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Ausgabe:

1993

Spalte:

914-915

Kategorie:

Bibelwissenschaft

Autor/Hrsg.:

Blank, Josef

Titel/Untertitel:

Studien zur biblischen Theologie 1993

Rezensent:

Schweizer, Eduard

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913

Theologische Literaturzeitung I 18. Jahrgang 1993 Nr. 11

914

Denicke (1603-1680): »Ach hilf, Herr, daß wir werden gleich
dem guten, fruchtbaren Lande...«.

Zunächst exemplifiziert M. B. Smits-Veldt ihren voranstehenden Beitrag
(vgl. 495£f.), indem sie in »Le theätre hollandais che/ Vondel« (563ff.) das
Werk des (urspr. Mennoniten. nicht Baptisten) Joost van den Vondel (1587-
1679), des wohl bedeutendsten dem barocken Drama verpflichteten Dichters
in Holland des 17. Jh.s aufschlüsselt. Daß Vondel auch nach seiner Hinwendung
/um Katholizismus in offener Toleranz wirkte und sich mit großer Leidenschaft
kirchlich und biblisch-theologisch engagierte, spiegelt sich in seinen
Dramen (vgl. zu Einzelheiten: J. A. Farente, Religious drama and the
Qumanist tradition. Christian theater in Germany and in the Netherlands
1500-1680. 1987; bes. 95ff.). - J. Blondel erfaßt in »La Bible de Bunyan«
(581 ff.) das Bibelverständnis dieses von einem schicksalbewegten Leben
geprägten englischen Laienpredigers, der in seinem Hauptwerk »The Pil-
grims Progress« (1678) gleichnishalt deutend das geistig-religiöse Dasein
und Ergehen dem Kirchenvolk nahelegt und es darüber hinaus zur Allge-
meingültigkeit erhebt. Auch an der Breitenwirkung dieses Buches läßt sich
partiell Bibelverständnis im 17. Jh. verdeutlichen. - Auf ein im Einzelfall
liberal behandeltes Ehescheidungsverbot verweist R. Lejosne in »La Bible et
le droit au divorce Selon John MiltOfl« (59711.). - A. Ravier deutet in »Saint
Francois de Sales et la Bible« (6l7ff.) dessen Werk als das eines religiösen
Schriftstellers, bei dem sich profundes Bibelverständnis mit feinsinniger und
psychologischer Gestaltungsgabe verbindet (leider wird die gleichsam Umsetzung
der Bibel in das Leben dieses bedeutsamen Mannes - er lebte 1567-
1622 - nicht näher berücksichtigt). - In »M. Vincent de Paul et la Bible«
(627ff.) läßt A. Dodin zwar nur am Rande das ungewöhnliche Leben dieses
Geistlichen erkennen (er lebte 1581-1660). aber gleichwohl wird deutlich,
daß er ein ebenso ungewöhnlicher Beobachter der Bibel war. daß er über die
schriftstellerische Besonderheit eines jeden einzelnen Evangelisten reflektierte
und das theologische Zentrum in den paulinischen Briefen in der Chri-
stologie des Apostels sah (640). - J.-P. Osier zeigt in »Faust Socin et la
Bible« (643fr.) im Bereich dieser antitrinitarischen Bewegung auch bibelwissenschaftlich
zu beachtende Hinweise (etwa wenn anhand von Lk 1,1-4
auf Redaktionstätigkeit des dritten Evangelisten geschlossen wird |654|,
gerade bei den Kernstellen des Neuen Testaments (z.B. Joh-Prolog |650ff. |).
-F. Charles-Daubcrl diagnostiziert in »La Bible des litertins« (66711.) ethische
und religiöse Krisensituationen im 17. Jh. - Ein kurzer Überblick von
M. Malherbe über »Hobbes et la Bible« (691 ff.) zeigt den Philosophen, der
Grundansichten in ntl. Aussagen gelten läßt, als religiösen Bibelleser (wie
differenziert und teilweise distanziert er dennoch zur Bibel stand, hätte -
etwa im Kontrast zu seinem Gegenspieler ( udworth |s.o. 75ff.| - durchaus
betont werden können). - P. Selber zeichnet in »La Bible de Pascal« (701 ff.)
sorgfältig dessen Bibelverständnis nach und meint, daß R. Simon in manchen
Punkten seiner kritischen Bibelstudien auf Pascal zurückgegriffen
haben könnten. - J. Dubu zeigt in »Racine et la Bible« (721 ff.) einen Schriftsteller
mit einer zwar erstaunlich reichhaltigen bibelwissenschaftlichen
Bibliothek (7241.), der aber in seinem Werk überwiegend mehr allgemeine
Anklänge an die Bibel, darunter immerhin zwei biblische Tragödien, bietet.
- J. Beaude arbeitet in »Malebranche et la Bible« (735ff.) heraus, daß dieser
die anthropologischen Bezüge im biblischen Zeugnis zum Kernpunkt auch
hermeneutischer Überlegungen macht. - Der Beitrag »Newton et l'inter-
pretalion des propheties« (745ff.) zielt, wie R. H. Popkin analysiert, vornehmlich
auf des Naturwissenschaftlers Verständnis der Apk. die dieser
durch Johannes den Evangelisten redaktionell bearbeitet sieht (747). Im
übrigen versteht Newton die Bibel als weithin historisches Dokument
(7521.). - H. Savon eruiert in »Le figurisme et la Tradition des Peres'«
(757ff.) Weiterführungen des mehrfachen Schriftsinns im 17. Jh., und S. A.
Goldberg gibt in »La Bible gravee: du marranisme ä la rejudai'sation«
(787ff.) bewegende Hinweise auf das europäische Judentum im 17. Jh. im
Umfeld einer .christlichen Welt'.

Ein kurzer Epilog des Hg.s zentriert Grundgedanken der Epoche
in einem Ausblick, ohne eine Zusammenfassung der zahlreichen
Beitrage zu beabsichtigen. - Die angefügte Bibliographie
bietet einen Überblick, ist aber in ihren Rubriken in den Literaturangaben
recht lückenhaft. Das ausführliche Namenregister ist
nützlich.

Nicht alle möglichen Bereiche der Thematik in der anstehenden
Epoche wurden ausgelotet, doch die Vielfalt und Intensität
lies (iebotenen unter der bewährten Hcrausgeberschaft von J.-R.
Armogathc machen den Band zu einem wichtigen Werk für die
Erforschung des 17. Jh.s. Das in jenem Jh. schon Gedachte (und
Beobachtete) erweist auch durch diesen Band die Wirkungsgeschichte
der Bibel als ein für Theologie-, Geistes- und Forschungsgeschichte
noch weithin erst zu bearbeitendes Feld.

Erlangen Otto Merk

Blank, Josef: Studien zur biblischen Theologie. Hg. von R.

Mahoney. Stuttgart: Kath. Bibelwerk 1992. 282 S. 8« = Stuttgarter
Biblische Aufsatzbände, 13. Kart. DM 49,-. ISBN 3-
460-06131-6.

Am wichtigsten waren mir Vorwort (7-10) und „Nachwort"
(Gedenkrede von Alex Stock, 245-261). Beides brachte mir den
Mitarbeiter, den ich in Herausgebersitzungen und Arbeitstagungen
des EKK kennengelernt hatte, als Menschen sehr nah. Bewegend
seine letzten schriftlichen Worte vor der schweren Operation
kurz vor seinem Tod (7), erstaunlich die Weite seines theologischen
Arbeitens: auch AT, Patristik, Systematik (Hermeneutik,
8f, Biblische Theologie und "Einheit der Theologie, 250-253).
Politik in Kirche und Welt (Aufbruch in Frankreich, Linkskatlio-
li/ismus, Menschenrechte, christlich-jüdisches Gespräch, 253-
257) - seines Glaubens (Freiheit zur historisch-kritischen Methode
, 2461, und Kritik an einer neuen „Gnosis". in der Auferstehung
Jesu nur noch „die bleibende Bedeutung des toten Jesus von
Nazareth" zum Ausdruck bringen sollte, 247-250) - und eines
Lebens, auch unter Hitler und im Militär, „ohne doppelte Buchführung
" (259-261). Diese Weite zeigt sich in der Bibliographie
(263-278) und in den vom Vf. selbst noch ausgesuchten Aufsätzen
, so daß hier kaum mehr als eine knappe Inhaltsangabe geboten
werden kann.

/. Gottes Recht will des Menschen Leben (11-36) geht dem
Zusammenhang von Menschenrechten (was ein modemer, kein
biblischer Begriff ist) und Religion nach (Dekalog, Dtn, Ez 18,
Jes 58, Völkerorakel bei Arnos, Priesterschrift samt den Nachwirkungen
bei Philo, in der ntl. (pilavflntoma. in Jesu Wirken und
in der Theologie des Paulus). In den nicht-kasuistischen, apodiktischen
Forderungen des AT und ihrer Begründung ist „das Recht
der Ohnmächtigen... kein Recht gegen die Mächtigen.... sondern
das wahre Recht für alle" (18). Die „.Gottebenbildlichkeit des
Menschen' in P ist noch immer eines der solidesten theologischen
Fundamente zur Begründung allgemeiner Menschenrechte" (24),
wobei sich die griechische „humanitas Dei" bei Philo jüdisch, in
den Pastoralbriefen „grundsätzlich christlich interpretierbar" erwies
(25-30). Zu diskutieren wäre, wieweit Jes 61,1 ff bei Jesus
„eine wichtige Rolle" spielt (31) und ob „Gerechtigkeit das Konkretwerden
der mit Liebe bezeichneten Haltung" ist (351) oder
Liebe nicht doch über Gerechtigkeit hinausgeht (H. Weder).

2. Der leidende Gottesknecht (Jes 53) (37-95) plädiert für
Gleichsetzung des Gottesknechts mit Deuterojesaja und seinem
Martyrium. „Die Spannung zwischen der .historischen Ebene'
und der Bedeutungsebene" für den Leser (59) und das „neue
Opferverständnis" aufgrund der Personalisierung" bei Propheten
, besonders Jeremia (75-80) und in den Gottesknechtliedern
(80-94) wird gründlich erörtert. Ob „das Denkmodell der .stellvertretenden
Sühne' bereits damals entwickelt und auf eine konkrete
historische Gestalt appliziert" wurde (90), bleibt für die
Zeit von Dtjes doch fraglich, so sehr „eine echte .Strukturanalogie
'" (zwischen Gottesknecht und Jesus) zuzugeben ist (94).

Was heißt nach dem NT: das Herrenmahl feiern'! (97-132)
und 4. Der „eschatologische Ausblick" Mk 14,25 und seine
Bedeutung (133-145) behandeln die Probleme des noch nicht
..sakramentalen" (101, 135) letzten Mahls Jesu, das eine lange
Kette von Mahlzeiten abschließt, die Zeichen der Nähe des
Gottesreichs waren (108f, 144). Mk 14,25 ist wesentlich als
Verbindung von Mahl und Erwartung des Gottesreichs (1071.
133-141), für dessen Kommen Jesus den Sühnetod auf sich
genommen hat (113f). Nach Ostern verbindet sich das „Essen
mit Christus" (nicht: Essen Christi!, und ohne Mitwirken eines
Priesters) mit der Parusieerwartung (l()9f. 119f). Es stiftet und
schafft die Einheit der Kirche (die also nicht schon vorher definiert
und akzeptiert sein muß, 1220-

5. Das Kreuz: Anstoß und Hoffnung (147-165) betont, unter
Besprechung der historischen Fragen, den Schock der (in den