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Ausgabe:

1995

Spalte:

490-491

Kategorie:

Ökumenik, Konfessionskunde

Titel/Untertitel:

Marian Studies; Vol. 44 1995

Rezensent:

Beintker, Horst

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489

Theologische Literaturzeitung 120. Jahrgang 1995 Nr. 5

490

Messen die Autoren den KKK nicht weithin an einem Anspruch
, den er gar nicht erhebt, nämlich dogmatische und ethische
Lehren auf historisch-kritische Exegese zu gründen? Würde
man - endlich - in einer katholischen Auseinandersetzung
mit dem KKK nicht auch einige Überlegungen zum Stellenwert
der eigenen Kritik an in einem lehramtlich approbierten Dokument
vorgetragenen Lehren erwarten?

Das Buch ist ein Beleg für die Spannungen, die gegenwärtig
in der katholischen Kirche zwischen kirchenamtlicher Lehre und
bestimmten theologischen Tendenzen bestehen. Insgesamt ist es
gut lesbar geschrieben und geeignet, die Auseinandersetzung
mit dem KKK in Schule und Erwachsenenbildung anzuregen. Es
enthält eine Fülle von didaktischen Vorschlägen zum Unterricht
über dogmatische und ethische Themen.

Erlangen Günter R. Schmidt

Gatz, Erwin [Hrsg.]: Geschichte des kirchlichen Lebens in

den deutschsprachigen Ländern seit dem Ende des 18. Jahrhunderts
- Die katholische Kirche -. 3: Katholiken in der
Minderheit. Diaspora - Ökumenische Bewegung, Missionsgedanke
. Freiburg-Basel-Wien: Herder 1994. 313 S. gr.8°.
Lw. DM 66,-. ISBN 3-451-23227-8.

Die Reihenfolge der Bände dieser großen Reihe (vgl. ThLZ 118,
1993, 155-157; 119, 1994, 29-31) ist sowohl in der Zählung wie
in der Folge des Erscheinens gewiß recht zufällig, ohne wirkliche
Wertung - abgesehen von dem ersten Bande, der den institutionellen
Rahmen absteckte, in dem kirchliches Leben Gestalt
gewinnt. Um so mehr ist zu begrüßen und zu würdigen, daß die
Thamatik „Diaspora - Ökumenische Bewegung - Missionsgedanke
" - so näherhin der Untertitel des Teilbandes - so frühzeitig
behandelt wird. Wird damit doch eine Grundbefindlichkeit
kirchlichen Lebens überhaupt dargestellt, die vor allen anderen
Bezügen ihren Platz haben muß. Und auch noch ein Weiteres sei
sogleich unterstrichen: Im Eingang zum zweiten Bande mußte
die Notwendigkeit einer konzeptionellen Veränderung bedauert
werden. Konnte diese seinerzeit schon durchaus als eine Chance
positiv gesehen werden, so sind ihre Auswirkungen auf den jetzigen
3. Band erst recht zu begrüßen. Denn sie ermöglichte nunmehr
eine Konzentration der Thematik, die dem Sachanliegen
nur dienlich sein kann.

Der Band beginnt - sehr angemessen - mit einer Einleitung in
der der Hg., der diesmal nur hier und an einer weiteren Stelle
auch als Koautor in Erscheinung tritt, und Lothar Ullrich
(Erfurt) „Grundsätzliches zur Minderheitensituation der katholischen
Christenheit" bedenken (19-36). Dabei werden neben den
historischen vor allem die theologischen Aspekte zur Geltung
gebracht, die vor allem nach dem II. Vatikanischen Konzil in
den Versuchen neuer theologischer Ortsbestimmungen eine
wichtige Rolle spielten, nicht zuletzt auf den beiden deutschen
Synoden in Würzburg und Dresden.

Der erste Teil - „Diaspora" - (39-142) von Hans Georg
Aschoff (Hannover) sowie je einem Kapitel von Pierre-Louis
Surchat (Bern) und Erwin Gatz entfaltet das Phänomen katholischer
Diaspora etwa seit dem 17. Jh. Besondere Beachtung findet
dann die Situation in der DDR. die Inländische Mission der
katholischen Schweiz sowie die Nordische Mission. Dabei fällt
auf, daß das einleitende Kapitel hier, das den Diasporabegriff
reflektiert, in Kürze noch einmal wiederholt, was die voranstehende
„Einleitung" bereits (ausführlicher) entfaltet hatte, an
Hand derselben Literatur und teilweise mit denselben Zitaten -
eine Doppelung, die eigentlich vermeidbar gewesen wäre.

Im zweiten Teil untersucht Heinz-Albert Raem (Rom, dort
Mitarbeiter des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der
Christen) „Die ökumenische Bewegung" (145-212). Dieser sehr

allgemeine Titel ist freilich etwas zu groß für das, was dann
folgt. Denn um die Ökumenische Bewegung gehl es natürlich
nicht, sondern um den katholischen Anteil daran und darin wiederum
schwerpunktmäßig - dem engeren Rahmen der Reihe
entsprechend - um den Beitrag der Katholiken in den deutschsprachigen
Ländern, mündend in drei spezielle Kapitel über die
Ökumene in der DDR, in Österreich und der Schweiz. Das
bedingt gewiß Einseitigkeiten und Verkürzungen, öffnet aber
andererseits auch die Chance, zuweilen bis in Details vorzustoßen
, die in den ja nicht seltenen Darstellungen des Gesamtbereiches
weithin zu kurz kommen müssen, oft aber gerade erst
das Eigentliche, das Ringen um die angemessenen Positionen
und die Atmosphäre der gegenseitigen Beziehungen anschaulich
machen, so z.B. die ökumenische Debatte auf der Würzburger
Gemeinsamen Synode. („Die wechselseitige Zulassung zu
Eucharistie und Abendmahl" ist aber leider auch „unter bestimmten
Voraussetzungen und in besonderen Notfällen" katho-
lischerseits noch nicht eingeräumt, so 176, und wenn R. das
„Gutachterpotential" der Ökumenischen Institute rühmt, ist der
Hinweis auf das Memorandum über „Reform und Anerkennung
kirchlicher Ämter", 177 und Anm. 27, doch einigermaßen
schwierig; denn gerade dieses Memorandum wurde nicht eigentlich
angenommen, sondern erntete heftige Kritik.) Die Chance
freilich, über die Ökumene in der DDR, der Schweiz und in
Österreich Autoren, die diese miterlebten und womöglich mitgestalteten
, berichten zu lassen und damit, zumal hinsichtlich der
DDR, auch noch einmal ein wenig tiefer in die Atmosphäre einzuführen
, wurde allerdings nicht wahrgenommen.

Der dritte Teil, „Die Entwicklung des Missionsgedankens und
der Missionsträger", (215-305) von Karl Josef Rivinius
(St. Augustin) wirft nur kurze Blicke auf die Grundfragen nach
Wesen und Notwendigkeit der christlichen Mission und auf die
historische Entwicklung der Missionsarbeit seit den großen Entdeckungen
, bietet also keine Missionsgeschichte. Das Interesse
gilt den Missionswerken und Aktivitäten, die im deutschprachi-
gen Räume blühten bzw. von hier ihren Ausgang nahmen und
Unterstützung erfuhren. Dabei werden Bilanzen gezogen, die
großen Respekt abnötigen, aber auch die Probleme nicht verschwiegen
und Grenzen und „Zwiespältigkeiten" (z.B. hinsichtlich
der langen Verquickung von Mission und Kolonialismus)
durchaus beim Namen genannt.

Wie bereits die beiden vorhergehenden Bände verfügt auch
dieser über einen reichen Anmerkungsteil, der sich nicht auf
dürre Zitatennachweise beschränkt, sondern zur Nach- und Weiterarbeit
und zu vertiefenden Auseinandersetzungen einlädt, ferner
über ausführliche Litcraturangaben zur Gesamtthematik wie
speziell zu den einzelnen Kapiteln. Ein Register erschließt das
Opus, dem wiederum ausgesprochen solide Arbeit, Problembewußtsein
und große Sachkenntnis bescheinigt werden darf. Eine
Fülle von Detailinformationen und die großen Zusammenhänge
erscheinen in ausgewogener Zusammenschau. So gewinnt das
Gesamtwerk zunehmend an Profil und Gewicht.

Schöneiche b. Berlin Huben Kirchner

Marian Studies. Vol. 44. Hrsg. von Th. A. Thompson. Dayton:
The Marian Library 1993. 166 S. 8°. Kart. $ 12.-.

Der neue Jahresband hat mit dem Thema "Mary and populär
devotion" prinzipielle Linien gezogen. Schon die Präsidial-
Anrede bzw. Einführung in den 44. Nationalkonvent der Mario-
logical Society of America von M. F. Morry, O.P., findet sich in
Aufnahme und Auslegung von Apg 2,17-21 (und reichlichen
Bezügen zu profetischen und ntl. Stellen) als Grundsatzverkündigung
: „Maria, das mütterliche Instrument in Gottes Rettungsakt
" (9-18). Der Vf. ist Theologieprofessor am Providence Col-