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Ausgabe: | 1993 |
Spalte: | 919-922 |
Kategorie: | Neues Testament |
Autor/Hrsg.: | Bindemann, Walther |
Titel/Untertitel: | Theologie im Dialog 1993 |
Rezensent: | Schmithals, Walter |
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Theologische Literaturzeitung I 18. Jahrgang 1993 Nr. 1 I
920
Professor W. has made a valuable contribution to Septuagint
studies with his monumental work on the critical text and text
history of the Greek Pentateuch. On behalf of all LXX scholars
I should like to thank him very much for the great legacy he has
left to us. The text history of Exodus is a distinguished conclusi-
on to his vast project.
Helsinki Raija Sollamo
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Neues Testament
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Die vorliegende Untersuchung entstand 1986/87 in einem
Rostocker Gemeindepfarramt; sie wurde 1988 als Habilitationsschrift
angenommen und für den durch die politische Umwälzung
verzögerten Druck um ein Kapitel, die Behandlung von
Römer 9-11, erweitert. Der Autor erklärt mit diesen Umständen
die in der Tat nicht immer hinreichende Berücksichtigung der
einschlägigen Literatur.
B. versteht den Römerbrief mit Recht als ein strikt auf die
Situation der römischen Christenheit bezogenes Schreiben und
wendet sich mit Nachdruck gegen die verbreitete .dogmatische'
Interpretation. Er setzt dabei wie schon in seiner Dissertation
von 1980 voraus, daß in Rom seit längerem Judenchristen und
Heidenchristen als getrennte Gemeinschaften existieren, und er
läßt den Römerbrief an die römischen Judenchristen (!) gerichtet
sein. Diese, eine synagogale Sondergruppe, sind bemüht, die
Heidenchristen in ihr judaistisches Christentum zu integrieren.
Um solchen Bestrebungen zu steuern, sucht Paulus das Gespräch
mit den Judenchristen Roms und vertritt ihnen gegenüber
im Interesse der römischen Heidenchristen und seiner auch
in Rom geplanten Heidenmission sein gesetzesfreies Evangelium
. Paulus befindet sich also durchgehend im Dialog nicht cum
iudaeis, sondern mit iudenchristen. Er möchte ein Miteinander
von Juden- und Heidenchristen erreichen und hofft sogar darauf
, daß die Judenchristen seine Mission in Spanien unterstützen
werden (Rö 15,24). Seine in Rom unter den Judenchristen
(!) beabsichtigte Predigt des Evangeliums (Rö 1,13-15) dient
nicht der ,Mitgliederwerbung', sondern der Aufklärung über
das angemessene Verhältnis von Juden- und Heidenchristen.
Die Auffassung, daß es sich bei den Adressaten des Römerbriefs
um Judenchristen handelt, wird von B. mit den seit der
Tübinger Schule bekannten Argumenten thetisch vertreten,
nicht aber durch eine Diskussion der gegen sie vorgebrachten
gewichtigen Einwände abgesichert. Mit der über die Tübinger
Erklärung hinausgehenden Vorstellung, daß in Rom auch Heidenchristen
leben, in deren Interesse Paulus an die Judenchristen
schreibt, schafft B. sich eine zusätzliche Schwierigkeit:
Wie soll man sich vorstellen, daß der Dialog des Paulus mit den
Judenchristen diese Heidenchristen stets nur indirekt einbezieht
, nie aber zum Gegenstand der Diskussion macht?
Die schwache Absicherung seiner Grundthese im Rahmen
der traditionellen exegetischen Auseinandersetzung dürfte damit
zusammenhängen, daß B. „indirekte Signale" für „ergiebiger
und gewichtiger als die direkten Hinweise auf die Adressaten
des Römerbriefs" hält. Wie der Untertitel seiner Untersuchung
andeutet, bemüht er sich nämlich durchgehend um den
Nachweis, daß Paulus in seinem Dialog mit den Judenchristen
Roms, die sich als Juden verstehen, jüdische bzw. judenchristliche
Traditionen aufgreift und seiner Argumentation zugrunde -
legt. Da dies Verfahren, das einer Verständigung mit Judenchri-
sten in der Tat förderlich sein kann, im Gespräch mit Heidenchristen
nicht einleuchtend wäre, ist es vor allem die Verwertung
der jüdischen und judenchristlicher Traditionen durch Paulus
, die seine römischen Adressaten als Judenchristen ausweist.
Das ist eine methodisch um so mehr beeindruckende Argumentation
, als die übliche .dogmatische' Auslegung des Römerbriefs
die form- und traditionsgeschichtliche Analyse dieser
Schrift über Gebühr vernachlässigt hat bzw. hat vernachlässigen
müssen. B.s Verfahren muß sich freilich den Prägen stellen,
ob die von ihm rekonstruierten Traditionen überhaupt vorliegen
, ob es sich, ist dies der Fall, bei ihnen um jüdische odei judenchristliche
Traditionen handelt und ob schließlich solche
Traditionen auch tatsächlich sinnvoll nur in ein Gespräch mit
Judenchristen eingebracht werden können.
Für die als vorpaulinisch allgemein anerkannten Formulierungen
in Rö 1,3-4 und 3,24-26, mit denen B. sein Verfahren
einleitend exemplifiziert, wird man die beiden ersten Fragen
ohne weiteres bejahen können, und B. dürfte auch mit seiner
Beobachtung im Recht sein, daß Paulus diese Formeln in bedachtem
Hinblick auf judenchristliche' Leser an herausgehobenen
Stellen seines Schreibens aufgreift. Indessen stellt sich
damit das Problem einer näheren Bestimmung des Begriffs