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Ausgabe:

1993

Spalte:

676-677

Kategorie:

Ökumenik, Konfessionskunde

Autor/Hrsg.:

Käßmann, Margot

Titel/Untertitel:

Die eucharistische Vision 1993

Rezensent:

Mendt, Dietrich

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Theologische Literaturzeitung 118. Jahrgang 1993 Nr. 7/8

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vorliegenden Form erscheint der Abschnitt „Leitlinien in der
Ehe" wenig überzeugend, vielleicht sogar verzichtbar. Die kurzen
Ausführungen des Autors in Verbindung mit den z.T. recht
langen Zitatpassagen schränken ohnehin die Möglichkeit einer
Konturierung ein.

Am Anfang des Buches wird die Krise der Ehe thematisiert,
am Schluß geht es um Konflikte in der Ehe. Auch hier überwiegt
der weisheitlich geprägte Ton. Charakteristisch dafür sind bereits
die Teilüberschriften: Fair streiten verbindet; Scheiden tut weh;
Miteinander zu Rate gehen; Einander die Lasten tragen.

Nach der Lektüre des Buches stellt sich die Frage: Wer
kommt als Leser in Betracht? Menschen in der Krise werden
die Ruhe für die harmonische, weisheitlich geprägte Art der
Darstellung nur schwer aufbringen. Menschen in einer erfüllten
Beziehung werden einzelne Kapitel vielleicht aus Interesse
lesen. Der Rez. hat es v.a. gelesen als Werbung für das Angebot
der Eheberatung.

Im Anhang ist ein Quellenverzeichnis und ein Verzeichnis
weiterführender Literatur abgedruckt. Eine Bemerkung noch zu
der großen Zahl von Zitaten im Text: Der Rez. hat 60 Zitate aus
säkularer Literatur unterschiedlichster Genres sowie 23 Bibelzitate
gezählt. Warum eine solche Inflation von Zitaten ganz
unterschiedlichen Gewichts? Zumindest hätte eine typographische
Unterscheidung von dem fortlaufenden Text leserfreundliche
Wirkung.

Kavelstor Franz-Heinrich Beyer

Berger, Klaus: Einander zum Sterben begleiten. Gemeindliche und missionarische
Aspekte der Vorbereitung auf den Tod in der Alten Kirche (Dia-
konie 18, 1992, 199-204).

Bohren, Rudolf: Calvin als Seelsorger (Theologische Beiträge 23, 1992,
62-74).

Feilzer, Heinz: Gesellschaftliche Veränderungen als Anfrage an unsere
Seelsorgekonzepte (TThZ 101, 1992, 241-261).

Funke, Johannes Gerrit: Gnade, Gericht und die Wahrheit, die uns frei
macht: zur Begleitung Trauernder und Sterbender (DtPfBl 92, 1992, 502-
504).

Grom, Bernhard: Im Leid an Gott glauben?: Neuere Überlegungen zu
einer alten Frage (StZ 117, 1992, 707-716).

Heimbrock, Hans-Günter: Seelsorge - Lebenshilfe für Menschen mit
geistiger Behinderung? (PTh 81, 1992, 240-251).

Kübler-Ross, Elisabeth: Befreiung aus der Angst. Berichte aus dem
Workshop „Leben, Tod und Übergang". Mit Fotos von N. Warshaw. Aus
dem Amerik. von S. Schaup. Gütersloh: Mohn 1992. 176 S. m. 50 Abb. 8°
= GTB, 968. Kart. DM 19,80. ISBN 3-579-00968-0.

Möller, Christian: Luthers Seelsorge und die neueren Seelsorgekonzepte
(Theologische Beiträge 23, 1992, 75-92).

Morgenthaler, Christoph: Der religiöse Traum. Erfahrung und Deutung.
Stuttgart-Berlin-Köln: Kohlhammer 1992. 204 S. gr.8(l. Kart. DM 34,80.
ISBN 3-17-011073-X.

Neukamm, Karl Heinz: Seelsorge in der Diakonie (Diakonie IX. 1992,
322-324).

Perry, Christopher: Auf die innere Stimme hören. Hilfen für Helfer. Aus
dem Engl, von G. Bruckschlegel. Freiburg-Basel-Wien: Herder 1992. 238
S. 8°. geb. DM 39,80. ISBN 3-451-22528-X.

Robinson, Gnana: Umgang mit Sterben und Tod in der BRD und in Indien
(ZfM 18, 1992, 198-206).

Roth, Wolfgang: Psychotherapie und Seelsorge (Diakonie 18. 1992, 330-
336).

Sahelices, Paulino: Gratuidad-amor, h'nea conduetora de la pastoral agu-
stiniana (RAE 33, 1992, 785-812).

Scharffenorth, Gerta [Hg.| in Zusammenarb. mit H.-M. Lauterer-Pirner:
Werft Eure Zuversicht nicht weg! Alterserfahrungen im Spiegel der Bibel.
Freiburg-Basel-Wien: Herder 1992. 178 S. 8° = Frauenforum. ISBN 3-451-
22457-7.

Schmitz, Stefan: Tiefenpsychologie in Theologie (In: Hoeps, R., u. Th.
Rüster: Mit dem Rücken zur Transzendentaltheologie. Würzburg: Echter,
45-59).

Weaver, Andrew J.: Depression: What clergy need to know! (CThMi 20,
1993,5-16).

Ökumenik: Allgemeines

Käßmann, Margot: Die eucharistische Vision. Armut und
Reichtum als Anfrage an die Einheit der Kirche in der Diskussion
des Ökumenischen Rates. München: Kaiser; Mainz:
Grünewald 1992. 392 S. 8° = Fundamentaltheologische Studien
, 16. Kart. DM 78,-. ISBN 3-459- 01936-0 u. 3-7867-
1608-0.

Dem Buch liegt ein Skandal zugrunde, der Skandal, daß in
Gemeinden, Kirchen, der Kirche überhaupt Arme und Reiche
nebeneinander leben, ohne dieser Tatsache den gleichen Stellenwert
einzuräumen wie irgendeiner Spaltung der Kirche oder
einer Irrlehre. Das Bemühen, diesen Skandal wenigstens innerhalb
des Ökumenischen Rates zu beseitigen, zeichnet die Vfh.
von 1948 bis zur Gegenwart nach und läßt auch die Vorgeschichte
von 1988 an (Formulierung des sog. "Lambeth-Quad-
rilatcrals, eine Art Einheitsprogramm der Anglikanischen Kirche
(38) zu Wort kommen. Trotz völlig objektiver und sachlicher
Darstellung merkt man dem Buch an, daß die Vfh. engagiert
für die Armen Partei ergreift und damit für eine Kirche der
Armen. Und man wünscht dieser Arbeit eine weit stärkere Verbreitung
, als es für eine Promotionsschrift normalerweise üblich
ist und wofür die Lektüre so vieler trockener Dokumente des
Ökumenischen Rates eigentlich keinen Anreiz schafft (der
Weltkirchenrat hat immer eine Art Urvertrauen in Papiere gehabt
, die außer von Insidern von niemandem gelesen werden).
Der deutsche evangelische Leser erfährt zu seiner Überraschung
, daß kirchliche, wirtschaftliche, politische Vertreter von
zwei Dritteln der Welt der Marktwirtschaft überhaupt keine
Chance geben, die doch fast alle deutschen Kirchenführer bejahen
mit der einzigen Einschränkung, daß es eine „soziale"
Marktwirtschaft sein und bleiben muß. Darum könnte das Buch
für die Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten gerade
für kirchliche Kreise eine gute Argumentationshilfe bieten.

Die Vfn. sieht den Versuch der Bewältigung des Kapitels
„arm und reich in der Kirche" dargestellt in der Auseinandersetzung
zweier bedeutender Gremien des Ökumenischen Rates,
der „Kommission für Glaube und Kirchenverfassung "(faith
and order") und der „Kommission für Kirchlichen Entwicklungsdienst
" ("churches partieipation of development"; die Vfn.
sieht das Anliegen der Kommission im englischen Ausdruck
besser gewahrt als im deutschen).

Am Anfang steht die Feststellung, daß die Kirchen in den reichen
Ländern mit ihrer Bejahung der Wirtschaft (sprich: der
Marktwirtschaft) in ihrem eigenen Land eine neue Kirchenspaltung
quer zur bestehenden herbeigeführt haben: „Die prioritäre
Option Jahwes für die Armen, das Recht der Armen und ihre
Seligpreisung als Erben des Himmelreiches führten zur Frage
nach der angemessenen Praxis der Christen angesichts der krassen
Spaltung von Kirchen (und Menschen insgesamt) in Arme
und Reiche. Die Spaltung wurde zunehmend als Infragestellung
der koinonia verstanden." (33) K. zeigt, wie sich allmählich die
Erkenntnis durchzusetzen scheint, daß nichttheologische Faktoren
bei der Spaltung der Kirche eine ebenso große Rolle spielen
wie theologische. Und in der Vorbereitung ihrer Sitzung in Löwen
1971 sieht es so aus, als ob „Glaube und Kirchen Verfassung
" sich diese Erkenntnis zu eigen und damit den Weg frei
mache zu einer neuen Wertung der Armut und ihrer Problematik
in Kirche und Welt (49f., 73-77). Diese neue Wertung und
damit die endgültige Überwindung von arm und reich in der
Kirche (modellhaft für die Menschheit) sieht K. in der „Eucha-
ristischen Vision". „Als Verbindungsschlüssel beider ökumenischer
Diskussionsslränge bietel sich anläßlich der Herausforderung
durch die Armen die Eucharistie geradezu an. Sie ist Zei-