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Ausgabe:

1993

Spalte:

738-739

Kategorie:

Neues Testament

Titel/Untertitel:

Jesus und das jüdische Gesetz 1993

Rezensent:

Reinmuth, Eckart

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Theologische Literaturzeitung 118. Jahrgang 1993 Nr. 9

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suchen und das Böse zu hassen und im Tor das Recht aufzurichten
(5,14) oder die Forderung nach „Recht und Gerechtigkeit"
(5,24)? Gilt sie denen, die ohnehin nur Opfer ungerechter Verhältnisse
sind, wie R. annimmt? Warum sollen sie dann das
Böse haben, das sie nicht getan haben, und weshalb stehen.sie
unter dem göttlichen „vielleicht" von 5,14?

Die (allzu) scharfe Aufteilung der Einzelworte auf verschiedene
Adressatengruppen bringt Probleme beim Verständnis der
Visionen. Weshalb schickt Jahwe Unheil über Kleinbauern,
deren Freund er ist (7,1-3)? Und weshalb muß er ihnen gegenüber
seinen Gerichtswillen durch Barmherzigkeit (nhm) überwinden
, was sonst im AT die Rücknahme eines Gerichtsbeschlusses
trotz offensichtlicher Schuld der Betroffenen bedeutet
(vgl. nur Hos 11)? Wie läßt sich das „ich will nicht mehr verschonen
" der dritten Vision verstehen, wenn die Verschonung in
7,1-6 anderen Personengruppen gegolten hat als der in 7,9 anvisierten
staatlichen Administration?

Das sind nur einige Fragen, zu denen diese originelle und
dabei leicht lesbare Arbeit anregt, der viele Leserinnen und
Leser und eine gründliche Diskussion ihrer Ergebnisse zu wünschen
sind.

Bern Thomas Naumann

Bodi, Daniel: Le livre d'Ezechiel et le Poeme d'Erra (ETR 68, 1993, 1-24).

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Neues Testament

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Berlin-Köln: Kohlhammer 1992. 223 S. gr.80. Kart. DM
49,80. ISBN 3-17-011835-8.

Die mit der Titel-Formulierung dieses Aufsatzbandes in den
Blick genommene Problemstellung thematisiert keineswegs
lediglich eine Randfrage unserer Kenntnis des historischen Jesus
. Sie zielt vielmehr in deren Kernbereich und eröffnet zugleich
den Blick auf Anschlußthemen, deren Bedeutung gerade
in jüngster Zeit wieder zu Recht mehr in den Mittelpunkt des Interesses
am historischen Jesus getreten ist. Hier sind exemplarisch
die in innerem Zusammenhang stehenden Fragen nach der
Ursache für den Kreuzestod Jesu, nach einem erneuerten, von
historischer Sachgerechtigkeit geprägten Verhältnis zum Judentum
sowie nach christologischen Konsequenzen der historischen
Beurteilung zu nennen. Im übrigen werden unweigerlich wichtige
Arbeitsbedingungen neutestamentlicher Wissenschaft heute
berührt, insofern die Möglichkeit der historisch-kritischen
Rückfrage nach Jesus unter methodologischem Gesichtspunkt in
ihrer Strittigkeit bewußt bleibt. Deshalb handelt es sich - auch
im Blick auf die Widersprüchlichkeit und scheinbare Dürftigkeit
mancher Ergebnisse - um eine mutige Veröffentlichung.

Die Themenstellung ordnet sich mithin ein in die 1953 von
Ernst Käsemann neu angestoßene Frage nach dem historischen
Jesus. Es wird versucht, das seitdem sich festigende Bild, Jesu
Verhältnis zum Gesetz sei wesentlich als ein gebrochenes zu beschreiben
, aufzubrechen und zu modifizieren. Ist die Stellung
des historischen Jesus zum Gesetz wirklich so zu erfassen, daß
er in erster Linie als sein Übertreter, Überbieter oder Auflöser
erscheint? Anlaß zu erneuter historischer Rückfrage gaben auch
methodologische Überlegungen, die berücksichtigen, daß das
klassische Differenzkriterium, das ein wissenschaftlich begründetes
Bild vom historischen Jesus über die Inkongruenz des im
NT berichteten Redens und Handelns Jesu zu Judentum (und
Urgemeinde) ermöglichen sollte, alle erwartbaren Übereinstimmungen
Jesu mit dem - uns ja gerade in seiner Vielfalt immer
deutlicher werdenden - Judentum ausblenden mußte.

Das 5. Siegener Theologische Symposion im Oktober 1990.
das mit dem vorliegenden Band dokumentiert ist, verstand sich
als ein Beitrag zum Dialog zwischen Vertretern unterschiedlicher
Positionen zum Gesetzesverhältnis Jesu.

Es handelt sich um folgende, im Blick auf Methodik und Zielsetzung z.T.
recht unterschiedliche Beiträge: Jens-W. Taeger, Der grundsätzliche oder
ungrundsätzliche Unterschied. Anmerkungen zur gegenwärtigen Debatte um
das Gesetzesverständnis Jesu (13-35); Peter Trümmer, Zwischen Gesetz und
Freiheit. Überlegungen zu einer Antinomie bei Jesus und Paulus (37-60);
Ingo Broer, Jesus und das Gesetz. Anmerkungen zur Geschichte des Problems
und zur Frage der Sündenvergebung durch den historischen Jesus (61-
104); Karlheinz Müller, Beobachtungen zum Verhältnis von Tora und
Halacha in frühjüdischen Quellen (105-134); Traugolt Holt/,, .Ich aber sage
euch'. Bemerkungen zum Verhältnis Jesu zur Tora (135-145); Gerhard
Dautzenberg, Über die Eigenart des Konfliktes, der von jüdischer Seite im
Prozeß Jesu ausgetragen wurde (147-172); Johann Maier. Beobachtungen
zum Konfliktpotential in neutestamentlichen Aussagen über den Tempel
(173-213).

Der Band wird mit einer Einführung von Ingo Broer (7-12)
eröffnet und mit einem Namen- und Stellen-Register sowie mit
einer Liste der beteiligten Autoren beendet. Im Anschluß an fast
alle Beiträge ist deren Diskussion in Grundzügen dokumentiert
(35; 99f; 134; 143-145; 169f; 212f); Literaturverzeichnisse
(101-104; 170-172) bzw. reichhaltige Hinweise auf aktuelle
internationale Veröffentlichungen im Zusammenhang der Ha-
lacha-Tora- (105-133) sowie der Tempel-Problematik (173-212)
seien besonders hervorgehoben. Einige Beiträge enthalten wichtige
,Nebenthemen', die nicht immer bereits aus der Überschrift
ersichtlich sind: so trägt Taeger Gesichtspunkte zur Auswertung