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1993

Kategorie:

Ökumenik, Konfessionskunde

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Neuerscheinungen

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Theologische Literaturzeitung I 18. Jahrgang 1993 Nr. 10

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sehen Theologie die „Geistigkeit" nieht so hoch gelte (1,42) und
der Glaube bei den Protestanten, anders als innerhalb der Orthodoxie
, keine„Erkenntnisfunktion" habe (11,126); daß „die Rechtfertigung
nach protestantischer Ansicht überhaupt keine Folgen
im Leben des Menschen" habe und dieser „in seinem Wesen" so
bleibe, "wie er war, nämlich ein Sünder, der keinerlei Umwandlung
erfährt" (II,2541'.); daß „im Protestantismus behauptet"
werde, daß wir „der Sünde gegenüber gleichgültig sein dürften"
(11.217). und daß „nach protestantischer Ansicht" auch „die Liebe
Gottes gleichsam an eine Wand" stoße, „die sich niemals sei
ber öffnet" (11,288); daß Luther „die Bedeutsamkeit der Liebe
bestritten" habe, „da sie ein Werk des Menschen sei, mit dem er
sich rühmen könnte" (11,281), und der Meinung gewesen sei, wir
könnten das Heil wie „Klötze" erlangen (11,284), u.a.m. Es sollte
dem Vf. zu Bewußtsein gebracht werden, daß es mit der von
ihm erstrebten „Theologie der Liebe" (1,12) schlechterdings unvereinbar
ist, wenn er anderen Konfessionen Irrlehren unterstell
!, die diese gar nicht vertreten, oder Mängel vorwirft, die
Uberhaupt nicht vorhanden sind.

Darüber hinaus sucht der Vf. sogar noch Gegensätze zwischen
Ost und West auszumachen, die zumindest in solcher
Schärfe gar nicht bestehen, wenn er etwa der Bevorzugung der
Redeweise von der Auferweckung Jesu Christi durch den Vater
vor der von seiner Auferstehung bei manchen westlichen Theologen
entgegenhält, daß die Orthodoxe Kirche „Christus als
Subjekt der Auferstehung und des Sieges über den Tod" besinge
und preise (11,131), als ob das im Westen anders wäre und sich
von den 15 Osterliedern im Stammteil des Evangelischen Kirchengesangbuchs
(EKG 75-89) nicht genau dasselbe sagen
ließe. Oder wenn er hervorhebt, daß „in der östlichen Ikonenmalerei
der gekreuzigte Christus nicht im Zustand äußerster
Schwäche dargestellt" werde, „da im Morgenland das Kreuz
eben im Sinne der Stärkung der menschlichen Natur bzw. ihrer
geistigen Seite verstanden wurde und nicht einfach im Sinne
einer Gott für die ihm von den Menschen zugefügte Beleidigung
zu erbringenden Satisfaktion, die bis zur Selbstaufhebung des
Menschen geht, die dann als äußerste Schwachheit verstanden
wird" (11,59), als ob es im Abendland einen solchen Malkanon
gäbe und in den Gesangbüchern nicht auch ganz andere Töne
angeschlagen würden; man denke nur an Valentin Ernst
Löschers Passionslied „Ich grüße dich am Kreuzesstamm"
(EKG 70), wo es in der 1. Strophe heißt: „Hier hängst du zwar in
lauter Not / und bist gehorsam bis zum Tod, / vergehst in tausend
Schmerzen: / doch sieht mein Glaube wohl an dir, / daß
Gottes Majestät und Zier / in diesem Leibe wohne / und daß du
hier so würdig seist, / daß man dich Herr und König heißt, / als
auf dem Ehrenthrone." Den Vf. dieser Orthodoxen Dogmatik
„vom Westen aus gesehen" als einen wahrhaft ökumenischen
Theologen zu feiern (1,10), war zumindest voreilig. Solche
Komplimente leisten eher einer Verncbelung der ökumenischen
Beziehungen Vorschub, als daß sie zu ihrer Klärung beitrügen.

Man mag es bedauern, daß sich H. Pitters auf die reine Uber-
sLi/ungsaufgabe beschränkt hat, anstatt sich vom Vf. auch zur
Umarbeitung oder Streichung der nachweisbar ungerechtfertigten
Anwürfe ermächtigen zu lassen, weil dann die Freude über
das Erscheinen dieses Buches ungetrübt geblieben wäre. Andererseits
ist es aber auch heilsam, wenn auf diese Weise einmal
mehr bestätigt wird, daß die orthodoxen Theologen ihre ökumenischen
Gesprächspartner längst nicht in dem Maße ernst
nehmen, in dem sie von diesen ernst genommen werden. Vor
allem das Vorurteil , daß es für sie bei den Reformatoren
schlechterdings nichts zu lernen geben könne, ist so tief eingewurzelt
, daß es jedes ernsthafte Studium reformatorischer
Schriften verhindert. So gesteht der Vf. die Möglichkeit des
I leils auch außerhalb der Orthodoxen Kirche nur insofern zu, als
es ..in den verschiedenen christlichen Konfessionen" noch „viele
Gläubige" gebe, „deren Leben nicht auf die offiziellen Lehrformeln
ihrer eigenen Konfession reduziert ist", und mutmaßt:
„Die alte christliche Tradition war stärker als die lehrmäßgigen
Neuerungen, die ihre Begründer brachten und die bis heute offiziell
innerhalb ihrer Gemeinschaften seitens der Theologen vertreten
werden" (11,207). Für den Fortgang der bilateralen Dialoge
dürfte es von entscheidender Bedeutung sein, ob es gelingt,
die orthodoxen Gesprächspartner davon zu überzeugen, daß die
evangelischen Christen gerade durch die Bekenntnisschriften
der Reformation auch mit der Alten Kirche verbunden sind, und
nur durch sie, so daß sie die Preisgabe dieser Bekenntnisbindung
keineswegs altkirchlich, sondern weit eher einfach unkirchlich
werden ließe.

An der äußeren Gestaltung der beiden Bände darf nicht unbeanstandet
bleiben, daß man meinte, bei der Wiedergabe rumänischer
Eigennamen und Buchtitel auf die von der rumänischen
Orthographie verlangten diakritischen Zeichen verzichten zu
können, oder aber, wo man sie ausnahmsweise einmal zu berücksichtigen
versuchte (11,26), die falschen setzte. Es ist undenkbar
, daß jemand wagte, mit französischen Texten so umzugehen
. Da die rumänische Orthographie in drucktechnischer
Hinsicht keine höheren Anforderungen stellt als die französische
, wirkt diese Sorglosigkeit fatal. Und wenn man sich schon
für die Wiedergabe griechischer Textstellen mit griechischen
Buchstaben statt in lateinischer Transliteration entscheidet, dann
muß auch die Gewähr für einwandfreien Satz gegeben sein. Die
Verunstaltung nahezu der Hälfte aller griechischen Textstellen
durch Druckfehler in den vorliegenden Bänden ist unerträglich.
Die Fülle von Entstellungen, die eine russische bibliographische
Angabe in unwissenschaftlicher Transkription über sich ergehen
lassen mußte (11,302, Anm. 141), wirkt freilich fast schon wieder
erheiternd. Man hätte dem Werk in dieser Hinsicht eine
sorgfältigere Betreuung durch Herausgeber und Verleger gewünscht
.

Münster Peter Hauptmann

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