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Ausgabe:

1992

Spalte:

105-107

Kategorie:

Bibelwissenschaft

Autor/Hrsg.:

Patte, Daniel

Titel/Untertitel:

The religious dimensions of Biblical texts 1992

Rezensent:

Stahl, Rainer

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Theologische Literaturzeitung 117. Jahrgang 1992 Nr. 2

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Patte, Daniel: The Religious Dimensions of Biblical Texts. Grei- Kap. 2 - "An Overview of Greimas's Semiotic Theory: The Generative

mas's Structural Semiotics and Biblical Exegesis. Atlanta, GA: Trajectory" (73-102) -gibt sodann einen ersten Überblick über die semio-

Scholars Press 1990. XI, 293 S. 8° = SBL. Semeia Studies. tische Theorie, die A.J. Greimas erarbeitet. Dieser Überblick befähigt die

Kart. $ 20,95. Leser, den weiteren Überlegungen der Publikation zu folgen. Besonders ge-

. lungen bei dieser Darstellung ist das Einweben des Gleichnisses vom barm-

Mit dieser Publikation gibt ein ausgewiesener Fachmann auf herzigen Samaritaner, so daß Exegeten trotz sehr theoretischer Reflexio-

dem Gebiet der strukturalen Exegese eine Gesamtdarstellung sei- nen die Relevanz für die eigene Arbeit nachempfinden können. Allerdings

ner Positionen. Dabei will Vf. mehrere Aufgaben erfüllen: So soll läßt dieser Überblick auch viele Einzelheiten beiseite, so daß der Vf. am

die Darstellung so etwas wie ein Trainingsbuch sein, das Exegeten Ende seiner Publikation auf höherer Ebene eine systematische Darstellung

den Zugang zur strukturalen Semiotik eröffnet und sie einübt in der strukturalen Semiotik von A. J. Greimas bietet, die dann manches wie-

d'e Anwendung dieser Wissenschaft bei der Exegese biblischer derholen muß: Kap. 6 - "The Coherence of Greimas's Structural Semio-

Texte. Gleichzeitig soll sie natürlich die Strukturale Semiotik von tics" <22 - Teil 11L derzeitig dient diese Darstellung als »refe-

A I j .. . i ,r ■ « . rencetool (220), der von einem Index technischer Begriffe her (279-282)

Ureimas darstellen und zu ihrer Verbreitung beitragen. ,, . .
Srhr m- . gut erschlossen werden kann,
wuielilich soll sie Erkenntnisse zu der Dimension biblischer Der bedeutende Teil II-"InsightsintotheReligiousCharacterofBibli-
exte vorlegen, die sie „religiöse Dimension" nennt, und die cal Texts. Tne Interface of Semiotics and Faith" (105-215) - entwickelt
er Meinung nach in den meisten exegetischen Arbeiten eher Einsichten in den religiösen Charakter biblischer Texte. Dabei ist die Darverborgen
wird als offengelegt (IX). Was kann meine Rezension Stellung der Überlappung von Semiotik und Glauben verpflichtet. Aus der
angesichts einer solchen vielfältigen Abzweckung leisten? Ich dreifältigen Definition von „Glauben" - als Sicherheit über die Existenz
denke, daß neben einer knappen Vorstellung der Veröffent- undWahrheitvonetwas;alsAkzeptiereneinerAussagealswahraufGrund
•ichung wenigstens eine Bemerkung zu den zu erhebenden und des Vertrauens in eine Autorität; als Überzeugung, die aus bewußter Arbeit

erhehhar0„ i- ■•• r-v_ h vui: u t- . •• ■• . und Überlegung folgt (109) - erarbeitet Vf. drei Kapitel: Kap. 3 - "Belie-

"icDDaren „religiösen Dimensionen biblischer Texte möglich . .- „ „,,,,

Sein sollte Vin^ Self-Evident Truths and Fundamental/Narrative Semantics (111-

i-v ... ' . 128)'- durchdenkt die Frage, wie Systeme von Übezeugungen die selbst-

^ darüber hinaus soll schon an dieser Stelle hervorgehoben wer- verständliche Überzeugungskraft, daß wahr sei, was sie behaupten,

n> daß die selbstgestellte pädagogische Aufgabe vorbildlich ge- gewinnen. Als biblisches Beispiel spielt dabei Joh 3,1-21 eine große Rolle,
st wird. Es ist gut, daß der Vf. immer wieder mögliche Empfin- Kap. 4 - "Believing a Truth on Authority. The 'Discursive Semantic'

Ungen und Ressentiments traditionell ausgebildeter Exegeten Dimension of Believing" (129-172) - wendet sich der zweiten Bedeutung

artikuliert (vgl. 73) und so die Leser motiviert, in der Arbeit wei- von „Glauben" zu. Dabei spielt der Vorgang der "Figurativization",

terzuschreiten. Allerdings muß angemerkt werden, daß weithin "through which a thems as a System of thematic features is transformed

,n ^hr theoretischen Dimensionen dargestellt und argumentiert int0 a "gurative System by overlaying the former with aspects of the... se-

vvird imH • uj r- i- u j- n uri » n j i mantic universe of the Potential enunciatee" (147) eine solche Rolle, daß

und zugleich das Englisch dieser Publikation alles andere als _ . . _ Jt,LL «, »„• . ~

einfpr-v, • . ,„.,■., « .■ n . .-, • j ■ er am Beispiel des Satzes „der Sabbat ist ein Schloß (in der Zeit) vonA.J.

. "dt-n ist. Deshab denke ich, daß diese Publikation erst durch „ . .. . m. . ■tl,a. ikw-ur^».-..-.!.;__,a.»^

elrie . .. Heschel durchgeführt wird (147-158). Als biblisches Beispiel nimmt dieses

einp ■ oann SChr fachkund|g durchzuführende! - Ubersetzung Kap„e| VQr a„em das G|eichms vom Barmherzigen Samaritaner wieder

ie größere Verbreitung im deutschen Sprachraum finden wird. auf

aß sich ein Verlag findet, der dieses Vorhaben in Angriff nimmt Kap.5-"BelievingasThinkingThatSomethingisTrue.The'Syntactic'

betreut, sei erwogen, denn mit dieser Arbeit liegt wirklich Dimension of Believing" (173-215) - bringt jetzt die Fähigkeit in den

^'ne profunde Grundlagendarstellung vor, deren Anregungen in Blick, Überzeugungen verändern zu können: ein Text will die Leser verän-

d'e Lehrbücher zur Exegese vordringen sollten. dem, ihnen die Überzeugungen nahe bringen, die der Verfasser des Textes

, In einer Einleitung stellt der Vf. die Aufgaben und Ziele seiner Publi- hat- Und genau dieser Vorgang soU in seincm Ablauf bestimmt und erhellt

Kat'on vor (1-17): Er will in die Strukturale Semiotik von A.J. Greimas werden- ",n sum' il is lhmu8h <hc ^terrelatiom of disengageci (warran-
e,nf~ühren. Dabei verzichtet der Vf. darauf, irgendwelche Kenntnisse über and (dMogic) sub-network ot actors that the narratee and the

^miotik vorauszusetzen, so daß er sagen kann: "it isa progressive presen- narra,or are "tablished as realistic and trustworthy. Thus the enunciatee

3 '°n which aims at enabling exegetes to appropriate the semiotic theory" can ldent,fy him/herself with the narratee and become 'engaged' in the dis-

'kJr| Sodann bestimmt der Vf. das Verhältnis zwischen der historisch- course" (197).2 Als biblischer Text wird z. B. der Passionsbericht des Mar-

r,l'schen Exegese und der Exegese auf der Grundlage einer strukturalen kus beigezogen.

em'otik als komplementär, nicht als gegensätzlich. Jeweils bieten beide Teil 111 - "A Systematic Presentation of Greimas's Structural Semiotics.

^'hodische Richtungen einen anderen Komplex von Methoden an, um The Theorctical Basis of Structural Exegesis" (219-275) - enthält neben

^nterschiedliche Aspekte und Dimensionen eines Textes erkennen zu kön- der schon angemerkten Darstellung der Theorie von A.J. Greimas (s.o.)

en (8). Aber zugleich skizziert der Vf. eine semiotische Theorie als umfas- eine eigenständige Studie von T. B. Cargal: "The Generative Trajectory in

de"den 'heoretischen Rahmen Tür beide Arbeitsmöglichkeiten. Auf Grund Certain Non-Western Cultures", die als Kap. 7 (264-275) integriert wurde

ti,S 8e8enwärtigen Forschungsstandes im Bereich der strukturalen Semio- und wichtige weiterführende Erkenntnisse vermittelt.
the8re'ft Cr dabei auf die Position von A. J. Greimas zurück (12-16):" It is Neben dem Index (s. o.) schließt die Publikation mit einer aus-

the k 'ateSt presemations of Greimas's semiotic theory... that should form führlichen Bibliographie (285-293).

he asiSuPon which we.as exegetes, envision how structural semiotics can Natürlich ist ein Kommentar aus traditionell exegetischer

D^e a d'°the study °f biblical tcxts'' ■"(16) sicllt in diesem knappen Rahmen nicht möglich. Ich möchte aber

s'nict., ic'1 'St drei Teile geglicdcrt- Tcil 1 _ "Entcring the World of wenigstens einen interessanten Zusammenhang hervorheben:

_ ural Semiotics" (21-102)-will die Leser in die Welt der strukturalen , ™ . . ^ ■, TI ,lnim, , , j_

emiotik P:„f u j , . ■ „ . „w , Im Zusammenhang des Abschlusses von Teil II (207ff) betont der

/'"einfuhren. Dies gelingt, indem in Kap. I - "Meamngas Multidi- r^.„ ° . , _ . . ,' „

Seevns'°nal Relational Meaning-Effect. One General Theory of Meaning: Vf- Differenzierungen, die steh zu reflekt.eren lohnen: Der

v^eral Methods" (25-72) -eine allgemeine Theorie von Bedeutung und Autor> dh- derjenige, der etwas weitervermitteln will - der

, g chledene Methoden als Zugang dazu dargestellt werden. Hierbei spielt "enunciator-author" - (vgl. 259), hat eigene Uberzeugungen (vgl.

ejnesdas verhältnis zwischen der Frage nach den spezifischen Strukturen 227), die er im Text zum Ausdruck bringen möchte. Er tut dies,

rjesu?^'65 Und der Frage nach den universalen Strukturen sprachlicher indem er handelnde Personen gestaltet (vgl. 260), die Träger sei-

sPjel) '"n8 e,nes Textes eine wichtige Rolle (39-47, mit Jo4,4-42 als Bei- ner Überzeugungen sind. " Indeed, since we now understand that

strf ktu Jl11" Werde" d'e beide" wesentlichen Methoden im Bereich der m any discourse the actorialization ... is the implementation of

Öe«* bezleMT'0tik VOrgefÜhrt (U- Ec°,und A;-!- Greimas, 47-72). Zu- the istemic moda, tcm (theology) and 0f the ethical modal
Gpm ""'ent diese Darstellung als biblische Illustration die Texte in , . . . . . - .

S 3 mit ein- *ird deutlich, daß auch die strukturale Semiotik noch system <ethlcs) of the cnunciator, .t appears that the study of the

katior en,Wickelt werden muß, um den genauen Charakter des Kommuni- theoloßy and ethlcs of a 8,ven text must beg|n by the study of the

TextnSprozesses zu erhellen, der einen Text konstituiert und durch den ein will, abihtiy, and knowlegde of the actors" (208). Indem die

e,ne Aussage und Bedeutung erhält (680- Arbeit bei diesen handelnden Personen beginnt, gewinnt sie die