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1995

Kategorie:

Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

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Theologische Literaturzeitung 120. Jahrgang 1995 Nr. 5

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andriner nach Rückkehr aus dem Exil gegen die Homöer wendet
, ist das letzte der in dieser Arbeit vorgestellten Dokumente
zur abendländischen Rezeption des Nizänums. Auch in ihm
werde „die Einheit des göttlichen Wesens von Vater und Sohn"
(270) betont, doch verzichte Athanasius auf die Wiederholung
der strengen Einhypostasenlehre von Serdika und halte um der
Verständigung willen sogar den Verzicht auf das .homoousios'
für möglich, ohne freilich die Schwelle zur neunizänischen
Lösung zu überschreiten.

Wie ist die Rolle des Abendlandes in der Rezeption des Nizänums
insgesamt zu beurteilen? U. gibt eine Antwort, die die beiden
Hauptthesen seiner Arbeit gleichsam in einer Ellipse zusammenfaßt
. Einerseits habe der Westen „an der Vorgeschichte,
Entstehung und Formulierung des Nizänums keinen Anteil
gehabt" und die weitere Entwicklung des Dogmas inhaltlich
nicht beeinflußt (281); andererseits aber habe er „in seinem Festhalten
an der über Markeil vermittelten Einhypostasenlehre einen
wichtigen Anteil am letztendlichen Sieg des... Nizänums" und
seiner Durchsetzung „besonders in der homöischen Krise seit
357" gehabt (286). Mit dieser Doppelthese, die die Untersuchungen
der - durchweg mit viel Lob bedachten (vgl. 4, 17, 23, 40,
77, 115, 136, 141, 143. 163, 192, 219f, 228, 230f, 235, 287) -
Tübinger-Erlanger Schule Abramowski, Brennecke und Mark-
schies weiterführt (vgl. auch das Urteil des Vf.s über sich selbst
52 A. 190, 256 A.81!), trägt U. dazu bei, die dogmengeschichtlich
entscheidenden Jahrzehnte in der Mitte des 4. Jh.s weiter zu
erhellen. Ob das allerdings die apodiktischen Urteile über abweichende
Auffassungen rechtfertigt („nicht zu akzeptieren" 51
A.187, „völlig haltlos" 115 A.31, „gänzlich unbegründet" 128,
„höchst fragwürdig" 189 A.224, „völlig unbeweisbar" 194
A.261, „völlig unkritisch" 217 A.3 u.ö.), ist eine andere Frage.

Genf Heinrich Holze

Clemens von Rom: Epistola ad Corinthios. Brief an die
Korinther. Übers, u. eingel. von G. Schneider. Freiburg-
Basel-Wien: Herder 1994.Z76 S. 8« = Fontes Christiani, 15.
ISBN 3-451-22134-9.

Über die letzten Bände der Reihe Fontes Christiani hatte ThLZ
119, 1994, 956-959 berichtet. Der nun vorgelegte 1 .Clemensbrief
braucht kaum näher vorgestellt zu werden: Er wird häufig gelesen
im kirchengeschichtlichen Proseminar; an ihm läßt sich die
Problematik Amt und Gemeinde grundsätzlich abhandeln, es gibt
Anklänge an Schriften des Neuen Testaments, auch Probleme
der Schriftauslegung und des Osterglaubens sind zu erörtern
(z.B. Kap. 25 über den Vogel Phönix, 126f.!). Es ist daher zu
begrüßen, daß auch dieser bekannte Text, der in vielen guten
Ausgaben vorliegt, nun in dieser Reihe erscheint. Die Literatur
wird aufgearbeitet. Summarisch wird gesagt, daß auch die neuere
Diskussion noch „wenigstens indirekt unter dem Einfluß von
Sohm" stehe (36). Deutlich ist die Feststellung zu einer konfessionellen
Frage: „Die alte Frage, ob der Clemensbrief bereits
einen römischen Primatsanspruch belege, wird heute nicht nur
von protestantischen, sondern auch von katholischen Forschern
verneint" (54). Freilich fehlt die Auslegung von 1C1 5 durch Karl
Heussi, der einen Aufenthalt des Petrus in Rom auch an dieser
wichtigen Stelle gerade nicht bezeugt fand, durchaus in Parallele
zur Apostelgeschichte, die auch einen Romaufenthalt des Petrus
nicht berichtet. Heussi wird S. 52, Anm. 203 mit einem Buchtitel
genannt; der Zusammenhang verdeckt jedoch Heussis Anliegen,
das freilich Jahrzehnte zurückliegt und heute kaum noch vertreten
wird. Der Fachmann freut sich über die Aufarbeitung der
Forschungsgeschichte, Studenten werden ohnehin sicher nach
dieser zweisprachigen Ausgabe gerne greifen.

G. H.

Tertullien: Contre Marcion. Tome III (Livre III). Introduc-
tion, Texte critique, Traduction, Notes et Index des Livres I-
III par R. Braun. Paris: Cerf 1994. 363 S. 8° = Sources
Chretiennes, 399. fFr 215.-. ISBN 2-204-05069-5.

Band 399 der Reihe Sources Chretiennes setzt Tertullians
Schrift adversus Marcionem mit Buch 3 fort. Über die beiden
ersten Bücher dieses insgesamt fünf Bücher umfassenden Werkes
in Sources Chretiennes 365 (1990) und 368 (1991), hatte
ThLZ 117, 1992, berichtet (412f.). Der Hg. R. Braun geht von
drei Auflagen aus, die Tertullian erarbeitet habe, die 3. Aufl. ist
auf uns gekommen (8). Das jetzt vorgelegte Buch 3 enthält
einen wichtigen Hinweis zur Datierung: 111,24,4 bezeugt die
Predigt der neuen Prophetie: novae prophetiae sermo (204). Der
Montanismus hatte Tertullian erreicht, dessen bedeutendster
Vertreter er später werden sollte. Dieser Hinweis führt in das
Jahr 208 oder den Anfang des Jahres 209 (10). Das Buch 3
gegen Marcion enthält ähnliche Wendungen wie Tertullians
Schriften Adversus Judaeos und De carne Christi; man kann bei
Tertullian eine Entwicklung sehen, um die doketische Christo-
logie Marcions mit besseren Gründen zu bekämpfen (21). Auch
für die Entstehung des lateinischen Bibeltextes ist dieses Buch
von Tertullian ein wichtiges Dokument: Es bringt zahlreiche
Stellen, zumal aus dem Alten Testament, die sich nicht bei
anderen Vätern jener Epoche finden (etwa Irenäus oder Justin).
Der Index der Bibelstellen (309-317) zeigt die Vielfalt: Allein
aus dem Propheten Jcsaja bringt Tertullian 60 Zitate in Buch III
gegen Marcion (312f.). Es stellt sich die Frage: Hat Tertullian
aus der Septuaginta ins Lateinische übersetzt oder konnte er
sich schon auf eine „Vetus Latina" stützen (30)? Die Überlieferung
des Textes ist schmal, die Edition verläßt sich auf die
bewährten textkritischen Arbeiten von Kroymann, Moreschini
und Evans (37). Details der Textüberlieferung erörtern ausführlich
Notes critiques (217-267); ihnen folgen Notes complemen-
taires (269-308), die inhaltiche Spezialprobleme erörtern, z.B.
Hinweise im Alten Testament auf das Kreuz (294-297).

G. H.

Brock. Sebastian: La contribution du Professor Andre de Halleux aux
etudes syriaques (RThL 25, 1994, 433-437).

Campo del Pozu, Fernando: El P. Lope Cilleruelo y las nuevas Carlas de
San Augustm (RAE 35. 1994, 1067-1095).

Duprey. Pierre: Le Pere Andre de Halleux et le service de l'unite (RThL
25, 1994,429-432).

Gisel, Pierre: Pourquoi baptiscr. Mystere chretien et rite de passage.
Genf: Labor et Fides 1994. 98 S. kl.8° = Entree Libre, 32. ISBN 2-8309-
0749-3.

Hartman. Lars: Obligatory Baptism - but Why? On Baptism in the
Didache and in the Shepherd of Hermas (SEÄ 59, 1994. 127-144).

Laäzquez. Jose: El uso del pensamiento de la filosofia griega en El
Pedagogo (I-II) de Clemente de Alejandria (Anuario de Historia de la Igle-
sia3, 1994,49-80).

Legarth, Peter V.: Guds Tempel. Tempelsymbolisme og kristologie hos
Ignatius af Antiokia. Ärhus: Forlaget Kolon 1992. 404 S. gr.8° = Menig-
hedsfakultetets Videnskabelige Serie, 3. Kart. DKK 275.-. ISBN 87-87737-
05-1.

Oort, Johannes van: Augustin und der Manichäismus (ZRGG 46, 1994.
126-142).

Sevrin, Jean-Marie: Andre de Halleux (1929-1994) (RThL 25. 1994.
425-428)

Speigl. Jakob: Der Ökumenismus Augustins /wischen Anpassung und
Distanz zum Staat (Aug(L) 43, 1993, 5-25).

Ulrich, Jörg: Einige Bemerkungen zum angeblichen Exil des Ossius
(ZKG 105, 1994, 143-155).

Vinzent, Markus: Die Gegner im Schreiben Markells von Ankyra an
Julius von Rom (ZKG 105, 1994, 285-328).

Waldmann. Helmut: Heilgeschichtlich verfaßte Theologie und Mannerbünde
. Die Grundlagen des gnostischen Weltbildes. Tübingen: Verlag der
Tübinger Gesellschaft 1994. XXIX, 183 S. gr.8° = Tübinger Gesellschalt.
Wissenschaftl. Reihe, 4. Kart. DM 56,-. ISBN 3-928096-0.

Winter. Eduard: Byzanz und Rom im Kampf um die Ukraine. 955-1939.
2. Aufl. Fürth: Flacius 1993. XI, 227 S. 8°. ISBN 3-924022-88-7.