Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1993

Spalte:

561-562

Kategorie:

Referate und Mitteilungen über theologische Dissertationen und Habilitationen in Maschinenschrift

Autor/Hrsg.:

Rehberger, Claudia

Titel/Untertitel:

Humanisierung des Menschen und die Wiederversöhnung mit der Erde 1993

Rezensent:

Rehberger, Claudia

Ansicht Scan:

Seite 1

Download Scan:

PDF

561

Theologische Literaturzeitung 118. Jahrgang 1993 Nr. 6

562

die wie der Jchowist (Ex 15.13.17 und Ps 78.54) als Ziel des Exodus
direkt den Zion kennt, nachdem Gen 23 (Pg) auf rechtlicher
Ebene die Landgabe im Rahmen der Patriarchengeschichte
berichtet hatte. Zwischen der exilischen Ezechielschule und der
P-Schule in Babylonien muß es also personelle Überschneidungen
gegeben haben, während die nachexilische Jerusalemcr Situation
in den Jahrzehnten vor 398 v.Chr. (Neh 8) eine zunehmende
gegenseitige Beeinflussung der P- und D-Kreise zeigt. Nicht der
Umfang von Pg hat das Ende des gesamten Pentateuch mit Dt 34
festgelegt, sondern das deuteronomische Propheten- bzw. Mosebild
. Da der nichtpriestcrliche Stoff über das Ende von Pg in der
Stiftshiittenperikope weiterführte, mußten um der Geschlossenheit
des Pentateuchgesamtwerkes willen und aufgrund der aus
inhaltlichen Gründen gegebenen nachexilischen Dominanz der P-
Thcologie von der Stiftshüttenperikope bis in Buch Josua hinein
punktuell Ergänzungen im P-Stil gemacht werden.

In Teil II „Die systematisch-theologischen Grundlagen" wird
Ruethers Rekonstruktion einer prophetischen Befreiungstheologie
in ihren systematisch-theologischen Grundlagen erarbeitet
und dargestellt. Wir zeigen auf, daß Ruether ihre prophetische
Theologie in Anknüpfung und Weiterführung der prophetisch-
messianischen Linie in der Hebräischen Bibel, im Neuen Testament
und in der theologischen Tradition entwickelt. Es wird herausgearbeitet
, daß im Zentrum ihrer Theologie eine anthropologisch
-theologische Dialektik steht, die nicht nur die Voraussetzung
ihrer Dualismuskritik, sondern auch ihres eigenen theologischen
Entwurfes ist. Diese dialektische Grundstruktur wird an
den theologischen Loci von Schöpfung. Sünde und Erlösung
aufgearbeitet und diskutiert. Dies systematisch-theologische
Grundmodell der prophetischen Befreiungstheologie Ruethers
in seinem Zusammenhang zu erarbeiten und kritisch darzustellen
ist das Ziel des zweiten Teils der Arbeit.

Rehberger, Claudia: Humanisierung des Menschen und die
Wiederversöhnung mit der Krde: Die Befreiungstheologie
Rosemary Radford Ruethers und ihre systematisch-theologischen
Grundlagen. Diss. Tübingen 1992. 315 S.

Rosemary Radford Ruether. Professorin für Theologie am
Garrett-Evangelical Seminary in Evanston, Illinois, ist eine der
wichtigsten Vertreterinnen zeitgenössischer amerikanischer
Theologie.

Das umfangreiche Werk Ruethers bezeugt eine erstaunliche
theologisch-intellektuelle Kreativität und Weite. Die 55jährige
katholische Theologin hat bisher über zwanzig Bücher verlaßt
oder herausgegeben und sich in zahlreichen Aufsätzen, Essays
und Rezensionen zu theologischen, kirchlichen und gesellschaftlich
-politischen Eragen geäußert. Unter dem Einfluß der
neuen politischen Theologien wie der Schwarzen Theologie und
der lateinamerikanischen Befreiungstheologie hat Ruether seit
Ende der sechziger Jahre eine eigene prophetische Befreiungstheologie
entwickelt. Im Gegensatz, zu anderen Theologien der
Befreiung hat sich Ruether nicht auf die Analyse eines einzelnen
gesellschaftlichen Problems, etwa des Rassismus oder des Sexismus
, beschränkt. Ruether versteht ihre Befreiungstheologie als
humanistische Befreiungstheologie: sie steht im Dienst der Befreiung
aller Menschen und der Wiederversöhnung des Menschen
mit der Erde.

Konkret geht es Ruether um die Befreiung von als Unterdrückung
erfahrenen Widersprüchen in den christlich geprägten
Gesellschaften der westlichen Kultur. Gilt ihr theologisches
Interesse einer befreienden Theologie, so richtet sich ihre Kritik
vornehmlich gegen eine herrschaftliche Theologie, die bestehende
formen von Herrschaft und Unterdrückung rechtfertigt
und damit die Befreiung des Menschen verhindert. Dagegen legt
Ruether eine prophetische Befreiungstheologic vor, die die
Befreiung aller Menschen zum Ziel hat.

Das Thema der vorliegenden Dissertation ist die Analyse, die
Darstellung und die kritische Diskussion der prophetischen
Befreiungstheologie Rosemary Radford Ruethers und ihrer
systematisch-theologischen Grundlagen.

In Teil I ..Die prophetische Kritik" wird Ruethers Herrschaftskritik
exemplarisch am Rassismus, Antijudaismus, Sex-ismus
und der ökologischen Zerstörung und deren theologischer Rechtfertigung
erarbeitet. Es kann dabei deutlich gemacht werden, daß
Ruethers prophetische Theologie- und Herrschaftskritik im Rahmen
einer weitergehenden Kulturkritik erfolgt. Sie gilt insbesondere
einem dualistischen Bewußtsein, das charakteristisch ist für
die abendländische Kultur. In Teil I wird Ruethers prophetische
Kritik als Dualismuskritik systematisiert und ausgewiesen.

Rehm, Johannes: Das Abendmahlsgespräch. Römisch-Katho-
lische und Evangelisch-Lutherische Kirche im Dialog. Diss.
Tübingen 1992. 257 S.

Auf dem Hintergrund der in den Kirchen immer wieder vorgetragenen
Forderung nach ökumenischer Abendmahlsgemeinschaft
stellt sich die Frage nach dem Stand des ökumenischen
Dialogs. Der moderne Dialog über das Abendmahl hat auf verschiedenen
Ebenen stattgefunden. Für die Frage nach dem Stand
des Dialogs zwischen Römisch-Katholischer und Evangelisch-
Lutherischer Kirche ist der bilaterale Dialog auf Weltebene der
„Gemeinsamen Römisch-Katholischen Evangelisch-Lutherischen
Kommission" von besonderer Bedeutung, da er von den
Kirchenleitungen selbst initiiert worden ist. Das Arbeitsergebnis
dieser Kommission „Das Herrenmahl"1 steht deshalb im Zentrum
meiner Untersuchung.

An Hand der Hauptkritikpunkte Martin Luthers an der römischen
Meßlehre und -praxis soll der Grad der im ökumenischen
Dialog erreichten Annäherung festgestellt werden. In seiner
Schrift „Von der babylonischen Gefangenschaft der Kirche"-
von 1520 kritisierte Luther 1. die Verweigerung des Kelches für
Laien, 2. die Erklärung der Gegenwart Christi beim Abendmahl
mit Hilfe der Transsubstantiationslehre und 3. das Verständnis
der Eucharistie als Meßopfer. Jeder dieser drei Problemkomplexe
wird von mir methodisch so durchgeführt, daß nach einleitenden
Überlegungen zur Aktualität der Fragestellung und einer
knappen Konfrontation der Position Luthers und des Konzils
von Trient die entsprechenden Abschnitte des Herrenmahl-Dokuments
kommentierend zur Sprache kommen. Das Dokument
wird jeweils auf dem Hintergrund der lutherischen Bekenntnis
schriflcn und der katholischen dogmatischen Tradition analysier
! und anschließend wird der Frage nach der Rezeption derer-
reichten Übereinstimmungen an Hand von veröffentlichten und
unveröffentlichten Stellungnahmen zum Dokument nachgegangen
. Nach dem Vergleich mit den jeweiligen Aussagen des Lima
-Papiers-1 und den Dokumenten des Ökumenischen Arbeitskreises4
, schließt sich jeweils ein zusammenfassendes, kritisches
Resümee an.

Dabei zeigte sich, daß der ökumenische Dialog in diesen drei
seit Luther besonders umstrittenen Aspekten des Abcndmahls-
verständnisses Konsensaussagen, Konvergenzen, aber auch Divergenzen
erbrachte. So kann man in Aufnahme der ökumenischen
Dialogbcgrifflichkeit in der Laienkelchfrage einen weitgehenden
Konsens im theologischen Grundsatz zwischen den
Kirchen konstatieren, der in der liturgischen Praxis allerdings
nicht immer hinreichend zum Ausdruck kommt. In der Frage der
Gegenwart Christi beim Abendmahl stellt das Herrenmahl-Do-
kument einen Konsens über das ,daß' und die Unverfügbarkeit
der Realpräsenz fest, sowie über das Verständnis des Abend-