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Ausgabe:

1993

Spalte:

788-790

Kategorie:

Interkulturelle Theologie, Missionswissenschaft

Autor/Hrsg.:

Shao, Martin F.

Titel/Untertitel:

Bruno Gutmann's missionary method and its influence on the Evangelical Lutheran Church in Tanzania Northern Diocese 1993

Rezensent:

Kiesel, Klaus-Peter

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Theologische Literaturzeitung 118. Jahrgang 1993 Nr. 9

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sität in Peking; später, während der 50er Jahre, war er Mitglied
des SVD Oriental Research Institute in Manila und Mitherausgeber
der Monumenta Serica und Gastprofessor an der Gregori-
ana in Rom.

1939 wird Pater Köster mit der Leitung eines großen katholischen
Verlages in China beauftragt, investiert viel Zeit und
Kompetenz in den Aufbau von Verlag und Druckerei, und zwar
sowohl in deren wirtschaftliche Sicherung als auch in deren
Programm, z.B. in die Entwicklung einer allgemeinen Wochenzeitung
oder auch in die Publikation relevanter katechetischer
und religionsdidaktischer Materialien. Die Autorin schreibt eine
mit biographischen Anmerkungen versehene Institutionengeschichte
, in die sie einige zeitgeschichtliche Bezugnahmen einflicht
, persönliche Beobachtungen zu der unruhigen Kriegszeit
von der japanischen Besatzung bis zum Sieg der kommunistischen
Revolution und der schließlichen Abreise Kösters. Diese
liebevolle persönliche Würdigung ist ohne wissenschaftliche
Ambitionen, auch ohne kritische Reflexionen auf den Missionsbetrieb
jener Zeit, vermutlich verdankt das Buch seine Veröffentlichung
der Überlegung, daß mit der Erinnerung an Pater
Kösters Beitrag auch ein Hinweis auf eine heute relevante Form
der Verantwortung christlichen Glaubens im Kontext der chinesischen
Gesellschaft gegeben sein dürfte (vgl. 94ff.; sowie die
Widmung 10).

Der zweite Teil des Buches enthält ca. hundert biographische
Skizzen, vor allem ausländischer Missionare, die in China gewirkt
haben, und verfolgt „nur das Anliegen, die Fähigkeit einiger
Europäer zur Anpassung an den ostasiatischen Kulturraum"
darzustellen. Wenn das das Auswahlkriterium für die Zusammenstellung
dieser Liste gewesen ist, dann wird doch dieser
Nachweis mit jenen Kurzbiographien leider nicht geleistet.

Hamburg Theodor Ahrens

Neill, Stephen: Geschichte der christlichen Missionen, hg. u.

ergänzt von N.-P. Moritzen. 2., erg. Aufl. Erlangen: Ev.-
Luth. Mission 1990. 416 S. 8° = Erlanger Taschenbücher, 14.
Kart. DM 38,-. ISBN 3-87214-228-3.

Wer es wagt, ein Kompendium wie diese Geschichte der
christlichen Missionen 25 Jahre nach ihrem Erstdruck noch einmal
aufzulegen, ohne den Text zu verändern, steht vor der Frage
, wie er dem heutigen Leser hilft, das Gespräch mit diesem
Buch aus der vorherigen Generation aufzunehmen. Der Hg. hat
deshalb noch einmal zur Feder gegriffen und nicht nur ein gutes
Vorwort geschrieben, sondern auch an der Stelle seines Rückblicks
auf 10 Jahre im Erstdruck einen solchen über 25 Jahre
gesetzt. Er mußte sich da offensichtlich an die gleiche Seitenzahl
halten und deshalb stärker zusammenfassen. Das hat diesem
Nachwort etwas Würze genommen, könnte aber ein wenig
aufzeigen, wie heute Missionsgeschichte als global orientierte
Weltmissionsgeschichte angegangen werden könnte. Der Anhang
von Triebel über San Antonio Manila 1989 (392-396)
wirkt dann aber etwa aufgesetzt. Es sieht so aus, als sollte er
den Platz füllen, den die Bibliographie in der 1. Auflage einnahm
. Das Inhaltsverzeichnis im Neudruck gibt über S. 354-
373 keine Auskunft, obwohl man hier den Erstdruck nicht verändert
hat. Es ist das ganze offensichtlich etwas schnell gearbeitet
. Aber sonst treffen die Anmerkungen meiner Rezension in
ThLZ 102, 1977, 306-307, auch auf diesen begrüßenswerten
Neudruck zu.

Berlin Johannes Althausen

Shao, Martin F.: Bruno Gutmann's Missionary Method and
its Influence on the Evangelical Lutheran Church in Tan-
zania Northern Diocese. Thesis Submitted to the Faculty of
Wartburg Theological Seminary Dubuque, Iowa in partial Ful-
fillment of the Requirements for the Degree of Master of
Sacred Theology. Erlangen: Verlag der Ev.-Luth. Mission
1990. X, 179 S. m. 1 Kte gr.8« = World Mission Scripts, 2.

Urio, Aaron: The Concept of Memory in the Chagga Life
Cycle in Relation to Christian Eucharistie Traditions. Submitted
to the Faculty of Wartburg Theological Seminary in
partial Fulfillment of the Requirements for the Degree Master
of Sacred Theology. Erlangen: Verlag der Ev.-Luth. Mission
1990. IV, 231 S. gr.8° = World Mission Scripts, 3.

Beide Vf. stammen aus dem Ostkilimanjarogebiet der Norddiözese
der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Tanzania. Sie
gehören zur Generation der jüngeren Pfarrer, nachdem ihre aus
der Arbeit der Leipziger Mission (ab 1893) hervorgegangene
Kirche 1954 selbständig und ihr ostafrikanisches Land Tan-
ganyika (ehemals Deutsch-Ostafrika) 1961 als Tanzania unabhängig
wurde. Die beiden zu besprechenden Arbeiten entstanden
während ihrer fortführenden Studien am Lutherischen
Wartburg Seminar in den USA.

Martin Shao (Jahrgang 1939) wirkt seit 1976 als stellvertretender
Bischof der Norddiözese und Aaron Urio (geboren
1944) als Pastor im Diakonissenmutterhaus Moshi.

S. beschäftigt sich in seiner Oktober 1985 fertiggestellten
Arbeit mit dem 1876 in Dresden geborenen Bruno Gutmann, der
in den Jahren 1902 bis 1938 als Pfarrer der Leipziger Mission
unter dem Stamm der Chagga am Kilimanjaro gearbeitet hat. Die
meiste Zeit verbrachte Gutmann im Gebiet der Station Old-Mo-
shi, in der ehemaligen Häuptlingsschaft Moshi am Berghang
nördlich der heutigen gleichnamigen Stadt. Von Anfang an hatte
sich Gutmann auch als Ethnologe und Sprachforscher betätigt.

Was S. fasziniert, ist, daß Gutmann sich bemühte, die afrikanische Kultur
zu verstehen und für die Verbreitung des Evangeliums verwendete; er präsentierte
die neue Religion innerhalb des afrikanischen Milieus." (IX) „Er hat
sich um die Bewahrung der traditionellen Kultur bemüht und sie dazu
benutzt, den christlichen Glauben für die Chagga in Beziehung zu bringen."
(5) „Heutzutage kämpft die christliche Kirche in Afrika um ihre eigene Identität
und formuliert theologische Entwürfe, die die Evangeliumsbotschaft
innerhalb der afrikanischen Kultur wirksam machen. Gutmann war unter den
ersten Nichtafrikanern, die dieses Ziel in Angriff genommen haben." (X)
„Afrikanische Kultur ist wunderbar und sollte als ein Ausdrucksmittel (ve-
hicle) für den christlichen Glauben im täglichen Leben benutzt werden." (10)
Die reiche literarische Tätigkeit Gutmanns ist bisher nur in der deutschen
Sprache zugänglich. „Leider gibt es von seinen Werken keine Übersetzungen
, weder ins Englische noch ins Swahili. Die verborgenen Schätze sind
noch ungehoben." (X) S.s Bibliographie, die er aus J. C.Winters Werk „Bruno
Gutmann 1876-1966", Oxford 1979, in einen Anhang seiner Arbeit übernommen
hat, zählt 148 Aufsätze und Bücher Gutmanns auf. Wertvoll für eine
erste Übersicht sind die ins Englische übersetzten Titel dieser Arbeiten (leider
ohne Angabe der Erscheinungsjahre).

Mit seiner Studie will S. die „kirchlichen Mitarbeiter und alle
Christen ermutigen, offener und anpassungsfähiger für die
Wandlungen zu sein und den christlichen Glauben im Kontext
der afrikanischen Kultur zu interpretieren" (10). Er meint, es
gäbe einen „Konflikt zwischen afrikanischer Kultur und Christentum
. Es gibt Christen, die sich für bestimmte Dinge auf
Christus verlassen und für andere auf die Ahnengeister. Sie halten
sich an Christus mit der einen Hand und an die Ahnengeister
mit der anderen. Bei Christus suchen sie nach Vergebung
und ewigem Leben, bei den Ahnengeistern nach Fruchtbarkeit
und Schutz." Der Vf. fragt: „Wie weit ist das Christentum in
das Leben der afrikanischen Menschen eingedrungen und wie
kann das Evangelium den afrikanischen Menschen mitgeteilt
werden und dabei Wörter, Konzepte und Handlungen verwenden
, die speziell zu ihnen sprechen" (5).

Die Arbeit S.s ist folgendermaßen gegliedert: In Kap. 1
befaßt er sich mit dem historischen Hintergrund der Chagga am