Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1995

Spalte:

518-520

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Jean 2,13 - 4

Titel/Untertitel:

54 : 1; 2 1995

Rezensent:

Wiefel, Wolfgang

Ansicht Scan:

Seite 1, Seite 2

Download Scan:

PDF

517

Theologische Literaturzeitung 120. Jahrgang 1995 Nr. 6

518

Karow. Yvonne: Zur Konstruktion und Funktion nationalsozialistischer
Mythenbildung (ZfR 2. 1994. 145-160).

Khoury. Adel Theodor: Gebete des Islam. Erläutert und ausgewählt.
Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus 1995. 96 S. kl.8° = Weisheit der Religionen
. Kart. DM 14.80. ISBN 3-579-00710-6.

Manuel II. Palaiologos: Dialoge mit einem Muslim. II. Kommentierte
griechisch-deutsche Textausgabe von K. Hörstel. Würzburg: Echter; Altenberge
: Oros 1995. XXI. 341 S. 8° = Corpus Islamo-Christianum, Series
Graeca. 4/2. Kart. DM 99.80. ISBN 3-429-01651-7 u. 3-89375-104-1.

I'eterson. Anna L.I Religion in Latin America. New Methods and Ap-
proaehesIRSR 21.1995. 3-8).

Ploeger. Albert K.: Open en inlercultureel leren in de kerk7 Overzichts-
artikel godsdienstspedagogiek (NedThT48. 1994, 291-305).

Rober. Rolf: Parallelen zwischen Besehreibungen religiösen Erlebens
und Ergebnissen der neueren kongnitionspsyehologisehen Forschung (ZfR
2. 1994. 131-144).

Schulz. Hermann: Religiöses Rechtshewutitsein in Algerien (ZfR 2.
1994. 103-130).

Svtanson. Tod D.: An Ungodly Resemblanee: Colonial Violence and
Inca Analogies to Christianity (In: Wallace. M. [., and T. H. Smith: Curing
Violence. Sonoma: Polebridge Press 1994. 121-136).

Swearer. Donald K.: Hypostasizing the Buddha: Buddha Image Cons-
ecration in Northern Thailand (HR 34. 1995. 263-280).

Thilo. Hans-Joachim: Die Rückkehr zum Numinosen. Christus und die
Religionen. Teil I (LM 34. 1995. 8-11).

- : Auf gefährlichem Pfad. Christus und die Religionen. Teil 2 (LM 34.
1995.5-7).

Tworuschka. Udo [Hrsg.]: Heilige Stätten. Darmstadt: Wissenschaftliehe
Buchgesellschaft 1994. VIII. 248 S. Abb.. 24 Taf. 8°. Lw. DM 78,-.
ISBN 3-534-10511-7.

Woudonborg. Rene van: Chi islelijk exclusivisme en religieus pluralisme
(NedThT48. 1994. 275-290).

Neues Testament

Becker. Jürgen: Das Urchristentum als gegliederte Epoche.

Stuttgart: Kath. Bibelwerk 1993. 144 S. 80 = Stuttgarter
Bibelstudien, 155. Kart. DM 35.80. ISBN 3-460-04551-5.

Himer dem bescheidenen Titel, der den Eindruck erweckt, daß
es sich um eine Studie zur historischen Gliederung des Urchristentums
handelt, versteckt sich eine umfassende Darstellung
der Haupttendenzen urchristlicher Theologie. Nur die bedeutendsten
kirchengeschichtlichen Daten sind in der Schilderung
enthalten. Vieles, wie z.B. das Problem der geographischen
Ortung einzelner neutestamentlichcr Schriften, wird nur nebenbei
erwähnt (17. Anm. 7). Das Vorhaben ist berechtigt und
aktuell: Der Vf. möchte sich in dem untersuchten Stoff nach
den Maßstäben orientieren, die den Dokumenten vom Denken
und Leben der ersten christlichen Generationen eigen sind. In
der Flut der mehr oder weniger gelungenen Versuche, die
urchristliche Literatur mit Hilfe der verschiedenen aus anderen
Gebieten (Soziologie, Politik. Psychologie usw.) abgeleiteten
Methoden zu untersuchen, ist B s Buch mit Konzentration auf
die Sache geschrieben.

B. gliedert die Zeit des Urchristentums in zwei Perioden. Die
erste reicht bis zur Trennung von Synagoge und Kirche nach
dem jüdischen Krieg, die zweite endet etwa nach der Entstehung
der Schriften des Neuen Testaments und der Einführung
der Ämter. Die erste Periode fängt mit dem Auftreten neuer
Phänomene an. die erst nach Ostern sichtbar sind. Jesus hat
zwar sein Auftreten für eine entscheidende Wende vor der
Ankunft des Eschatons betrachtet; die meisten nachösterlichen
messianisehen Bezeichnungen sind jedoch in seinem Leben und
Bewußtsein kaum verankert, die Zeit nach Ostern ist in dieser
Hinsicht von der Zeit Jesu deutlich abgegrenzt. „Die Osterer-
eignisse sind für die Jünger unerwartet" (29).

Für die erste Periode sind die Äußerungen des Geistes
bezeichnend, zu denen nicht nur die enthusiastischen Erfahrungen
zti rechnen sind, sondern auch das Ostergeschehen. d.h. die
„Auferstehung" Jesu, selbst. Der Geist ist wohl der Geist Jesu
Christi. Jesus ist jetzt jedoch auf diese neue Weise präsent. Die
christologische Kontinuität ist nur durch die österliche Zäsur
sichtbar. Wenn auch die Naherwartung Signatur der ersten
christlichen Gemeinden bleibt, ist durch Ostern eine neues
Koordinatensystem gegründet, in dem die Einzelaussagen der
Apokalyptik neue Funktion gewinnen. Das erwartete Reich
(Gottes) wird als die Parusie des Herrn personalisiert, so dal.', die
Christologie bedeutender als die eschatologischc Erwartung ist
Jesus ist mit dem endzeitlichen Herrn identisch (Rö l,3b-4;
Maranaiha. mehrere Menschensohn-Worte). Die Tragweite seiner
Vollmacht wird auf der kosmischen, sozialen und persönlichen
Ebene in allen Dimensionen (hinten, vorn, oben, unten)
ausgedrückt. Die soteriologische Bedeutung seines Todes wird
nicht nur als Stellvertretung (Herrenmahltradition), sondern signifikant
breiter und variationsreicher interpretiert. Die christologische
Einstellung der Erwartung hat das Gesetz. (Tora) relativiert
und die direkte Völkermission ermöglicht.

In der zweiten Periode wird das Problem der Parusievci zögerung
gelöst. Die Pastoralbriefe, der Kolosser- und Epheserbrief.
„Lukas" und der johanneische Kreis lösen es auf verschiedene
Weisen (im 1 .Petrusbrief und in der Offenbarung flammt noch
die Naherwartung in der Verfolgungssituation auf), aber im
Ganzen rechnet man mit der sich dehnenden Zukunft als mit der
Zeil der Bewährung und Bereitschaft. Das übernommene Erbe
wird zur Norm (2Tm l,12ff.), zu einem neuen Gesetz, was die
ursprüngliche Tendenz des Erbes modifiziert. Weil es sich um
die Norm handelt, wird die Urzeit der Kirche stilisiert, die
Widersprüche zwischen Petrus und Paulus werden harmonisiert
, was bes. in der Apostelgeschichte und bei Clemens Romanus
(5) sichtbar ist. Die judenchristliche Tradition wird jedoch
nur in den judenchristlichen und einigen gnostischen Kreisen
gepllegt. Man bemüht sich um eine praktische Synthese, es einsteht
ein gesamtkirchliches Bewußtsein. Die auffälligen Äußerungen
des Geistes w ie Zeichen und Wunder gehören der Vergangenheit
an, der Geist wirkt durch das liturgische Erbe der
Kirche (Didache) und durch das „Amt" weiter.

B. hat also die Erträge der neueren Forschung in einem
umfassenden Bild bearbeitet und das. was er mit acht anderen
Forschern in einen Sammelband (Die Anfänge des Christentums
, Stuttgart etc. 1987) in mehr beschreibender Weise dargestellt
hat, wird hier mit besonderer Berücksichtigung der theologischen
Konturen ausgedrückt. Mit geschichtlichen Daten ergänzt
, wäre sein Buch ein guter Nachfolger von H. Conzel-
manns ..Geschichte des Urchristentums" (Göttingen 1969).

Die Konzentrierung auf die Vorgeschichte der Großkirehe isi
begreiflich. Und doch hätte es der Darstellung der Grundtendenzen
gedient, wenn der Vf. im Stile W. Bauers „Rechtgläubigkeit
und Ketzerei im ältesten Christentum" (Tübingen 1934)
mehr Aufmerksamkeit den späteren Außenseitern gewidmet
hätte (bes. Judenchristentum oder |prä|gnostische Strömungen),
die in der urchristlichen Zeit eine bedeutende Rolle gespielt
haben. Es wäre auch nützlich, sein Bikl mit den Ergebnissen der
gegenwärtigen neoliberalen amerikanischen Bibelvv issenschali
mit ihrem uneschatologisehen Jesus (M. Borg. B. Mack) und
mit einem alternativen Bild der urchristlichen Literatur (D.
Crossan) zu konfrontieren. Daß B. sich auf das theologisch Entscheidende
konzentrierte, ist jedoch kaum zu bezweifeln.

Prag Petr Pokorny

Boismard. M.-E.: Un Evangile Prc-Johanniquc. Vol. II: Jean
2,13-4,54. Tome I et II. Paris: Gabalda 1994. 255 S. et 297 S.
gr.8» = Emdes Bibliques, 24 et 25. ISBN 2-85021 -070-6 et 2-
85021-071-4.