Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1993

Spalte:

731-733

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Jenni, Ernst

Titel/Untertitel:

Die hebräischen Präpositionen 1993

Rezensent:

Körner, Jutta

Ansicht Scan:

Seite 1, Seite 2

Download Scan:

PDF

731

Theologische Literaturzeitung 118. Jahrgang 1993 Nr. 9

732

Altes Testament

Jenni, Ernst: Die hebräischen Präpositionen. 1: Die Präposition
Beth. Stuttgart-Berlin-Köln: Kohlhammer 1992. 398 S.
gr.80. geb. DM 149,-. ISBN 3-17-011771.

Der Vf. legt ein außergewöhnliches, mit großer Akribie erarbeitetes
Werk über die hebräischen Präpostionen vor. Zunächst
verhandelt er die Präposition Bet, die die interessanteste ist, zu
der er durch einen Festschrift-Artikel angeregt war. In der hebr.
Sprachwissenschaft fehlt es an Spezialliteratur zur Semantik.
Das AT enthält etwa 60000 Belege für Präpositionen. „Was hier
nun vorgelegt wird, ist ein Versuch, in einem ersten kurzen Teil
einige grundlegende allgemeine Fragen zum System der biblisch
-hebräischen Präpositionen zu klären, um dann auf die Präposition
[Bet] in der Art einer ausführlich kommentierten lexikalischen
Bestandsaufnahme genauer einzugehen" (Vorwort).

Nach dem „Vorwort" (5) stehen „Inhaltsverzeichnis" (7-9)
sowie „Abkürzungen" (10). Den zwei Hauptteilen - „Teil I:
Erwägungen zum System der hebräischen Präpositionen" (11-
39) und „Teil II: Die Verwendung der Präposition Beth" (41-
359), jeweils in 6 Abschnitten (A-F) behandelt - sind ein umfangreiches
„Stellenregister" (360-396) und ein „Autorenregister
" (397-398) angeschlossen.

Teil I enthält im Abschnitt „A. Einleitendes zur Methode"
(11-16) die Begründung für diese Arbeit. Präpositionen als Einzelgrößen
sind in ihrer Geschichte und teils auch ihrer Semantik
bearbeitet worden, aber gar nicht in ihrer Systemeinheit, wie es
die Linguistik fordert. Es geht in der „vorläufigen Umschreibung
der Präposition" nicht um ihre syntaktische Rolle als
Wortart auf der Satzebene, sondern um die semantische Untersuchung
der hebr. Präp.n, die Partikeln sind, die „spatio-tempo-
rale und ähnliche Relationen zwischen zwei Bezugsgrößen ausdrücken
" (12). Sie sind eine geschlossene, nicht beliebig erweiterbare
Gruppe von Funktionswörtern. Mit dem Systemcharakter
der ganzen Wortgruppe sollen Übersetzung und Interpretation
bereichert werden, u.z. a) das „Bedeutungsprofil" soll besser
und organischer verstanden werden; b) die „Strukturanalogien"
zu anderen hebr. Wortklassen sollen aufgedeckt werden; c) die
„Vergleiche" mit den Präpositionalsystemen anderer Sprachen
könnten „sprachtypologische" Ergebnisse zeitigen (14). Das
„semantische Modell" (14-16) ist auf die Formel x - r - y gebracht
: r ist die Relation, in der x, das erste Korrelat - das zu
Beziehende - zu y, dem zweiten Korrelat - zur Bezugsperson -
steht. „Die aktuelle Bedeutung der Präposition in einem Text
ergibt sich"...immer „aus ihrer Grundbedeutung in Verbindung
mit der semantischen Umgebung, d.h. je nach der Kongruenz
oder Affinität bestimmter semantischer Komponenten in x und
y" (15). Im Abschnitt B geht es in der Einteilung der Präp.n um
die „semantischen Eigenschaften". Die Hauptfunktion fast aller
einfachen und zusammengesetzten Präp.n ist die „Bezeichnung
lokaler und damit leicht parallelisierbarer temporaler Verhältnisse
" (17). Das bedeutet, das hebr. Präpositionalsystem ist
semantisch durch lokale Kategorien bestimmt. Die semantische
Spezialisierung ist in drei Graden zu erfassen: 1. „Allgemeine
Bedeutung", 2. „Mittlere Spezialisierung mit einer zusätzlichen
Orientierungsachse" (z.B. Vertikalität, Sehachse, Querachse,
Direktionalität, Assoziation), 3. „Stärkere Spezialisierung",
besonders bei zusammengesetzten Ausdrücken. In den Abschnitten
C-F werden einführend die Präp.n Lamaed als allgemeiner
Relationalis mit der „ursprünglichen Funktion der Kommunikation
", der Bedeutung der Richtung auf ein Ziel behandelt
; die Präp. Bet ist in ihrer hauptsächlichen Verwendung
dreifach gegliedert: „Nicht-Unterscheidung von Exteriosität
und Interiosität", „Nicht-Unterscheidung von Ruhelage und

Bewegung", „Hebräisch-deutsche Strukturdifferenzen" zwischen
statischem Sein und dynamischem Werden; die „Opposition
" Lamaed: Bet, hierbei unterscheidet die Semantik zwischen
logischen Gegensätzen von „Komplementarität und Kon-
versheit", d.h., Präp.n stehen nicht in konträrem Gegensatz,
sondern verhalten sich kontradiktorisch bzw. komplementär
zueinander. Schließlich wird die Präp. Kaf, die vor allem dem
Vergleich dient, verhandelt. Jeder Vergleich setzt neben (partieller
) Gleichheit auch (partielle) Ungleichheit voraus. Nicht jeweils
die Gesamtmenge wird in Beziehung gesetzt, sondern nur
eine Teilmenge der semantischen Komponenten der beiden
Korrelate.

„Teil II: Die Verwendung der Präposition Beth" (41-359)
enthält nach dem Buchtitel die wesentlichen, sehr weit untergliederten
Gebrauchsweisen der Präp. Bet, die an 15570 Stellen
im AT verwendet ist. Das lexikalisch-semantische „Untersu-
chungsmaterial" nach der BHS und etwa 100 Belege aus hebr.,
moabit. und ammonit. Inschriften sind zugrundegelegt. Ca. 70
Stellen des AT, 1/2 Prozent, sind wegen zu großer Textverderbnis
nicht verwertet. Die beiden Korrelate mit ihren semantischen
Merkmalen werden meistens nicht als eigene Größe, sondern
als ganzer Satz berücksichtigt; denn x- wie y-Seite verhalten
sich nicht symmetrisch zueinander. Die Satzsemantik der x-
Seite basiert auf den verschiedenen Satzarten - Nominal- und
Verbalsatz. Die semantischen Kategorien der Nomina der y-
Seite referieren auf Entitäten, Orte oder Zeiten. Die fünf Arten
des Gebrauchs der Präp. Bet sind in einem Diagramm (69) dargestellt
: Realisation, Lokalisation, Temporalisation, Modalisati-
on, Parallelisation.

Der Abschnitt „B. Realisation" (71-170) beschreibt etwa ein
Fünftel der Verwendungen. „Jeder Gebrauchsweise der Präposition
[entspricht] eine bestimmte Satzkonstellation und umgekehrt
..." (74). Z.B. "Beth essentiae" (79-83) ist an die Transfer
mation eines Nominalsatzes gebunden, der eine „identifizierende
" oder „prädizierende" Funktion hat. "Beth gesticulationis"
bei Verben der Betätigung eines Körperteils bedeutet Besonderes
, Auffallendes, was nicht der gewöhnlichen Lebensfunktion
entspricht, sondern ein Zeichen der Kommunikation ist. Das
"Beth communicationis" (160-170) bildet mit den Verba dicen-
di eine spezielle Kategorie. Die Sprache ist auf sich selbst bezogen
, das Sprechen hat sich selbst zum Gegenstand. Man nennt
es die „Reflexibilität der Sprache".

Die „Lokalisation" (171 -287) umfaßt ca. Dreifünftel der Vorkommen
von Bet, die lokalisierend sind, d.h., „eine Ortsbestimmung
y wird mit einer in einer Satzaussage vorkommenden
bzw. vorausgesetzten lokalisationsfähigen Größe x gleichgestellt
, um damit die vorgestellte Situation zu komplettieren"
(171). Es gibt Verben mit einer lokalen Komponente, die „verortet
" werden und zum materiellen, geistigen, sozialen Kontakt
verwendet werden. Das „Kontaktorgan" ergibt die Ordnung.
Kontakte werden durch „Extensionen" und „Emissionen" vermittelt
.

„D. Temporalisation" (288-328). „Die temporalisierende
Funktion der Präposition /Bet/ ist /.../ als Gleichstellung einer
Zeitbestimmung y mit einem in einer Satzaussage vorkommenden
bzw. Vorausgesetzen Zeitelement x, um damit eine vorgestellte
Situation zu komplettieren, /umschrieben/" (288). In
Analogie zur Lokalisation, wo Orte jeweils Entitäten sind, sind
offene und geschlossene Größen, die miteinander in Korrelation
stehen, zu unterscheiden. Ausdrücke für Zeitbestimmungen
bezeichnen offene Größen. Ausdrücke für Zeitinhalte nennen
geschlossene Größen. Infinitive, die nominalisiert sind, aber
verbale Aussagen enthalten, können Vorgänge „verzeitet" beinhalten
.

„E. Modalisation" (329-348) durch die Präp. Bet bedeutet
Verwendung mit Abstrakta aus adjektivischen oder verbalen
Prädikaten. Zu unterscheiden sind Qualitätsabstrakta, die zeitlos