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Ausgabe:

1993

Spalte:

247-248

Kategorie:

Christliche Kunst und Literatur

Autor/Hrsg.:

Baltz-Otto, Ursula

Titel/Untertitel:

Poesie wie Brot 1993

Rezensent:

Stiebert, Klaus

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Seite 1

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247

Theologische Literaturzeitung 118. Jahrgang 1993 Nr. 3

248

Christliche Kunst und Literatur

Baltz-Otto, Ursula: Poesie wie Brot. Religion und Literatur:
Gegenseitige Herausforderung. München: Kaiser 1989. 173
S. 80 = Kaiser Taschenbücher, 66. Kart. DM 18,-. ISBN 3-
459-01828-3.

Ursula Baltz-Otto geht es um die Suche nach „Beziehungen
zwischen der Sprache der Dichtung und der Sprache der
(christlichen) Religion in unterschiedlichen Zusammenhängen"
(9). Also um Literatur und Religion im Gespräch, weil „die
Grundsstruktur beider dialogisch ist" (37). Sie bezieht dabei
ausdrücklich die Hauptfragestellung des „Diskussionsberichts"
zwischen Theologie und Literaturwissenschaft mit ein, wie sie
von Walter Jens, Hans Küng und Karl-Josef Kuschel in dem
von ihnen gemeinsam herausgegebenen Band „Theologie und
Literatur. Zum Stand des Dialogs" (München 1986) dargestellt
wurde und möchte das fortschreiben: „Theologie sucht gerade
in dem so sensiblen Raum der Literatur nach Möglichkeiten,
ihre eigenen Defizite und Deformationen zu diagnostizieren,
aber auch neue Formen des Umgangs mit Religion zu entdek-
ken."(H. Küng, „Theologie und Literatur: Gegenseitige Herausforderungen
", ebd. 27).

Baltz-Otto sieht allerdings ein Grundproblem in der Frage,
ob sich ästhetische Kategorien nur auf literarische oder auch
auf religiöse Texte beziehen. Sie hält es für irreführend, das zu
trennen, weil „es sich in beiden Fällen um sprachliche Gebilde
handelt" (23). Als Beleg dafür führt sie die Einbeziehung der
Kain-und-Abel-Erzählung in Christa Wolfs „Störfall" (1987)
an; („Poesie wie Brot" ist vor der Wende im Oktober 1989 geschrieben
) - Passagen, die nur auf dem Hintergrund des Kontextes
von Genesis 1 bis 1 1 verständlich seien und anzeigten,
daß die Methoden der Interpretation bei einem religiösen Text
grundsätzlich keine anderen sind als die, welche für einen
literarischen, also hier für „Störfall" zu gelten haben: „Die
Unterscheidung erweist sich unter der Kategorie des Äsilicii
sehen aufweite Strecken als irreführend" (30).

Nach der grundsätzlichen „Annäherung" an das Thema ist
diese Herausforderung in sechs Kapiteln am Beispiel der Werke
von drei Schriftstellerinnen und vier Schriftstellern entfaltet.
„Die ,Grenze' als Ort der Annäherung" im Zusammenhang von
Religion und Literatur bei Christa Wolf wird im „Suchprozeß"
von „Nachdenken über Christa T." und „Kein Ort. Nirgends"
gesehen. Hier hätten „Kindheitsmuster", die „Kassandra"-Vorlesungen
und vor allem die Essays weitere geeignete Belege
liefern können. Die Wurzeln des Judentums, die Erfahrungen
und Schwierigkeiten des Exils und der Heimkehr „in das Land
meiner Sprache" werden in der Dichtung Hilde Domins untersucht
; (ihr Gedicht „Das Gefieder der Sprache" ist auch Motto
des Buchs). Die „Heimkehr ins Wort" der „Dichterin der Rückkehr
" (Hans-Georg Gadamer) steht aber nur sehr lose im Zusammenhang
des Hauptanliegens.

„Eucharistie im Gedicht" heißt die Analyse der „religiösen
Sprache" zweier Gedichte so verschiedener Autoren wie Paul
Celan („Tenebrae", viel zitiertes Beispiel!) und Gottfried Beim
(..Verlorenes Ich"). Unterschiede und Vergleichbares seien ablesbar
, indem „Tradition zitiert" und „neuen Lebens- und Todeshorizonten
einverwandelt" (111) werde. „Literatur als Utopie
" gilt Ingeborg Bachmanns Sprachverständnis in Lyrik
(..Psalm", „Scherbenhügel") und essayistischen Selbstaussagen.
Am Ende stehen die beiden Schweizer, in deren Werken dieses
Thema immer Bedeutung besaß: „Der Mensch auf der Suche
nach Identität" in Max Frischs Roman „Stiller" und das „Tribunal
" in Friedrich Dürrenmatts Komödie „Der Besuch der alten
Dame". Der „Wunsch, ganz zu sein" und die dramatische Darstellung
„absoluter Gottesferne" erhellen am deutlichsten die
Grundthese, wie sich Religion und Dichtung wechselseitig
durchdringen, „brauchen" und interpretieren.

Dresden Klaus Stieben

Glossarium Artis. Dreisprachiges Wörterbuch der Kunst, hg.
von R. Huber. 2: Kirchengeräte, Kreuze und Reliquiare der
christlichen Kirche. 3., vollständig neu bearb. u. erw. Aufl.
Objects liturgiques, croic et reliquaires des eglises chretien-
nes. Ecclesiastical Utensils, Crosses and Reliquaries of the
Christian Churches. 3., vollst, neu bearb. Aufl. München-
London-New York-Paris: Saur 1992. 365 S. m. 267 Abb. 8«.
ISBN 3-598-11079-0.

Der zweite Band des Glossarium artis ist ein mehrsprachiges
Wörterbuch, das die Kirchengeräte, die Kreuze und Reliquiare
der christlichen Kirchen behandelt. Die Definition der einzelnen
Begriffe erfolgt in deutscher Sprache, angefügt ist eine
möglichst adäquate Bezeichnung in französisch und englisch.
Neben dem deutschen, französischen und englischen Index
wird auch noch ein griechischer, lateinischer und russischer erstellt
. Die große Zahl der behandelten Begriffe wurde in mehreren
Kapiteln unterteilt, die in sich alphabetisch geordnet sind.
Das erste Kapitel behandelt einführende Begriffe, die zum besseren
Verständnis des Folgenden wichtig sind. Vorangestellt ist
diesem Kapitel ein Abschnitt über die Liturgie aller christlichen
Glaubensbekenntnisse, danach folgen Stichworte allgemeiner
Art, wie z. B. Kirchenschatz, Mysterien, Paramente u.a. Einen
sehr großen Raum nimmt die Beschreibung der sieben Sakramente
ein, v/obei einführend auf die Unterschiede zwischen
den protestantischen und den katholischen Bräuchen hingewiesen
wird.

In Kapitel 2 werden die Kirchengeräte der westlichen Kirchen
vorgestellt. In einer Anmerkung weisen die Vff. darauf
hin, daß sie vom katholischen Ritus ausgehen, da hier die größte
Vielfalt der Objekte vorhanden sei. Dem letzten Satz der Anmerkung
: „Schließlich pflegt die katholische Kirche bewußt
Kunst und Kunstgewerbe als Vermitteler religiösen Gdanken-
gutes" mag man in dieser Ausschließlichkeit nicht so recht folgen
. Es wird auch in der evangelischen Kirche ausreichend
qualitätvolles Küchengerät benutzt.

Kapitel 3 führt die Kirchengeräte der östlichen Kirchen auf.
wobei auch die Geräte behandelt werden, die in beiden Liturgiebereichen
vorkommen. Wenn die Bilderwand im engsten
Sinne zwar auch kein Kirchengerät sein mag, so ist es doch bedauerlich
, daß kaum auf ihre Bedeutung und überhaupt nicht
auf ihren Aufbau eingegangen wird.

Die Insignien der Geistlichkeit beinhaltet das vierte Kapitel.
Auch hier werden die Begriffe sehr eng gefaßt und alle amtstypischen
Kleidungsstücke wie z.B. Mitra oder Tiara in den Band
vier von Glossarium artis verwiesen, der sich mit Paramenteri
beschäftigt.

Kapitel 5 belaßt sich mit den Heilszcichen, worunter ausschließlich
Kreuzformen und das Monogramm Christi verstanden
werden. Über vier/ig unterschiedliche Kreuze weisen auf
die gewaltige Bedeutung dieses Zeichens für die gesamte Christenheit
hin. Es wird unterschieden zwischen Kreuzformen
(griechisches Kreuz, Petruskreuz usw.) und Kreuzarten (Altarkreuz
, Handkreuz usw.). Außerdem gibt es noch einen kleinen
Abschnitt über das Kruzifix. Weiterhin beschreibt dieses Kapitel
die Kreuzigung und Kreuzlegenden und sprengt damit den
sonst so eng gehaltenen Rahmen, der nur Gegenstände des
christlichen Kultus beinhaltet.

Den größten Umfang hat Kapitel 6, das sich mit den Reliqui-
aren befaßt. Ein einführender Abschnitt gibt einen kurzen