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Ausgabe:

1992

Spalte:

154-155

Kategorie:

Religionspädagogik, Katechetik

Autor/Hrsg.:

Kaufmann, Hans-Bernhard

Titel/Untertitel:

Nachbarschaft von Schule und Gemeinde 1992

Rezensent:

Reiher, Dieter

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Theologische Literaturzeitung 117. Jahrgang 1992 Nr. 2

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Die hier publizierten Beiträge - vorgetragen anläßlich eines verse Fragen erscheinen nun in einem neuen Licht. Gemeinsam

Symposiums zum Thema „Liturgie und Ökumene" am 20./ kommt es jetzt darauf an, die Möglichkeit und die Gestalt von

*!• 10.1988 an der Universität Passau - ergeben zusammen ein „Gottesdienst in gottleerer Welt" (86) zu bedenken.

Weines Kompendium ökumenischer Liturgik: Die liturgische Überlieferung der Ostkirche und ihre Gottes-

Altbischof Anton Hänggi („Einheit durch Gottesdienst?" diensttheologie findet in Karl Christian Felmy einen kompeten-

"-18) hofft einleitend - unter dem Leitwort „Einheit in Wahr- ten Fürsprecher („Gabe und Aufgabe der orthodoxen liturgi-

heit und Liebe" - auf den Tag, an dem die getrennten Christen sehen Theologie an die Kirchen des Westens", 103-122). Sechs

«die Memoria passionis et resurrectionis im ganzen Umfang und charakteristische Züge arbeitet er heraus und zeigt zugleich, wel-

•n ihrer vollen Tiefe miteinander feiern (kon-zelebrieren) dürfen che Lernfelder sich hier für die abendländischen Kirchen eröff-

"n Sakrament" (17). nen: 1. „Die starke Betonung des ,mysterium tremendum'", die

» Die konvergierende Liturgie ruft nach gegenseitiger ekklesia- seiner Meinung nach „ am schärfsten trennend zwischen den Kir-
'er Anerkennung", meint auch Bruno Bürki (31), der die „ Bedeu- chen des Ostens und des Westens steht" (107); sie „ könnte der in
tung liturgischen Gebens und Nehmens unter den Kirchen" den abendländischen Kirchen gegenwärtig zu beobachtenden
(19-33) an konkreten Beispielen aus der Gottesdienstgeschichte Tendenz, den christlichen Glauben allgemein und die Euchari-
verdeutlicht: an den jüdischen Wurzeln des christlichen Euchari- stie speziell zu einer harmlos-gemütlichen Veranstaltung herab-
st'egebetes, an der Übernahme des syrischen Agnus Dei in die zuwürdigen, entgegenwirken" (114). 2. Das „Motiv eschatologi-
Westliche Liturgie, an der wahrhaft wechselvollen Geschichte des scher, über sich selbst hinausweisender Schönheit" (108). 3. Der
Paul-Gerhardt-Liedes „O Haupt voll Blut und Wunden", an den „Theophanie-Charakter" der östlichen Liturgie (109), der den
Einflüssen der anglikanischen Tradition auf reformierte Litur- „Einbruch Gottes mit seinen Engeln in unsere Zeit erlebbar"
8'ker, schließlich an den Wanderungsbewegungen der acclamaüo macht; er könnte sich als „notwendiges Korrektiv" des westli-
anamneseos durch die Liturgiegeschichte. Für die kommenden chen Verständnisses erweisen (1140- 4. Das „eschatologisch-
Jahre erwartet er zunehmend einen wechselseitigen Austausch kosmische" Verständnis der Liturgie, das den „Dingen der
tischen den Kirchen der südlichen und der nördlichen Hemi- Schöpfung" ihre Würde läßt, sie nicht nimmt, braucht und weg-
sPhäre (29), warnt aber vor „verantwortungslosen Mischun- wirft, wenn sie ihren Zweck erfüllt haben (115). 5. Die „allegori-
*>en-.., die sich kulturell nicht verarbeiten lassen" (32). sehe", „rememorative" Liturgiedeutung(110), die die orthodoxe
, Hans-Christoph Schmidt-Lauber unterrichtet umfassend und Theologie „vor einer Isolierung des Kreues oder der Inkarna-
m ökumenischer Perspektive über den gegenwärtigen Stand von tion" bewahrt hat (116). 6. Die „historische Liturgiedeutung",
^''urgik bzw. Liturgiewissenschaft und liturgischer Erneuerung die „durch die Herausarbeitung des ursprünglich Gemeinten erst
'n den getrennten abendländischen Kirchen („Konvergenzen ka- den Boden für eine theologische Liturgieerklärung bereitet"
'holischer und evangelischer Agendenerneuerung", (34-61). hat, die wiederum die „Einsicht in den ursprünglichen Zusammen
er kommt zu dem Ergebnis, daß „künftige agendarische menhang von Doxologie und Dogma, Liturgie und Theologie"
Arbeit nur mehr ökumenisch vorstellbar sein (wird), weil die vermittelt (118).

r°bleme die gleichen sind und die Lösungsversuche gemeinsam Aus der „weltkirchlichen Sicht" eines engagierten Missionars
Unternommen werden " (58). Er macht das an der „ konvergieren- erörtert Walbert Bühlmann das Thema einer ökumenischen Li-
den Liturgiegeschichte im 20. Jahrhundert" (37), insbesondere turgik („Die Wende zu Gottes Weite", 89-102); er sieht sie vor
an den Intentionen der liturgischen Bewegungen in der katholi- allem verwirklicht in einer wechselseitigen Inspiration: Proteinen
und evangelischen Kirche deutlich. Dazu gehört auch der stanten „inspirierten die Katholiken für die Wort-Gottes-
^'nweisauf die anthropologischen, psychosozialen Bedingungen Dimension" (98), Katholiken „inspirierten die Protestanten für
'^ff, 52ff), vor denen die Kirchen bei ihrer liturgischen Arbeit in die sakramentale Dimension" (99); beide „inspirieren sich gemeierter
Weise stehen; so erweist sich insbesondere die Auf- genseitigzum Handeln in der Welt" (100). Dabei setzt ersieh kri-
"ahtne erfahrungswissenschaftlicher Verfahren und Einsichten tisch mit der restriktiven Liturgiepolitik des Vatikans auseinan-
'n die Liturgiewissenschaft (54) als ausgesprochen förderlich für der und geht auch einem so brisanten Thema wie einer

le ökumenische Öffnung des liturgischen Horizontes. Abschlie- „eucharistischen Gastfreundschaft mit NichtChristen" nicht aus

er>d trägt er gewichtige Bausteine für eine ökumenische Gottes- dem Weg (96).

ler>sttheologie zusammen und erörtert die Möglichkeit eines Johannes Haikenhäuser („Die eucharistische Dimension des

"dritten Weges" (61) zwischen Rom und Wittenberg, aber auch Gottesdienstes verlebendigen", 123-127) stellt den Beitrag dar.

tischen dogmatischer und liberaler Liturgiekonzeption. Anre- den evangelische Kommunitäten zu einer ökumenischen Litur-

8Ungen dazu erhofft er sich von der Begegnung mit der Orthodo- gik liefern, und Ernst Christoph Suttner („ Die ökumenische Di-

*'e und einer Korrektur der westlichen „Theologie des Wortes" mension der Liturgie", 128-142) erörtert abschließend das

urch eine „Theologie des Heiligen Geistes". Thema systematisch-theologisch im Kontext der Ekklesiologie

D;>s katholische Korreferat hierzu liefert Angelus Häußling des II. Vatikanischen Konzils: dort, wo die gegenwärtige „Ver-

t" Was heißt: Liturgiewissenschaft ist ökumenisch?" 62-88). Li- handlungsökumene" an ihre Grenzen stößt, kann im vielgestalti-

^rgiewissenschaft ist für ihn-strenggenommen-Ekklesiologie, gen, vielstimmigen „liturgischen Leben" (139) „die universale

ehre von der Kirche; sie „handelt von der Kirche, wie sie betet, Kirche Jesu Christi als eine Einheit in Gegensätzen" erfahren

eenauer: wie sie nur als betende, die Mysterien feiernde und gelebt werden (141).

• stiert" (63); von daher versteht sich ihre ökumenische Aus-

b tun8 eigentlich von selbst, ist längst „überfällig" (75). Zu den Berlin Karl-Heinrich Bieritz
Sonderen Aufgaben, vor denen eine ökumenische Liturgiewis-

J^schaft im deutschen Sprachgebiet steht, zählt er die „Öku- n__...__. „ t,___.__- .

Je!* rni, dem Judentum" - wichtig, um ein Gespür für „poly- Praktische Theologie.

L.^stische", mißverständliche Formulierungen in christlicher Katechetik/Religionspädagogik

cher^'6 ZU 8ew'nnen (77); weiter die Erforschung unterschiedli-

derkn?th°lischer U"d evanßelischer - Mentalitäten" und „Son- Kaufmann, Hans Bernhard: Nachbarschaft von Schule und Ge-

VVe h (78fT)' Auch er betont' daß die - anthropologische meinde. Unter Mitarb. von E. Goßmann, Ch. Grethlein, K.

dik" e'nen „Paradigmenwechsel der sachgerechten Metho- Petzold, W. W. Steinen. Gütersloh: Mohn 1990. 144 S. 8° =

(82f) in der Liturgiewissenschaft ermöglicht: Viele kontro- Gemeindepädagogik, 6. Kart. DM 9,80.