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Ausgabe:

1993

Spalte:

849-850

Kategorie:

Kirchengeschichte: Reformationszeit

Autor/Hrsg.:

Bullinger, Heinrich

Titel/Untertitel:

Unveröffentlichte Werke der Kappeler Zeit, Theologica 1993

Rezensent:

Koch, Ernst

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Seite 1

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849

Theologische Literaturzeitung 118. Jahrgang 1993 Nr. 10

850

der Reihe Sources Chretiennes vorgelegt hatten; ThLZ 117
(1992) hatte drüber berichtet (413f.). Für die Mehrheit der Texte
konnte auf die Edition von A. Wenger zurückgegriffen werden,
der 1957 als Band 50 der Reihe Sources Chretiennes acht bis
dahin unedierte Taufkatechesen des Chrysostomus herausgebracht
hatte (3.Aufl. 1985). Dieser Ausgabe folgen die Katechesen
2/4 (1. Teilband, 254-289) sowie die Katechesen 3/1 bis 3/7
(2. Teilband, 291-487). Eine Einleitung informiert über Leben
und Werk des Chrysostomus sowie über seine Taufkatechesen
(9-72); es folgt noch eine spezielle Untersuchung über die damaligen
Tauflehren und Taufgebräuche unter der Überschrift „Die
christliche Initiation in Antiochien" (73-99). Es ist ein erfreulicher
Fortschritt, daß die bis dahin so verstreuten Texte jetzt
zusammenhängend vorliegen. Die Übersetzung lehnt sich eng
an die griechische Urfassung an und liest sich trotzdem gut.
Außer der Einleitung sorgen auch die Bibliographie und mehrere
Register (491 -520) dafür, daß auf der Grundlage dieser Bände
erfolgversprechend weitergearbeitet werden kann.

G. H.

Kirchengeschichte:
Reformationszeit

Bullinger, Heinrich: Werke. 3. Abt.: Theologische Schriften. 2:
Unveröffentlichte Werke der Kappeler Zeit, Theologica.
Bearb. von H.-G. vom Berg, B. Schneider u. E. Zsindely.
Zürich: Theologischer Verlag 1991. 194 S. gr.8«. ISBN 3-
290-10000-6.

Dieser Band der Werke Heinrich Bullingers stellt einen weiteren
wichtigen Bestandteil des Gesamtunternehmens dar, von
dem nun schon einige Bände vorliegen (vgl. dazu ThLZ 111,
1986, 447f. u. 115, 1990, 37). Welche Unsicherheiten und
Gefährdungen eine solche sich über lange Zeit hin erstreckende
Edition begleiten können, davon berichtet das Vorwort von
Alasdair Heron (7), der mit der Veröffentlichung dieses Bandes
aus der Mitverantwortung als Hg. der theologischen Werke
Heinrich Bullingers ausscheidet.

Die Bedeutung der in diesem Bande veröffentlichten Texte
liegt darin, daß es sich bei ihnen um frühe ungedruckte Werke
des späteren Nachfolgers Zwingiis handelt, die zwischen 1523
und 1526 entstanden sind. Sie sind bereits mehrfach in der Forschung
herangezogen und untersucht worden. Nun liegen sie in
einer kommentierten Ausgabe vor, deren Textgrundlage von
Endre Zsindely ( 1986) hergestellt worden war. Die zum größten
Teil erstmals vollständig publizierten Schriften, die teilweise
ursprünglich in Briefform abgefaßt worden waren, waren im 1.
Band des parallel zu den theologischen Schriften erscheinenden
Edition des Briefwechsels Bullingers nicht enthalten, aber bereits
im Anhang angekündigt worden. Ihre Schwerpunkte betreffen
das Schriftverständnis, die Tauflehre, die Höllenfahrt Christi
, die Lehre vom Seelenschlaf und in überwiegender Zahl die
Abendmahlslehre. Letzterer Tatbestand ist theologiegeschichtlich
besonders wichtig, weil er einen nun wohl differenzierter
als bisher möglichen Einblick in die Zusammenhänge der frühen
schweizerischen Abendmahlstheologie ermöglicht.

Die vorliegende Edition bietet jeweils eine kurze Einleitung
zu den insgesamt 9 Texten, an die sich eine Beschreibung der
Druckvorlage anschließt. Da diese - von einer Ausnahme abgesehen
-jeweils ein Autograph ist, entstehen kaum Probleme, die
mit der Authentizität der Texte verbunden sein könnten. Der der
Edition beigegebene kritische bzw. kommentierende Apparat ist
dreifach gegliedert: Ein erster Apparat vermerkt Unsicherheiten

der Entzifferung, Korrekturen und Einfügungen in der handschriftlichen
Vorlage und Besonderheiten der Manuskriptgestaltung
; ein zweiter Apparat bietet die in der handschriftlichen
Vorlage angebrachten Marginalien; ein dritter Apparat enthält
Zitatnachweise und Sacherläuterungen.

Die in diesem Bande veröffentlichten Texte lassen den jungen
Bullinger als einen in der antiken Literatur gut bewanderten
Humanisten erkennen. Vom theologischen Gehalt her ergeben
sich eine Fülle von Aspekten, die nicht alle genannt werden
können. Bemerkenswert für den inneren Kontext des Abendmahlsstreits
zwischen Wittenberg und den Oberdeutschen und
Schweizern ist die Verbindung von Eucharistielehre und Bilderkritik
, die Bullinger wiederholt anspricht (vgl. 51 f. u. 119). Von
theologiegeschichtlich großer Bedeutung ist auch der in der
Schrift über die Taufe enthaltene Entwurf der Bundestheologie,
den Bullinger nicht wesentlich revidiert hat. Hingewiesen sei
auf die Indizien für die Vordatierung der Entstehung der erstmals
1529 gedruckten wichtigen Schrift De origine erroris
(136).

An Einzelheiten ist zu bemerken: Hier und da hat sich wohl die lange Entstehungszeit
dieses Bandes redaktionstechnisch ungünstig ausgewirkt. So ist
die Zitierungsweise gelegentlich unausgeglichen (vgl. etwa 22 Anm. 18 mit
Kl Anm. 127). Der Leser erfahrt nicht, daß die S. 35 Anm. 28 erwähnte Studiorum
ratio seit 1987 in einer kritischen Ausgabe vorliegt. - An drei Stellen
bleibt der gebotene Text unsicher: Trifft S. 25 Z. 10 „Actu." und Z. 22 „illu-
minatu" wirklich zu? Dann hätte der Kommentar wohl darauf verweisen
müssen. Ähnliches gilt für 111 Z. 3 „contraversia". - 21 Z. 6-7 ist Zitat von
Ps 12 (11 ),4. Ist 84 Z. 24 eine Anspielung auf Kol 2,20? - An einzelnen Stellen
wäre eine reichlichere Kommentierung schweizerdeutscher Ausdrücke
hilfreich gewesen - was ein „lätzkopff' ist (64, Z. 7), wissen sicherlich nur
wenige Benutzer außerhalb des alemannischen Sprachbereichs. Die Erläuterung
S. 79 Anm. 104 zu „gmächtbrieff" wäre bereits zu S. 73 Z. 10 (vgl.
auch S. 72 Z. 24) nützlich gewesen. - Die Anmerkungen 31 und 32 auf S.
131 sind untereinander auszutauschen.

Insgesamt ist es sehr zu begrüßen, daß nunmehr auch dieser
Teil des Frühwerks von Heinrich Bullinger der Forschung zur
Verfügung steht.

Leipzig Ernst Koch

Kaufmann, Thomas: Die Abendmahlstheologie der Straßburger
Reformatoren bis 1528. Tübingen: Mohr 1992. VIII,
497 S. gr.8° = Beiträge zur historischen Theologie, 81. Lw.
DM 218,-. ISBN 3-16-145817-7.

Seit langem erscheint mit diesem Buch wieder einmal eine
Monographie zum ersten Abendmahlsstreit; die Forschung wurde
letzthin zumeist in den Quelleneditionen zum Thema vorangetrieben
. Das Buch behandelt die Stellung der Straßburger
Theologen im Abendmahlsstreit bis 1528.

Die Darstellung geht im Kap. 1 ausführlich auf die Anfänge
Capitos, Bucers und Hedios ein und auf ihre und Zells ersten
Äußerungen in der Straßburger Zeit bis 1523. Im Kap. 2 wird in
allen Einzelheiten das Straßburger Krisenjahr 1524 behandelt;
die Krise entstand durch Luthers Schrift „Vom Anbeten des
Sakraments" (1523), durch den Druck der Abendmahlstraktate
Karlstadts in Straßburg und das Erscheinen des Boten Cornelius
Hoens. Der Vf. versucht eine einheitliche Abendmahlstheologie
der Straßburger Theologen im Jahr 1524 aufzuzeigen. Das Kap.
3 stellt die Abendmahlskontroversen der Jahre 1525 bis 1528
dar, soweit sie sich auf die Straßburger beziehen.

Der besondere Wert des Buches besteht in der minutiösen
Aufdeckung der Vorgänge. Z.B. wird die Abfolge der Ereignisse
im Spätherbst 1524 aufs Genaueste registriert: Karlstadts Erscheinen
Ende September und der Druck seiner Abendmahlstraktate
Anfang Oktober, sein Verschwinden Ende Oktober
(181 ff.). Dann das Erscheinen des Hinne Rode am 21. November
, der Brief an Luther am 23. November und die Kenntnis von