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Ausgabe:

1993

Spalte:

625

Kategorie:

Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

Autor/Hrsg.:

Rebell, Walter

Titel/Untertitel:

Neutestamentliche Apokryphen und apostolische Väter 1993

Rezensent:

Haendler, Gert

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625

Theologische Literaturzeitung 118. Jahrgang 1993 Nr. 7/8

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wort). Die griechischen und lateinischen Texte wurden unverändert
übernommen aus der Neubearbeitung der Funkschen Ausgabe
der Apostolischen Väter, die Karl Bihlmeyer 1924 vorgelegt
hatte und die 1970 mit einem Nachtrag von Wilhelm Schneemel-
cher erneut gedruckt worden war. Für die Schrift „Pastor Her-
mae" wurde der Text aus der Berliner Reihe „Griechische Christliche
Schriftstellar", Bd. 48, übernommen, den M.Whittaker 1967
in 2. Aull, erarbeitet hatte. Zu jeder einzelnen Schrift gibt es eine
knappe Einleitung, die wichtigsten Textausgaben werden genannt
, auch einige Sekundärliteratur wird aufgeführt, manchmal
fast gar zu knapp: So fand ich keinen Hinweis auf das Standardwerk
„Clavis Patrum Graecorum" (Bd. [, 1983 von Mauritius
Geerard), das den besten Überblick über die Texte enthält (1-23).
Die deutschen Übersetzungen stammen mehrheitlich von A. Lindemann
, der beim „Hirt des Hermas" die Übersetzung von M.
Dibelius überprüft und teilweise verändert hat. Die Ignatiusbriefe
und die Polykarptexte übersetzte H. Paulsen, den Barnabasbrief
A.-D. Koch. Der Band endet mit einem Verzeichnis der Bibelstellen
(557-574).

G. H.

Rebell, Walter: Neutestamentliche Apokryphen und Apostolische
Väter. München: Kaiser 1992. 287 S. 8«. Kart. DM 49,
ISBN 3-459-01954-9.

Das vorliegende Buch hat zwei Ziele: Primär will es ein Lehrbuch
sein, das Studenten benutzen sollen. In zweiter Linie sollen
auch bestimmte Aussagen jener Texte den Leser direkt ansprechen
; es soll „das religiöse Potential, das in den behandelten
Texten steckt, für unseren eigenen Existenzvollzug fruchtbar
werden" (812). Freilich werden keine größeren Textabschnitte
geboten; man bekommt nur kurze Zitate, Inhaltsangaben, Nachrichten
über Texte und ihre Entdeckung, Besonderheiten inhaltlicher
Art, Zeit und Ort der Abfassung sowie Literaturhinweise
mit Quellenangaben. Üblicherweise wird deutlieh unterschieden
zwischen Apostolischen Vätern und Neutestamentlichen Apokryphen
, aber beide Textgruppen stammen weithin aus demselben
2. Jh., der Band will „stärker auf ihre Ähnlichkeit als auf
ihre Unterschiede" verweisen (14). Dazu wird der Begriff „Konkurrenztexte
zum Neuen Testament" verwendet (17). Kap. 1
bietet die Nag-Hammadi-Schriften (21-75), Kap. 2 die Oden Sa-
lomos. Danach wird das bewährte Viererschema angewendet:
Evangelienliteratur (87-136), Apostelgeschichten, Briefliteratur
(181-241), Apokalyptische Literatur (243-268). Den Abschluß
bildet die Didache (269-282). Der Band dürfte wohl der Ankündigung
entsprechen, die in der Einleitung steht: „Wer dieses
Buch durchgearbeitet hat, verfügt über eine solide Basis - über
nicht mehr, aber auch nicht über weniger. Das wirkliche Eindringen
in einzelne Schriften oder Schriftengruppen erfordert
mehr Anstrengung: neben der intensiven Lektüre der Primärtexte
ein Studium der einschlägigen Speziallitcratur" (11).

G. H.

Kirchengeschichte: Mittelalter

Bruno-Guigo-Antelm: Epistulae cartusianae. Frühe Kartäuserbriefe
. Übers, u. eingel. von G. Greshake. Freiburg-Basel-
Wien-Barcclona-Rom-New York: Herder 1992. 211 S. 8<> =
Fontes Christiani. 10. Lw. DM 36,-. ISBN 3-451-22220-5.

gen zurück auf Bruno von Köln, dessen Leben, Wirken und
Schriften ausführlich beschrieben werden (15-51). Bruno lernte
an der Kathedralschule von Reims, wo er 1049 den Besuch
Papst Leos IX. erlebte. Bruno wurde 1056 Seholaster, er gehörte
dem Kathcdralkapitel an, „das über ein exzeptionelles Vermögen
verfügte" (17). In Reims begann 1068 ein Streit gegen den
Erzbischof, einen Günstling des französischen Königs. 1080
wurde der Erzbischof verurteilt, Bruno wurde als Nachfolger
vorgeschlagen, doch hatte er sich bereits zurückgezogen. Einem
Gelübde aus den Jahren 1077/78 folgend war er in die Einsamkeit
gegangen. „Daß ein Kanoniker, der bereits im vorgerückten
Alter stand, mit hervorragenden Qualitäten in Wissenschaft und
Tugend, in wichtigen Ämtern und einer wohlhabenden Stellung,
ein möglicher Kandidat auf das Erzbistum, das alles zurückläßt,
um sich in die Einöde zurückzuziehen - das war ein aufsehenerregender
Schlag, ein Beweggrund der Bewunderung und des
Geredes in Klerus und Volk" (21). Bruno „lebt als Eremit, aber
mit anderen Gleichgesinnten zusammen" (22); seine Lebensform
war „nicht benediktiniseh und nicht radikal eremitisch,
sondern sie besteht in einem eremitischen Leben, das durch Elemente
von Gemeinschaftlichkeit modifiziert und spezifiziert ist"
(27).

Die Texte beginnen mit einem Brief an Radulf den Grünen,
dem Bruno die Vorzüge seiner neuen Lebensform darlegt (54-
69). Auch Radulf hatte sich für einen Rückzug aus der Welt entschieden
, war aber 1096 Propst in Reims geworden (1106 wird
er sogar Erzbischof). Der Brief Brunos an Radulf stammt aus
Brunos letzten Lebensjahren ( 1101). Es folgt ein „Brief an seine
Söhne, die Kartäuser" (70-75) sowie ein Glaubensbekenntnis,
das er ebenfalls kurz vor seinem Tode verfaßt hat. Der dritte
Artikel, der üblicherweise dem Heiligen Geist gilt, lautet bei
Bruno: „Ich glaube an die Sakramente, an welche die katholische
Kirche glaubt und die sie verehrt. Ausdrücklich hebe ich
hervor, daß das, was auf dem Altar konsekriert wird, der wahre
Leib ist, das wahre Fleisch und das wahre Blut unseres Herrn
Jesus Christus, den auch wir empfangen zur Vergebung der Sünden
und zur Hoffnung auf das ewige Heil. Ich glaube an die
Auferstehung des Fleisches und an das ewige Leben. Amen."
(79).

Die beiden anderen Autoren werden kürzer vorgestellt: Leben
und Wirken Guigos (83-86). Er war der fünfte Prior von Chartreuse
, schrieb Consuetudines Cartusiae, hatte Beziehungen zu
Bernhard von Clairvaux. Briefe schrieb er u.a. an den Großmeister
des Templerordens, Papst Innonzenz II., den Herzog von
Aquitanien, den Erzabt von Cluny sowie an den Erzbischof von
Reims. Guigo ist „in die Arena weltlicher Geschäfte" hinabgestiegen
, aber er tat das „als lauterer Zeuge Gottes" (100).

Noch kürzer wird „Leben und Gestalt des hl. Antelm"
vorgestellt (161-163). Antelm trat 1135/36 in den Kartäuserorden
ein, 1139 wurde er Prior, gab dieses Amt aber 1151 auf.
Von 1163-1 178 war er Bischof von Belley. Die beiden gesicherten
Briefe von ihm zeigen „etwas von der Herzlichkeit, Güte
und Diskretion Antelms, Charakterzüge, die auch von anderen
Quellen bestätigt werden" (162).

Die beiden Briefe sind kurz, doch ist der eine Empfänger kein
geringerer als der französische König Ludwig VII. (168), der
kurz zuvor die Wohnstätte der Kartäuser besucht hatte. Der
Band bringt noch eine Notiz aus der sogenannten Magisterchro-
nik über Bruno (1761.) sowie ein aufschlußreiches „Pamphlet
eines unbekannten Reimser Klerikers gegen Radulf den Grünen
" (178-191).

Eine Bibliographie und Register beschließen den Band, der in
die Denkweise des mittelalterliehen Mönchtunis gute Einblicke
gibt.

Die Reihe Fontes Christiani legt in Band 10 erstmals mittelalterliche
Texte vor. Der Karthäuserorden geht in seinen Anfän-

Rostock

Gert Hucndlcr