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Ausgabe:

1993

Spalte:

264-265

Kategorie:

Interkulturelle Theologie, Missionswissenschaft

Autor/Hrsg.:

Saayman, Willem A.

Titel/Untertitel:

Christian mission in South Africa 1993

Rezensent:

Althausen, Johannes

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Theologische Literaturzeitung 118. Jahrgang 1993 Nr. 3

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erarbeitet - eine enorme Leistung. Und so ist es auch aus einem
Guß. Es möchte nicht „andere Fachwerke ersetzen oder ablösen
, sondern für die konkrete Arbeit ein Hilfsmittel bereitstellen
... Die Auswahl ... von Stichworten richtete sich nach dem
Bedürfnis und der Notwendigkeit, bei der Lektüre und dem
Studium missionswissenschaftlicher und missionsgeschichtlicher
Beiträge behilflich zu seien" (5). Ein Hilfsmittel also.

1970 gab Stephen Neill das Concise Dictionary of the Christian
World Mission heraus (deutsch 1975), bestimmt von der
Pespektive der ökumenischen Missionsbewegung. 1978 erschien
das Lexikon Missionstheologischer Grundbegriffe von
einem ökumenischen Gespann herausgegeben (Sundermeier/
Müller). Das vorliegende Lexikon ähnelt äußerlich mehr dem
ersteren: viele Stichworte (768), kurze Artikel, Zweispaltendruck
. Sehr hilfreich ist die Liste der Stichworte (463-470), die
Liste der Abkürzungen und von 25 lateinischen Stichworten,
die meist römische kirchenamtliche Dokumente betreffen. Sehr
hilfreich sind die meist knappen, aber immer bis an die Gegenwart
herangeführten Literaturangaben. Man findet kaum einmal
Querverweise, aber an Hand des Stichwortverzeichnisses kann
man sich gut orientieren.

Der Untertitel „Geschichte, Theologie, Ethnologie" gibt die
Perspektive der Auswahl an. Dabei ist die geschichtliche Sicht
vorangestellt, und sie hat wohl auch ein Übergewicht. Es fehlt
keine Phase der Geschichte des Christentums ganz, und das
„große Jahrhundert" dominiert nicht so sehr wie in protestantischen
Werken. Die Theologie ist weithin referierender Natur,
knapp, zurückhaltend, am 2. Vatikanum orientiert, aber doch
deutlich. Ethnologie hat hier den Status einer Hilfswissenschaft
, in deren Sicht sich die Kultur des Adressaten erfassen
und beschreiben läßt. Die Themenkreise Ökumene (als Kunde
der Konfessioen und der Einheitsbemühungen) und vor allem
Religionen haben kein besonderes Gewicht; so sind nur drei
Weltreligionen (Hinduismus, Buddhismus, Islam) mit eigenen
Artikeln vertreten.

Nicht im Titel erwähnt sind zwei wichtige Gesichtspunkte
des Werkes. Erstens ist es deutlich im deutschen Sprachraum
angesiedelt, was sich bei der Auswahl der Stichworte und im
Referat mancher Problemkreise positiv auswirkt; ein ähnliches
Lexikon aus Irland, Frankreich oder USA würde auch in Übersetzung
deutschen Lesern weniger helfen. Vielleicht noch
wichtiger ist die ökumenische Orientierung. Sie wirkt sich in
der Auswahl der Stichworte, in den Literaturangaben und in der
Gedankenführung positiv aus - die anderen gelten nicht als
Feinde, sondern werden beachtet und sind auch Gesprächspartner
. Die Grundorientierung ist römisch-katholisch, wie schon
aus dem Verlag und der Herkunft des Autors ersichtlich.

Etwa 180 Artikel gelten wichtigen Personen, davon fast ein
Drittel Protestanten, darunter fast die Hälfte Deutsche. Sie seien
hier aufgezählt, um einen Einblick zu geben: Barth, Buss,
Ehrenfeuchter, Fabri, Fabricius, Freytag, Graul, Grundemann,
Gutmann, Gützlaff, Harnack, Hartenstein, Kähler, Leibniz,
Luther, Margull, Nicolai, Otto, Vicedom, Wagenseil, Warneck,
Zahn, Ziegenbalg, Zinzendorf; also Theologie und Geschichte
sind stärker betont als die Praktiker und Charismatiker, die
nicht fehlen. Personenartikel gehen in Sachartikel über und umgekehrt
.

Die Institutionen der Mission stehen weniger im Vordergrund
. Missionsgesellschaften, Missionsorden und andere Träger
der Arbeit werden nur in eigenen Artikeln erwähnt, wenn
sie besonders bedeutend sind; so kommt die verwirrend bunte
Welt der protestantischen Missionsgesellschaften überwiegend
in Sammelartikeln vor, z.B. baptistische Missionen, Glaubensmissionen
, anglikanische Missionen, Kongregationalistische
Missionen und „Missionsgesellschaften" (veraltet: der deutsche
Evangelische Missions-Tag besteht nicht mehr!). Einzelne Missionsgesellschaften
des deutschen Protestantismus werden

erwähnt: die Basler Mission, die Berliner Mission, die Gossner
Mission, die Neuendettelsaucr Mission; von ausländischen protestantischen
die China-Inland Mission, die New Tribes Mission
, die Christian and Missionary Allianz, und die Society for
the propagation of the Gospel. Naturgemäß ist die Reihe der
katholischen Missionsorganisationen, die mit einem eigenen
Artikel erscheinen, wesentlich länger - aber auch dort sind keineswegs
alle Orden, Kongregationen und Missionshäuser einzeln
erwähnt; und damit ist das Werk auch für den Leser weitgehend
frei von Abkürzungen, oder anders gesagt: Für diese
Welt der vielen Institutionen und Abkürzungen muß man andere
Nachschlagewerke heranziehen.

Ebenso steht es mit der Geographie. Eigens mit einem Artikel
vertreten sind drei Kontinente (Afrika, Australien, Lateinamerika
) und vier Länder (Indien, China, Japan, Korea). Die
dabei gegebenen statistischen Angaben haben eher exemplarischen
Wert, zumal man ihre Quellen nicht erfährt. Fazit: Wer
etwas über ein bestimmtes Land und den Stand der Christenheit
wissen will, sollte andere Nachschlagewerke benutzen.

Viele der Ortsnamen in den Stichworten haben einen ganz
anderen Charakter: Bandung-Konferenz, Barbados-Erklärung,
Frankfurter Erklärung, Löwener Schule - es sind die gängigen
Namen für Ereignisse, Dokumente, Richtungen, die für die
Missionsarbeit relevant sind.

Ethnologische Begriffe aber sind ebenso zu finden wie Begriffe
der Entwicklungs-(hilfe)-Diskussion: Adat, Brautpreis,
Fetisch, Idol, Initiation usw., aber auch Handel, Armut, Entfremdung
, Entwicklung, Kolonialismus, Tourismus, Traditio-
nalität als Unterentwicklung, Take off - und dazu werden auch
recht neue Organisationen und Dokumente erwähnt.

Genug von den Grenzen und Eigenarten des Werkes! In seiner
Art ist es vor allem zu bewundern. Man schaue bei irgendeinem
Artikel mit historischer Relevanz nach: etwa Ansgar
oder Cyrill und Methodius - auf knappen Raum findet man das
Wesentliche - dabei meist auf dem neuesten Stand der Forschung
, dazu ausgezeichnete Literaturangaben. Auch wer Mis-
sionsgeschichte als Protestant seit langem betreibt, kann auf
nahezu jeder Seite dazulernen. Nicht jede Deutung und Sichtweise
ist die uns vertraute, aber die Tendenzen der Hagiogra-
phie und Missionsapologetik, die sonst von den Quellen an oft
Missionsgeschichte färben, sind erfreulich weitgehend abwesend
.

Das Lexikon ist als Nachschlagewerk recht gut durchdacht
und ausgewogen, und dasselbe gilt für die Orientierung in der
missionstheologischen Diskussion, die es vermittelt. Bs ist eine
lohnende Anschaffung für jede Stelle, die im Ernst missionswissenschaftlich
arbeitet.

Erlangen Niels Peter Moritzen

Saayman, Willem: Christian Mission in South Africa. Politi-
cal and Ecumenical. Pretoria: University of South Africa
1991. XII, 128 S. 8o = Manualia Didactica, 11.

„Mit dem Kairos-Dokument (1985) hat sich der Kreis der
christlichen Geschichte in Südafrika geschlossen, seit dieses
Land in die Kolonialgeschichte einbezogen worden war." (91,
Übers, vom Rez.) Weil das Kairos-Dokument eine solche zentrale
historische Bedeutung hat. ist es für den Vf. Ausgangspunkt
zu einer kritischen Bewertung dessen, was Mission in
Südafrika überhaupt bedeutete und heute noch sein könnte. Das
klingt sehr vollmundig. Aber ein guter Kommentar des Kairos-
Dokumentes muß so engagiert reden. Indem das Department
für Missiologie an der Universität von Südafrika das Buch als
seine Publikation ansieht, wird erkennbar, daß der Vf. mit seiner
Sicht in guter Gesellschaft ist. Andererseits kann das Buch