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Ausgabe:

1992

Spalte:

112-114

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

MacNutt, Paula M.

Titel/Untertitel:

The forging of Israel 1992

Rezensent:

Knauf, Ernst Axel

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Theologische Literaturzeitung 117. Jahrgang 1992 Nr. 2

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a godess fecundated by a consort; c) the world is formed by the
male warrior god from the body of the godess; d) the world is
created by the male god." So kann man die Religionsgeschichte
auch (mal) sehen, um sensibel wahrzunehmen, daß „das Reden
von einer Göttin" einmal bedeutungsvoller gewesen ist als so
mancher Text uns ahnen läßt, was für das Alte Testament besonders
von der Göttin Aschera gilt, die von der Vfn. besonders ausführlich
im Zusammenhang mit den Texten von Kuntilled Ajrud
und Khirbet-el-Kom zur Sprache gebracht wird (p 56ff); die Vfn.
bezeichnet die Karawanenherberge als "an ecumenical cultic
centre", um auf die erstaunliche religiöse Vielfalt hinzuweisen,
die von der biblischen Überlieferung männlich geprägter Theologie
vielfach überlagert ist. Im Nachdenken über „Aschera, Baal
und das Heer des Himmels" stellt sich erneut die Frage nach dem
Synkretismus in der hebräischen Bibel. Man wird sie nicht übergehen
dürfen.

An das Ende ihrer Untersuchung setzt Inger Ljung eine Frage
von Phyllis Trible: "What does the OT have to say to me as a
woman/man today?", wohl um anzudeuten, daß dieses Ende
kein Schluß ist. Neue Einsichten müssen gemeinsam, im Gespräch
von Frauen und Männern, gewonnen werden.

Berlin Gerhard Begrich

Kittel, Gisela: Der Name über alle Namen I: Biblische Theologie/
AT. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1989. 227 S. 8° =
Biblisch-theologische Schwerpunkte, 2. Kart. DM 29,80.

Vorliegende Publikation stellt den ersten, das Alte Testament
betreffenden Teil eines zweibändigen Lehrbuches zur Biblischen
Theologie dar, das den Lehramtsstudentinnen und -Studenten gewidmet
ist. Hinter den Ausführungen stehen die Erfahrungen
einer langjährigen Lehrtätigkeit in der Religionspädagogik. Nach
einem einführenden Kapitel wird die Stoffauswahl aus dem
Alten Testament unter thematischen Gesichtspunkten in vier
Hauptteilen angeboten, von denen jeder einzelne drei Unterabschnitte
enthält. Die Raffung der behandelten Materialien unter
das Thema „ Der Name über alle Namen " lehnt sich an die These
W. Zimmeriis an, als Mitte des Alten Testaments den offenbaren
Namen JHWHs anzusehen. Die Vfn. muß dabei in Kauf nehmen
, daß manche alttestamentlichen Überlieferungen sich nur
sehr schwer unter dieses zweifellos griffige Motto stellen lassen.

Unter dem Thema „I. Der Ruf in die Freiheit" werden die
Namensoffenbarung an Mose, die Auszugsgeschichte und die
Psalmen behandelt. Im zweiten Hauptteil „ Anders als die Götter
der Völker" steht zunächst ein kurzer Abriß der Geschichte
Israels im Blick, es folgt eine Beschreibung der Unterschiede zwischen
der israelitischen und der kanaanäischen Religion, wobei
auch religionsgeschichtliche und realienkundliche Informationen
gegeben werden. Der Kampf zwischen JH WH und Baal wird
zusätzlich nicht ungeschickt an den Aussagen des Hoseabuches
illustriert. Schließlich kommt die Autorin auf die Sinaiereignisse
und mit ihnen auf die Gebote zu sprechen. Das dritte Hauptkapitel
widmet sich dem Thema Glaube („Glaube, der sich in JHWH
festmacht"), für dessen Darlegung die Glaubensgestalt des Abraham
, der Aufruf des Protojesaja, JHWH das Vertrauen zuzuwenden
, und Deutrojesajas Werben um Zutrauen zu JHWHs neuem
Heilshandeln herangezogen werden. Zuletzt („IV. Israel und die
Völker") ist das Verhältnis des besonderen' Volkes Israel zu den
Völkern unter drei Gesichtspunkten dargestellt, dem der Urgeschichte
, dem der Erwählung und dem der prophetischen Zukunftshoffnung
. Für die Erwählung ist erneut auf Abraham verwiesen
(Gen 12,1-4a), in welchem sich Israel als bereits
miterwählt verstand.

Trotz der Beschränkung auf einige ausgewählte alttestament-

liche Komplexe berührt die Vfn. in ihren Ausführungen mehr
Texte und Themen, als man nach den Einzelüberschriften erwarten
würde. Das Buch zeichnet sich durch einen gefälligen Stil aus.
Der Autorin gelingen gute und einprägsame Formulierungen.
Der interessierte Leser findet jeweils am Ende eines Abschnittes
Standardliteratur für die Weiterarbeit an den behandelten Themen
. In den Anmerkungen ist darüberhinaus auch speziellere Literatur
zur Problemdiskussion nachgewiesen. Eine besondere
Vorliebe für die Auffassungen der „Klassiker" der alttestamentlichen
Forschung in der Mitte unseres Jahrhunderts ist nicht zu
verkennen. M. Noth, G. v. Rad, W. Zimmerli, H. W. Wolff, C.
Westermann u.a. werden immer wieder zitiert. Ihre Einsichten
und Erkenntnisse scheinen den Hintergrund für die Behandlung
der alttestamentlichen Fragen durch Frau K. zu bilden, freilich
bleiben auch neuere Forschungsergebnisse nicht unberücksichtigt
. Vielleicht bedarf es zum Zwecke der religionspädagogischen
Aufbereitung der biblischen Überlieferungen und ihrer Probleme
eines geschlossenen Levels, das durch die genannten bevorzugten
Forscher in gewisser Weise gegeben war. Die Verfasserin beklagt
nicht umsonst die differenzierte Beschaffenheit der gegenwärtigen
exegetischen Arbeit am Alten Testament und tritt zurecht
dafür ein, über aller notwendigen Analyse der Texte die Synthese
nicht zu vernachlässigen. Ihr geht es in dieser Publikation um den
Aufweis der großen Zusammenhänge, die sie auf Grund der thematischen
Durchdringung im Alten Testament sieht. In ihrem
hermeneutischen Ansatz fordert sie das Mitbetroffensein des
Exegeten von den auszulegenden Texten.

Über Auswahl und Anordnung der in dem vorliegenden Lehrbuch
behandelten Themen und Texte kann man gewiß unterschiedlicher
Meinung sein. Wahrscheinlich richtet sich die Entscheidung
darüber nach den Vorgaben des religionspädagogischen
Kurses, dessen Durchführung angestrebt wird. Gelegentlich überschreitet
Frau K. offenbar bewußt die Begrenzung auf Vermittlung
von Informationen und versucht, die den Texten innewohnenden
kerygmatischen Intentionen bewußt zu machen, wirft damit aber
die Frage nach der Zielvorstellung von Religionspädagogik und
nach der homologischen Funktion von akademisch-theologischen
Lehrveranstaltungen auf.

Leipzig Siegfried Wagner

McNutt, Paula M.: The Forging of Israel. Iron Technology, Sym-
bolism, and Tradition in Ancient Society. Sheffield: Almond
Press 1990. 307 S. 8° = Journal for the Study of the Old Testament
, Suppl. Series, 108. The Social World of Biblical Anti-
quity Series, 8. Lw. £ 22,50.

Es handelt sich um eine überarbeitete Dissertation der Vander-
bilt University, Nashville/Tennessee, deren Vorwort auf Februar
1990 datiert ist und die auf eine an der University of Montana
erstellte Magisterarbeit von 1983 zurückgeht. Auf eine "Intro-
duetion", in der M. Voraussetzungen und Absicht ihrer Arbeit
vorstellt (13-38), folgt ein Referat über „Iron Technology and
Symbolism in African Cultures" (39-95), eine Zusammenfassung
des Forschungsstandes (auf der Basis von ca. 1980) zu
Eisenfunden und der Entwicklung der Eisenmetallurgie im
Nahen Osten bis zur Eisenzeit (97-142), eine Auflistung von
Eisenfunden in Palästina aus der frühen Eisenzeit, die in der
amerikanischen Tradition auch das 10.Jh. v.Chr. umfaßt (143'
211), und schließlich unter dem Titel „Biblical Symbols" (213—
267) eine Reihe von Bemerkungen und Beobachtungen zu Eisen
und zu Schmieden in der Begriffswelt der Hebräischen Bibel. Bibliographie
und Indices beschließen das Buch.

Es handelt sich, dies muß in aller Deutlichkeit gesagt werden,
um eine Kompilation aus der Tertiär- und Quartär-Literatur (s-