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Ausgabe:

1993

Spalte:

289-290

Kategorie:

Allgemeines

Titel/Untertitel:

Unterwegs mit Christus 1993

Rezensent:

Zeddies, Helmut

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Seite 1

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289

Theologische Literaturzeitung 118. Jahrgang 1993 Nr. 4

290

hen in Leipzig", schildert die Ereignisse des Herbstes 1989 in
der Messestadt. Christoph Krummacher, „Kirchenmusik in
einer Zeil des Umbruchs"', beobachtet einen Schwund der gesellschaftlichen
Funktion der Kirchenmusik und warnt vor neuen
Abhängigkeiten. Jens Langer, „Sich anpassen und überwintern,
widersprechen und widerstehen" reflektiert die „Schwierigkeit,
Gegenwart und Vergangenheit theologisch zu bewältigen".

Gottfried Adam, „Vom uneingeschränkten Recht auf Leben,
widersteht der Infragestellung des Lebensrechtes Behinderter.
Rainer Volp, ..Der Umgang mit dem Fremden", wendet sich gegen
„Ausgrenzungsstrategien von Kirche und Kultur gegenüber
dem Fremdenanwalt, Kunst'". Christoph Bäumler, „Sich an
andere verausgaben", bedenkt die praktisch-theologische Relevanz
dieser Denkstruktur. „Sich verausgaben, um zugleich zu
sich selbst zu finden - dieses Paradox kann nur im Gottesgedanken
selbst aufgehoben werden".

Helmut Zeddies fragt nach der Bedeutung der Taufe für den
Abendmahlsempfang. Klaus Wegenast, „Wie man erwachsen
wird", äußert sich zu „Konfirmation und Konfirmandenunterricht
im Lebenszyklus der heranwachsenden Generation".

Peter Heidrich, „Incipit tragoedia", interpretiert den dreifachen
Anfang von Goethes „Faust". Gert Wendelborn bietet Informationen
„Zur theologisch-geistlichen Position Bernhards
von Clairvaux", wobei er auch dessen Predigten würdigt. Karl-
Heinz/ägi/f, „Philipp Jakob Spener und die Universität Rostock
" gibt einen Brief Spcners an den Rostocker Theologen
Johann Fecht wider.

Das breite Themenspektrum entspricht der Interessenvielfalt
des Jubilars. Fs ist sicher in seinem Sinn, daß die Beiträge
• theologische Existenz heute" nicht nur als „Widersprechen
und Widerstehen" konkretisiert werden, sondern auch als die
tröstliche Erfahrung, daß wir „den Mut nicht sinken" zu lassen
brauchen.

Gutenberg bei Halle/S. Eberhard Winkler

Unterwegs mit Christus. Glaubensbuch der Evangelisch-methodistischen
Kirche. Hg. von der Theologischen Kommission
des Europäischen Rates der Evangelisch-methodistischen Kirche
. Zürich: Gotthelf; Stuttgart: Christi. Verlagshaus 1991.
149 S. 8° = Materialien für die Gemeindearbeit in der Evang.-
meth. Kirche. 72/1991. Kart. DM 19,-. ISBN 3-85706-278-9
u. 3-7675-9072-7.

Glaubensbücher sind keine Seltenheit mehr. Seit dem fast
schon legendären Holländischen Katechismus sind inzwischen
eine ganze Reihe vergleichbarer Titel mit zum Teil hohen Auflagen
erschienen. Das spricht für den Bedarf. Verschieden sind
die Glaubensbücher nach Anlage und Konzeption. Gemeinsam
ist ihnen das Bemühen, der längst erkannten Aufgabe an
Erwachsenen gerecht zu werden: Auskunft zu geben über den
christlichen Glauben. Verstehenshilfen anzubieten, Orientierungen
für das eigene Leben zu ermöglichen und dabei auch den
jeweiligen kirchlich-konfessionellen Kontext zu verdeutlichen
oder aber bewußt einen ökumenischen Bezugsrahmen zu suchen
.

Jetzt hat auch die Evangelisch-methodistische Kirche ein
eigenes Glaubensbuch vorgelegt. Es will Menschen ansprechen,
die die EmK und ihre Glaubensüberzeugungen kennenlernen
Wollen. Dabei ist vorrangig an junge Erwachsene, aber auch an
andere Altersgruppen und Genieindekreise gedacht. Das Glaubensbuch
will ein Arbeitsbuch sein. Wohl auch deshalb zeichne
! es sich durch bemerkenswerte Kürze aus. Die Texte sind in
einer Arbeitsgruppe entstanden, wobei die persönliche Handschrift
der Verfasser aus Deutschland und der Schweiz in den
Einzelbeiträgen bewußt erhalten bleiben sollte, ohne daß diese
jedoch namentlich gekennzeichnet werden. Die theologische
Gesamtverantwortung für das Projekt lag bei der Theologischen
Kommission des Europäischen Rates der EmK, wobei die
ersten Anstöße zu einem Erwachsenenkatechismus von der
Jährlichen Konferenz Östereichs kamen und Vorarbeiten in der
Zentralkonferenz, von Mittel- und Südeuropa geleistet wurden.

Der Aufbau des Glaubensbuches setzt mit der für jedermann
und jede Frau naheliegenden Frage „Was ist der Mensch?" ein.
Erst danach wird in die Frage nach Gott eingeführt. In den weiteren
Kapiteln werden das dem Menschen von Gott geschenkte
Heil und die Weisen der Vermittlung seiner Gnade entfaltet.

Dann folgt der Abschnitt über die von Gott begründete und
gestaltete Gemeinschaft mit dem durch ihn erneuerten Menschen
. Im Anschluß daran geht es um die Heiligung als das
Leben des erneuerten Menschen. Hier werden - aus methodistischer
Sicht konsequent - auch Fragen der Sozialethik bis hin zu
Staat und Politik und Krieg und Frieden behandelt. Das Schlußkapitel
bildet die Frage nach der dem Menschen von Gott eröffneten
Zukunft.

In diesem Gliederungsrahmen kommen die entscheidenden
Themen des christlichen Glaubens zur Sprache. Dafür steht
konzeptionell bedingt - jeweils nur eine Seite zur Verfügung, so
daß die Entfaltung eher thesenartig erfolgt, als daß sie argumentierend
ausgeführt werden kann. Auf einer weiteren Seite folgen
dann durchgängig zu jedem Einzelthema Verweise auf biblische
Bezüge und eine Zusammenfassung der Ausführungen, der
sich weiterführende Fragen für das Gespräch, ein Gebetsvorschlag
und Literaturhinweise anschließen. Daran wird noch einmal
deutlich, daß und wie mit diesem Glaubensbuch gearbeitet
werden soll. Seine Verbreitung hängt vermutlich zu einem erheblichen
Teil davon ab, ob dies auch geschieht.

Wo es in den Einzelthemen um die Vermittlung des biblischen
Zeugnisses geht (wie z.B. in der Christologie), geschieht
dies mitunter in einer deutlich an der Bibel orientierten Sprache.
Andere Abschnitte sind stärker lehrhaft geprägt. Auf mögliche
Einwände und Irritationen von Andersdenkenden wird in der
Darstellung von christlichen Grundüberzeugungen kaum bezug
genommen. In den anschließenden Fragen zum Gespräch sind
sie jedoch gelegentlich erkennbar.

Bei dem deutlichen Bemühen um eine an ökumenischer
Offenheit orientierte Glaubensvermittlung werden zugleich die
besonderen Ausprägungen des Methodismus durchaus zur Geltung
gebracht. Das ist etwa bei der Beschreibung des Heilsweges
(44) wie auch der Wiedergeburt (54) erkennbar. Auch die
Bedeutung der Heiligung wird unter betontem Bezug auf John
Wesley heraugestelll (106).

Methodistisches Sondergut begegnet jedoch auch im Verständnis
von Taufe (72) und Abendmahl (74), sowie in den
Aussagen zur Bedeutung überlieferter Bekenntnisse (94) und
natürlich in der Darstellung der Evangelisch-methodistischen
Kirche (100). Für sie wichtige Erfahrungen und Einsichten erliegen
jedoch nirgends dogmatischer Rechthaberei oder gar
einem aus verirrtem Frömmigkeitsverständnis erwachsenden
Hochmut. Im Gegenteil, bestimmte Entwicklungen in der eigenen
Kirche werden durchaus kritisch gesehen.

Zu wünschen bliebe lediglich ein gelegentlich etwas sorgsamerer
Umgang mit der Sprache. Eine „schwarzmahlende Fortschrittsbremse
" z.B. (126) wird kaum eine konfessionell orientierte
Erkenntnishilfe sein und daher in der EmK nicht weniger
rätselhaft erscheinen als anderen interessierten Lesern auch.

Sehöneiche b. Berlin Helmut Zeddies