Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1995

Spalte:

273-274

Kategorie:

Systematische Theologie: Dogmatik

Autor/Hrsg.:

Gunton, Colin E.

Titel/Untertitel:

The one, the three, and the many 1995

Rezensent:

Langer, Jens

Ansicht Scan:

Seite 1

Download Scan:

PDF

Theologische Literaturzeitung 120. Jahrgang 1995 Nr. 3

274

umfassenden Heilsgewißheit" (191), insofern die künftig er- Der Vf. beschreibt als eine entscheidende Tendenz der

hoffte Rechtfertigung im Sinne des „simul iustus et peccator" Menschheitsgeschichte, daß die vielen durch heteronome Herr-

jetzt schon existenzbestimmend sei (114: 204). schalt von einzelnen versklavt werden. Immanente Kräfte ent-

Das Problem dieser doxographischen Konfrontation liegt. fremden Menschen voneinander - mehr als dieses eine ange-

wie B. zugesteht, in der nur schwer vergleichbaren Terminolo- nommene heteronome Gottheit tut. Das Anderssein des Mit-

gie und Systematik beider Entwürfe: menschen darf nicht allein als Bedrohung durch dasselbe oder

Bei Luther etwadchnnl der gemäß der ins Zentrum gerückten Bedeu- im Falle seiner Unterdrückung als Beherrschung eines Objekts

tung der Rcchtfertigungslehre - nicht mehr das Glück, sondern allein die interpretiert werden, vielmehr macht das Gegenüber Menschen

Vergebung der Sünden als Gegenstand der Hoffnung (170). Leider unter- überhaupt erst zu dem, was sie sind. Anderssein ist lebenswich-

seheidet B. hei Thomas nicht /wischen einer ontologisch-naturhalten und (. für das Lcben, Mj, underen _ theologischen - Worten: Wenn

einer immanent handlungs.heore.ischen ^f^^^^T^^ Gott als Anderer aus der Öffentlichkeit lanciert wird, so lautet

hen einer traditionell-nalurrechllichen Interpretation des thomas an- __ c„:u.:. i • u u i ■■

schließt Da,,,,, ha,,,! zusammen, daß er d,e Ausrichtung auf das letzte Ziel das Ergebnis nicht Freiheit, sondern dämonische Verdrängung,

als eine kontinuierliche Perfektionierung (123: 1411) und folglich den für In der Tat - folgert der Autor - trennt das zeitgenössische

seine These wichtigen Begriff der erforderlichen ..Angemessenheit" des Freiheitsverständnis in eminenter Weise Menschen voneinan-

guten Handelns zunehmend im Sinne eines wirkursächlichen Mittels auf dcr Zwar ha( a(Jch SOgenannte christliche Praxis im Laufe der

dem Weg zur Glückseligkeit auffaßt, ohne ihn etwa mit Luthers Rede von Geschichte derartige individualistische Tendenzen entwickelt.

denWerken als Folge. Frucht und Zeugnis des Glaubens (201) ms Gesprach ^ ^ ^ ^ ^ ^ ^bÜK*** Traditj()n

/U So behalten am hnde die kon.roverstheologischen Vorbehalte darum, daß Menschen Freiheit nicht gegen andere, als Freiheit

gegen Thomas gegenüber möglichen konvergenztheologischen -ineinander, sondern in Relation zu Got, und zu den Mltge-

Annaherungen dieOr^handDe^ ungeachtet gibt diese Ar- schoplen gewinnen

he„ der eingangs genannten D.skussion anregende Tcxtinterpre- Aus dieser Perspektive wende, sich G m orientierter Ollen-

ci eingangs ycuauuw ___ ZnfÄmn VvW heil gegen einen Kult der Offenheit lur alles und eglicbes ohne

ta.tonen und eine herausfordernde These BBtt aul den Weg. Unterscheidungsvermögen, gegen einen Pluralismus der Indif-
München Christian Schriier ferenz, der Intoleranz, produziert gegen jede Position, die Wahrheit
auch nur anzudeuten sich bemüht. Darum plädiert der Vf.
für eine Theologie, die die Fragmentationen in Theologie und
Gunton, Coline E • The One, The Three and the Many. God, Kultur durch Bezogenscin aufeinander - wie im militärischen
Creation and the Culture of Modernity. The Bampton Lectu- Prozeß - überwindet. - Eine kraftvolle Kulturkritik, die die Kri-
res 1992 Cambridge: Cambridge University Press 1993. sis auch als Ausgangspunkt für die interne Verständigung der
XIII 248 S 8° Pb $ 15.95. ISBN 0-521-42184-5. Theologie nimmt, nicht pessimistisch, sondern kreativ! Ein daraus
entwickeltes Selbstverständnis - wenn es dasselbe denn
Das Buch geht auf Vorlesungen zurück, die der Vf. als Gast 1992 geben sollte - wird sieh in den soziokulturellen Beziehungen
in Oxford gehalten hat. Er durchdenkt die Krisis der Moderne im energisch auswirken.
Zusammenhang kultureller Entwicklungen und sucht Losungsansätze
jenseits der Aufklarung mit Hilfe der Trinitätstheolog.e. Rostock Jens Langer
Ein kühnes Unterfangen! Es ist geprägt von dem Bestreben,

weder einseitig gegen die Moderne zu Felde zu ziehen noch ein- Tj|lard j .M R . Church of Churches. The Ecclesiology of

•ach ihren Prämissen zu folgen. In diesem Dialog zwisene Communion. Transl. by R. C. De Pcaux. Collegeville, MN:

Evangelium und Gegenwart entfaltet der Autor seine Uheriegun- ^ litunjjcal press 1992 xm ^0 s „r 80 = a i

n cuuuih uw r.----------- —----- The Liturgical Press 1992. XIII. 330 S. gr.8° = A Michael

gen grundsätzlich als Theologie der Schöpfung mul Kultur G|azier Bw)k ,SBN ().8146-5708-7.

Subjektivismus und Relativismus werden eingangs als yuet-

len der Kulturkrise benannt und in den Kontext einer fcxcgese Der fran/ösische Dominikaner Jean-Marie I illard lehrt an den

der biblischen Schöplungstexte gestellt, die durchgehend wirk- röm..kath. Fakultäten in Ottawa und Fribourg. Er ist Berater des

«im wird in der weiteren Entfaltung der Überlegungen. Der PapS,ijchen Rats für die Förderung der Einheit der Christen.

Autor zeichnet das Bild von der Ambivalenz der Moderne ( the Vizevorsitzender der Kommission für Glauben und Kirchenver-

modern world or modernity as it is »ometimes called". 7): Das fassung jm ökumenischen Rat der Kirchen und Mitglied meh-

erfolgt in unvermeidbar kulturkritischen. aber keinesfalls kul- rcrer bilateraler Dialogkomm.ss.onen seiner Kirche. Nac

------..... ■ mmmmw ""C"C. MUW1I sci-

turpessiniistischen Konturen. Er kritisiert die kulturelle Eni- ncr großen Arbeit über den „Bischof von Rom" (1982, frz. u.

Wicklung zu äußerster Banalität: "(...) a CocaCola adverttstnent en?|.) erschien 1987 sein ekklesiologisches Hauptwerk »Eglise

'n every villagc tbioughout the world" (13). aber die Spannung j^iises« (Les Editions du Cerf, Paris), das nun auch in einer

/wischen der Kontrolfe durch die bewahrenden Kräfte und den eng, Übersetzung vorliegt.

destruktiven Mächten gerät bei G. zur theologischen Herauslor- T möchte mit seinem Buch einen Beitrag zur Entfaltung der

Gerung, nicht zur Frustration. , . sog. ..Communio-Ekklesiologie" leisten, die in den beiden letz-

So beschreibt der VI die moderne Welt als Ort und Ausdruck ,en jahrzehnten in der röm.-kath. Theologie und zunehmend

von Diseng imemcnt was für ihn bedeutet: instrumentalisie- auch in den ökumenischen Gesprächen in den Vordergrund

rung durch einen jeden ZU jedermanns Zwecken. Das hinwic- getreten ist. Auch weltweite christliehe Gemeinschaften wie die

derum meint sinnende Kreation von beliebigen Wertvorstellun- a„g|ikanischen Kirchen oder der Lutherische Weltbund bringen

gen durch ungezählte Individuen, nicht aber gemeinsame Suche ihr ekklesiologisches Selbstverständn.s mit Hille des Konzepts

"ach dem Wahren Outen und Schönen. Am Gegensatz von He- der „communio" zum Ausdruck. Wir müssen diesen Terminus

raklit und P irmenides veranschaulicht G. die klassische Span- in Seiner lat. Fassung verwenden, da der v.eldeut.ge Begr.ll

"ung zwischen Plur ilität und dem unveränderlichen Einen, und „Gemeinschaft" längst nicht so deutlich aut das Konzept der

er wird dabei Uberraschend nonkonform aktuell: ..koinonia/communio" verweist wie die engl, und frz. Uberset-

-Th r-i.,„ r ...,ht nver the ctuestion of whether a eollee- ZUng „communion".

"gl,, one: .-f whether ,he one or Von dcn vicr Kapiteln des Buches entfal.cn die beiden ersten

,he many should have predominance. The collapse ol connminist www das Verständnis der Kirche als „communio". Zwischen beiden

n«sm in parts »(ihc world may appear u> have matle the ^""J.J.""^.",] I ')hc Kapiteln besteht keine klare Abgrenzung oder ein systemati-

' 'heendoi history ). hut. as I shall hope toshow. that is «r r<> gebet Fortschritt in der Argumentation. Beide umkreisen viel-

case.'(|9).