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Ausgabe:

1995

Spalte:

24-27

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Eslinger, Lyle M.

Titel/Untertitel:

House of God or house of David 1995

Rezensent:

Naumann, Thomas

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Theologische Literaturzeitung 120. Jahrgang 1995 Nr. 1

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Der 1. Band - das Gesamtwerk ist auf 8 Bände mit ca. 3835
Seiten geplant - ist dem Vater, A. W. Clines, "a Master carto-
grapher and Bible scholar whose exactitude love of learning
and independence of mind have been a cardinal influence on the
editor" (13), gewidmet. Auch gedenkt er seiner „hebräischen
Lehrer" - E. C. B. MacLaurin, D. W. Thomas, S. Bullough, OP,
und E. [. J. Rosenthal.

Der "Introduction" (14-29), gegliedert in 7 Abschnitte, folgt
die Erläuterung der "Sources" (30-66). Es schließt sich die Liste
mit den 850 verhandelten Wörtern, einschließlich der Eigennamen
"Words Beginning with Aleph in Order of Frequency"
(67-88) sowie "Abbreviations and Signs" (89-90) an. Der
Hauptteil mit den Wortartikeln (91-462) wird am Buchschluß
durch die angeführten, verhandelten Wörter in Englisch "Eng-
lish-Hebrew Index" (463-475) ergänzt.

Als Projekt wurde das Wörterbuch 1983 ins Auge gefaßt,
Prinzipien und Methoden diskutiert; 1988 begann die Komposition
als ein Vorhaben "of the department of Biblical Studies in
the University of Sheffield" (27). Es ist ein Nachfolger von W.
Gesenius' Wörterbuch, das von E. Rödiger ediert nach der
Übersetzung von E. Robinson, autorisiert durch F. Brown, S. R.
Driver, Ch. A. Briggs - BDB - bzw. als "The Oxford Lexicon"
1891-1907 erschien. Nicht unberücksichtigt blieben das "Lexicon
in Veteris Testamenti Libros" von L. Koehler und W. Baumgartner
und die 18. Aufl. des „Gesenius", besorgt von R. Meyer
und H. Donner. Teil 1: Aleph bis Gimel.

Das Lexikon unterscheidet sich von allen anderen dadurch,
daß das „klassische Hebräisch" als synchrones System nicht nur
das Bibelhebräisch umfaßt, sondern alle hebräisch geschriebenen
Texte von frühester Zeit bis zum 2. nachchristlichen Jh. erfaßt.
Die „Quellen" dafür sind in vier Korpora geteilt: a) "Hebrew
Bible" (Text der Biblia Hebraica Stuttgartensia (BHS] mit dem
kritischen Apparat) - b) „Ben Sira" (nach The Book of Ben Sira:
Text, Concordance and an Analysis of the Vocabulary. 1972) -
c) "Qumran and Related Non-Biblical Texts" (nach der Edition
der Academy of the Hebrew Language - AHL. Dieser Basistext
wurde mit den Editionen in der Reihe "Discoveries in the Judae-
an Desert [DJD|" verglichen. Unveröffentlichte Texte wurden
mit den Publikationen von 1991, 1992, 1993 durch B. Z.
Wacholder, M. G. Abregg u.a. ergänzt. Eine Liste der Bezeichnung
dieser Texte ist 31-35, eine Bibliographie über die wichtigste
Literatur dazu steht 51-54) - d) "Inscriptions" (nach G. I.
Davies, Ancient Hebrew Inscriptions, 1991, ergänzt durch W.
Horbury und D. Noy, Jewish Inscriptions from Graeco-Roman
Egypt, 1992. Eine Liste der Bezeichnungen bzw. Abkürzungen
der Inschriften, Siegel, Gewichte, usw. steht 55-56).

Der Hauptteil, die einzelnen Wortartikel, ist in alphabetischer
Reihenfolge verfaßt. Stichwörter - Lemma - des Verbs sind in
der unvokalisierten Wurzelform, aber des Nomens in vokali-
sierter Form des Sing. abs. angegeben. Kommt das Nomen im
Sing. abs. nicht vor, so ist die rekonstruierte Form in eckige
Klammer gesetzt. Alle vorkommenden Verbformen wie die
Nominalformen - orthographisch unterschiedliche, pausale,
suffigierte - sind angeführt. Dem Qal-Stamm folgen in Absätzen
die abgeleiteten Stämme. Die unpunktierten Formen sind
mit dem Siglum des jeweiligen Korpus versehen. Mit Waw prä-
figierte Formen sind nicht als konsekutiv oder präterital gekennzeichnet
. Akzente sind nur dann gesetzt, wenn der Hauptdruck
nicht auf der letzten Silbe liegt.

Jeder Wortartikel hat seine Bedeutung in der semantischen
Analyse. "This element forms the body of the article. Here the
'meanings' or 'senses' that may attributed to the word arc ana-
lysed" (19). Die syntaktische Analyse entfaltet die Beziehung
des einzelnen Wortes zum Kontext. "The syntagmatic analysis
is carried out for each sense separately" (19). Die paradigmatische
Analyse will das Erkennen von synonymen, parallelen,
oppositionellen, antithetischen oder antonymen Wörtern fördern
. "The meaning of a word in a given text is not only deter-
mined by its position in that text and its grammatical relation-
ship to other words in the same sentence, but also by its relati-
onship to all similar words in the language. It is impossible to
combine a thorough paradigmatic analysis of the language with
a dictionary of the present kind" (21).

Guter Fortgang im Erscheinen der weiteren Bände des Wörterbuches
sei dem Hg. wie seinen Mitarbeitern gewünscht!

Jena Jutta Körner

Eslinger, Lyle: House of God or House of David. The Rheto-
ric of 2 Samuel 7. Sheffield: JSOT Press 1994. XIII, 118 S.
8° = Journal for the Study of the Old Testament, Suppl.Series
164. geb. £ 22.50. ISBN 1-85075-481-0.

Zu den vielverhandelten Texten der hebräischen Bibel gehört
die Natanverheißung (2Sam 7). David will einen Tempel bauen,
doch Gott lehnt dies kategorisch ab. Nicht David soll Gott einen
Tempel, sondern Gott will Davids Nachkommen ein Haus bauen
und sein Königtum 'ad olatri (in Ewigkeit) befestigen. Ein
Tempel soll dann durch Davids Nachfolger dennoch gebaut
werden. Über diesen Zusagen ruht die Verheißung göttlicher
Gnade, die nie mehr von Davids Thron weichen soll. Anders als
die Bundeszusage vom Sinai wird die Gnadenverheißung an die
Davididen nicht ausdrücklich mit der Gehorsamsverpflichtung
gegenüber der Tora verbunden und dadurch begrenzt.

Für die einen ist 2Sam 7 daher ein Grundtext, der die paulini-
sche Gnadentheologie (sola gratia) in seltener Klarheit vorformuliert
. Andere finden hier die Gründungsurkunde der judäi-
schen Dynastie, die in altorientalischer Königsideologie wurzelt
und in ihrer israelitisierten Fassung als .Davidbund' der uneingeschränkten
Legitimation für die politische Davididenhcrr-
schaft in Jerusalem dient. Sind die unbedingte Davidverheißung
und der an Bedingungen geknüpfte Sinaibund selbständige und
konkurrierende theologische Konzepte? Wie läßt sich das Verhältnis
beider zueinander bestimmen? Andererseits wird betont,
daß 2Sam 7 in seiner jetzigen Gestalt bereits das Ergebnis einer
Verschränkung beider Vorstellungen darstellt. Ja, es scheint,
daß sich im Text noch unterschiedliche Meinungen verschiedener
Epochen unterscheiden lassen, ein starker Anreiz für nicht
endende literar- und redaktionskritische Versuche.

Lyle Eslinger, der in den letzten 10 Jahren wiederholt mit
monographischen Arbeiten zu den Samueltexten hervorgetreten
ist, versucht die Rätsel von 2Sam 7 in bei ihm gewohnter Manier
durch ein "Close Reading" des Endtextes zu lösen. Beeindruckt
von McCarthys Beobachtungen zur weiten Ausstrahlung
der Natanverheißung im Kontext des dtr. Geschichtswerks (JBL
84, 1965), legt er eine Analyse der Rhetorik der drei Reden vor,
aus denen das Kapitel wesentlich besteht. Er nimmt dabei
Ansätze der "New Rhetoric" auf. Mit ihr achtet der Vf. auf die
argumentativen Aspekte, mit denen ein Sprecher einen anderen
von seiner Sicht der Dinge überzeugen will. Eine Rede gilt
dabei nicht als Sammlung allgemeingültiger Aussagen, sondern
spricht zunächst nur für den begrenzten "Point of View" und
die momentane Haltung eines Sprechers zum Gegenstand. Entscheidend
ist die rhetorische Situation, in der sich die Kommunikation
als soziales Phänomen ereignet. Den sozialgeschichtlichen
Ort des Diskurses von 2Sam 7 im historischen Israel will
der Vf. allerdings nicht aufsuchen (6), stattdessen beschränkt er
sich auf den Ort der Szene innerhalb der Gesamterzählung.

Die rhetorische Situation des Natanauftritts ist dadurch bestimmt
, daß sich David auf dem Höhepunkt seiner königlichen
Macht befindet: erst König von Juda (2,4), sodann über Nordis-
rael (5,2) hat David die Gotteslade als wichtigstes religiöses
Symbol in seine neue Hauptstadt überführen lassen (Kap. 6).