Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1993

Spalte:

1023-1024

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Broyles, Craig C.

Titel/Untertitel:

The conflict of faith and experience in the Psalms 1993

Rezensent:

Koch, Klaus

Ansicht Scan:

Seite 1

Download Scan:

PDF

1023

Theologische Literaturzeitung 118. Jahrgang 1993 Nr. 12

1024

nigen zuordnete, weist der Vf. zu Recht als eine unsachgemäße
Vermischung von Archäologie und Geschichte ab (2140-

Wäre dies alles, was der Autor zu sagen hat, dann könnte
man seine Stimme dem Chor derjenigen zuweisen, die seit den
ausgehenden Fünfziger Jahren Bedenken gegen Kenyons Ergebnisse
vortrugen, und der vom Vf. übernommene Part wäre
ganz nahe bei den Meinungen R. de Vaux' anzusiedeln; denn
wie dieser läßt er die Keramik aus den beiden ersten Perioden
ins 10.,vielleicht sogar ins 11. Jh.v.Chr. zurückreichen und verbindet
sie mit einer damaligen Besiedlung des Hügels. Ebenfalls
mit de Vaux und gegen Kenyon soll die dritte Periode sich
auf jeden Fall bis um 800 v. Chr. und möglicherweise sogar geringfügig
darüber hinaus erstreckt haben (s. die Tabelle auf
254). Der Vf. bleibt hierbei freilich nicht stehen. Während bislang
alle Kritik von den publizierten Grabungsberichten als
Quellen ersten Rangs ausging, hat er die unveröffentlichten
Grabungstagebücher systematisch durchgearbeitet, und diese
enthalten nicht nur mehr, sondern zum Teil auch abweichende
Informationen. Die Gegenvorschläge sind damit endlich auf ein
zuverlässiges Fundament gestellt.

Gegenwärtigen Versuchen, die abweichende, von Kenyon für
Samaria erarbeitete Keramikchronologie als normativ auch auf
andere palästinische Grabungsstätten zu übertragen (so vor
allem G. J. Wightman), hat der Vf. mit seinen Ausführungen
und Zitaten aus den Grabungstagebüchern jeden Grund entzogen
. Wer sich künftig mit Samarias Geschichte beschäftigt,
wird zusätzlich zu den Grabungspublikationen immer auch dieses
Werk beiziehen müssen, in dem eine frühere Ausgrabung
gleichsam wieder ausgegraben wurde, und das mit Erfolg. Der
Vf. plant als Fortsetzung der begonnenen Arbeit auch die Revision
der jüngeren Perioden. Man darf darauf gespannt sein.

Heidelberg Helga Weippert

Broshi. Magen: Agriculture and Economy in Roman Palestine: Seven
Notes on Babatha's Archive (IEJ 42, 1992, 230-240)

Brown, John Pairman: Archery in the Ancient World: "Its Name is Life,
its Work is Death" (BZ 37, 1993, 26-42)

Cunchillos, J.-L.: Realizaciones informäticas del Sistema integrado de
anälisis morfolögico de textos ugariticos (S1AMTU) (Bibl 73, 1992, 547-
559)

Horowitz, Wayne, u. Aaron Shaffer: A Fragment of a Letter from Hazor
(IEJ 42, 1992, 165-167)

Sharon, Moshe: Five Arabic Inscriptions from Rehovoth and Sinai (IEJ
43, 1993,50-69)

Altes Testament

Broyles, Craig C: The Conflict of Faith and Experience in
the Psalms. A Form-Critical and Theological Study. Sheffield
: JSOT Press 1989. 272 S. 8« = Journal for the Study of
the Old Testament, Suppl.Series 52. Lw. £ 25.-.

Die bei D. J. A. Clines in Sheffield erarbeitete Dissertation
untersucht die Bitt- und Klagelieder des Psalters auf die darin
geschilderten Bedrängnisse der Beter hin. Die zentrale Frage
"on what bases psalmists interpreted life's distress" (15) ist in
der Forschung der letzten Zeit gegenüber der Suche nach institutionellen
oder kultischen Hintergründen zu sehr in den Hintergrund
getreten. Dem soll abgeholfen werden.

Nach dem Einleitungskapitel stellt Kap. 2 Psalms ofPlea and
Psalms of Complaint fest, daß i.d.R. Notschilderung, Notinterpretation
und Gottesklage (im Sinne der Westermannschen
Anklage) sich so deutlich von einander abheben, daß man

danach drei Untergattungen der Klagelieder scheiden kann,
wobei das letzte, nämlich God-lament, die dominierende Stellung
einnimmt (55).

Kap. 3 An Analysis of Complaint Expressions reiht die unterschiedlichen
Aussagen eines gestörten Gottesverhältnisses
(Zorn, Verwerfung, Vergessen, Verbergen des Angesichts,
Nicht-Eingreifen) durch Zitation von Einzelversen aus den verschiedenen
Gliedern aneinander.

Kap 4 The Distresses Reflected in the Complaint Psalms widmet
sich zunächst der Behauptung eigener Todverfallenheit in
den individuellen Psalmen. Gegen C.Barth's verbreitete These
einer hebräischen Denkweise, die mit einer Todessphäre mot
überall dort schon rechnet, wo die Lebendigkeit des Menschen
bereits entscheidend reduziert ist, hält B. (gemäß angelsächsischem
common sense) daran fest, daß in solchen Fällen "simp-
ly" der baldige Tod durch Andauern der Bedrängnis befürchtet
wird (88). In den Volksklageliedern sind die Anlässe zur Klage
vielseitiger: Tempelzerstörung, Niederlage, Exil u.a. Beide
Gruppen aber empfinden das Andauern der Not als besonders
schwere Bedrängnis.

Kap 5 The Interpretation of Distress in Complaint Psalms
stellt fest, daß in einem Teil der Texte die Sicherheit der Erhörung
ebenso markant zum Ausdruck gebracht wird wie in
anderen deren Unsicherheit.

Kap. 6 The Complains of the Community charakterisiert elf
Volksklagelieder nach dem Schema distress-interpretation-
appeal.

Kap. 7 The Complaints of the lndividual unternimmt gleiches
anhand von acht Klageliedern des Einzelnen.

Kap. 8 Conclusions and Implications faßt in einer Übersichtstabelle
die Ergebnisse zusammen und kommentiert sie nochmals
kurz.

Aufs Ganze gesehen, bietet die Monografie wenig neues. Sie
wird dort verdienstvoll, wo Motive genauer als bislang aufgeschlüsselt
werden, etwa hinsichtlich der gestörten Gottesbeziehung
. Im Blick auf die Notschilderung bleibt zu bedauern, daß
den Hinweisen auf eine Krankheit des Beters und auf die Situation
des Angeklagten oder die Art seiner Feinde nicht genauer
nachgegangen werden konnte. Das Material wird aus der Zusammenstellung
von isolierten Einzelzitaten gewonnen. Struktur
und Textzusammenhang treten demgegenüber in den Hintergrund
. Als Motivsammlung wird das Büchlein nützlich sein.

Hamburg Klaus Koch

Carmichael, Calum M.: The Origins of Biblical Law. The

Decalogues and the Book of the Covenant. Ithaca-London:
Cornell University Press 1992. XIV, 253 S. 8«. Lw. £ 31.35.

Der Autor hat bereits eine Monographie (Law and Narrative
in the Bible: The Evidence of Deuteronomic Laws and the Decalogues
, 1985) vorgelegt, in der er seine Grundthese, biblische
Rechtssätze seien Reflex von Erzählungen im Pentateuch und
in den Vorderen Propheten, für Dekalog und Deuteronomium
entwickelt. Nunmehr überträgt er dieses Schema erneut bei den
Dekalogen unter Einschluß von Ex 34,10-26 einsetzend auf das
Bundesbuch in Ex 20-23. Mit einigen neueren Forschern (B. S.
Jackson, R. Westbrook) ist der Autor der Meinung, daß die biblischen
Rechtssätze in einer Schultradition beheimatet seien.
Darüber hinaus aber seien die Rechtssätze nicht auf einen historisch
-gesellschaftlichen Kontext, sondern auf ihre Quelle in der
erzählenden Literatur als Interpretationshorizont zu beziehen.
Unter Nutzung von Rechtssatzgattungen der Umwelt sei die
ethische und rechtliche Substanz von Erzählungen, die stets explizite
und implizite Urteile über menschliches Handeln enthalten
, kondensiert und kommentiert worden. Die Verortung der