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Ausgabe:

1993

Kategorie:

Ökumenik, Konfessionskunde

Titel/Untertitel:

Neuerscheinungen

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Theologische Literaturzeitung 118. Jahrgang 1993 Nr. 2

182

Auch eine kurze Rez. darf. m.E. zwei kritische Anmerkungen
nicht unterdrücken. Da ist zunächst die Sprache. Die substanti-
vistische Ausdrucksweise des Dokuments macht die Lektüre
schwierig. Ob der Dialog so wirklich gefördert werden kann?
Dann gibt es aber auch eine inhaltliche Anfrage. Was soll die
Kirche tun? Die Kammer sagt: „Sie hat... den Auftrag, dem
Zeugnis ihres Glaubens zu folgen und unmißverständlich von
der Würde der Natur als Gottes guter Schöpfung zu sprechen.
Eine solche Einstellung bedeutet z.B. Einspruch und Widerspruch
. Phantasie für das Leben, für lebensschonende Technologie
und ein Wirtschaften, in dem der Schutz der Biosphäre als
ein Grundelement neben Arbeit und Kapital Berücksichtigung
findet." (90) Das klingt gut. Die auf S.80 noch genannte Aufgabe
, die Wachstumsideologie der Wirtschaft zu hinterfragen,
wird nicht mehr erwähnt. Warum eigentlich nicht? Ist das ein
zu heißes Eisen? Oder hat man Angst, am eigenen Ast zu sägen,
wenn man zu viel Kapitalismuskritik übt?

Berlin Johannes Althausen

Ratzinger, Joseph Cardinal: Wendezeit für Europa. Diagnosen
und Prognosen zur Lage von Kirche und Welt, Freiburg:
Johannes Verlag Einsiedeln 1991. 128 S. 8<>. ISBN 3-89411-
302-2. Kart. DM 24.-

Die schmale Broschüre vereinigt sechs Arbeiten, Vorträge und
Aufsätze, die bis auf eine Ausnahme an verschiedenen Orten
schon einmal oder auch mehrfach veröffentlicht wurden. Entstanden
also aus unterschiedlichen Anlässen in den Jahren des
großen politischen Umbruchs in Europa verstehen sich doch alle,
wie der Autor in seinem Vorwort schreibt, im Rahmen der „für
den Theologen wie für den Hirten der Kirche ... unausweichliche
^) Pflicht, in den Disput um das rechte Verständnis der
Gegenwart und den Weg in die Zukunft miteinzutreten, um dabei
die eigene Sphäre des Glaubens zu verdeutlichen und zugleich
der Mitverantwortung für die öffentlichen Dinge gerecht zu werden
". Sie möchten „eine Hilfe bei der Bewältigung der Herausforderungen
unserer Geschichtsstunde sein" (8).

Folgende Themen werden behandelt: „Abbruch und Aufbruch
. Die Antwort des Glaubens auf die Krise der Werte" (11-
29); „Der Auftrag der Religion angesichts der gegenwärtigen
Krise von Friede und Gerechtigkeit" (30-44); „Glaube und
soziale Verantwortung" (45-56, bisher unveröffentlicht); „Wege
des Glaubens im Umbruch der Gegenwart" (59-81); „Europa -
Hoffnungen und Gefahren" (82-104); „Wendezeit für Europa?"
(105-127). Bedacht wird also ein weitgespannter Bereich. Der
Hinweis auf Europa im Gesamttitel darf nicht zu eng genommen
werden. Er deutet nur einen Rahmen an, der gelegentlich
durchaus überschritten wird. Aber der Bezug ist auch dann, z.B.
wo es um die universalen moralischen Werte geht, evident.
Über das eine oder andere Detail in Analyse und Prognose wird
man gewiß diskutieren können. Nimmt man die Beiträge als
das. was sie sein wollen, als Wortmeldungen in einem notwendigen
Disput, wird nicht ohne Gewinn bleiben, wer sie anhört.

Schöneiche bei Berlin Hubert Kirchner

Abraham. K. C: The Spirituality of the Third World (Bangalore Theolo-
gical Forum 23, 1991. 5-7).

Behrendt. Wilhelm: Auf dem Weg zur Versammlung des Volkes Gottes
in Lateinamerika und der Karibik (Ecuador - September 1992) (JK 53,
1992.474-476).

Brehmer. Thomas: Der theologische Dialog zwischen der römischkatholischen
und der orthodoxen Kirche. Implikationen für die katholische
Ekklesiologie ( In: Golub. I.: Homo Imago et Amicus Dei. Rom: Pontifici-
um Collegium Croatium Sancti Hieronymi. 1991. 458-472).

Frei. Hans A.: Canberra 1991 - Ist der Geist (noch) der Herr?: Bericht
über die 7. Vollversammlung des ORK (IKZ 81, 1991. 170- 191).

Koch. Traugott: Ökumenische Verständigung und konfessionelle Differenz
: zu den Stellungnahmen zur Studie „Lehrverurteilung - kirchentrennend
?" (ZEvKR 37, 1992, 149-163).

Miller, Roland E.: A Lutheran College Approach to the Study an Tea-
ching of Religion (CThMi 19, 1992, 29-41).

Quinten), Manuel: A Dream and a Vision: The Ecumenical Global Gat-
hering of Youth and Students (ER 44, 1992, 209-215).

Ricca, Paolo: L'ecumenismo di Giovanni Miegge (Protest. 47. 1992, 62-
71).

Rüegger, Heinz: Innerevangelische Ökumene. Überlegungen zu einem
vernachlässigten Bereich ökumenischer Arbeit (ThZ 47. 1991. 337- 353).

Vorster. Hans: Konziliarität, Bundesschluß und Überlebenskrise. Eine
theologische Würdigung des konziliaren Prozesses nach Seoul und Canberra
(ZThK 88, 1991,526-548).

Zeeilstra, J. A.: Europa in oecumenisch perspectief (KeTh 43, 1992,
140-153).

Berichte und Mitteilungen

Gert Haendler

Arbeiten an der Vetus Latina (Beuron)
1991/1992

Über den Stand der Arbeiten am Text der Vetus Latina, den
ältesten lateinischen Bibelübersetzungen vor der Vulgata, informierte
zuletzt ThLZ 115, 1990, 313f. und 116, 1991, 634f. Nachfolgend
werden 9 Lieferungen zum Text und 6 Bände angezeigt,
die im Zeitraum zwischen Herbst 1990 und Herbst 1992 bei der
Redaktion der ThLZ eingegangen sind.

I. Lieferungen zum Text der Vetus Latina

a) Fortsetzung der Arbeit am Buch Sirach (Ecclesiasticus)1
Walter Thiele arbeitet am altlateinischen Text des Buches

Jesus Sirach, das in der Lutherbibel als apokryphes Buch zwischen
dem Alten und dem Neuen Testament steht. Die Weisheit
Salomons wurde 1985 abgeschlossen, danach begann die Arbeit
am Buch Sirach (Ecclesiasticus). Nach 2 Lieferungen mit Einleitungsfragen
begann in der Lieferung 3 der Abdruck des lateinischen
Textes, der nun in Lieferung 4 (1992) bis zu Sirach
7,30 vorankam. Für den griechischen Text kann die Göttinger
Septuaginta-Ausgabe von J. Ziegler benutzt werden. Zum Verhältnis
des griechischen zum lateinischen Text gibt Walter Thiele
seinen Eindruck dahingehend wieder, „daß die alte lateinische
Sirach-Übersetzung in hohem Maße eng an ihre griechische
Vorlage gebunden ist. Gerade an zahlreichen Einzelstellen, die
auf den ersten Blick nur den auffallenden Unterschied zum
Griechischen zu belegen scheinen, führt eine eingehende Untersuchung
zu dem Ergebnis, daß die Aussage des Lateiners von
griechischen Lesarten bestimmt ist..." (35. Arbeitsbericht der
Stiftung, Beuron 1991, 30f.). Die lateinischen Lesarten werfen
die Frage auf nach dem textgeschichtlichen Ort in der griechischen
(oder vielleicht schon in der hebräischen) Sirach-Überlieferung
(a.a.O.31). Der Apparat zur Textüberlieferung ist ausführlich
, der Apparat mit patristischen Hinweisen ist spärlicher.
Eine Ausnahme bildet die Drohung Sir 5,8: „Ne tardes converti
ad deum et ne differas diem in diem, subito enim venit ira illi-
us". Diese Worte klingen auch in anderen Bibelstellen an.
Augustin ging häufig auf diese Worte ein (275f.), bei Caesarius
von Arles finden sich zahlreiche Anklänge (277f.) und auch
Fulgentius von Rüspe taucht mit mehreren Anspielungen auf
(278). Die im allgemeinen nur seltenen patristischen Hinweise
lassen die Erwartung zu, daß die Edition dieses Textes zügig
vorankommen wird.

b) Fortsetzung der Arbeit am Buch Jesaja2

Die 1987 begonnenen Arbeiten am altlateinischen Text des