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1993

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Kirchengeschichte: Reformationszeit

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Neuerscheinungen

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Theologische Literaturzeitung 118. Jahrgang 1993 Nr. 10

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bleibt ausdrücklich anzuerkennen, auch wenn der Rez. die Hoffnung
, der junge Luther könne die Basis einer interkonfessionellen
Annäherung bilden (vgl. 116), nicht zu teilen vermag. Auch
das Prädikat eines "perennual value" für einzelne Züge der
Lutherschen Theologie wird gerade eine immer wieder mit
Luther ringende, evangelische Theologie nicht ohne gemischte
Gefühle zur Kenntnis nehmen.

Daß die kirchliche Einheit m.E. an derselben Frage zerbrach,
an der auch heute eine „ökumenische" Annäherung an ihre Grenze
zu stoßen scheint, nämlich an dem Autoritäts- oder Papstproblem
, hätte aller Verdienste dieses Buches zum Trotz wohl doch
schärfer herausgearbeitet werden können und müssen.

Göttingen Thomas Kaufmann

Böcher, Otto: Martin Luther und Hans von Berlepsch. (BPfKG 59, 1992,
339-359; Ebernburg-Hefte 26, 1992, 59-79).

Bocve, Lieven: Kerk, theologie en heilswaarheid. De klare visie van
Joseph Ratzinger (TTh 33, 1993, 139-165)

Dienst, Karl: Martin Bucer (1491-1551): ein Theologe des Dialogs
(BPfKG 59, 1992, 303-318; Ebernburg-Hefte 26. 1992, 23-38).

Fauth. Dieter: Thomas Müntzer in bildungsgeschichtlicher Sicht. Ostfildern
Privatdruck 1990. XII, 319 S. m. Abb. 8°.

Goertz, Hans-Jürgen: „Wie gantz vorwyrrett, bodenloß ding das geystlich
wesen ist": klerikaler Antiklerikalismus in der Reformationszeit (MGB 49,
1992,7-20).

Grünewald. Johannes: Presbyteriologische Anmerkungen zu O. Karzel
„Die Reformation in Oberschlesien" (1979) (JSKG 71, 1992, 231-247).

Kennedy, Leonard A.: Martin Luther and scholasticism (Aug(L) 42,
1992,339-349).

Klingenspor, Christine: Martin Bucer als europäischer Reformator: sein
Einfluß auf das englische "Book of common prayer" von 1552 (Censura von
1551) (BPfKG 59, 1992, 5-36).

Kobelt-Groeh, Marion: Frauen gegen Geistliche: weiblicher Antiklerikalismus
in frühreformatorischen und täuferischen Bewegungen (MBG 49.
1992,21-31).

Möncke, Gisela: Zwei abtrünnige Lutheraner?: Jakob Propst und Johann
Dölsch in einer Ingolstädter Flugschrift aus dem Jahre 1522 (ZBKG 61,
1992,47-58).

Nestingen, James Arne: Challenges and Responses in the Reformation
(Interpr. 46. 1992, 250-260).

Neuser, Wilhelm: 450 Jahre Confessio Augustana variata: das „verbesserte
" Augsburger Bekenntnis von 1540 als Dokument kirchlicher Einigung
und protestantischer Identität (BPfKG 59, 1992, 53-62).

- : Martin Bucer (1491-1551), der Reformator des Oberrheins, und seine
Bedeutung für Theologie und Kirche (BPfKG 59, 1992, 283-301); Ebernburg
-Hefte 26, 1992, 7-21).

Reiehrath, Hans L.: Martin Bucer und die Juden (BPfKG 59, 1992, 37-51).

Schwarz, Reinhard: Der hermeneutische Angelpunkt in Luthers Meßreform
(ZThK 89, 1992, 340-364).

Wcigclt, Horst: Georg Gellmann und das Schwenckfeldertum: zum Problem
des Weigelianismus (ZBKG 61, 1992, 103-112).

Woelk, Susanne: Auf der Suche nach Täufern im Jeverland (MGB 49,
1992, 32-55).

Wolf, Gerhard Philipp: Friedrich Nausea (1496-1552): Prediger, Kontroverstheologe
und Bischof (ZBKG 61, 1992, 59-101: Dl.).

Systematische Theologie: Dogmatik

Ahromeit, Hans-Jürgen: Das Geheimnis Christi. Bonhoeffers
erfahrensbezogene Christologie. Neukirchen: Neukirchener
Verlag 1991. XI, 386 S. 8° = Neukirchener Beiträge zur Syst.
Theologie, 8. ISBN 3-7887-1341-0.

Das „Geheimnis" zum Leitbegriff einer Bonhoeffer-Arbeit zu
machen, die dessen Christologie als „erfahrungsbezogene" herausarbeiten
will, erweckt schon vom Thema her Interesse. Dessen
Dringlichkeit unterstreicht A. durch wiederholte Hinweise,
daß dessen Bearbeitung weder in einer Gesamtinterpretation
noch in einer speziellen Untersuchung befriedigend geleistet
worden ist (2ff, 23-34, vgl. 102 u.ö.). Nach A. kann das
„Geheimnis", das zuvor in der (evangelischen) Theologie viel
zu sehr vernachlässigt worden war, nicht definiert, sondern nur
erfahren werden; und da alle Erfahrung sich sozial vollzieht, „ist
das Geheimnis ein sozialer Erfahrungsbegriff' (11). An dieser
Sozialität partizipieren auch „actus directus" und „actus refle-
xus" (10). Von der zentralen Frage „Wer ist Christus für uns
heute?" und der mit ihr verbundenen „Wer bin ich?" (12) leitet
A. jene „Christuszentrierung" her (16ff), die für seine gesamte
Untersuchung leitend ist. Diese, gelegentlich auch „Christozen-
trik" genannt (vgl. 257), bestimmt Bonhoeffers ganzes Werk,
ohne daß deswegen schon ständig die „Christologie" thematisiert
wird (vgl. 17). So sehr beide zu unterscheiden sind, darf
doch nicht außer acht gelassen werden, daß die „Christuszentrierung
" eine „implizite Christologie" enthält (21).

Von der bislang zu wenig beachteten Christologievorlesung
Bonhoeffers (22) her entwickelt A. dann in einem ersten Teil die
Fundierung der Theologie Bonhoeffers im Mysterium (vgl.
35ff), auf das Bonhoeffer durch Adolf von Harnack (38ff) sowie
Georg Simmel (41 ff) aufmerksam geworden sein dürfte. Als
erstes stellt A. diesen Begriff im Umfeld der Frage nach der
Sünde heraus, bes. dargestellt an Bonhoeffers „Schöpfung und
Fall", wenn Bonhoeffer auch hier den Terminus nicht verwendet
(45), sowie in der Ethik (45f). In den Überlegungen zu „Enthüllen
und Verhüllen" (49ff) formuliert A„ daß „die Sünde das
Geheimnis nötig" macht (54, vgl. 93), während doch selbst die
Offenbarung als eine „Offenbarung in Schwachheit" (51) das
"most secret mystery" (so 51, mit dem Zitat einer Bonhoeffer-
formulierung aus Amerika 1931) enthält. Gott offenbart sich
also wirklich, aber „gehüllt ins Kleid der Geschichte, der
Menschlichkeit" (56f, mit einem Zitat der Vorlesung über Systematische
Theologie im 20. Jh.).

Deutlich wird das Geheimnis Gottes im Gegenüber zu Christus
(so für Petrus, 64). Konsequent wird Bonhoeffers Verständnis
personaler Transzendenz einbezogen, an deren Modell auch
die Transzendenz Gottes erörtert wird (67ff). Obwohl Bonhoeffer
auf jeden „metaphysischen Personenbegriff" verzichtet (76),
sieht A. bei ihm eine „personal-ontologische Christologie"
gegeben (77), d.h. im Sinne nicht erkenntnistheoretischer, sondern
sozialer und personaler Transzendenz (92). Besonders verdeutlichen
läßt sich das „Geheimnis" durch Bonhoeffers Überlegungen
über das Kind, das „frei für die Wahrheit als Geheimnis"
ist (98).

Der „trinitarisch-christologische Kern der Rede vom Geheimnis
Gottes" läßt sich nach A. darin erweisen, daß Christus
„Sohn bzw. Kind" ist und daß im Namen Gottes als Vater uns
sein Geheimnis deutlich wird (99, unter Verweis auf Bonhoeffers
Katechismus von 1931). Nach der Erörterung der zentralen
Dreifaltigkeitspredigt von 1934 wendet sich A. der gegenseitigen
Erschließung des Geheimnisses Gottes und der Welt zu. Die
Offenbarung Gottes und d.h. auch die Erwählung Gottes (119)
bezieht sich auf den Menschen in der Welt, der sich in einem
„Zirkel" von Leben und Erkennen befindet (117-124); von hierher
entwickelt A. das „lebenstheologische Verständnis Jesu
Christi", nämlich die Relevanz des Wirkens Gottes in der
Geschichte, die Bonhoeffer vom „Geheimnis der Geschichte"
sprechen läßt (128, unter Verweis auf die erste Fassung des
Ethikfragments „Die Geschichte und das Gute").

A. beschließt diesen ersten Teil mit der eingehenden Erörterung
der Arkandisziplin sowie des Gebetes, in dem das Geheimnis
geehrt wird (173-179).

Im zweiten und abschließenden, als „Materiale Christologie"
überschriebenen Teil zeichnet A. zunächst die Bewegung Gottes
zum Menschen nach. Hierbei geht er besonders auf das Chalce-