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Ausgabe: | 1993 |
Spalte: | 1054-1056 |
Kategorie: | Systematische Theologie: Dogmatik |
Titel/Untertitel: | Der einzige Weg zum Heil? 1993 |
Rezensent: | Weidhas, Annette R. |
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Theologische Literaturzeitung 118. Jahrgang 1993 Nr. 12
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einem bestimmten Zeitpunkt seines Wirkens ermöglichen. Wer
zum gegenwärtigen Zeitpunkt z.B. Aufschluß darüber gewinnen
möchte, mit wem Schleiermacher im Winter 1806/07 oder im
Frühjahr 1813 etc. in brieflicher Verbindung stand, muß Namen
für Namen durchgehen und sich die Daten zusammensuchen.
Das Verzeichnis kann und will nicht leisten, was erst die Briefedition
zu erbringen hat. Ein großer Gewinn des Verzeichnisses
liegt in der Sicherheit, mit welcher der Kreis von Schleierma-
chers Briefpartnern nunmehr überschaubar ist. Die Zahl der prominenten
Zeitgenossen unter den Briefpartnern hält sich in
Grenzen, was mit der Eigenart von Schleiermachers Briefkultur
zusammenhängt. Die individuelle Mitteilung dominiert. Mit
ihren gelegentlichen Hinweisen auf die Kataloge von Auktionshäusern
, welche zu den Autographen fuhren, sind die Bearbeiter
bibliographisch sehr sparsam umgegangen. Warum konnten diese
Angaben nicht noch im Literaturverzeichnis (oder gesondert)
Platz linden, z.B. Karl Ernst Henrici (Hg.): Bettine von Arnim.
Literarisches und Politisches aus ihrem Nachlaß. Auktionskatalog
148. Berlin 1929?
In ihrer Einleitung informieren die Bearbeiter über „Überlieferung
und Aufgaben der Edition" (3-21), über die „bisherigen
Briefausgaben" (22-67) und über „Schleiermachers amtlichen
Briefwechsel" (69-73). Auf die Einleitung sei eigens aufmerksam
gemacht.
Das Verzeichnis von Schleiermachers Briefwechsel bestätigt
auf eindrucksvolle Weise, daß die seinerzeitige Skepsis von
Heinrich Meisner im Blick auf die Rekonstruktionsmöglichkeiten
des Schleiermacherschen Briefcorpus nur in begrenztem
Ausmaß angebracht war. Die Mühen, die im Rahmen der KGA
an die Erfassung der Briefe gewandt worden sind - Recherchen
in mehr als 1000 Institutionen des In- und Auslandes - haben
sich gelohnt. Die Kommunität der Schleiermacherforscher hat
Andreas Arndt und Wolfgang Virmond für ein höchst nützliches
interimistisches Arbeitsinstrument sehr zu danken.
Leipzig Kurt Nowak
ßevschlag, Karlmann: Werner Eiert in memoriam (Luth. Kirche in der
Welt'l 992. 39, 29-58)
Bost, Hubert: Protestantisme: Une naissance sans faire-part (ETR 67,
1992, 359-373)
Brink, G. van den: Almacht bij Anseimus en Abraham (KeTh 43, 1992,
205-225)
Brito, E., S.J.: Le sentiment religieux selon Schleiermacher (NRTh 114,
1992.186-211)
- : Schleiermacher et la doclrine de la trinite. Reflexions critiques (RTL
23.1992,145-171)
Canevet, Mariette: Culture paienne et foi chretienne aux racines de
1'Europe: La »Cit£ de Dieu« d'Augustin (Gr. 74, 1993, 5-16)
("ompier, Don H.: The Indcpendent pupil: Calvin's Transformation of
Erasmus" Theological Hermeneutics (WThJ 54, 1992, 217-223)
Führer, Werner: Das Kreuz Christi in der Theologie Martin Kählers
(Berliner Theologische Zeitschrift 9, 1993, 36-52)
Gollwitzer, Helmut: Einiges zu Eberhard Arnold und den Bruderhöfen
(In: [Buess, E.:] Basileia. Basel: Mitenand 1993. 117-126)
Groot Aart de: Het negentiende-eeuwse Nederlandse protestantisme in
recente p'ublikaties: Een overzicht (NedThT46. 1992, 212-225)
Halleux, A de: La Nativite et l'Epiphanie dans le dialogue unioniste du
XVlIe au XIXe siecle (EThL 68. 1992, 5-37)
Hasebrink. Burkhard: Formen inzitativer Rede bei Meister Eckhart.
Untersuchungen zur literarischen Konzeption der deutschen Predigt. Tübingen
- Niemeyer 1992. IX, 297 S. gr.8o = Text und Textgeschichte, 32. Lw
DM 162.-. ISBN 3-484-36032-1
Köpf Ulrich: Ferdinand Christian Baur als Begründer einer konsequent
historischen Theologie (ZThK 89, 1992, 440-461)
Körtner, Ulrich: Arbeit am Mythos? Zum Verhältnis von Christentum
und mythischem Denken bei Rudolf Bultmann (In: Kirste, R. u.a. [Hg.]:
Engel - Elemente - Energien. Balve: Zimmermann. 391-412)
Lies, Lothar: Zum derzeitigen Stand der Origenesforschung (ZThK 115.
1993.37-62)
Neufeld, Karl H.: Theologiegeschichtliches zur Innsbrucker „Verkündigungstheologie
" (ZThK 115, 1993, 13-26)
Ruokanen, Miikka: Theology of Social Life in Augustiners De civitate
Dei. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1993. 179 S. gr.8° = Forschungen
zur Kirchen- und Dogmengeschichte, 53. Kart. DM 68.-. ISBN 3-525-
55161-4.
Steinmetz, David C: Luther und Loyola (Interpr. 47. 1943, 5-14)
Systematische Theologie: Dogmatik
Brück, Michael von, u. Jürgen Werbick [Hg.]: Der einzige
Weg zum Heil? Die Herausforderung des christlichen Abso-
lutheitsanspruchs durch pluralistische Religionstheologien.
Freiburg-Basel-Wien: Herder 1993. 208 S. 8<> = Quaestiones
Disputatae, 143. ISBN 3-451-02143-9.
Das Ziel dieses neuen Bandes der Reihe „Quaestiones disputatae
" wird im Vorwort der Hgg. folgendermaßen beschrieben:
„Die hier vorgelegten, auf ein wissenschaftliches Kolloquium an
der Universität - Gesamthochschule - Siegen zurückgehenden
Beiträge versuchen, der Brisanz des Themas .Pluralismus der
Heilswege und christlicher Heilsuniversalismus' gerecht zu werden
, ohne sie durch eilfertige Harmonisierungen zu entschärfen
." (8) Tatsächlich kann gesagt werden, daß die Autoren aller
vier Beiträge diesem Anspruch gerecht werden, indem sie
durchaus kontrovers, aber mit Respekt vor den Argumenten anderer
ihr Thema diskutieren.
Jürgen Werbick beabsichtigt in „Heil durch Christus allein?
Die .Pluralistische Theologie' und ihr Plädoyer für einen Pluralismus
der Heilswege" (11-61), „verschiedene Ebenen des Pluralismusarguments
zu unterscheiden und theologisch zu bewerten
" (9). Dieses Argument einer stark angelsächsisch geprägten
christlich-pluralistischen Religionstheologie, die Werbick in
Grundzügen an den Thesen von John Hick und Paul F. Knitter
darstellt, setzt mit der Forderung ein, „angesichts nicht zu bestreitender
Heilserfahrungen innerhalb anderer religiöser Traditionen
zu brechen mit dem christlichen Exklusivitätsanspruch
des ,extra ecclesiam nulla salus'" (13). Vorausgesetzt wird
dabei, daß es in den verschiedenen Religionen /'/; vergleichbarer
Weise um das Heil der Menschen geht:
So erblicke man es darin, „sich selbst Gott in Christus hinzugeben" im
Sinne von Gal 2,20 oder verstände es als „die vollkommene Ergebung
(islam) in Gott", als Frieden mit Gott, der zur Paradieseswonne führt, oder
als Ich-Transzendierung. als Realisierung der „Einheit mit der grenzenlosen
Bewußtseinswonne" des Brahman oder als „Eingehen in die heitere Selbstlosigkeit
des Nirwana".
All diese unterschiedlichen Verstehensweisen sieht Hick als
Spezifikationen dessen an, was er „die Transformation menschlicher
Existenz von der Ich-Zentriertheit zu einer neuen Orientierung
", zur Zentrierung „in der göttlichen Realität" nennt. Diese
Art von „Soteriozentrismus" schließt jeden Exklusivitätsanspruch
von Christologie aus und stellt letztlich die Heilswege
der verschiedenen Religionen mehr oder weniger indifferent nebeneinander
, vergleicht sie allenfalls in ihrer soteriologischen
Leistungsfähigkeit.
Werbick aber sieht gerade in dieser „Heils-(und Effektivitäts-)
Zentriertheit" ein Problem für die christlichen Traditionen. „Sie
können sich kaum davon abbringen lassen, daß über Wesen oder
Unwesen einer Religion ihr jeweiliges Gott-Verstehen oder
-Mißverstehen entscheidet." (19) Letztlich kritisiert er damit den
pragmatisch orientierten „Lehragnostizismus" Hicks.
Weiterhin hinterfragt Werbick grundsätzlich den Versuch
pluralistischer Theologie, die „beschränkte" christliche Binnenperspektive
hinter sich zu lassen, um „vorurteilslos" den ..Wahrheitsanspruch
" anderer Religionen ebenso ernst zu nehmen wie