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Ausgabe:

1993

Spalte:

495-496

Kategorie:

Bibelwissenschaft

Autor/Hrsg.:

Wojciechowski, Michal

Titel/Untertitel:

Czynnosci symboliczne Jezusa; Fortuna, Mariola, Ideal zycia nomadycznego z czasow proroka Jeremiasza na przykladzie Rechabitów (Jr 35, 1-19) 1993

Rezensent:

Rohde, Joachim

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495

Theologische Literaturzeitung I 18. Jahrgang 1993 Nr. 6

496

denn nun werden die Texte 6,60-7,13 und 7,14-52 voneinander
getrennt, die aber (wie man wegen der Parallele zu den synoptischen
Geschichten vom Petrusbekenntnis annehmen kann)
zusammengehören. Außerdem zeigt Voigt vorher, daß in den
vorangehenden Kapiteln eine Sachordnung waltet, die sich über
Chronologie und Örtlichkeiten (die dem VI', an sich bekannt
waren) hinwegsetzt. Weshalb sollte dann gerade bei Kap. 5 die
Situationsangabe eine Umstellung provozieren?

Bei seiner Einzelcuislc^una setzt Voigt jeweils die Luther-
Übersetzung an die Spitze. (Gelegentlich wird selbstverständlich
auch auf den Urtext verwiesen.) Es ist hier nicht möglich, auf die
Einzelheiten dieser Kommentierung einzugehen. Nur auf einen
Punkt sei hingewiesen. Jeder Ausleger muß sich natürlich auseinandersetzen
mit der Konzeption von R. Bultmann. Bultmanns
Sicht ist wesentlich bestimmt durch seine Vorstellungen von der
johanneischen Eschatologie. Während das ursprüngliche JoEv
eine reine Gegenwartseschatologie vertreten habe, sei durch eine
spätere Überarbeitung (durch die „kirchliche Redaktion") auch
eine zeitliche zukünftige Eschatologie hinzugefügt worden. Von
hier aus ergibt sich dann eine literarkritische Zerlegung des
ganzen Evangeliums. Voigt führt die Auseinandersetzung mit
Bultmann implizit, bei seiner Detail-Exegese. Besonders bemerkenswert
scheint mir in diesem Zusammenhang seine Auslegung
von Jo 11,1 ff., der Geschichte von der Auferweckung des
Lazarus. Was damals in Bethanien geschehen „oder nicht geschehen
ist" (177. Voigt rechnet also auch mit einem fiktiven
Charakter dieser Erzählung), ist nicht mehr zu ermitteln. Deutlich
ist aber der Sinn dieser Geschichte. Sie bildet „die große
Auseinandersetzung mit dem Tode" (177), sie liefert die „jo-
hanneische Eschatologie" (178). (Ähnlich auch F. Beißer in:
Hoffnung und Vollendung, HST 15, Gütersloh 1993, 265ff.).

Die Bedeutung der Gegenwart, der heutigen Glaubensentscheidung
, darf dabei selbstverständlich nicht übersehen werden
. „An der Person Jesu Christi entscheidet sich das Entweder-
Oder von Tod und Leben. Wer an ihn glaubt, ist im ewigen Leben
, schon jetzt. ...Ein bloß futurisches Hoffnungsdenken genügt
dem Vierten Evangelisten nicht." (181) Aber die Geschichte
geht (über das Gespräch zwischen Jesus und Marta
hinaus) weiter. „Der präsentischen Auferstehungs- und Lebenszusage
folgt so etwas wie ein Jüngster Tag." „Der leibliche Tod
(wird dabei) nicht Ubersehen oder überspielt." Vor allem aber
gilt: „Wer an Christus glaubt, gewinnt nicht nur eine neue innere
Einstellung zum Tode, sondern er erfährt auch dessen reale
Überwindung." (182f.).

Wenn diese Auslegung den Sinn des joh. Textes trifft - sie
entspricht m.E. viel genauer dem Ablauf der Erzählung, als dies
z.B. bei Bultmanns Deutung der Fall ist - dann erübrigen sich
freilich auch die von Bultmann vorgetragenen Teilungshypothesen
. Diese eine Probe mag als Beispiel dienen für die eigenständige
und anregende Auslegung, die hier geboten wird. Die
Zitate können vielleicht auch einen Eindruck vermitteln von der
Klarheit der Sprache, in der dieses Buch verfaßt ist. Wer über
Johannes zu predigen hat, auch wer wissenschaftlich über diese
Texte arbeitet, vor allem aber wer sich in diese Texte selbst einführen
lassen will, wird mit Gewinn zu diesem Buch greifen.

Mainz Friedrich Beißer

Wojciechowski, Micha!: Czynnosci symboliczne Jezusa;

Fortuna, Mariola: Ideal zycia nomadycznego z czasöw proro-
ka Jeremiasza na przykladzie Rechabitöw (Jr 35,1-19). Wars-
zawa: Akademia teologii katolickiej 1991. 318 S. gr.8° = Stu-
dia biblistyki, Tom VI, pod redakeja ks Jana lachna .

In diesem Band der biblischen Studien, die im Verlag der
Katholischen Theologischen Akademie in Warschau erscheinen
, sind je eine neutestamentliche und eine alttestamentliche
Arbeit vereinigt. Während sich die Untersuchung von M. Wojciechowski
mit den symbolischen Handlungen Jesu beschäftigt,
untersucht M. Fortuna das Ideal des nomadischen Lebens in der
Zeit des Propheten Jeremias am Beispiel der Rechabiten.

In der ersten Untersuchung setzt der Vf. die symbolischen
Handlungen Jesu zunächst in Beziehung zu den symbolischen
Handlungen der alttestamcntlichen Propheten und untersucht
dann symbolische Handlungen Jesu nach der Evangelientradition
, z.B. das Zöllnergastmahl, die Heilung eines Aussätzigen,
den Gebrauch von Speichel und begleitende Gesten bei Heilungen
, die Segnung der Kinder, die Verfluchung des Feigenbaumes
, die Reinigung des Tempels, die Fußwaschung, das Kelchwort
beim Abendmahl und die Verleihung des heiligen Geistes
in der johanneischen Ostergeschichte. Nach der jeweiligen
Textanalyse folgen Erörterungen zur Historizität und zum Sinn
der symbolischen Handlungen, wobei der Vf. zur Historizität
der symbolischen Handlungen ein großes Zutrauen hat und sich
gleichzeitig bemüht, einen sakramentalen Charakter derselben
herauszuarbeiten, d.h. sie als Vorformen der späteren Sakramente
zu verstehen, außerdem eschatologische Dimensionen
derselben festzustellen und christologische Folgerungen zu ziehen
. Nach Ansicht des Vf.s unterscheiden sich die symbolischen
Handlungen Jesu grundlegend von denen der alttestamcntlichen
Propheten, deren Intentionen andere gewesen seien:
Sie hätten ihren Auftrag dazu von Jahwe erhalten, Jesus jedoch
handelte aus eigener Autorität. Durch die symbolischen Handlungen
Jesu werde direkt oder indirekt verdeutlicht, wer Jesus
real gewesen sei. Er habe als Retter und Heiland aus der Kraft
und Autorität Gottes gehandelt und habe seine messianische
Dignität, Heiligkeit und sein außergewöhnliches Verhältnis zu
seinem Vater gezeigt.

Den Bericht über die Rechabiten wertet die Vfn. ebenfalls als
symbolische Handlung, die gleichzeitig die Merkmale eines
Appells aufweise, welcher die Generation z.Z. des Jeremia verpflichten
sollte, aber darüber hinaus für jede Zeit von Bedeutung
sei: In dem Bericht über die Rechabiten zeige sich ein Protest
gegen alles, was den Menschen von Gott wegführe sowie
ein Aufruf zur Treue gegenüber dem reinen Jahweglauben und
zur freue gegenüber der Tradition der Väter. Für Jeremia bringe
die Realisierung dieser Werte im täglichen Leben für den
Menschen göttlichen Segen und langes Leben auf Erden (Jer
35,7). In dem Bericht über die Rechabiten zeige sich (wie auch
bei einigen anderen Propheten) die Idealisierung der Wüsten/eil
Israels. Vom Beispiel der Rechabiten werde Jeremia inspiriert
zu seinem Ideal des nomadischen Lebens.

Beide Untersuchungen zeigen einerseits die Kenntnis ihrer
Vff. über die wissenschaftliche exegetische Diskussion auch
außerhalb Polens, die sich in der Auswertung der englischen,
französischen und deutschen wissenschaftlichen Literatur zeigt,
andererseits ist aber auch der traditionelle Konservativismus der
exegetischen polnischen Untersuchungen nicht zu übersehen,
für den beide Untersuchungen ein Beispiel sind.

Berlin Joachim Rohde

Stuttgarter Erklärungsbibel. Die Heilige Schrift nach der
Übersetzung Martin Luthers. Mit Einführungen und Erklärungen
. Stuttgart: Deutsche Bibelgesellschaft 1992. 1 l*S.,
1626 S., 118 S. Anhang. gr.8Q. Lw. DM 90.-.

Rechtzeitig zum Bibeljahr 1992 erschien diese neue Ausgabe
der Stuttgarter Erklärungsbibel. Sie repräsentiert eine Weise des
Versuchs, die Bibel dem Menschen in der Gegenwart zugänglichter
) zu machen - neben neuen Übersetzungen. Revisionen
überkommener Texte und Übertragungen in Dialekte (neue-