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Ausgabe:

1993

Spalte:

408-411

Kategorie:

Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

Titel/Untertitel:

Gregor I. Papst, Règle pastorale 1993

Rezensent:

Haendler, Gert

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Theologische Literaturzeitung 118. Jahrgang 1993 Nr. 5

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Mit der literarkritischen Frage setzt er sich am Schluß des Kapitels
auseinander (116-125). Ich stimme seiner Exegese bis V. 8
zu, wenn er immer wieder den Bezug der Fußwaschung auf
Jesu Tod herausstellt. Aber die weitere Lektüre zeigt dann, daß
er die Fußwaschung doch nicht als Symbol der grundlegenden
Heilstat in Jesu Tod versteht, sondern ihr eine wesentlich geringere
Rolle zumißt. Hier wirkt sich auch die genannte textkritische
Entscheidung aus. In dem in V. 10 erwähnten „Baden"
erblickt er einen Bezug auf die Taufe, während die Fußwaschung
nur „ein zusätzlicher Akt der Reinigung" sei, nämlich
die Vergebung postbaptismaler Sünden (103f)- "Just as a ban-
quet guest would bathe at home and only wash the feet at the
house of the host or hostess to remove the dust accumulated on
the road, so Peter (the believer) who experiences baplism
(which signifies a complete cleansing from sin) does not need
to be rebaptized, but undergoes footwashing, which signifies
the removal of sin that might accumulate as a result of life in
this sinful world" (105f). Diese Zuordnung widerspricht m.E.
der zuvor mit Recht herausgestellten zentralen Stellung der
Fußwaschungsszene und ihrer Funktion im Kontext.

Die weitere Auslegung hat ihre Besonderheit darin, daß die
Aufforderung zur Fußwaschung in V. 14-17 nicht als beispielhaft
für einander zu erweisendes dienendes Verhalten überhaupt
verstanden wird, sondern als Anweisung an die Jünger, den Akt
der Fußwaschung zu wiederholen. Das ist das Thema des 5.
Kap., wo die Frage beantwortet werden soll: "did religious footwashing
have a place in the practice of the Johannine Community
?" (126). Diese Frage wird bejaht. Joh 13,14-17 so zu lesen,
ist gewiß möglich. Aber ist diese Möglichkeit auch wahrscheinlich
? M.E. ist T. der Nachweis nicht gelungen. Er versteht die
Fußwaschung als einen in der johanneischen Gemeinde geübten
religiösen Ritus mit sakramentalem Charakter, der seinen Ort
vor der Eucharistie hatte und der Vergebung postbaptismaler
Sünden diente. Um diese These wahrscheinlich zu machen,
führt er in großer Breite altkirchliche Zeugnisse an. So sehr die
Ausweitung des Blickes auf die Alte Kirche zu begrüßen ist,
muß doch gegen die Art der Beweisführung auf Schritt und
Tritt Widerspruch erhoben werden. Die Texte geben einfach
nicht her, was sie nach T. belegen sollen. Gewiß ist hier und da
in der Alten Kirche Fußwaschung geübt worden - in sehr unterschiedlichen
Zusammenhängen, aber kein Text belegt einen
religiösen Ritus mit postbaptismaler Sündenvergebung, wie T.
ihn postuliert. Schon der zuerst genannte Tertullian-Text (de
Corona 8) ist nur in dem S. 129 zitierten Ausschnitt für T.
brauchbar. Dieser Ausschnitt ist aber irreführend. Liest man den
Text in seinem Zusammenhang, sieht man, daß auf einen Fuß-
waschungs-Ritus nicht geschlossen werden kann. Auch Mart-
Pol 13,2 (1380 hat hier nichts zu suchen. Bei anderen Texten
wäre genau zu fragen, was sie aussagen und was nicht; von T.
werden sie alle auf seine These „getrimmt". Diese These aber
ist das eigentlich Neue an diesem Buch, das ich deshalb nicht
als weiterführend empfinden kann.

Bochum Klaus Wengst

Donald, C. P. senior: The death of Jesus and the birth of a new world:
Matthew's theology of history in the passion narrative. ( CThMi 19, 1992,
416-423)

Farrell, Shannon-Elizabeth: Seeing the Father (Jn 6:46, 14:9). Part 2:
Perspective seeing and comprehensive seeing. (ScEs 44, 1992, 159-183)

Juel, Donald H.: New Testament Reading of the Old: Norm or Nuisance?
(Dialog 31, 1992, 181-189)

Koperski, V.: Textlinguistics and the Integrity of Philippians: A Critique
of Wolfgang Schenk's Arguments for a Compilation Hypothesis (EThL 68,
1992,331-367)

Luz, Ulrich: Matthew's anti-judaism: its origin and contemporary signifi-
cance. (CThMi 19, 1992,405-415)

Schnelle, Udo: Die neutestamentliche Lehre von der Taufe (Luth. Kitche
in der Welt, 1992, 13-28)

Smith, Robert H.. Interpreting Matthew today. (CThMi 19, 1992, 424-
432)

Kirchengeschichte: Alte Kirche

Eusebius Werke. 4. Band: Gegen Marcell. Über die kirchliche
Theologie. Die Fragmente Marcells. Hg. von E. Klostermann
. 3., erg. Aufl. durchges. von G. Ch. Hansen. Berlin:
Akademie-Verlag 1991. XXXII, 263 S. gr.8° = Die griech.
christl. Schriftsteller der ersten Jahrhunderte. Lw. DM 148,-.
ISBN 3-05-000694-3.

Die Ausgabe, die E. Klostermann 1906 von den beiden anti-
markellischen Schriften Eusebs herausbrachte, hat 1972 G. Chr.
Hansen korrigiert und mit Nachträgen versehen. Jetzt liegen
diese Schriften in 3. Aufl. ebenfalls von Hansen durchgesehen,
vor, wobei der Unterschied zur letzten Aufl. wesentlich in einer
Seite mit Literaturnachträgen besteht (263). Diese können
bereits um mindestens drei Titel erweitert werden: Kl. Seibt,
Markeil von Ankyra als Reichstheologe, Tübingen 1990; ders.
in TRE 22, 1992, 83- 89; G. Feige, Die Lehre Markells von
Ankyra in der Darstellung seiner Gegner, Leipzig 1991.

Die fortlaufende Arbeit mit diesen Schriften zeigt auch deren
Bedeutung. Sie sind in doppelter Hinsicht wichtig. Sie bieten in
den Zitaten Eusebs das meiste Originale, das wir von Markell
überhaupt kennen, und während Eusebs andere Werke eher den
Historiker und Enzyklopädisten zur Sprache kommen lassen,
erweist sich hier Euseb als der bedeutendste Theologe der 1.
Hälfte des 4. Jh.s (Athanasios hat seine wesentlichen Werke
erst in den fünfziger Jahren veröffentlicht, der Westen bleibt
stumm, allenfalls ist Alexander von Alexandrien Euseb an die
Seite zu stellen). Damit stehen Umwertungen an; Es ist neu zu
fragen, ob nicht Euseb orthodox war, besonders unter dem Gesichtspunkt
, daß die Hypostasenlehre mit den Kappadokiem
zum Sieg gelangte. Und es ist ebenso zu fragen, ob nicht doch
Markell Modalist war. Immerhin sind er und Areios die einzigen
, deren Lehren ausdrücklich auf dem 2. Ökumenischen Konzil
381 verworfen wurden. „Die bis in unsere Zeit einflußreich
gebliebene Wertung Eusebs und Markells, die letzteren viel
positiver beurteilte als ersteren, bedarf also einer gewissen Korrektur
" (Feige, 242).

Greifswald Hans Georg Thümmel

Gregoire le Grand: Regle Pastorale, I et II. Introduction, Notes
et Index par B. Judic, Texte critique par F. Rommel, Traduc-
tion par Ch. Morel. Paris: Cerf 1992. 564 S., 3 Ktn 8» =
Sources Chretiennes, 381/82. Kart. fFr 210.- et fPr 246,-.
ISBN 2-204-04733-3 et 2-204-04734-1.

Jean Damastene: Ecrits sur 1'Islam. Presentation, Commentai-
res et Traduction par R. Le Co/.. Paris: Cerf 1992. 272 S. 8» =
Sources Chretiennes, 383. fFr 196.-.

Gregoire de Nazianze: Discours 42-43. Introduction, Texte
critique, Traduction par J. Bernardi. Paris: Cerf 1992. 325 S.
8« = Sources Chretiennes, 384. fFr 226.-. ISBN 2-204-
04595-0.

Origene: Commentaire sur Saint Jean. Tome V (Livres XXVIII
et XXXII). Texte Grec, Introduction, Traduction et Notes par
C. Blanc. Paris: Cerf 1992. 392 S. 8° = Sources Chretiennes,
385. fFr 324.-. ISBN 2-204-04678-7.