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Ausgabe:

1993

Spalte:

532-533

Kategorie:

Dogmen- und Theologiegeschichte

Autor/Hrsg.:

Kim, Sung-Bong

Titel/Untertitel:

"Die Lehre von der Sünde und vom Versöhner" 1993

Rezensent:

Möller, Michael F.

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Theologische Literaturzeitung 118. Jahrgang 1993 Nr. 6

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Das 8. Kap. (230-266) trägt die Überschrift: „Supranaturalist
in den Spätschriften" und würdigt K. in seiner letzten Kieler
Schaffensperiode (1816ff.). Seine Kritik an der rationalistisch
gefärbten Altonaer Bibelausgabe von 1815 löste eine literarische
Debatte größeren Ausmaßes aus. Zum Reformationsjubiläum
1817 verfaßte K. eine Festschrift. Literarisch tritt er nun
jedoch insbesondere mit Arbeiten hervor, die seinen supranaturalistischen
Standpunkt gegenüber dem des Rationalismus verteidigen
.

Ein 9. Kap. (267-279) ist dem persönlichen wie geistigen
Vermächtnis (zusammenfassende Thesen) K.s gewidmet.

Die die Arbeit abschließende Dokumentation enthält neben
der Bibliographie K.s das Verzeichnis seiner Handschriften
(gelehrter Nachlaß, Briefe, sonst. Schreiben); als Anhänge werden
seine Doktor-Vita von 1792 und 2 Anzeigen beigefügt. Ein
Personenverzeichnis erleichtert die Handhabbarkeit des Buches
. Jedem, der hier weiterarbeiten möchte, ist damit eine sehr
gute Ausgangsbasis gegeben.

Jena Kerstin Voigt

Heymel, Michael: Maria entdecken. Die evangelische Marienpredigt
. Freiburg-Basel-Wien: Herder 1991. 352 S. 8«. Kart.
DM 38,-.

In einem ersten Hauptteil bietet dieses Buch des evangelischen
Pfarrers M. Heymel einen historischen Abriß zum Thema
„Maria in der Geschichte des deutschen Protestantismus".
Dabei legt er den Schwerpunkt nach einer kurzen Übersicht
über Marien-Interpretationen der Reformatoren, der altprotestantischen
Orthodoxie und des Neuprotestantismus auf die
evangelische Theologie seit 1918 und berichtet in einem weiten
Bogen über die Wiederaufnahme evangelischer Marienpredigt
und Marienverehrung (F. Heiler, A. Schlatter), über Mariolo-
giekritik und Würdigung der biblischen Maria bei K. Barth,
über die Lehre von der Jungfrauengeburt im Urteil reformierter
und lutherischer Dogmatik (E. Brunner, P. Althaus), über lutherische
Zugänge zur Mariengestalt (H. Asmussen, W. Stählin),
über das Problem der Jungfrauengeburt aus exegetischer und
kirchenhistorischer Sicht (M. Dibelius, R. Bultmann, H. von
Campenhausen), über evangelische Stellungnahmen zum römisch
-katholischen Assumptio-Dogma (Heidelberger Gutachten
, G. Ebeling, F. Heiler, W. Delius, M. Thurian, H. Diem),
über Beiträge zum Problem der Marien Verehrung seit 1950 (H.
Düfel, J. Chambon, G. Miegge, W. von Loewenich, O.Weber,
P. Tillich) und schließlich über Maria im Horizont der Ökumene
(H. A. Oberman, D. Ritsehl, M. Thurian, L. Vischer, Stellungnahme
des Catholica-Arbeitskreises, G. Maron, J. Moltmann).
Dieser Teil schließt mit einer Übersicht über Monographien, die
sich mit der Marienverehrung im deutschen Protestantismus
befaßten.

Der zweite Hauptteil enthält Predigtmeditationen zu biblischen
Texten, die für die Marienverehrung eine zentrale Rolle
spielen: das Magnifikat, die Geburt Jesu nach Lk, Jesu Darstellung
im Tempel, Mariä Verkündigung, Pfingsten und Mariä
Heimsuchung. In diesen Meditationen bietet H. neben exegetischen
Überlegungen auch Belege aus der Frömmigkeits-, der
Kunst- und Musikgeschichte, Predigtbeispiele aus verschiedenen
Jahrhunderten, systematisch-theologischen Reflexionen
u.a. über verschiedene Positionen innerhalb der feministischen
Theologie und zur Auseinanderssetzung über die Bedeutung
Israels für den christlichen Glauben.

Ein dritter Teil, „Eine Frau in der Mitte der Gemeinde.
Aspekte evangelischer Marienlehre und Marienverehrung",
geht zunächst noch kurz auf zwei weitere ntl. Texte, Jo 2,1-1 1
und Jo 19,16-30 ein, vor allem, um daran die These H.s zu verdeutlichen
, daß Maria „konsequent als Zeugin für die Gegenwart
des Heiligen Geistes verstanden werden muß. Das bedeutet
: Sie bezeugt den Geist, der uns zu Gottes Kindern macht, so
wie er Jesus zum Christus und Sohn Gottes gemacht hat. Was
die Schrift über Maria sagt, ist darum geistlich zu verstehen,
d.h. in der Gemeinschaft des Heiligen Geistes, der gegenwärtig
unter uns wirkt, auszulegen. Solche pneumatische Exegese entspricht
dem, was Maria in der Schrift ist, und nimmt ihr Geistzeugnis
ernst als das Zeugnis derjenigen jüdischen Frau, in der
Christus zuerst Fleisch geworden ist, um dann wieder in der
Gemeinde der Christen Fleisch zu werden. Maria bezeugt, daß
sowohl die Inkarnation selber als auch ihre Wiederholung an
Pfingsten vom Heiligen Geist gewirkt sind. Damit aber gibt sie
uns zu verstehen, daß nicht sie allein Christus für sich empfangen
hat, sondern wir wie sie Christus allein durch den Heiligen
Geist und nicht aus uns selbst empfangen." Diese pneumatolo-
gische Interpretation ist für H. der Ausgangspunkt jeder evangelischen
Marienlehre.

Das Buch schließt mit einem gemeindepädagogischen Anhang
mit „Anregungen zum Gespräch über Maria in der Gemeinde
".

Daß die Publikation dieses evangelischen Beitrags zur Ma-
riologie und Marienverehrung in einem bekannten katholischen
Verlag nicht nur einem thematischen oder ökumenisch-theologischen
Interesse zu verdanken ist, vielmehr Ergebnis einer
wissenschaftlichen Kontroverse, verheimlicht H. keineswegs.
Der stellenweise recht polemische Ton von Darstellung und
Kritik schränkt die angestrebte erbauliche Wirkung erheblich
ein.

Stuttgart Reinhard Schmidt-Rost

Kim, Sung-Bong: „Die Lehre von der Sünde und vom Versöhner
" - Tholucks theologische Entwicklung in seiner Berliner
Zeit. Frankfurt/M.-Bern-New York-Paris: Lang 1992.
IX, 211 S. 8° = Europäische Hochschulschriften. Reihe
XXIII: Theologie, 440. Kart. DM 63,-. ISBN 3-631-44421-4.

Friedrich August Gottreu Tholuck wird von den meisten
Theologiegeschichten des 19. Jh.s als geistiger Vater der Er-
weckungstheologie bzw. des Neopietismus bewertet. Sein
Frühwerk „Die Lehre von der Sünde und vom Versöhner, oder
Die wahre Weihe des Zweiflers" (1. Aufl. 1823, 2„ veränd.
Aufl. 1825) gilt als sein einflußreichstes Werk. Trotz dieses
Stellenwertes ist es bisher keiner eingehenden Analyse unterzogen
worden. Eine solche Analyse legt nun der Koreaner Sung-
Bong Kim in dem vorliegenden Text, der 1991 in Münster als
theologische Dissertation angenommen wurde, vor.

Die Arbeit umfaßt sechs Kapitel, eine Schlußbetrachtung und
einen Anhang, in dem neben einem Faksimile und einem bisher
unveröffentlichten autobiographischen Text aus dem Archiv der
Kirchlichen Hochschule Naumburg vor allem die chronologische
Ordnung des erhaltenen Briefwechsels bis 1825 für weitere
Tholuck-Studien hilfreich sein dürfte. Im ersten Kapitel stellt
der Vf. „Tholucks religiöse Entwicklung von 1816 bis 1825"
dar. Er beruft sich dabei vor allem auf L. Wittes Biographie und
schildert die „Bekehrung" von 1817/18 als ausschlaggebendes
biographisches Ereignis für Tholucks theologische Arbeit. Die
Kürze dieses Kapitels erlaubt es dem Vf. nicht, Tholucks Entwicklung
im Zusammenhang der theologischen Diskussion seiner
Zeit darzustellen. Er entscheidet sich auch im weiteren Verlauf
seiner Studie dafür, sich nahezu ausschließlich auf eine
Analyse der Texte zu beschränken. So findet etwa Schleierma-
cher nur beiläufig Erwähnung, ohne daß dabei auf die Unterschiede
im theologischen Ansatz näher eingegangen würde.
Diese Beschränkung erweist sich insofern als problematisch, als