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Ausgabe: | 1993 |
Spalte: | 1083-1084 |
Kategorie: | Ökumenik, Konfessionskunde |
Autor/Hrsg.: | Denzler, Georg |
Titel/Untertitel: | Die Geschichte des Zölibats 1993 |
Rezensent: | Haendler, Gert |
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1083
Theologische Literaturzeitung 118. Jahrgang 1993 Nr. 12
1084
sehen Arbeit den Verlust der ökumenischen Bedeutung der
Evangelischen Allianz seit Beginn des 20. Jh.s bedauert. Für
heute wünscht er zu Recht, die Allianz möge nicht zu einer
„Evangelischen Allianz" und zu einer Protestpartei gegen den
Ökumenischen Rat der Kirchen abgleiten. Die Freikirchen
könnten dafür eine gute Brückenfunktion ausüben, wie das vorliegende
Buch beweist.
Bensheim Reinhard Fricling
Falconer, Alan D.: En Route to Santiago: The Work of Faith and Order
Commission from Montreal 1963 to Santiago de Compostela 1993 (ER 45,
1993,44-54)
Fundamentalismus als ökumenische Herausforderung (Themenheft
Concilium 28, 1992, Heft 3)
(iassmann, Günther: From Montreal 1963 to Santiago de Compostela
1993: Issues and Results of Faith and Order Work (ER 45, 1993, 27-43)
- : Koinonia als Weg und Ziel. Vor der Weltkonferenz für Glauben und
Kirchenverfassung (EK 26, 1993, 397-398)
Schäfer, Heinrich, u. Dietrich Werner: „Wo der Geist des Herrn ist, da
ist Freiheit". Ökumenische Überlegungen zur Charismatichen Bewegung.
Eine Einladung zum Gespräch (PTh 82. 1993, 298-318)
Strandenaes, Thor: Kinesisk enhetsoversettelse av Bibelen -okumenisk
utopi eller realistisk foregangsprosjekt? (TTK 64, 1993, 137-152)
Suttner, Ernst Chr.: Das Ökumenismusdekret des Konzils: Bloß eine
verheißungsvolle Utopie? (StZ 118, 1993, 303-317)
Tanner, Mary: The Time Has Come: A Vision for the Fifth World Conference
on Faith and Order (ER 45, 1993, 4-12)
Vischer, Lukas: Wachsende Gemeinschaft - die ökumenische Bewegung
zwischen Illusion und Hoffnung (EvTh 53, 1993, 186-201)
als Geschenk Gottes, - aber „ein Charisma darf man nicht per
Gesetz erzwingen" (106). Die Verbindung zu Christus spielt u.a.
für den heutigen Papst eine große Rolle (108f.). Weitere Gründe
sind „Apostolisches Wirken für das Reich Gottes" (109f.), „Jungfräulichkeit
und Maria" (110-117) sowie „Engelgleiches Leben"
(117-121).
Kap. IV „Gegner des Zölibatsgesetzes" verweist auf Synoden, auf denen
stets „auch Stimmen gegen diese gesetzliche verordnete Lebensform der
Priester" laut wurden (122). Das 2. Vatikanum und Bemühungen danach werden
geschildert (135-145). Kap. V „Verwirklichung des Zölibatsgesetzes"
stellt kiritisch fest: „Klagen und Beschwerden wegen Verletzung der Enthaltsamkeitspflicht
verstummten zu keiner Zeit" (146), schon garnicht in der
jüngsten Geschichte (158-162). Kap. VI „Laisierung: Vom Priester zum Laien
" nennt die Schwierigkeiten, die ein heiratswilliger Priester zu überwinden
hat (163-180). Ein Verstoß gegen eine Glaubenswahrheit wird weniger hart
bestraft als ein Verstoß gegen den Zölibat. Kap. VII „Gegenwärtige Zölibatsdiskussion
" bringt u.a. aus der Enyzklika „rerum novarum" das Zitat: ..Kein
menschliches Gesetz kann dem Menschen das natürliche und ursprüngliche
Recht auf die Ehe entziehen; keines kann den Hauptzweck dieser durch Gottes
geheiligte Autorität seit Erschaffung der Welt eingeführten Einrichtung
irgendwie einschränken" (183). Nochmals wird betont: „So sinnvoll und
fruchtbar eine Ehelosigkeit sein mag, die aus Liebe zu Jesus Christus und aus
Engagement für das Reich Gottes freiwillig gewählt wird, so sinnlos und
fruchtlos kann eine Ehelosigkeit sein, wenn sie nur als gesetzliche Verpflichtung
übernommen wird" (194). Auf der letzten Seite sagt D.: „Wenn ich der
katholischen Kirche etwas Böses wünschen sollte, wäre dies: Daß sie die
Zölibatsverpflichtung ihrer Priester unter allen Umständen und gegen alle
Widerstände als eisernes Gesetz aufrecht erhält. Doch ich wünsche es nicht,
und zwar im Interesse der Kirche Jesu Christi und aller Menschen, für welche
diese Kirche da sein soll" (202).
Rostock Gert Haendler
Ökumenik: Catholica
Denzler, Georg: Die Geschichte des Zölibats. Freiburg-Basel-
Wien: Herder 1993. 218 S. 8» = Herder Spektrum, 4196. Kart.
DM 19,80. ISBN 3-451-04146-4.
In seiner Reihe „Päpste und Papsttum" hatte der katholische
Kirchenhistoriker Georg Denzler zwei quellenreiche Bände vorgelegt
: Das Papsttum und der Amtszölibat (Stuttgart 1973/76)
(ThLZ 102, 1977, 737f.). Der jetzt vorliegende Band wendet sich
an einen breiteren Leserkreis mit knappen Hinweisen auf Quellen
und Literatur (203-211). Kap. I „Priesterbild im Wandel" sagt,
daß das atl. Priestertum im Neuen Testament keine Fortsetzung
fand (9). Im Berufsbild des Priesters sollten „die Charismen aller
Glieder der Kirche voll zur Wirkung kommen" (18). Kap. II
„Gesetzgebung zur Enthaltsamkeit und zum Zölibat" beginnt mit
dem Alten Testament, das die Ehelosigkeit „nirgends mit Lob
bedachte" (20). Das Neue Testament enthält keinen Hinweis,
„daß die Ehelosigkeit einem bestimmten Personenkreis, etwa den
Aposteln oder Jüngern Jesu, als Charisma versprochen worden
wäre" (21). Die Kirchengeschichte führt zu dem Ergebnis: „Die
Verpflichtung des Priesters zur Ehelosigkeit ist nicht göttlichen
Rechts, sondern kirchlichen Ursprungs" (59). Kap. III „Innere
und äußere Gründe für das Zölibatsgesetz" nennt an erster Stelle
die kultische Reinheit (60-79), doch ist in offiziellen Verlautbarungen
von kultischer Begründung der Zölibatsvorschrift „nichts
mehr zu lesen" (78). An zweiter Stelle steht die asketische Reinheit
, die aus der Antike stammt (79-88). Abschnitt 3 „Gesellschaftliches
Prestige" führt zu dem Ergebnis: „Ein nur von sakralen
Vorstellungen geprägtes und primär auf den Kult ausgerichtetes
Priesterbild fasziniert nicht mehr" (91). Ökonomische Ziele
und Machtstreben haben stets mitgewirkt: „Unter diesem Aspekt
kann das Zölibatsgesetz tatsächlich bis heute als ein Schreckensinstrument
in der Hand kirchlicher Vorgesetzter erscheinen"
(103). Die theologischen Argumente beginnen mit dem Zölibat
Leuninger, Ernst: Wir sind das Volk Gottes! Demokratisierung
der Kirche. Frankfurt/M.: Knecht 1992. 168 S. 8°. DM
26,-. ISBN 3-7820-0641-0.
Dies ist ein sehr mutiges und gleichzeitig ein für Nichtfachleu-
te gut lesbares Buch. Es packt ein Problem an, dessen Lösung
ebenso wünschenswert wie aussichtslos zu sein scheint: die Erhaltung
bzw. Wiederbelebung der Ergebnisse des Zweiten Vatikanischen
Konzils im Blick auf eine notwendige Demokratisierung
der katholischen Kirche. Es soll „darüber nachgedacht werden
, wie die Kirche demokratisiert werden kann. Für Christen
gilt: Wir sind das Volk Gottes!" (Vorwort 7) Der Vf. geht dabei
davon aus, daß das Konzil ein „Kirchenbild entwerfen wollte, das
Kirche nicht nur verständlich machen sollte, sondern auch liebenswürdiger
." (7) Dabei geht einem ehrlichen Leser auf, wie
wenig „liebenswürdig" in der Tat nicht nur die katholische, sondern
auch die evangelische Kirche gegenwärtig in der Öffentlichkeit
ist.
Der pastoraltheologische Hintergrund des Vfs. wird deutlich,
wenn er sich am Anfang seines Buches bei all denen bedankt,
die sich im Bistum Limburg, offenbar seinem eigenen, „um die
Einführung einer Synodalordnung verdient gemacht haben" (X).
Die Untersuchung setzt ein beim Kapitel über den „Inneren
Widerspruch eines demokratischen Katholiken" (9), sucht dann
nach den „Wurzeln des Konflikts" (20) und schließt „Die Auslegung
des biblischen Freiheitsbegriffes in die moderne Freiheitsgeschichte
" (34) an, wobei ein Unterabschnitt der „Erneuerung
des Freiheitsbegriffes durch das Zweite Vatikanische Konzil
" gewidmet ist (45). Hier zitiert der Vf. die Anrede an die
Bischöfe, daß sie „Vorhaben, Eingaben und Wünsche, die die
Laien vorlegen, aufmerksam in Erwägung ziehen" (45). Er sieht
das aber nur als einen ersten zögernden Schritt, der sich noch
nicht von einem Lehrer-Schüler-Verhältnis zwischen Bischöfen
und Laien gelöst habe. Der Vf. spricht in diesem Zusammenhang
einen Gedanken aus, der für reformatorische Ohren vertraut
klingt und erhebliche Hoffnungen weckt! Ob nämlich
„Wahrheit nicht auch in Personen begründet ist, letztlich in der