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Ausgabe:

1995

Spalte:

328-332

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Sprinkle, Joe M.

Titel/Untertitel:

'The Book of the Covenant' 1995

Rezensent:

Otto, Eckart

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Theologische Literaturzeitung 120. Jahrgang 1995 Nr. 4

328

D. D. Swanson, The Temple Scroll and the Bible, Leiden 1995)
Gerade 4 Q 251,4f, das die Frau anredende Eheverbot mit der
geschwisterlichen Nichte, die eine Parallele in der Damaskusschrift
V 7-11 hat, zeigt den Abstand zu TR LXVI und deren
Nahe zum AT. Dasselbe gilt für TRLIV8-18 und 4Q375 als
Auslegung von Dtn 13.

Die Passavorschrift der TR zeigt das Bemühen, den priesterschriftlichen
Ägypten-Passa zugunsten der dtn Passavorschrif-
ten nicht zum Zuge kommen zu lassen. Auch in den Ehevorschriften
übernimmt das Dtn die Führung. Der Vergleich mit
der P und Dtn ausgleichenden Pentateuchredaktion zeigt das
Spezifikum der TR. Ex 12,3-14 wird als Gottesworl bestätigt
und der Ägyptenpassa (Ex 12,21-23) als Satzung in Ewigkeit
(Ex 12,24-27 [Pent Red); s. E. Otto, ThWAT VI, 678) vom dtn
Programm abgesetzt. Während sich in der Pentateuchredaktion
die priesterschriftliche Perspektive durchaus unter Verwendung
dtr. Sprachklischees durchsetzt, wird in der TR das Dtn gegen P
zum Grundtext - eine Perspektive, die sich nicht durchsetzen
konnte und ins Abseits gedrängt wurde (vgl. auch E. Otto,
ThLZ 119, 1994, 894).

Der zweite Teil des Buches entfaltet eine Vielzahl von Aspekten
des Erstgeburtsrechts im AT. Die ersten vier Kapitel
behandeln die Gesetze zu den Erstlingen reiner und unreiner
Tiere und der erstgeborenen Menschen. Behandeln diese Kapitel
die religiöse Stellung der Erstgeborenen, geht es in den folgenden
beiden Kapiteln um die rechtlichen Aspekte des Erstgeburtsrechts
des Israeliten allgemein und speziell des Königs.
Die Analysen sind generell dadurch belastet, daß der Vf. nicht
nur gegen die „neuere Urkundenhypothese" P für eine alte
Quelle hält, sondern auch die jüngste Schicht der P und Dtn vereinenden
Pentateuchredaktion in Ex 13, einem für die Erstge-
burtsthematik zentralen Text, gerade als das älteste Stratum im
Pentateuch ansieht. Wie bereits im formgeschichtlichen Teil
des Buches ist der Vf. auch hier wieder sehr schnell mit dia-
chronen Entwicklungsschemata zu Hand. Am Anfang sollen
Generalklauseln (Ex 13,2.12a; 34,19; Num 18,15) stehen, die
sekundär durch Spezialgesetze zu den reinen und unreinen Tieren
sowie zur menschlichen Erstgeburt differenziert worden seien
. Das älteste Stadium soll neben diesen Generalklauseln in Ex
22,28f. repräsentiert sein. Die redaktionsgeschichtliche Analyse
des Bundesbuches aber zeigt, daß Ex 22,281'. nicht auf alte
Überlieferungen zurückgeht, sondern redaktionell als privilegrechtliches
Rahmenstück für Ex 23,1-8 in Verbindung mit Ex
23,101'. gestaltet wurde (vgl. E. Otto, StB 3, 1988, 451.) Die
übrigen vom Vf. aufgeführten Generalklauseln sind entweder
nachexilisch (Ex 13,2; Num 18,15) oder können nicht von den
folgenden Spezialklauseln gelöst werden (Ex 34,19) oder beides
(Ex 13,12a). Damit entfällt die Grundlage für die Rekonstruktion
der Entwicklung, die ihren Ausgangspunkt in einer
generellen Opferpflicht für erstgeborene Menschen und Tiere
nehmen soll (vgl. dagegen auch O. Kaiser, Den Erstgeborenen
deiner Söhne sollst du mir geben, in: ders., Von der Gegenwartsbedeutung
des AT, 1984, 142-166).

Die vom Vf. vorgelegten Arbeiten sind dem Forschungsstand
der Sechziger und Siebziger Jahre verpflichtet, so daß die
diachronen Rekonstruktionen heute nur noch begrenzte Überzeugungskraft
haben. Dem korrespondiert, daß die Auseinandersetzung
mit neueren Forschungspositionen durchgängig fehlt. Doch
wird dieser Mangel durch eine intensive Berücksichtigung der
jüdischen Auslegungstradition wettgemacht. Ihr verpflichtet enthält
die Arbeit eine Fülle von interessanten Einzelbeobachtungen
zu den jeweils exegesierten Texten, so daß es immer wieder von
Nutzen sein wird, die Arbeit zu den behandelten Themenbereichen
einzusehen. Sie wird mit einem Literaturverzeichnis sowie
■einem Stellen- und Autorenregister abgeschlossen.

Mainz Eckart Otto

Lescow, Theodor: Das Stufenschema. Untersuchungen zur
Struktur alttestamentlicher Texte. Berlin-New York: de
Gruyter 1992. X, 282 S. gr.8° = Beihefte zur Zeitschrift für
die alttestamentliche Wissenschaft. 211. Lw. DM 128,-.
ISBN 3-11-013768-2.

Es ist dies eine literarkritische Studie, die an zahlreichen atl. Texten
eine formale Qualität besonderer Art beobachtet: Ein Schema
, das Stufen aufweist. Daher Stufenschema (,StS'). Der Vf.
bezeichnet die Stufen mit ,A ,B' und ,C. In der altorientalischen
Literatur fänden sich Vorstufen für diese Textstruktur. Der
Vf. zeigt dies an Keret II K IV, Gudea von Lagasch, Sinuhe etc. -
Während hier, im Bereich der altorientalischen Texte, der Beobachter
auf ein zweistufiges Schema stößt, handele es sich im AT
im wesentlichen um ein dreistufiges. Dabei verstehe man die
Elemente A und C als ,Rahmungen', Element B z.B. als Tora.

Eine für den Vf. wichtige Beoachtung ist folgende: Die
Bezeichnung .Stufenschema' gehe von der Regel aus, daß „der
Zugang zu einem drei- oder mehrphasig aufgebauten Text
immer von der linearen Lesung aus erfolge: A > > B > > C."
Und das für den Rez. Bemerkenswerte ist, daß der Vf. darauf erklärt
: „Die konzentrische Lesung A > > B < < C, die B als von A
und C gerahmten Kerntext erkennt, ist der zweite Schritt." (3) -
Damit sind weit mehr Geheimnisse auf den Tisch gepackt, als
daß ein überschaubarer und erkennbarer Weg historisch-kritischer
Exegese beschritten sein könnte. - Dieses .DenkmodelI'
bzw. diese .Denkstruktur' lasse sich in sehr unterschiedlichen
Texten, die die verschiedensten Sitze im Leben hätten, nachweisen
.

In der Tat findet der Vf. sein Schema in modifizierter Weise
in sehr vielen Texten auf. Bei der Aufzeigung der Beobachtungen
überschneiden sich allerdings mehrere Grenzlinien exegetischer
Kriterien in einem nicht erklärten Zusammenspiel. Die
Auswahl der Texte - es ist ein rundes Hundert - geschieht
offenbar einerseits nach der Stimmigkeit ihrer Analysierung
gemäß dem postulierten Stufenschema, andererseits aber auch
nach den Kriterien der klassischen Formgeschichtc (Tora, Reinigungseid
, Untertanenregel/Regentenspiegel, Unheilsprophe-
tie, Hymnus etc.). Nun ist es aber der erklärte Sinn dieser Untersuchung
, einen Betrag zur Überwindung einer „zu engen Fixierung
auf die gattungsgeschichtliche Fragestellung" (2) zu leisten
. So gerät die Sammlung der Texte dann zu einer schwer
beschreibbaren Mischtrommel, deren Zweck für den Rez. lediglich
in der Bereicherung der bunten Welt sich überlappender
Definitionen im Kanon unabgeklärter literarkritischer Arbeitsmethoden
liegt.

Sein Stufenschema erklärt der Vf. im historisch-literarkriti-
schen Sinne leider nicht. Offen bleibt auch die Möglichkeit
einer interpretierenden Fühlungnahme mit dem Gefälle der
historischen Tiefendimension der vorgestellten Texte.

Eine methodische Abklärung im Rahmen einer Hinführung
auf das Vorgehen wäre für die Lektüre hilfreich gewesen.

Halle Bodo Seidel

Sprinkle, Joe M.: 'The Book of the CovenantV A Literary
Approach. Sheffield: JSOT Press 1994. 224 S. 8« = Journal
for the Study of the Old Testament, Suppl. Series 174. geb.
ISBN 1-85075-467-5

Der Vf. hat es sich zur Aufgabe gemacht, der bisherigen diachronen
. "heavily source-oriented" Forschung am Bundesbuch
einen synchronen "literary approach" entgegenzusetzen. Während
die qucllenoricntierte diachrone Methode ihren Ausgangspunkt
bei Unebenheiten, Spannungen und Rissen im Text nehme
und dem „Endtext" unterstelle, er sei unbeholfen (clumsy