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Ausgabe:

1995

Spalte:

256-258

Kategorie:

Kirchengeschichte: Territorialkirchengeschichte

Autor/Hrsg.:

Dittrich, Irene

Titel/Untertitel:

Schleswig Holstein 1995

Rezensent:

Bassi, Hasko

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Theologische Literaturzeitung 120. Jahrgang 1995 Nr. 3

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der Vf. seine Urteilsbildung einseitig aus einer rheinisch-westfälischen
, unierten Optik hervorgehen läßt, ohne auch nur den
Versuch zu machen, andere Strategien als die der von ihm
bevorzugten Protagonisten nachzuvollziehen. Noch ärgerlicher
ist die Tatsache, daß er sich dafür gewisser barthianisch anmutender
Deutungsmuster (29) bedient, ohne weiter zurückliegende
Sachverhalte historisch und theologisch korrekt zur Kenntnis
genommen zu haben. Und so stößt der Leser auf beliebte, weil
einfach zu instrumentalisierende Vorurteile wie das von der
4()()jährigen Unterwerfung des „deutsch-lutherische[n| Protestantismus
" unter den „Machtanspruch des Staates oder meist
der regierenden Landesfürsten"(20)'; da geraten konfessionelle
Lutheraner im landeskirchlichen Raum unter das Verdikt, als
.„Ultras' auf lutherischer Seite" (31) einem „hardliner-Konfessionalismus
" zu huldigen. Vollends verblüfft muß der Leser
dann zur Kenntnis nehmen, wie Thesen von William A. Muel-
ler über das Verhältnis von Kirche und Politik bei Luther und
Calvin aus dem Jahr 1954 und von Cyril C. Richardson aus dem
Jahr 1937 kritiklos reproduziert werden (38ff.) mit dem nun
kaum noch überraschenden Ergebnis, es komme infolge der
politischen Ethik Luthers zu der „für Lutheraner so typischen
Persönlichkeitsspaltung"; dann aber wird die „lutherische Zwei-
Reiche-Lehre" plötzlich auf C. E. Luthardt zurückgeführt
(43f.). Daß CA XVI zu diesem Thema grundlegend redet, ist
dem Vf. offenbar unbekannt. Freilich ist es auf diese Weise ein
Leichtes, die „Kapitulation der EKD" vor Adenauers Westkurs
auf ein lutherisches Übergewicht zurückzuführen (60).

Nicht aufgefallen ist dem Vf. zudem, daß eine Spannung
besteht zwischen seiner These, daß die hochgeschätzten westlichen
Werte auf favorisierte calvinistisch-reformierte Traditionen
zurückgeführt werden können (46), und seiner Kritik an
Adenauers westlicher Option. Etwas mehr Sorgfalt und Differenzierungsvermögen
wären bei diesem wichtigen Thema der
deutschen Nachkriegsgeschichte zweifelsohne nötig gewesen.

Bochum Werner Klan

1 Vgl. dagegen Wolfgang Sommer: Gottesfurcht und Fürstenherrschaft,
Göttingen 1987.

liatlogg. Andreas: Wessen Memorandum? Einspruch gegen eine sogenannte
Rahner-Edition (ZKTh 1 16, 1994, 330-334).

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Hessen (MRKG 42. 1993, 53-76).

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pietistischer Theologe, Prediger und Pädagoge (MRKG 42, 1993,
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? Nahida Ruth Lazarus und ihr Weg zum Judentum (ZRGG
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Norden, Jörg van: Der Rheinisch-Westfälische Protestantismus und die
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Schmidt, Georg: Von der Nationaleinheit zum Nationalismus: der gedankliche
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Schwab, Ulrich:.....eine Lebensfrage unserer Zeit...": die Verlautbarung

des bayer. Oberkonsistoriums zur Inneren Mission aus dem Jahre 1849
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Schwinge, Gerhard: Evangelische Pfarrer und die Revolution von 1848/49:
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Siemann. Wolfram: Die evangelischen Kirchen und ihre Stellung zur
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Athens, Georgia: The University of Georgia Press 1993. XIII, 326 S. gr.8°.

Territorialkirchengeschichte

Dittrich, Irene: Schleswig-Holstein I. Nördlicher Landesteil.
Mit einem Vorwort von M. Tidick. Hg. vom Studienkreis
Deutscher Widerstand. Red.: U. Krause-Schmitt, G. Schmidt.
Frankfurt/M.: Verlag für Akademische Schriften 1993. 225
S. m. Abb. 4° = Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten
des Widerstandes und der Verfolgung 1933-1945, 7. Kart.
DM 32,-. ISBN 3-88864-046-6.

In der ursprünglich im Verlag Pahl-Rugenstein, jetzt im Verlag
für Akademische Schriften publizierten Reihe der „Heimatge-
schichtlichen Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der
Verfolgung 1933-1945" ist vor kurzem der Band 7: Schleswig-
Holstein I: Nördlicher Landesteil erschienen, bearbeitet von der
Kieler Historikerin Irene Dittrich, die in den vergangenen Jahren
mit einer Vielzahl von regionalgeschichtlichen Studien /tun
Nationalsozialismus und zur Geschichte der Arbeiterbewegung
hervorgetreten ist.

Sehr eindrücklich beschreibt D. die Intention ihrer dokumentarischen
Arbeit: „Was mit dem Begriff Auschwitz verbunden
ist, ist heute den meisten geläufig. Doch Auschwitz ist weit
weg... Daß in nächster Nachbarschaft genauso unbegreifliche,
unmenschliche Grausamkeiten stattfanden oder Menschen in
den Tod getrieben wurden, entzieht sich häufig unserer Kenntnis
. Doch auch dieser Opfer sollten wir gedenken, auch über
diese Ereignisse müssen wir aufklären." (4)

Die mit Literaturhinweisen und Bildmaterial versehene Dokumentation
ist regional nach (heutigen) Landkreisen gegliedert.
Jeder Abschnitt teilt sich in die drei systematischen Schwerpunkte
: a) Widerstand und Naziterror b) „Rassische" Verfolgung
und „Euthanasie" c) Konzentrationslager und Zwangsarbeit.

Um es vorweg zu sagen: Hochachtung und Bewunderung
gebührt der Autorin schon deshalb, weil sie es ertragen hat, sich