Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1993

Spalte:

161-162

Kategorie:

Systematische Theologie: Allgemeines

Autor/Hrsg.:

Schneider-Böklen, Elisabeth

Titel/Untertitel:

Feminismus und Glaube 1993

Rezensent:

Strohmaier-Wiederanders, Gerlinde

Ansicht Scan:

Seite 1

Download Scan:

PDF

Theologische Literaturzeitung 118. Jahrgang 1993 Nr. 2 162

161

Insgesamt handelt es sich um eine sehr hilfreiche und aktuelle
Darstellung der Problematik der ThdB, freilich auf eine Auswahl
deren katholischer Vertreter bechränkt. Die protestantische
Komponente fehlt völlig.

Marburg Hans-Jürgen Prien

Moltmann-Wendel, Elisabeth, u. Günter Kegel [Hg.]: Feministische
Theologie im Kreuzfeuer. Der Streit um das „Tübinger
Gutachten". Dokumente - Analysen - Kritiken. Gütersloh
: Mohn 1992. 208 S. 80 = GTB. Siebenstern, 536. Kart.
DM 24,80. ISBN 3-579-00536-7.

Die erste und wichtigste Eingrenzung vorweg: Es handelt
sich beim „Tübinger Gutachten" nicht um ein Gutachten des
Prüfungsausschusses der Evangelisch-Theologischen Fakultät
der Universität Tübingen im Sinne einer gemeinsamen Stellungnahme
, sondern um sechs Einzelbeiträge: Hermisson zur „feministischen
" Exegese des Alten Testaments, Stuhlmacher zur
Feministischen Theologie und deren Auslegung des Neuen
Testaments, Köpf mit Bemerkungen zur feministischen Auffassung
der Kirchengeschichte, Frau Schneider-Flume mit systematisch
-theologischen Bemerkungen zur Feministischen Theologie
, Müller zur Feministischen Theologie und kirchlichen
Praxis und Beyerhaus zur Feministischen Theologie in religionswissenschaftlicher
und missionstheologischer Sicht.

Es folgen Kommentare und kritische Stellungnahmen. Z.B.
nimmt Günther Kegel eine ausführliche Analyse vor mit dem
Ergebnis, daß der Bekenntnisstand der (nicht nur württembergischen
) Kirche „nicht mehr dem Glauben und Denken der überwiegenden
Zahl ihrer Glieder" entspricht (154). Kurze Stimmen
von Luise Schottroff zur Unbrauchbarkeit von solchen Stellungnahmen
, von Hildegunde Wöller zum Verfahren, von Britta
Hübener zum „unseriösen und verräterischen" Gutachten, aus
Gemeinden zu Grenzen der Männer-Theologie usw. zeigen, daß
sich (trotz fundamentalistischer Reaktionen) der feministischchristliche
Aufbruch in die „Freiheit des Evangeliums" im Lebensalltag
und im Theologisieren vieler Frauen, Männer und
Kinder nicht aufhalten läßt. So erweisen sich die sechs „gutachterlichen
" Beiträge größtenteils als Dokumente des Nicht-Verste-
hens. Eine durchgängig gestellte Frage lautet: ob es kirchenpolitisch
sinnvoll und überhaupt ein geschwisterliches Mittel ist,
theologischen Entwürfen wie dem feministischen gutachterlich
auf den Leib zu rücken? Jedenfalls ist dieser (neuartig) „kontroverstheologische
" Sammelband als Pflichtlektüre zu bezeichnen.

Darmstadt Uwe Gerber

Schneider-Böcklen, Elisabeth, u. Dorothea Vorländer: Feminismus
und Glaube. Mainz: Grünewald; Stuttgart: Quell 1991.
148 S. 80 = Unterscheidung. ISBN 3-7867-1579-3.

Feminismus und Feministische Theologie stehen nach wie
vor im Widerstreit der Meinungen. Während die einen sie enthusiastisch
feiern, lehnen die anderen sie entweder vollständig
ab oder beurteilen sie zumindest skeptisch. Wenn beide Positionen
zu Fehldeutungen aus mangelhafter oder überhaupt fehlender
Kenntnis resultieren, dann könnte mit dem hier anzuzeigenden
Buch dem abgeholfen werden.

Die Autorinnen, beide Pfarrerinnen mit reicher Gemeindeerfahrung
, möchten - wie sie im Vorwort schreiben - eine „Brük-
ke" schlagen zu den jeweils gegensätzlichen Positionen. Ihr Anliegen
war dabei, wie bereits der Titel sagt, vom Glauben her
sich dem Feminismus bzw. der Feministischen Theologie zu
nähern. Damit wird gleich deutlich gemacht, daß unabhängig

davon, wie nah oder wie fern man dem Feminismus oder der
Feministischen Theologie steht, christlicher Glaube etwas davon
durchaus Unterschiedenes und zuweilen auch ganz Anderes
sein kann. Daß mit dieser Erkenntnis Feministische Theologie
trotzdem etwas sehr Notwendiges in unserer Zeit ist, macht das
Buch deutlich. Es macht ebenfalls deutlich, was in der Regel
keineswegs Allgemeinwissen ist, daß Feministische Theologie
eine sehr heterogene Bewegung darstellt mit teilweise gegensätzlichen
Richtungen. Gerade dadurch wird der Umfang der
Palette deutlich und die Möglichkeit, Diskussionen und Auseinandersetzungen
mit dem Feminismus und der Feministischen
Theologie sachlich zu führen. Das aber erhöht die Chancen,
dem theologischen Denken der Gegenwart neue Impulse zu geben
. - Die Autorinnen gehen so vor, daß sie zuerst die gesellschaftlichen
und ökonomischen Voraussetzungen der Frauenbewegung
skizzieren. Dabei werfen sie einen kritischen Blick auf
die Studentenbewegung von 1968, die zwar sexuelle Befreiung
proklamiert hatte, dabei aber keineswegs die Frau aus der Rolle
des Sexualobjektes befreite. Ein umfangreiches zweites Kapitel
befaßt sich mit der Situation der Frauen in den großen Kirchen.
Hier werden die wichtigsten Verlautbarungen von Ökumenischem
Rat, EKD und Röm.-Kath. Kirche knapp skizziert und
kommentiert. Es wird festgestellt, daß es zwar Anzeichen eines
Wandels gibt, aber für eine wirklich aktive Beteiligung von
Frauen - vor allem an kirchlichen Leitungs- und Entscheidungsfunktionen
- noch viel getan werden muß.

Dann werden in einem umfangreichen dritten Kapitel die verschiedenen
Vertreterinnen des Feminismus vorgestellt, gewürdigt
und mit einemn kritischen Kommentar versehen. Hier versuchen
die Autorinnen, so objektiv wie möglich zu sein, gleichzeitig
artikulieren sie am Ende jedes Porträts ihre eigenen Bedenken
. Diese gründen hauptsächlich in der Frage, ob nicht die Gefahr
einer weiblichen Selbsterlösung sich einstellt. Damit wird
aber die Debatte um Feministische Theologie auf eine Sachebene
gehoben, von der aus auf die Argumente von evangelikaler Seite
reagiert werden kann. Daß es unter den verschiedenen feministischen
Positionen auch ausgesprochene Fehlentwicklungen gibt,
wird nicht geleugnet, auch wenn die Kritik bewußt maßvoll
zurückhaltend bleibt und dem Leser ein eigenes Urteil zugestanden
werden soll. Daß aber generell die Feministische Theologie
ein kritisches und damit dynamisches Potential bildet, welches
über emanzipatorische Anliegen hinaus eine neue Befruchtung
des theologischen Denkens bedeuten kann, bleibt bestehen. Ein
Exkurs ist C. G. Jung gewidmet, der in der Feministischen Theologie
, besonders der katholischen Prägung, immer wieder eine
Rolle spielt. Daß er allerdings von einer latenten Frauenverachtung
geleitet wurde, ist meist wenig bekannt. Umso wichtiger ist
es, daß dies hier deutlich herausgearbeitet wird. Diese so sehr
notwendige Herausstellung hätte aber vielleicht doch noch etwas
mehr zu der Auseinandersetzung führen sollen, wie der tiefenpsychologische
Ansatz unter diesem Vorzeichen trotzdem wichtige
Erkenntnisse für das menschliche Zusammenleben vermitteln
kann.

Berlin Gerlinde Strohmaier-Wiederanders

Botman, Rüssel: Verwirrung unter den Propheten. Die südafrikanischen
Kirchen zwischen Befreiungstheologie und Herrschaftslegitimation (Der
Überblick 27, 1991,51-55).

Dohmen, Christoph, u. Manfred Oeming: Biblischer Kanon, warum und
wozu? Eine Kanontheologie. Freiburg-Basel-Wien: Herder 1992. 132 S. 8°
= Quaestiones Disputatae, 137. Kart. DM 36,—. ISBN 3-451- 02137-4.

King, William H.: Paradoxes of paradise: Christians in a technological
age(CThMi 19, 1992, 184-193).

Levinson, Pnina Nave: Eva und ihre Schwestern. Perspektiven einer
jüdisch-feministischen Theologie. Gütersloh: Mohn 1992. 238 S. 8° =
GTB. 535. Kart. DM 29.80. ISBN 3-579-00535-9.

Mies, Francois: Faust et la Revelation (RTL 22, 1991, 343-369).