dieser Reihe um Arbeitshilfen, die ausgesprochen für
die Hand des Lehrers/der Lehrerin bestimmt sind. Die Aufgliederung
nach Schuljahren hat ihre interne Problematik, sie
kommt aber der praktischen Unterrichtsgestaltung entgegen, da
die Lehrpläne in den einzelnen Bundesländern ebenfalls nach
dieser Systematik strukturiert sind. Da sich die Unterrichtsreihe
nicht auf den Lehrplan eines einzelnen Bundeslandes beschränken
will, wurde eine inhaltliche Auswahl getroffen, die dem
Gesamtspektrum der Lehrpläne aller Bundesländer gerecht zu
werden versucht. Es entspricht der schulpolitischen Realität,
daß hier keine vollständige Kongruenz bezüglich der ausgewählten
Themen erreicht werden konnte.

Die beiden Autoren beginnen mit recht knappen Bemerkungen
zum Ort des 6. Schuljahres in der Sekundarstufe 1, zur
Situation der Schüler/Schülerinnen im Religionsunterricht dieser
Altersstufe und zu den Aufgaben und Möglichkeiten des
Religionsunterrichts innerhalb der Orientierungsstufe. Die Un-
terrichtssituation, auf die der Lehrer/die Lehrerin im 6. Schuljahr
trifft, wird folgendermaßen eingeschätzt: „Das sechste
Schuljahr liegt im Schnittpunkt dieser als relativ ruhig geschilderten
Stufe und der sich ankündigenden kritischen In-Frage-
Stellung aller Werte, die Eltern und Schule bislang zu vermitteln
suchten... Gleichwohl ist ein eigenes Sinnkonzept noch
nicht in Sicht" (9).

Aufgrund dieser Einschätzung bieten die Autoren den folgenden
Themenkanon:

- Bibel (11-49: „Elia", „Die Botschaft der Bergpredigt")
-Soziale Studien (50-81: „Nur ein Mädchen", „Angst-
Schuld-Vergebung")

-Geschichtliches (82-93: „Arme und Armut in der Geschichte
der Kirche")

- Glaubenslehre (94-110: „Gott und Gottesverständnis"")

- Der Weg des Menschen (111-122: „Symboldidaktische Ansätze
"').

Bei aller thematischen Konzentrierung legen die Autoren
Wert auf eine fundierte theologische Information des Lehrers/
der Lehrerin. Hier ist auch ein Bemühen um eigenständige
Lösungen, wobei an manchen Stellen auf die Berücksichtigung
neuerer fachwissenschaftlicher Literatur verzichtet wurde. Bei
den Themenbereichen „Bibel" und „Geschichtliches" steht bei
den methodisch-didaktischen Erwägungen ein stark auf Textarbeit
bezogenes hermeneutisches Konzept im Hintergrund, was
Anregungen zu weiteren Arbeits- und Sozialformen nicht ausschließt
. Die methodisch-didaktischen Erwägungen zu den eher
problemorientierten Themenbereichen knüpfen stärker an die
Schülererfahrungen an. Zu den behandelten Unterrichtseinheiten
werden dem Leser zahlreiche weiterführende Hinweise
gegeben. Für die konkrete Unterrichtsgestaltung findet man
zahlreiche Vorschläge zur Verwendung von Medien. Allerdings
bietet das Buch keine Kopiervorlagen. Der Unterrichtende muß
sich um die Beschaffung der Medien selbst kümmern.

Die thematischen Bereiche zeigen, daß sich die Vff. bemüht
haben, die wissenschaftsübergreifenden Bereiche sachgemäß
und gut verständlich darzustellen und somit eine solide Grundlage
für den Unterricht anbieten. Auffällig ist die didaktische
Offenheit, die viele anregende Aspekte und Motive für Unterrichtsgestaltung
anbietet, ohne den Unterrichtenden auf ein
bestimmtes Unterrichtsrezept festzulegen. Damit behalten individuelle
Konkretionen des Unterrichts ihren Eigenwert.

Lehrer und Lehrerinnen werden dieses Buch mit einigem
Gewinn lesen. Sie erhalten eine solide fachwissenschaftliche
Information und zahlreiche Anregungen für die Gestaltung
ihres Unterrichts in der Orientierungsstufe.

Landau Roman Heiligenthal

Grethlein, Christian: Gemeindepädagogik. Berlin-New York:
de Gruyter 1994. VII, 367 S. 8<> = de Gruyter Studienbuch.
Kart. DM 54.-. ISBN 3-11-013766-6.

Unübersehbar. Gemeindepädagogik hat Konjunktur! Als nicht
mehr wegzudenkendes „Paradigma der praktischen Theologie"'
scheint sie endgültig etabliert. Nachdem K. Foitzik seine
„Gemeindepädagogik" als gründliche Aufarbeitung der „Problemgeschichte
eines umstrittenen Begriffs" (Gütersloh 1992)
herausgebracht hatte, wurde 1994 zum gemeindepädagogisch

mulativen Erscheinungsjahr: Es erschienen die 2. Auflage
des „Gemeindepädagogischen Kompendiums" von G. Adam/R.
Lachmann (Göttingen, 1. Aufl. 1987), die „Gemeindepädagogik
. Kirchliche Bildlingsarbeit als Herausforderung" (Stuttgart
/Berlin/Köln) von K. WegenastIG. Lämmermann und Chr.
Grethleins „Gemeindepädagogik" (Berlin), die hier besprochen
werden soll. Welches sind die Gründe für diesen auffälligen
Gemeindepädagogik-Boom? Wenn G. am Ende seines Buches
„die vordringlichste Aufgabe der Gemeindepädagogik als der
Theorie von Bildung in der Gemeinde und ihrem Umfeld darin
sieht, „die Versäulung der einzelnen Handlungsfelder aufzubrechen
" (3551.), dann spricht er einen zweifelsohne gewichtigen
Grund an, der in der gegenwärtigen gemeindepädagogischen
Diskussion unstrittig ist.

An „gemeindepädagogischen Handlungsfeldern" verhandelt
G. im //. Teil seines Buches auf gut 250 Seiten „Bildung im
Umfeld der Taufe" (2. Kap.), „(Evangelischer) Kindergarten"
(3. Kap.). „Kindergottesdienst" (4. Kap.), „Gemeindliche Bildung
im Umfeld der Schule" (5. Kap.). „Konfirmandenzeit" (6.
Kap.), „Religiöse Bildung in der kirchlichen bzw. christlichen
Jugendarbeit" (7. Kap.), „(Evangelische) Erwachsenenbildung"
(8. Kap.) und „(Evangelische) Altenbildung" (9. Kap.). Auf den
ersten Blick begegnen hier scheinbar die auch gemeindepädagogisch
bereits wieder Konvention gewordenen „klassischen
" Handlungsfelder; auf den zweiten Blick deutet sich
indes zumindest für das 2. Kapitel eine beachtenswerte Besonderheit
an. wenn hier nicht von religiöser Elementarerziehung
in der Familie, sondern von „Bildung im Umfeld der Taufe"
gehandelt wird. Dieser Eigenart signalisierende Indikator wird
bestätigt durch den /. einführenden Teil des I. Kapitels „Zum
Konzept ,Gemeindepädagogik"' und den ///. Teil „Ausblick"
und seine beiden Kapitel „Gottesdienst als Zentrum der Gemeinde
" (10.Kap.) und „Mitarbeit als Dienst" (II. Kap.).
Besonders mit diesen Kapiteln gewinnt G.s „Gemeindepädagogik
" ihr eigenes Profil, das sie im Konzert der vielstimmigen
gemeindepädagogischen Entwürfe anregend und aufregend
macht.

Bereits mit dem /. Kapitel markiert G. in massiver Deutlichkeit
die Konturen und leitenden Intentionen und Interessen seiner
„Gemeinde-Pädagogik". Sie ist schwergewichtig bestimmt
vom ..Gemeindeverständnis des Artikel 7 der Confessio Augustana
", das für G. „fundamenlaltheologisch und religionspädagogisch
bis heute unübertroffen" ist (2). Danach wird
Gemeinde normativ verstanden als „Zusammenschluß der Getauften
und am Tisch des Herren Kommunizierenden, die entsprechend
dem in Taufe und Herrenmahl Geschenkten, den
hieraus folgenden ethischen Konsequenzen und dem in der Heiligen
Schrift bezeugten Zu- und Anspruch Gottes zu leben versuchen
" (27). Diese Definition läßt den Gottesdienst mit Taufe,