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Ausgabe:

1993

Spalte:

391-394

Kategorie:

Altes Testament

Titel/Untertitel:

A walk in the Garden 1993

Rezensent:

Herrmann, Wolfram

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Theologische Literaturzeitung 118. Jahrgang 1993 Nr. 5

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wie it is possible, it is not impossible. Daß man ohne Vermutungen
in diesem Gebiet nicht auskommt, braucht der Vf. dieser
Zeilen nicht erst festzustellen; doch ob und inwiefern man darauf
bauen kann, ist mir alles andere als klar.

5. Über Zerubbabel gibt es neuerdings eine andere, man kann
wohl sagen, revolutionäre These: daß Gedalja, Scheschbazzar
und Zerubbabel, der erste als Reichsverweser unter Babylon,
die anderen in der Tat Könige im Reich Juda in der Nachfolge
Jojachins, Vasallen Persiens gewesen seien, vgl. P. Sacchi, Hen
11, 1989, 181-148 und F. Bianchi, Hen 13, 1991, 133-150, was
von beiden Autoren äußerst wahrscheinlich gemacht wurde.
Dies würde sowohl die Aufgaben beider Gestalten zur Genüge
erklären, auch wenn die Nachrichten über das Verschwinden
Zerubbabels völlig fehlen (ein Versuch der Deutung bei Sacchi
1989).

6. Bei dem ausführlichen Literaturverzeichnis fehlt dem Vf.
dieser Zeilen die Erwähnung und Besprechung der Werke von
G. Garbini 1986, englisch 1988 und seiner eigenen 1984 und
1987, englisch 1989.

Wie ich schon erwähnte, handelt es sich um Bemerkungen an
den Vf., welche das interessante und nützliche Werk nicht
grundsätzlich in Frage stellen.

Roma J. A. Soggin

Morris, Paul, and Deborah Sawyer [Ed.): A Walk in the Garden
. Biblical, Iconographical and Literary Images of Eden.
Sheffield: JSOT Press 1992. 327 S. m. Abb. 8<> = Journal for
the Study of the Old Testament, Suppl.Series 136. Lw. £ 40.-
ISBN 1-85075-338-5.

Der Leser bekommt mit dem hier anzuzeigenden Buch einen
interessanten und begrüßenswerten Sammelband in die Hände,
dessen Beiträge auf ein 1986 in Lancaster gehaltenes Kolloquium
zurückgehen. Der Mitherausgeber Morris entfaltet in seinem
einleitenden und die Thematik umgreifenden Artikel (A
Walk in the Garden: Images of Eden, 21-38) die Bedeutung der
biblischen Erzählung über Paradies und Sündenfall. Der - wie
er sagt - "text of the Garden of Eden" in der Abgrenzung Gen
1,26-3,24 bilde die Basis unseres Verständnisses der Natur der
Menschheit im Gegenüber zu Gott und in der Beziehung der
Geschlechter sowie der Beziehung des Menschen zur Natur bis
hin zu Fragen der Ökologie. Er wirke bestimmend in die Bereiche
der Ethik, der Kunst und Literatur, habe die Ansicht über
Vollkommenheit geprägt und die Erfahrung der Unvollkom-
menheit vermittelt. Immer wieder regte der rätselhafte Text zur
Beschäftigung mit ihm an, der Fragen aufwerfe und inhaltsschwer
sei. Auch in der Gegenwart werde von ihm her vielerorts
argumentiert. Der Höhe- oder Endpunkt des Umgangs mit
ihm sei keinesfalls in Miltons 'Paradise Lost' oder Dürers
,Adam und Eva' erreicht. Seinen Gehalt könne kein einzelner
Mensch und keine Generation voll ausschöpfen. Ständig neu sei
die menschliche Situation von dort her bedacht und erklärt worden
. M. macht deutlich, wie die Genesiserzählung wesentlich
zur Gestalt unserer Kultur beigetragen hat. Die unterschiedlichen
Weisen der Aneignung im Laufe der Geschichte ließen
erkennen, wie dieser Bericht das Bewußtsein der westlichen
Welt formte. Man habe immer wieder versucht, ihn sich gegenwärtig
zu machen. Unter den Literaten hebt M. besonders Franz
Kafka heraus.

Daß biblische Themen bis in die Gegenwart fortgesetzt eine
zentrale Rolle spielen, liege an der Geschichte ihrer Aufnahme
als offenbartes Wort Gottes und dem mit Spinoza einsetzenden
kritischen Verständnis. Von da aus geht M. auf die Dokumentenhypothese
in der Genesisforschung und in deren Folge die
Gattlingsforschung und Traditionsgeschichte ein. Er macht seine
Einwände gegen die Art kritischer Exegese, wie sie vornehmlich
in Deutschland betrieben worden sei, und nennt die
Versuche, darüber hinauszukommen (Childs: Kanonkritik,
Jackson-Kessler: Erzählkritik, postmoderner Gebrauch der Bibel
, feministische Interpretation). Seinerseits plädiert er für eine
Beachtung dessen, was die kritische Bibelwissenschaft erarbeitete
, unter Heranziehung neuerer Methoden sowie der Auffassungen
aus der präkritischen Phase.

In dem vorgelegten Sammelband werde versucht, ein neues
Modell der Kritik zu entwickeln, genannt "post-critical exege-
sis". Die Autoren, die ihre Aufsätze beisteuerten, haben dabei
einen erweiterten Begriff von Exegese, der auch Kunst und
Literatur einbezieht.

Die Hgg. hoffen, in Zukunft werde ihre Art, mit einem Bibelabschnitt
umzugehen, auf andere biblische Passagen, wie beispielsweise
die Exodusgeschichte oder den Bericht über die
Sintflut, angewendet werden können. Indem man die Geschichte
der exegetischen, ikonographischen und literarischen Rezeption
eines gegebenen Textes verfolge, werde man viel Bedeutsames
entdecken hinsichtlich der Texteinheit selbst und auch
der Arten und Umstände ihrer Interpretation.

Die einzelnen Beiträge sind die folgenden:

J. Magonet (The Themes of Genesis 2-3, 39-46) analysiert
die beiden zentralen Themen der ,Trennung nämlich in Unterschied
und Beziehung, und der ,Nacktheit', die im Gegenüber
zu Gott und den anderen Menschen genauer als ungeschützt
denn sexuell zu verstehen sei. Er weist obendrein auf die Reichhaltigkeit
und Themenfülle des Abschnittes hin.

C. M. Carmichael (The Paradise Myth: Interpreting without
Jewish and Christian Spectacles, 47-63) vertritt die Ansicht,
daß der Text eine Bedeutung gegensätzlich zur überkommenen
Auslegungstradition hat. Er biete keine mythologischen oder
ätiologischen Erklärungen an über den Ursprung des Menschen
und der menschlichen Natur. Vielmehr wolle er Dinge zum
Bewußtsein bringen, über die man, wie er meint, gewöhnlich
hinweggeht. Die Erzählung sei nicht vom Sündenfall her zu
verstehen. Evas Ungehorsam sei dem zivilen Widerstand als
einer gutzuheißenden Aktion ähnlich zu beurteilen und nicht als
eine Sünde. Der Vf. legt ausführlich dar, daß die Kain- und
Abel-Erzählung nur im Lichte der um Adam und Eva richtig
verstanden werden kann.

J. F. A. Sawyer (The Image of God, the Wisdom of Serpents
and the Knowledge of Good and Evil, 64-73) bietet einen neuen
Interpretationsrahmen für das Verständnis der Beziehung zwischen
Mensch und Gott. Ferner geht er dem nach, welches die
Elemente in der menschlichen Natur sind, die ,nach dem Bilde
Gottes' geschaffen wurden, und die Faktoren, welche die
Menschheit von Gott unterscheiden, und der entfaltet, was der
Satz, .der Mensch ist geworden wie einer von uns, wissend gut
und böse', für eine Relation zu Weisheit und Herrschaft hat, und
die Bedeutung, die der Schlange zukommt. Hier sei, was die
Quellenkritik verdunkelt habe, das Gleiche über die menschliche
Natur in ihrer Ähnlichkeit zu Gott gesagt wie in Kap. 1. Der Vf.
hält die Kap. 1-3 für eine fortlaufende Erzählung.

Der Aufsatz von S. N. Lambden (From Fig Leaves to Finger-
nails: Some Notes on the Garments of Adam and Eve in the
Hebrew Bible and select early postbiblical Jewish Writings, 74-
90) beschäftigt sich mit Gen 2,25; 3,7 und 21 und legt dar, wie
die Stellen von jüdischer Seite, auch Philos und der Samarita-
ner, hauptsächlich verstanden worden sind.

P. S. Alexander (The Fall into Knowledge; The Garden of
Eden/Paradise in Gnostic Literature, 91-104) untersucht das
gnostische Verständnis auf Grund der Hypostasis der Archon-
ten. Es stellte die biblische Erwählung auf den Kopf und kehrte
ihre überkommene Bedeutung in ihr Gegenteil um.

D. F. Sawyer (The new Adam in the Theology of St Paul,
105-116) äußert sich zum neuen Adam in der Theologie des