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Ausgabe:

1993

Spalte:

224-225

Kategorie:

Judaistik

Autor/Hrsg.:

Trepp, Leo

Titel/Untertitel:

Der jüdische Gottesdienst 1993

Rezensent:

Niebuhr, Karl-Wilhelm

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223

Theologische Literaturzeitung 118. Jahrgang 1993 Nr. 3

224

Die Titel der bisher nicht genannten Beiträge sind folgende:
Sh. Talmon: The internal diversification of Judaism in the early
Second Temple period; U. Rappaport: The materiell culture of
the Jews in the Hellenistic-Roman Period; Th. A. Idinopulos:
Religious and nationals factors in Israel 's war with Rome; G. J.
Blidstein: The import of early Rabbinic writings for an under-
standing of Judaism in the Hellenistic-Roman period; D.
Dimant; Literary typologies and Biblical Interpretation in the
Hellenistic-Roman period; M. Gilbert: The book of Ben Sira:
Implications for Jewish and Christian traditions; E. Tov: Hebr-
ew Biblical Manuscripts from the Judaean Desert. Their contri-
bution to textual criticism (mit vielen Detailinformationen); J. H.
Charlesworth: Qumran in Relation to the Apocrypha, Rabbinic
Judaism, and nascent Christianity.

Beigaben des Bandes: ein Stellenregister (259-265, lückenhaft
) und ein Register moderner Autoren (266-269).

Neuchätel Folker Siegert

de. Sehr aufschlußreich ist auch Kap. 8 (167-185) über Status
und Rolle der jüdischen Gemeinde in der Polis, wobei der Befund
aus dem Anfangskapitel über die jüdischen Privilegien neu
aufgegriffen wird. Wie jedes der Kapitel mit einer hilfreichen
Zusammenfassung endet, so schließt auch das Buch S. 186-190
mit einem Gesamtresumee. Der umfangreiche Rest enthält (191-
263), Bibliographie (264-300) und Register (301 ff.) der modernen
Autoren, ein Sachindex und ein Stellenregister. Das Werk ist
eine äußerst nützliche und ausgewogene Handreichung, wenn
auch noch etwas ergänzungsfähig. Auch die Kartenskizze auf S.
XVI erscheint wie die regionalgeschichtliche Einbettung der einzelnen
Gemeinden etwas zu sparsam gehalten. In der Sache ist
nun neu vor allem heranzuziehen: W. Ameling, Drei Studien zu
den Gerichtsbezirken der Provinz Asia in republikanischer Zeit,
in: Epigraphica Anatolica 12, 1988, 9-24.

Brühl Johann Maier

Trebilco, Paul R.: Jewish Communities in Asia Minor. Cam-
bridge-New York-Port Chester-Melbourne-Sydney: Cambridge
University Press 1991. XV, 330 S. m. 1 Kte 8° = Society
for New Testament Studies. Monograph Series, 69. Lw. £ 30.-

Der Autor hat in verdienstvoller Weise die Mühe auf sich genommen
, alles verfügbare dokumentarische Material über jüdische
Siedlungen in Kleinasien zusammenzustellen. In der Einleitung
beschreibt er die weithin dürftige Quellenlage und die
beschränkte Aussagekraft der epigraphischen Zeugnisse, die
-nur nach lokalen bzw. regionalen Gesichtspunkten gruppiert-
mehr als nur lokalgeschichtliche Blitzlichter ergeben. Zudem
sind manche bisherigen Publikationen und Bewertungen, etwa
im Corpus Inscriptionum Judaicarum von Frey, ungenau und
unzutreffend. Das meiste epigraphische Material gehört ins 3.-
4. Jh. n.Chr., deckt also einen eher begrenzten Zeitraum ab.

Die literarischen Zeugnisse (Kap. 1, S. 5-36) beschränken sich
in der Hauptsache auf Flavius Josephus, Ant. XII, 143-153, mit
den Angaben über die Ansiedlungen in Lydien und Phrygien
unter Antiochus III., nebenbei nur wird IMakk 15,16-23 erwähnt
: ferner auf das Pergamondekret Ant XIV,247-255, die
einzelnen Zeugnisse für römische Privilegiengewährungen und
über die lokalen und regionalen Schwierigkeiten, die zu ihnen
geführt haben, teilweise auch bei Philo von Alexandrien mehr
oder minder ausführlich erwähnt sind. Dies wird ergänzt durch
Hinweise aus paganer und christlicher Literatur. Die genannten
Zeugnisse werden kurz, aber recht präzis abgehandelt und dann
wird 333-336 ein knappes Resümee gezogen. Völlig ausgeklammert
wurden die sibyllinischen Bücher, die viele geographische
Angaben zu Kleinasien enthalten, und die ganze rabbinische
Literatur, in der ebenfalls einige Hinweise auf diese Gebiete zu
finden wären. Die literarischen Zeugnisse sind demnach nicht
optimal erfaßt und ausgeschöpft worden, das Interesse des
Autors ist vor allem archäologisch-epigraphisch ausgerichtet.
Die weiteren Kapitel bestehen aus Einzelstudicn, zunächst zur
Lokalgeschichte 2. (37-57) über Sardis und Pirene, 3. (58-84)
über Acmonia, 4. (85-103) über Apamea; danach folgen Kapitel
thematischen Zuschnitts; 5. (104-126), zur auffälligen Rolle von
Frauen in kleinasiatischen Gemeinden, 6. (127-143) zu den Kulten
des Theos hypsistos und Sabazios, wobei die Annahme eines
synkretistischen Judentums mit bemerkenswerten Argumenten
zurückgewiesen wird, vielleicht doch wieder zu stark, wenn man
an die sibyllinischen Bücherdenkt; 7. (145-166) handelt von den
„Gottesfürchtigen", mit wichtigen Feststellungen zur Verwendung
und Bedeutung von theosehes. Das Bild ist uneinheitlich,
doch gab es nach der epigraphischen Evidenz da und dort nichtjüdische
theosebeis in Verbindung mit einer Synagogengemein-

Trepp, Leo: Der jüdische Gottesdienst. Gestalt und Entwicklung
. Stuttgart-Berlin-Köln: Kohlhammer 1992. 326 S. m. 1
Abb. 80. Kart. DM 59,-. ISBN 3-17-01177-2.

Mit vorliegendem Buch möchte Rabbi Leo Trepp, Professor
für Philosophie und Judaistik am Napa College/USA und an der
Universität Mainz, jüdische und christliche Leser in einer wissenschaftlichen
Ansprüchen genügenden und doch auch weiteren
Kreisen verständlichen Weise in Gestalt und geschichtliche Entwicklung
des jüdischen Gottesdienstes einführen (9).

Nach einleitenden Erklärungen der wichtigsten Gebetsbezeichnungen
, symbolischen Handlungen und Symbole beschreibt
er Struktur und Ablauf der drei täglichen Gottesdienste
Schacharit (Morgen-), Mincha (Nachmittags-) und Maariv
(Abendgebet). Die weitgehend im Wortlaut wiedergegebenen
Gebetstexte werden durch Bemerkungen zur liturgischen Struktur
und ihrem theologischen Grund, zur geschichtlichen Einordnung
und zu mit ihnen verbundenen liturgischen Handlungen
(Gesten, Prozessionen, Musik etc.) erläutert. Variationen der
Sabbat-, Fest- und Fastengottesdienste werden bereits hier in den
Ablauf der Wochentagsgebete eingefügt, ebenso wie Unterschiede
heutiger Praxis in verschiedenen jüdischen Richtungen benannt
werden. Immer wieder gibt der Vf. kurze Hinweise zu vergleichbaren
Stücken des christlichen Gottesdienstes sowie zur
wechselseitigen Beeinflussung jüdischer und christlicher Liturgie
. Besonders hervorzuheben ist in diesen ersten Kapiteln die
ausführliche Darstellung des Achtzehngebetes, der Amida (28-
43).

Es folgt in ähnlicher Weise die zusammenhängende Beschreibung
der Sabbat- und Feiertagsgottesdienste. Gottesdienstliche
Toralesung und Musaf, das nur an diesen Tagen gehaltene
Zusatzgebet, stehen hier im Mittelpunkt. Dann werden der Zyklus
des liturgischen Jahres und sein Verhältnis zum jüdischen
Kalender erklärt und interpretiert (hilfreiche Tabellen zum Festkalender
mit den jüdischen Monatsbezeichnungen sowie zu den
Feiertagslesungen finden sich 172FF). Die Gottesdienste an den
beiden „Tagen des Erschauerns" (Rosch haschana und Jörn kip-
pur) werden in eigenen Kapiteln beschrieben, wobei ihr Doppelcharakter
als Büß- und Festtage herausgestellt wird. Den Abschluß
des ersten Teils bilden Kapitel zu individuellen Gebeten
und zum Kaddisch sowie zu häuslichen Feiern (Tischgebete und
Pesach-Seder).

Der zweite Teil des Buches („Die Entwicklung des Gottesdienstes
") ist weniger auf historische Analyse ausgerichtet (dafür
wird meist auf die Standardwerke von I. Elbogcn und J. Heinemann
verwiesen) als vielmehr darauf, die wesentlichen Elemente
und Grundprinzipien des jüdischen Gottesdienstes ZU ih
rem geschichtlichen Ursprung in Beziehung zu setzen. Entspre-