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Ausgabe:

1995

Spalte:

234-236

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Klein, Christian

Titel/Untertitel:

Kohelet und die Weisheit Israels 1995

Rezensent:

Krüger, Thomas

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Theologische Literaturzeitung 120. Jahrgang 1995 Nr. 3

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(N. Avigad, 128-135) erwähnt sei sowie die im jüdischen Viertel
freigelegte Kirche Sancta Maria Alcmannorum, Zentrum der
deutschen Kreuzritter und Pilger im 12. und 13. Jh. (A. Ova-
diah, 136-139 und M. Ben Dov, 140-142). Eine Landkarte mit
den Ortslagen geht jedem Kapitel voraus. Es werden rund 30
Kirchen bzw. Kirchenkomplexe behandelt: Nach der Vorstellung
des jeweiligen Baubestandes werden Dekoration (meist
Mosaikfußböden), Rundstücke (vor allem Schrankenplatten,
Kapitelle, aber auch Reliquienbehälter, Tische für die Gaben
und Kleinfunde) und - soweit vorhanden - die ausschließlich
griechischen Inschriften besprochen. Liegt umfangreicheres
epigraphisches Material vor, folgt dem jeweiligen Denkmal ein
eigener Beitrag der Epigraphikerin Leah Di Segni. Pläne,
Umzeichnungen und Fotographien tragen ebenso wie die Farbtafeln
wesentlich zur Veranschaulichung des teilweise sehr
knappen Textes bei.

Aus clor Fülle sei auf einige besonders ergiebige und beachtenswerte Grabungen
hingewiesen: So die Kirche von Horvat Hesheq in Obergaliläa (M.
Aviam. 54-65 und L. Di Segni 66-70). die sich über einem aus dem Felsen
gehauenen Uberwölbten Begräbnisraum sozusagen im I. Stockwerk erhebt
und als einzige der Kirchen noch über den Seitenschiffen Galerien hat; so
<Jie Kirche von Khirbet el-Beiyüdät im Jordantal 12 km nördlich von
Jericho (H. Hizmi, 155-163 und L. Di Segni, 164-169) mit ihren besonders
reichhaltigen Stiftet-Mosaikinschriften; so die drei Kirchen in der Unterstadt
des Herodiums (E. Netzer. R. Birger-Calderon, A. Feller, 219-232),
die von ihrer Größe her Dorfkirchen sind, aber von ihrer Funktion her Rätsel
aufgeben, da sie sehr nahe beieinanderliegen und zudem jede der Kirchen
über ein eigenes Baptisterium verfügt.

Die interessanteste Entdeckung im vorliegenden Buch scheint
mir allerdings darin zu liegen, daß man auf einen neuen Schwerpunkt
in der israelischen Forschung der frühchristlichen Zeit aufmerksam
wird: auf die Denkmäler mönchischer Lebensweise in
Palästina, und zwar angefangen bei den Einsiedeleien mit ihren
kleinen Kapellen bis hin zu den großen Klosteranlagen mit all
den dazugehörigen Gebäuden (Y. Hirschfeld, Monasterics and
Churches in the Judean Desert in the Byzantine Period, 149-154;
L Palrieh, Chapels and Hermitages of St. Sabas' Monastcry, 233-
243; Y. Hirschfeld, The Cave-Church at Khirbet ed-Deir, 244-
258; J. Patrich und Y. Tsafrir, A Byzantine church Complex at
Horvat Beit Loya, 265-272; Y. Tsafrir, Monks and Monasteries
in Southern Sinai. .315-333; U. Dahari. Remote Monasteries in
Southern Sinai and Their Economic Base. 341-350). Und so ist
es sicher kein Zufall, daß der umfangreichste Artikel von Y.
Magen dem Kloster des Hl. Martyrius in der judäischen Wüste
(mitten in der Neusiedlung Ma'ale Adummim) gewidmet ist
(170-196). Hier ist in den Jahren 1983/84 eine große Klosteranlage
aus dem 576. Jh. vollständig freigelegt worden, deren früheste
Bauten sich um die Einsiedelei des Martyrius legten, der hier als
Mönch lebte, bevor er in den Jahren 478-486 Patriarch von Jerusalem
wurde. Bereits nach der Perserinvasion wurde das von
einer hohen Mauer umgebene Kloster wieder verlassen. Die
Gebäude gruppieren sich um einen offenen Innenhof: Kirche,
Mönchs- und Pilgerräume, Wirtschaftsgebäude und Ställe, Wassersystem
und Badehaus. Aus der letzten Bauphasc stammt der
ungewöhnlichste und prachtvollste Bau: ein 31x25 m großes
Refektorium, durch zwei Säulenreihen in eine dreigeteilte Halle
gegliedert, mit einem vollständig erhaltenen Mosaikfußboden,
mit anschließenden Küchen- und Vorratsgcbäudcn (in denen eine
Fülle von Küchengeschirr gefunden wurde) und einem Weinkeller
. Im NO des Klosters schloß sich eine eigene Pilgerherberge
an mit Gasträumen, Ställen und einer Kapelle. Die auf S. 171
wiedergegebene Luftaufnahme vermittelt - zusammen mit dem
Ran den Eindruck einer Irisch auf dem Reißbrett entworfenen
Anlage. Leider ist sie bis heute der Öffentlichkeit nicht zugänglich
.

Jeder der an der Archäologie des Hl. Landes interessiert ist,
wird dieses Buch gerne und mit Gewinn zur Hand nehmen. Da
allerdings fast nur archäologische Fakten geliefert, die Ergebnisse
aber so gut wie nie diskutiert werden, harrt das Material

auf eine weitere Aufarbeitung in der Forschung. Dazu wäre ein
- wenn auch noch so bescheidenes - Literaturverzeichnis sicher
von großem Nutzen gewesen.

Hinwegsehen muß man leider über viele ärgerliehe Druckfehler, vor
allem in den fremdsprachlichen Begriffen (so gehäuft im Abkürzungsverzeichnis
auf S. IX und sehr oft in griechischen Wörtern in den Artikeln, für
die nicht die griechische Fpigraphikerin verantwortlich zeichnet, so z.B. auf
den S. 17, 134, 224, 233). Das Mosaik auf der S. 275 und auf Taf. XX ist
einmal seitenverkehrt wiedergegeben, ebenso der Ausschnitt aus der Mada-
bakarte auf Taf. I C.

Gröbenzell Gisela Jeremias-Büttner

Boas, Adrian J.: The Import of Western Ceramics to the Latin Kingdom
of Jerusalem (IEJ 44, 1994, 102-122).

Dorandi, Tiziano: Zwischen Autographie und Diktat: Momente der
Textualität in der antiken Welt (In: Kullmann. W., u. J. Althoff |Hg.]: Vermittlung
und Tradierung von Wissen in der griechischen Kultur. Tübingen:
Narr 1993. 71-83).

Kitts, Margo: Two Expressions for Human Mortality in the Epies of
Homer (HR 34, 94, 132-151).

Nitddu, Gian Franco: Neue Wissensformen, Kommunikationstechniken
und schriftliche Ausdrucksformen in Griechenland im sechsten und fünften
Jh. v. Chr.: Einige Beobachtungen (In: Kullmann. W.. u. J. Althoff
|Hg.|:Vermittlung und Tradierung von Wissen in der griechischen Kultur.
Tübingen: Narr 1993. 151-165).

Schmoll. Hans: Die Lebenswelt der Antike. Einsichten und Zugänge.
Stuttgart-Berlin-Köln: Kohlhammer 1994. 124 S. 8°. Kart. DM 34,-. ISBN
3-17-013090-0.

Soards, M. L.: The Speeches in Acts in Relation to Other Pertinent
Ancient Literature (EThL 70, 94. 65-90).

Usener, Sylvia: Isokrates' Busiris. Verschriftlichung des Mythos und
Verantwortung des Autors (In: Kullmann. W. u. J. Althoff [Hg.]: Vermittlung
und Tradierung von Wissen in der griechischen Kultur. Tübingen:
Narr 1993. 247-262).

Altes Testament

Klein, Christian: Kohelet und die Weisheit Israels. Eine
formgeschichtliche Studie. Stuttgart-Berlin-Köln: Kohlhammer
1994. 227 S. gr.8° = Beiträge zur Wissenschaft vom
Alten und Neuen Testament, 132. Kart. DM 79,-. ISBN 3-
17-012497-8.

Klein möchte, wie er im einleitenden Kap. 1 seiner Arbeit darlegt
, der Forschung einen „Weg zu einem neuen Verständnis
des Buches Kohelet und seines Autors" weisen, „der nicht nur
dem Chor der bisherigen Meinungen eine weitere hinzufügt,
sondern eine neue Basis schafft". Dieser Weg „führt" seiner
Ansicht nach „über die exegetische Methode der Formgeschichte
" (12f). Da nämlich „allgemein bekannt" sei, daß „die gesamte
altorientalische Literatur in starkem Maße durch Konventionen
und Zwänge determiniert ist", müsse „sich der neue Standpunkt
Kohelets an der Art und Weise, wie er vorgegebene
Sprachschemata abwandelt, ablesen lassen." Deshalb könne
eine „form- und gattungsgeschichichlliche Analyse" am ehesten
„einen überprüfbaren Zugang" zum „neuartigen Standpunkt
Kohelets" eröffnen (12).

Da Koh 12.9 feststellt. Kohelet habe u. a. ..Sprichworte" (me-
ichalim) „abgewogen, geprüft und geformt" (oder bedeutet
tiqqen hier doch eher: „korrigiert"?), wendet sich K. in Kap. 2
zunächst dem „alttestamentlichen maschal" zu. Er kommt zu
dem Schluß, dieser Terminus lasse sich „weder definieren noch
adäquat übersetzen", bezeichne aber jedenfalls „ein Stück Literatur
..., das versucht, uns über ein Bild von einer Botschaft zu
überzeugen" (38). Als konstituierende Komponenten eines
maschal betrachtet K. dessen „Paradigmatik" und „Parabolik".