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Ausgabe:

1993

Spalte:

250

Kategorie:

Christliche Kunst und Literatur

Titel/Untertitel:

Lexikon der christlichen Ikonographie 1993

Rezensent:

Onasch, Konrad

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249

Theologische Literaturzeitung 118. Jahrgang 1993 Nr. 3

250

Überblick über das Material und die Formen der Reliquiare,
dem dann die Aufzählung der einzelnen Typen folgt. Der zweite
Teil des Kapitels beschreibt die Reliquien selbst, unterschieden
in Primär- und Sekundärreliquien. Zu den letzteren werden auch
die Passionswerkzeuge gezählt und einzeln aufgelistet. Es ist
schwer verständlich, warum bei der sonstigen Ausführlichkeit
diese Liste nicht ganz vollständig ist. So fehlt z.B. die Hand des
Pilatus, die auf einer Reihe mittelalterlicher Tafelbilder als Pas-
sionswerkzeug dargestellt wird. Ein letzter Teil des Kapitels berichtet
über die Reliquienverehrung und den Reliquienkult.

Die Devotionalien werden im 7. und letzten Kapitel des Buches
behandelt. Den größten Umfang nimmt dabei der Rosenkranz
ein, dessen drei mal fünf Geheimnisse einzeln aufgeführt
werden.

Ein reichhaltiges Literaturverzeichnis und die Indices in 6
Sprachen schließen den Band ab. Sehr informativ sind die
Zeichnungen im Text, welche die spröde Materie anschaulich
machen. Alle Stichworte sind knapp und präzise formuliert. Das
Buch ist als Nachschlagewerk hilfreich und nützlieh, jedoch
hauptsächlich für den Benutzer, der sich über die Kirchengeräte
des katholischen Glaubens informieren will.

Wernigerode Helga Neumann

Kuschel, Karl-Josef: „Vielleicht hält Gott sich einige Dichter..."

Literarisch-theologische Porträts. Mainz: Grünewald 1991.
415 S. 8» = Rothenfelser Reihe. Kart. DM 42,-. ISBN 3-
7867-1574-2.

Wie sein Lehrer Hans Küng und Walter Jens hat der Dozent
für ökumenische Theologie an der Universität Tübingen schon
viel über das „Spannungsfeld von Religion und Theologie" nachgedacht
und geschrieben. Unter dieser Tcilüberschrift des Einlei-
tungskapitels für sein neues Buch legt er die Methode „struktureller
Analogie" im allgemeinen dar, nämlich Entsprechungen ohne
Vereinnahmungen zu suchen, die „Rede von Gott" dort aufzufinden
, „wo sie im Leben der Dichter selber sich verdichtete" (II).
Dem Schriftsteller soll theologisch nicht „ins Wort gefallen" werden
, er will sie zum Thema „ausreden lassen" (ebd.). Den Titel
verdankt er Kurt Marti: „Vielleicht hält Gott sich einige Dichter
(ich sage mit Bedacht: Dichter!), damit das Reden von ihm jene
heilige Unberechenbarkeit bewahre, die den Priestern und Theologen
abhanden gekommen ist" (II). Entstanden ist das Buch
nach Tagungen zum Thema auf Burg Rothenfels am Main und
Kuscheis erster Tübinger Vorlesung 1991. Daraus erwuchs auch
die Gliederung nach den „konkreten Lebensgeschichten" der untersuchten
neun Autoren und einer Autorin.

Den „Fallbeispielen" folgt am Ende zusammenfassend der
Versuch des Theologen, die Herausforderung der Literatur mit
der eigenen Gotteserfahrung zu konfrontieren. Kann Literatur
der Theologie Kriterien für das Reden von Gott liefern? „Theopoetik
", so nennt er „die Frage nach einer Stillehre des heute adäquaten
Redens von Gott" (33f). Unter Hinweis auf das Paulus-
Wort vom Athener Areopag (Apg 17,28): „Wie auch einige von
euren Dichtern gesagt haben", warnt er allerdings auch vor dem
Irrweg. Gottes Wirklichkeit durch ästhetische Gebilde ersetzen
zu wollen - es bleibt beim wechselvollen „Spannungsverhältnis
", übrigens nicht nur durch die Herausforderung christlicher,
sondern besonders auch jüdischer Dichtung.

Kuschel w eist bei I leim ich Heine auf die „Doppelgesichtigkeil
aller Religion" hin, auf die Suche des getauften, „armen
todtkranken Juden" nach einer Synthese aus Hellenentum und
Nazarenertum. Ganz anders als im 19. Jh. stellt sich die Frage
im Werk des von Selbstzweifeln zerrissenen Künstlers Frau/
Kafka, der vom Judentum her mit einer neuen „Radikalisierung
der Gottesfrage" am Beginn unseres Jahrhunderts steht: ein

moderner Hiob, wie der jüdische Apokalyptiker und katholisch
gewordene Monarchist Joseph Kolli, dessen „Roman einer Zeit-
und Lebenskrise... eine vollmundige Gläubigkeit ebenso in die
Krise führt wie eine vollmundige Ungläubigkeit" (191).

Der Autor untersucht Nähe und Ferne des Christus-Bildes
und die „Metamorphosen des Religiösen" in Prosa und Lyrik
Rainer Maria Rilkes und die Krisenhaftigkeit des Menschen und
seines Gottesbildes im Werk Hermann Hesses. Er beschreibt
sehr eindringlich den Grundzwiespalt von Religion und Ästhetik
im Denken Reinhold Schneiders gleichsam stellvertretend
für die Situation des sich als Christ verstehenden Dichters in der
säkularisierten Welt. Und schließlich hört er auf die Stimmen
zweier jüdischer Lyriker, zweier Überlebender des Holocaust:
die Dichterin des „Mysterienspiels vom Leiden Israels" Nelly
Sachs und den Dichter der „Todesfuge" Paul Celan - zwei Stimmen
, deren dialogisches Reden von Gott zuletzt ins Schweigen
führte. Damit sind die Arbeiten zweier Zeitgenossen verknüpft,
die ebenso wesentlich die Nachkriegsliteratur in Deutschland
geprägt haben: Romane, Hörspiele, Essays des radikalen Christen
Heinrich Boll und die Dramen und Prosa des „Bibellesers"
Rolf Hochhuth, der Gott durch Auschwitz, nicht widerlegt fand;
von ihm sagt Kuschel zurecht, was eigentlich für alle seine Beispiele
gilt: er sei ein „Grenzgänger zwischen Hoffnung und Resignation
" (361). Ein bemerkenswerter Beitrag zur Annäherung
an ein Theologen und Literaturwissenschaftler gleichermaßen
interessierendes Thema.

Dresden Klaus Stieben

Lexikon der christlichen Ikonographie. Hg. von E. Kirschbaum
in Zusammenarb. mit G. Bandmann. W. Braunfels, J.
Kollwitz, W. Mrazek, A. A. Schmid, H. Schnell, (ab Bd. 5
hg. von W. Braunfels). I: Allgemeine Ikonographie. A-Eze-
chiel. 36 S., 720 Sp. m. 295 Abb.; 2: Fabelwescn-Kynoke-
phalen. 36 S., 716 Sp. m. 336 Abb.; 3: Laban - Ruth. 37 S.,
576 Sp. m. 270 Abb.; 4: Saba, Königin von - Zypresse. Nachträge
. Stichwortverzeichnisse engl, u, franz. 37 S., 674 Sp. m.
294 Abb.; 5: Ikonographie der Heiligen. Aaron - Crescentia-
nus von Rom. 34 S., 520 S. m. 239 Abb.; 6: Crescentianus
von Tunis bis Innocentia. 26 S., 588 Sp. m. 259 Abb.: 7:
Innozenz bis Melchisedech. 26 S., 628 Sp. m. 289 Abb.; 8:
Meletius bis zweiundvierzig Märtyrer. Register. 28 S., 644
Sp. m. 310 Abb., Register 22 S.gr.8«. Rom-Freiburg-Basel-
Wien: Herder 1990. Pb. in Kassette DM 358,-.

Es handelt sich um eine Sonderausgabe des großen international
anerkannten Lexikons, das in dieser Zeitschrift laufend
rezensiert worden ist (96,527-528; 97, 527-529; 98, 923-926;
100, 696-698; 102, 906-907). Sie ist ein Paperback mit einem
ansprechenden Layout. Es ist zu hoffen, daß auch diese Ausgabe
zahlreiche dankbare Benutzer finden wird, sowohl bei Fachgelehrten
wie Kunstfreunden.

Halle (Saale) Konrad Onasch

Tschuggnall, Peter: Sören Kierkegaards Mozart-Rezeption.

Analyse einer philosophisch-literarischen Deutung von Musik
im Kontext des Zusammenspiels der Künste. Frankfurt
/M. -Bern-New York-Paris: Lang 1992. V, 171 S. 8° =
Europäische Hochschulschriften. Reihe XX: Philosophie,
364. Kart. DM 49,-. ISBN 3-631-44306-4.

Der Vf. beginnt unter Berücksichtigung des Mozartjahres
1991 mit einer Grundanalyse des „Verhältnisses von Literatur
und Musik im Kontext des Zusammenspiels der Künste" (15-