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Ausgabe:

1993

Spalte:

78-79

Kategorie:

Ökumenik, Konfessionskunde

Autor/Hrsg.:

Jungclaussen, Emmanuel

Titel/Untertitel:

Schritte in die innere Welt 1993

Rezensent:

Wolff, Gottfried

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Theologische Literaturzeitung 118. Jahrgang 1993 Nr. 1

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r>^+u,_i:_0 Junsclaussen, Emmanuel: Schritte in die innere Welt. Geistli-
UKUmeniK. UainOIICd che übungen Freiburg-Basel-Wien: Herder 1991. 267 S. »o.

geb. DM 32,-. ISBN 3-451-22417-8.

Friedemann, Cristiän Johansson: Religiosidad populär entre

Medellin y Puebla: Antececenles y desarrollo. Santiago: Tj(e, un(J Untertitel sagen, wozu das Buch des Abtes von

Pontificia Universidad Catolica de Chile 1990. 306 S. gr.8° - Niedera|,aich verhelfen will. Zwölf Themen geben die Richtung

Anales de la Faculte de Teologfa, 41. an auf der jm Vollzug der Meditationen geistliche Erkenntnisse

. , • ■ gewonnen werden können und das Leben geordnet und vertieft
Vermutlich handelt es sich um eine Dissertation, die hier in werden mftchle wie es jn geistlichen Übungen und Exerzitien
den Jahrbüchern der Theologischen Fakultät der „Pontifica Uni- hehen son. Sechs Meditationen haben biblische Texte zum
versidad Catölica de Chile" veröffentlicht worden ist. Das The- ^kannte wie die Seligpreisungen und das hohepriesterli-
ma ..Volksreligiosität zwischen Medellin und Puebla" kann auf ^ und ungewöhnliche wie den Hymnus des Kolosser-
besonderes Interesse rechnen, weil auf den genannten Bischofs- ^ überscnrif, Um ane zu versöhnen". Die zweite
konferenzen versucht worden ist, die Volksreligiosität als ein buhandelt Texte der mystischen Überlieferung von Gre-
besonderes Element der kath. Kirche Lateinamerikas aufzuwer- yon N bis zu Elisabeth von Dijon aus diesem Jahrhunten
und auch als Beweis für die tiefe Verankerung des Katholi- ^ Ejn Kemstück ist das s,ebente Kapitel der Regel des hl.
zismus in der Volksseele zu verstehen. In den beiden einleiten- ßenedikt das ffl acht Übungen auf den Weg der Demut führen
den Kapiteln versucht der Vf. die Vorgeschichte der Volksreh- möchte fe ^ Ejnieitung sind die Grundzüge geistlicher Be-
giosität aufzuhellen, wobei er sich auf Arbeiten von Theologen, ,eU beispielhaft zusammengefaßt: Ihr Gnadencharakter.
Pastoraltheologen, Gesellschafts- und Religionswissenschftlern ^ Bleiben unter dem Kreuz, die Schriftverbundenheit, das
bezieht, aber die Kirchengeschichte völlig ausklammert. Die nzheitliche yben zu vertiefter Selbsterkenntnis. Eine enge
grundlegenden Untersuchungen des Religionssoziologcn Roger Verbjndung von geistlicher Erfahrung, psychologischer Kennt-
Bastide bleiben dabei genauso unberücksichtigt wie die u.a. ^ ^ padagogischer Weisheit macht es dem Übenden leicht,
darauf aufbauende Differenzierung des Rez. zwischen dem un- ^ Angebo( aufzunehmen und anzuwenden,
terdrückerischen patriarchalischen Katholizismus der Herren- Q^ djg Einieitung ausfiihrlich zu studieren, sollte man das
schicht und dem Volkskatholizismus, derein Ausdruck der Lei- verwenden Mit Nachdruck fordert sie den Nach-
denssituation ist (vgl.: La Historia de Cristianismo en America vo|,zug Es geht nicbt nur um intoimaiion. Das Buch stammt
Latina. Salamanca/Sao Leopoldo 1985). auch ganz aus der Praxis und ist aus Nachschriften undTonband-
Es geht dem Autor besonders darum, die Präsenz des Themas aufzeichnungen entstanden. Dadurch wird der Leser immer
Volksreligiosität in den lehramtlichen Dokumenten der kath. wjeder jn dje Situation des Übens hineingenommen. Sehr unter
Kirche vom Lateinamerikanischen Plenarkonzil (Rom 1899) bis schicdlicne Leser werden die Übungen nachvollziehen können,
Medellin (1968) aufzuzeigen (Kap. 3-4). Er stellt dann soziolo- ^ gründHch und exakt angeleitet wird. Manche Anmerkungische
und psychosoziale, anthropologische und pastoraltheolo- ^ Anweisungen im Xext lassen die Atmosphäre der Exer-
gische sowie befreiende, kulturbezogenc und kritische Interpre- erkennen> die Leib und Seele gleicherweise ansprechen
tationen der Volksreligiosität dar (Kap. 5-7). Er beschließt seine ^ einbezjehen' Es gibt kein ehrliches Meditieren, wenn wir
Untersuchung mit der Beschreibung der lehramtlichen Beurtei- ^ ^ Mcnschen meditieren."

lung der Volksreligiosität zwischen Medellin und Puebla und wohltuend fällt auf. daß die Themen ohne ein starres Schema

auf der Konferenz von Puebla (Kap. 8). entfaltet werden. Von drei bis zu acht Übungen reichen die An-

Insgesamt zeigt der Vf. ein ängstliches Bestreben, sieh im ,eitungcn Jedes Tnema enthalt ausreichende Anweisungen zu

Rahmen des lehramtlich Erlaubten zu bewegen, was der kirchli- vertiefter Selbsterkenntnis und gibt Hilfen zu klärenden und

chen Situation unter dem Pontifikat Joh. Pauls Q. entsprechen befreienden schritten für alle, die auf ihrem inneren Weg vor-

dürfte, was aber die Freiheit der Forschung und damit auch die ankommen möchten. Den Betrachtungen liegt nicht explizit die

Erkenntnismöglichkeiten begrenzt, so daß im Ergebnis weniger Grundsstruktur des Ignatius zugrunde, die benediktinische Spione
Untersuchung der Volksreligiosität vorgelegt wird als viel- /eigt sjch jm ßuch a,s ihr ganz nahe verwandt.
mehr eine Darstellung des derzeitigen lehramtlich gewünschten wirkliche Kostbarkeiten werden angeboten. Das 7. Kap. der

Verständnisses von Volksreligiosität. Der Vf. gibt sich den An- R ^ h( Bencdjk, übcr dig Demut will am Ende der acht

schein wissenschaftlicher Neutralität, indem er scheinbar ohne üfe p jn die Geborgenheit in Gott hineinführen. Die

eigene Stellungnahme die Ansichten einer Reihe von Autoren Sch|ußermu(igung „Ertrage den Herrn!" läßt ahnen, daß hier

referiert, z.B. zur befreiungstheologischen Interpretation der ^ ^ A„ inplätze angeboten werden. Auch die

Volksrel.g.osität. Aber die wenig repräsentative Auswahl der ^ ^ Beg£gnung mi, Franzjkus.Texten verheis-sen

Autoren bedingt das Ergebnis. Mit dem vormaligen CELAM- ^ leuchtet erst am ^ dem Sonnengesang auf Vorher

I räsidenten A. Lopez Trujillo, J. Lozano u.a. soll die Volksreh- ^ S(ationen Daseinsschmerz, Aufspüren der Finsternisse

gios.tat als ein genuiner Ausdruck der lateinamerikanischen Erkenntnis der eigenen Nichtigkeit. Da ist der Rat „es sehr

,1en w ö T Aspck,en deS Klassenkampfes verstander.wer- hetf.

den. Wie Puebla 1979 hat allerdings schon das CELAM-Doku- An dcm ^ beejndruckt die ist|iche Autorität des Vf.s,

ment über Volksreligiosität von 1976 die Zweideutigkeit der ^ ^.^ ^ ^ r Erfanr Füf jhn ^

Volksrelig.ositä. beschrieben und die Gefahren von Faal.smus, Mcditaljon istliches Vorankommen, das Willen. Geduld, Ge-

der Rechtfertigung von Unrechtssituationen und der Möglich- ]assenheit erfordcrt Wenn bei Franziskus von lebensmäßiger

keit ideologischer Manipulation benannt. Uhramtlichi verstan- y /£l ncn wird, ist dies das Wunschbild des Vi s

den eröffne, Volksreligiosität einen Zugang zum Verhältnis von dgn £ wM auf djc Voraussetzungen verwie-

Olaube und Kultur und bietet Hilfe zur Findung lateinamenka- c , ~ muh j

„• u T i^uiiui uiiu iiiiit. *u e sen: Stille und Sammlung. Sie sind tur den Nachvollzug des

nischer Identität und zur Evangelisierung der Kultur. In diesem . fr . °

o- . , . üTaugi-ij j, Buches wesentlich, bei dem ein bloßes Lesen nicht genügt.

Sinne wird sie auch in den Beratungen der „IV. Allgemeinen „__. ' . ... . ^ . . .

»icuum muaiuu« £, .=■ Das Buch wird unterschiedlichen Lesern Gewinn bringen. Lei-
Konferenz des Lateinamerikanischen Episkopats im Oktober __ *

mm . „ 1. 7 . . r> ii „;„ia„ ter von Exerzitien werden neue Anregungen und unbekanntes

1992 in Santo Domingo wieder eine wichtige Rolle spielen. .. , „ . . . .

^iiiiiiifrv< ^ & Material linden. Laien linden genügend Hiltestellung und Anlei-

Marburg Hans-Jürgen Prien tung. Man spürt aus den Formulierungen, daß der Vf. in den ver-