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Ausgabe:

1992

Spalte:

99-101

Kategorie:

Bibelwissenschaft

Autor/Hrsg.:

Ebach, Jürgen

Titel/Untertitel:

Theologische Reden, mit denen man keinen Staat machen kann 1992

Rezensent:

Mickel, Tobias

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Theologische Literaturzeitung 117. Jahrgang 1992 Nr. 2

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konnten, so dokumentieren sie, wie kontrovers nicht allein die
Einschätzung Bonhoeffers, sondern nicht weniger die unserer
Gegenwart ausfallen kann. Was Bonhoeffer angeht, bleibt zu
begrüßen, daß er über den Rahmen der Bonhoefferforschung im
engeren Sinne Beachtung gefunden hat; dies darf als Zeichen weiter
ausgreifenden Interesses gelten, selbst dann, wenn Bonhoeffer
heftig kritisiert wird. Daß aber auch Mißverständnisse und kritische
Einwendungen, soweit sie den Rahmen wissenschaftlicher
Fairneß nicht überschreiten, zur Klärung dienen, darf man für
die weitere Bonhoefferforschung annehmen und wünschen.

31 Ernst Feil, Standpunkte der Bonhoeffer-Interpretation. Versuch einer
kritischen Zusammenfassung, in: Theologische Revue 64 (1968) 1-14.

32 Zu Rainer Mayer, Christuswirklichkeit, in: Evangelische Kommentare
3 (1970) 176f; Dokumente zur Bonhoeffer-Forschung, in: Theologische
Revue 67 (1971) 380f; zu Rainer Mayer, Christuswirklichkeit, in:
ebd. 69(1973) 53-56; zu Tiemo Rainer Peters, Die Präsenz des Politischen
in der Theologie Dietrich Bonhoeffers, in: ebd. 73 (1977) 483-485; zu
Johann Werner Mödlhammer, Anbetung und Freiheit, in: ebd. 74 (1978)
400f; zu Gerhard Ludwig Müller, Für andere da, in: ebd. 77 (1981) 503f;
nach Abschluß des Manuskripts befinden sich in Vorbereitung Rezensionen
zu Otto Schnübbe, Christus und die mündig gewordene Welt, in: Theologische
Literaturzeitung; Klaus M. Kodalle, in: Lutherische Monatshefte
.

33 Herbert Rainer Pelikan, Die Frömmigkeit Dietrich Bonhoeffers.
Dokumentation, Grundlinien, Entwicklung, Wien 1982. - Der Umschlag
enthält statt „Dokumentation" „Äußerungen".

34 Ernst Georg Wendel, Studien zur Homiletik Dietrich Bonhoeffers.
Predigt - Hermeneutik - Sprache, Tübingen 1985. Vgl. dazu E. Feil, Die
Theologie Dietrich Bonhoeffers, Nachwort zur 4. Auflage, 419f.

35 Daß Wendel in diesem Zusammenhang auch meine Intentionen und
Aussagen meiner Arbeit massiv entstellt vorlegt und entsprechend ablehnt,
kann nach allem nicht verwundern. Als Beispiel solcher Entstellung genügt
es, hier darauf hinzuweisen, daß ich die Theologie dem „actus reflexus"
und die Christologie dem „actus directus" zugeordnet hätte (124, vgl.
189); eine Aussage, „daß die Arkandisziplin in sich gar nicht verständlich'
sei", habe ich in den von Wendel beigefügten Belegen nirgends entdecken
können, vgl. 183 mit Anm. 100; sie stellt eine auch sonst schwerlich zu findende
Verkürzung dar.

36 Andreas Pangritz, Dietrich Bonhoeffers Forderung einer Arkandisziplin
- eine unerledigte Anfrage an Kirche und Theologie (= Pahl-
Rugenstein Hochschulschriften Gesellschafts- und Naturwissenschaften
259), Köln 1988. Vgl. E. Feil; Die Theologie Dietrich Bonhoeffers, Nachwort
zur 4. Auflage, 419.

37 Dieter Schellong, Kirchliches Schuldbekenntnis. Gedanken Bonhoeffers
und die Wirklichkeit des deutschen Nachkriegsprotestantismus, in:
Verspieltes Erbe? Dietrich Bonhoeffer und der deutsche Nachkriegsprotestantismus
, hg. von Ernst Feil (- IBF 2), München 1979, 29-57, 56
Anm. 5.

38 Ernst Feil; Die Theologie Dietrich Bonhoeffers, 28f, 81 ff.

39 Es verfängt nicht, wenn Pangritz sich für seine Konzeption einer „ politischen
Arkandisziplin" auf Eberhard und Renate Bethge beruft, vgl. ihre
diesbezügliche Bemerkung in der Einleitung zu: Dietrich Bonhoeffer,
Fragmente aus Tegel. Drama und Roman, hg. von Renate und Eberhard
Bethge, München 1978, 19, wo von „einer Art .politischer Arkandisziplin
'" die Rede ist, sowie 221 Anm. 13, die sich auf Dietrich Bonhoeffer,
Drama, ebd. 47 bezieht. Die hier vorzufindende vorsichtige Charakterisierung
, auf die Pangritz, 400, verweist, rechtfertigt nicht die dann folgende
Universalisierung und Radikalisierung bei Pangritz, vgl. 423, sowie sachlich
in der abschließenden Würdigung, bes. 484f.

40 Georg Huntemann. Der andere Bonhoeffer. Die Herausforderung des
Modernismus, Wuppertal 1989.

41 Christoph Strohm, Theologische Ethik im Kampf gegen den Nationalsozialismus
. Der Weg Dietrich Bonhoeffers mit den Juristen Hans von
Dohnanyi und Gerhard Leibholz in den Widerstand (= Heidelberger Untersuchungen
zu Widerstand, Judenverfolgung und Kirchenkampf im
Dritten Reich 1), München 1989. Vgl. E. Feil, Die Theologie Dietrich Bonhoeffers
, Nachwort zur 4. Auflage, 417.

42 Ebd. 145 in Auseinandersetzung mit Friedrich Wilhelm Graf, Ein
Radikaler unter den Theologen. Zum 100. Geburtstag: Kritische Erinnerung
an Karl Barth, in: Süddeutsche Zeitung 10./11. Mai 1986.

43 Christine-Ruth Müller, Bekenntnis und Bekennen. Dietrich Bonhoeffer
in Bethel (1933). Ein lutherischer Versuch (= Studienbücher zur kirchlichen
Zeitgeschichte 7), München 1989.

44 Christine-Ruth Müller. Dietrich Bonhoeffers Kampf gegen die nationalsozialistische
Verfolgung und Vernichtung der Juden. Bonhoeffers Haltung
zur Judenfrage im Vergleich mit Stellungnahmen aus der evangelischen
Kirche und Kreisen des deutschen Widerstandes (= Heidelberger
Untersuchungen zu Widerstand, Judenverfolgung und Kirchenkampf im
Dritten Reich 5), München 1990.

Bibelwissenschaft

Ebach, Jürgen: Theologische Reden, mit denen man keinen Staat
machen kann. Bochum: SWI-Verlag 1989. 179 S. 8° = SWI...
außer der Reihe, 4.

„Der politische Kern der priesterlichen Schöpfungsgeschichte
ist die utopische, auch gegen die faktischen Verhältnisse in Israel
selbst kritisch formulierte Hoffnung auf eine Menschengesellschaft
ohne die Herrschaft von Menschen über Menschen. Mit
dieser Utopie ist (wie mit mancher anderen in der Bibel) in der
Tat kein Staat zu machen." (45) Dieses Zitat zeigt m.E. ein
Grundanliegen, dem die Mehrzahl der elf in diesem Band veröffentlichten
Reden verpflichtet sind. Jürgen Ebach, geb. 1945, -
Professor für biblische Exegese und Theologie an der Universität
-Gesamthochschule Paderborn - übt Kritik an menschlicher
Herrschaft und Gewalt, erinnernd an „biblische Utopien", streitet
er für die Würde des Menschen. Die Vorträge sind vom Autor
zwischen 1985 und 1988 gehalten worden. Es handelt sich um Bibelarbeiten
und Referate, vorgetragen auf Kirchentagen, Tagungen
Evangelischer Akademien sowie diversen anderen Anlässen;
auch eine „Collage", die im Hörfunk gesendet wurde, ist enthalten
.

Der Vortrag „Die Christen und der Staat in biblischen Schriften
" (37-51) bringt den ntl. Text von !Petr2,17 „gegen die Rezeptionsgeschichte
seiner Aufnahme in Barmen" ins Spiel und
möchte damit „der Verkürzung der evangelischen Auffassung
vom Staat auf Barmen V widersprechen, ohne Barmen V selbst
zu widersprechen" (40). „Ehrt den Kaiser wie alle Menschen!",
so übersetzt Ebach, heißt auch, bei allem Respekt die Loyalität
gegenüber staatlicher Macht dort aufzukündigen, wo Gehorsam
bedeutet, die Würde aller Menschen gerade nicht zu respektie-
ren. Im Gegenüber von Rom 13 und Off 13 kommt der Doppelcharakter
(je)des Staates in den Blick: Kann mit Rom 13 die „lebenserleichternde
Ordnungs- und Friedensfunktion" des Staates
in „ kritischer Solidarität" anerkannt werden, so wisse der Christ
aber aus Off 13, daß jede Staatsform „ ihre spezifischen drachenhaften
, ihre leviathanischen Züge" habe (50). Auch die Demokratie
sei nicht davor gefeit, zum „Konsummonstrum" zu werden
.

Weitere Themen sind: - „Sicherheit - Unverwundbarkeit - Frieden"
(7-18): Die Antwort auf das Bedürfnis, sicher zu leben, ist nicht Sicher-
heitsproduktion als Sicherung von Herrschaft, sondern Frieden als Folg£
der Arbeit an der Gerechtigkeit (Jes 32,17). - „Das Marginale als Chance
(19-36): Die Marginalität von Bibel und Theologie im gesellschaftlicher1
Bewußtsein ist auch als Chance zu begreifen. - „Vom Untergang rede"
müssen. Jona, der Prophet, und die Stadt Ninive" (53-72): Es geht um da*
Problem der wahren und falschen Prophetie, das für den Propheten Jon^
(nur für ihn?) zum ausweglosen Dilemma zu werden scheint.1 - „Verzieh1
auf Gewalt - Chance des Friedens?" (73-90): Handelt vom Gewaltverzicht
als Widerstand (Mt 26, 52-54). - „ Die Welt der Arbeit in der Welt dc<