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Ausgabe:

1993

Spalte:

141-143

Kategorie:

Neues Testament

Titel/Untertitel:

Jesus and the oral gospel tradition 1993

Rezensent:

Reinmuth, Eckart

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141 Theologische Literaturzeitung 118. Jahrgang 1993 Nr. 2 142

,, , • a „.,.. ip drh Hie DoDDelkonferenz, die im Sommer 1989 und 1990
jedes geschlossene Denksystem für Forschung beeren0 «U. J^^to jm vorllegenden Samme.band dokumentiert
Der andere Grund ist psychologischer Natur. Bucher, d e sich att£nJa ben der Einfuhrung von Henry Wans-

n'cht ms Gespräch einbringen, sondern „Gegner" angre.fen b.s .st. bs nandu^ ßej

diese sich wünschten, solches Druckwerk nicht rezensieren zu Drougn. Qraf Tradition (17-58); David E. Aune. Prolegomena

müssen, sind ja bestenfalls zum Schein Forschungsbeitrage. Ich ^ ^ g rf Q^ Tradjljon in the Hellenistic World (59-106): Hans-Peter
« ürde sie lieber in einen Fundamentalismus einreihen, der sich f 0ra, Tradilion in ,he oid Testament (107-120); Shemaryahu Talhistorisch
gibt. Sie haben ein viel ZU großes menschliches Defi- mon. oral Tradition and Wri.ten Transmission or th,r Heard and the Seen
Zit' WordinJudaismoftheSecondTemplePenod(121-158):PhilipS.AIexan-

der Orality in Pharisaic-rabbinic Judaism at the Turn of the Eras (159-184):
„ ■ Riesner, Jesus as Preacher and Teacher (185-210); David E. Aune.
Borsdorf Gottfried Schille ^ anJ ,he Apnorisms of Jesus (211-265): Birger Gerhardsson.

Illuminating the Kingdom: Narrative Meshalim in the Synoptic Gospels
C66 309)- E Earle Ellis. The Making of Narratives in the Synoptic Gospels
Wansbrough Henrv lEd 1- lesus and the Oral Gospel Tradi- (310-333)"; Marion L. Soards. Oral Tradition before. in. and outside the
tion Sheffield KOIPress ^ 469 S 8» = Journal for the Canonici Passion Narratives ,334-350); James Dum, John and the
«Ii. inettield. JSOT Press 1991. 4ÖV ». D J Tradition (351-379); Traugott Holt/. Paul and the Oral Gospel

Mudy of the New Testament. Suppl.Senes 64.141).- Tradition (380-393) Willy Rordorf. Does the Didache Contain Jesus Tradi-

,. . , tion Independently'of the Synoptic Gospels1? (394-423); Ben F. Meyer.
Von der Frage nach der Authentizität der evangelischen Je- Some Consequences 0f Birger Gerhardsson's Accouni of the Ongms of the
sus-Überlieferung kann sich die ntl. Forschung nicht dispensie- Gospei Tradition (424-440).4

«n- Es ist deshalb zu begrüßen, wenn sie in einer Weise wach Am Ende der Konferenz verabschiedeten die Teilnehmer
gehalten wird daß neue Aspekte und Teilergebnisse ermöglicht dne Erk,ärung, in der Einsichten und offene Fragen formuliert
werden. Dies gelingt dem vorgelegten Sammelband ausgezeich- werden (12-14). Einiges davon sei st.chpunktartig hervorgeho-
net. Die Beiträge dokumentieren eindrucksvoll, daß die Frage ^n: Das starke Bewahrungsbewußtsein, das im Blick auf früh-
nach der Zuverlässigkeit der synoptischen Tradition im Blick auf cnristiiche Traditionsprozesse vorauszusetzen ist. wird durch
w°n und Handeln des irdischen Jesus keineswegs abgeschlossen dje nachweisbare Vermittlung von Jesus-Tradition an neuge-
im Gegenteil: Solange die beiden Seiten der Alternative. gründete Gemeinden bestätigt?. Kriterien tur die eindeutige Unnämlich
auf der einen Seite die grundsätzliche Skepsis, auf der terscheidung eines mündlichen oder schriftlichen Trad.tionspro-
anderen Seite das Zutrauen, Authentisches in der Evangelien- zesses sind schwer zu erheben. Beide Uberm.ttlungswe.sen
Tradition aufweisen zu können, relativ unverbunden nebeneinan- konnen grundsätzlich« vergleichbare Grade an Stabiiitat oder
derstehen. kann es nur um die Klärung von kleinen, aber gut Variabilität aufweisen. Klare Unterscheidungen zwischen fru-
gesicherten Erkenntnisschritten gehen, wenn denn diese Alterna- heren und späteren Ubermittlungsstad.en sind im Blick auf die
l've. die im Moment die Diskussionslage kennzeichnet, nicht zu verwendete Sprache (aramäisch/hebräisch versus griechisch)
einer ideologisch bestimmten verkommen soll. Im Blick auf sol- sowie auf die mündliche oder schriftliche Form (nicht immer
ehe klemen Schritte legt der Sammelband wichtige, wenn auch muß die mündliche zeitliche Priorität haben), aber auch ,m
nieht in jedem Fall neue Einzelergebnisse vor, an die - auch in ßlick auf theologische Merkmale z.B. die Chnstolog.e. fragmethodischer
Hinsicht - anzuknüpfen sein wird. würdig geworden. Wichtig ist die Voraussetzung, daß die Pro-
Die Diskussion ist in Bewegung, und allein diese Tatsache zesse der Übermittlung und der Interpretation von Tradition
kann vor dem Hintergrund der anstehenden Problematik nur be- nicnt zu trennen sind. Als Oberbegnft tur die formale Erfassung
grüßt werden 1984 fand in Jerusalem eine internationale Neu- der Lehre jesu wird auf den meshalim-Begntf als ein mögliches
testamentler-Konferenz statt die sich den Wechselbeziehungen in,egratives Element für die wissenschaftliche Diskussion hinzwischen
den Evangelien widmete- die Beiträge wurden 1990 gewiesen. Wichtig bleiben weiter die Fragen, ob es im Prozeß
dokumentiert1 Wurden hier erneut mehrere Hypothesen zur der mündlichen Traditionsübermittlung Kontrollinstanzen gab.
Entstehung der Evan«elien diskutiert (von der Zwei-Quellen- ggf mit welchen Kriterien und in welcher Autorität. Diese Fra-
Theorie bis zur Griesbachschen Zwei-Evangelien-Theorie und ge stel|t sicn gleichfalls im Blick auf die Verschnftungsprozes-
zu Mehrquellen-Theorien) so wurde die Rückfrage nach den s£. was waren wann die Motive für diese' Wie verständlich
vorausliegenden mündlichen Traditionen, ihrer Übermittlung, w0„te Jesus reden: gibt es die Möglichkeit, daß anigmatische
ihren Entwicklungsstufen ihrer Stabilität usw. gerade im Blick Logien als s0|che überliefert wurden? Was ändert sich im Blick
auf sachgemäße Vorstellungen von der Evangelienentstehung. auf die Darstellung des Zusammenspiels historischer und theo-
'hren Trägern und deren Selbstverständnis, nach Sprachformen ,ogischer Faktoren im Prozeß der Übermittlung von Jesus-Tra-
und deren Konsistenz unter den Bedingungen mündlicher oder diüon wenn das Johannesevangelium in die Untersuchung einschriftlicher
Kommunikation als unabweisbar wahrgenommen bezogen wird?

Neue Voraussetzungen sind der Rückfrage nach der mündli- Aucn die vorliegende Sammlung bietet keine Generallösung
chen Evangelientradition zugewachsen. Nicht alle mündliche des Quc|]enproblems der Evangelien. Sie bietet indessen wich-
Tradition mündete in den Verschriftungsprozeß der Evangelien- ,ige Einzelaspekte und -erkenntnisse zu den mündlichen Tradi-
entstehung; zugleich ist diese nicht als ein isolierbarer Kompo- tionen die Zu den Grundelementen der Evangelienkompositio-
sitionsvorgang zu begreifen Wenn mit der Existenz fragmenta- nen gehören. Es hat sich eine wohltuende Skepsis gegenüber
"scher schriftlicher Vorformen zu rechnen ist. müssen in die den großen Lösungen eingestellt, die dazu führt, daß das Au-
K°mposition der Evangelien Traditionen in schriftlicher und ^„merk der Kleinarbeit gewidmet wird. Dabei bleibt der An-
roündlicher Form eingeftossen sein. Mündliche Traditionen stoß der Arbeiten Birger Gerhardssons in differenzierender
gingen nicht restlos in die Evangelien ein; sie blieben auch nach Weise weiter zu bedenken und zu verfolgen7
Ahschluß der Evangelien lebendig2. Deshalb wurde als Forschungsgegenstand
am Ende der Jerusalemer Konterenz 19«4 Naumburg (Saale) Eckart Reinmuth

generell die 'Oral tradition before. in and outside the Gospels
genannt (10). Damit war impliziert, daß nicht nur mündliche

Tradition auf dem Hinweo zur Evangelienwerdung. sondern l The Interrelations of the Gospels. ed. by Dav.d L. Dungan. BETL 95.
grundsit7li,.h d r b ... lJL Tr-iHilionsübermittlung Leuven 1990. Vgl. zur Vorgeschichte dieser Konferenz C. M. Tucketl |Ed.|.

5.derl Bedingungen mündlicher Tradiüonaüt»rmu e ^ ^ A nh Conferences of 1982 anJ 19g3 JSNT

n der hellenistischen und jüdischen Antike (einschließlich aes y , ^ ^

Alten Testaments) zu untersuchen sind. Dieser Aufgabe widme- >UPP