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1995

Kategorie:

Neues Testament

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Neuerscheinungen

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Theologische Literaturzeitung 120. Jahrgang 1995 Nr. 5

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schaft um das Gegenüber werbender Selbststigmatisierung heraus
(96, 98-132). Als provokatorische Selbststigmatisierung
gelten ihm Jesu Reinheitsverständnis, Tempelaktion und Tempelwort
; sich mit kulpativen Stigmata beladend, fordere Jesus
dort je das Zentrum der Gesellschaft heraus (132-156). Forensische
Selbststigmatisierung ist wieder das Martyrium; M deutet
dazu Jesu Prozeß als Neuverteilung der Schuld durch Jesus, der
wegen seiner Stellung zum Tempel verurteilt werde (156-164).
Daß sich Jesus in den genannten Vorgängen um anderer willen
gesellschaftlich stigmatisierte und stigmatisieren ließ, ist ein interessanter
Ansatz, auch wenn schwerfällt, etwa im Prozeß Jesu
das Motiv des Verhängtseins und die Deutung im Sinne der
Selbststigmatisierung zusammenzubringen (die Quellenprobleme
zur gesamten Jesusüberlieferung sind bekannt). Schließlich
wagt M. die Explikation seiner These über Selbststigmatisierung
undCharismatisierung: Die sozial unterprivilegierten Menschen
, die Jesus ihre Entstigmatisierung verdankten, waren
..maßgeblich an der Entsiigmatisierung und damit Charismati-
sierung Jesu beteiligt, indem sie die selbstauferlegten Stigmata
in der Nachfolge Jesu annahmen, um ihn so als Gegenautorität
.aufzubauen'" (166).

Paulus rezipiert nach M. Jesu Strategie der Selbststigmatisierung
für seine Missionspraxis. Die These, er habe „von Jesus
.gelernt' oder besser: .lernen müssen', wie eine radikal freiwillige
Selbstentblößung und Selbststigmatisierung überzeugt" (168),
wäre an Pauli Verhältnis /um irdischen Jesus zu prüfen. Die
Auslegungen von IThess 2,13-16; lKor8; 2Kor 11-12; Gal 6.17
erbringen teils interessante Gesichtspunkte (171-214; anderweitig
scheint freilich die Kategorie eingetragen, so „Selbststigmatisierung
der Propheten" [267] in IThess 2). Besonders wichtig
(und diskussionsbedürftig) sind die christologischen Weiterführungen
: Der Phil-Hymnus stelle Jesus als Urbild defektiver
Selbststigmatisierung und den Umschlag zur Charismatisierung
(Erhöhung) dar (215-226). Die soteriologischen Deutungen des
Todes Jesu knüpften sachgemäß an Jesu Eintreten für Stigmatisierte
an, indem er sich in die gesellschaftlichen Schuldzusammenhänge
begab, was den Schritt zur Sühnedeutung bahne (227-
240, vgl. 275; in der Analyse durchgängig Falschschreibung des
besonders herangezogenen Versnel).

An Ignatius interessiert M. die Stellung zum Martyrium: er
nutze die forensische Selbststigmatisierung zur Charismaerneuerung
und -Sicherung (245-264, ein angesichts der ignatiani-
schen Formulierungen nicht einfacher Akzent).

Alles in allem bieten Zugang und Einzelanalysen zahlreiche Anregungen
. Doch um die Selbststigmatisierung als urchristliches
Basismotiv nachzuweisen, bedürfte es einer noch verbreiterten
und vertieften sozialgeschichtlich-theologischen Untersuchung.

Wuppertal Martin Karrer

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Der Jubiläumsband 400 der Reihe Sources Chretiennes bringt
einen Text von besonderem Interesse: Das Leben des hl. Antonius
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Ubersetzung im Abendland nachgewirkt. In Paris war 1572 eine
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