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1992

Kategorie:

Altes Testament

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Theologische Literaturzeitung 117. Jahrgang 1992 Nr. 12

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später Herkunft hervorheben. Am wichtigsten scheint ihm der
theologische Sinn und Gebrauch der Psalmen zu sein, wobei er
besonders die „prophetische Dimension" vieler Psalmen aufzuweisen
sucht: "If we wish to place the Psalms as a whole in their
real Silz im Leben .... wc must go beyond the examination of
struetures and literary genres, liturgical calendars, and compari-
sons with documents of the Ancient Near East. Following the Ju-
daco-Christian tradition, we must rediscover and develop the
prophetie dimension of the psalter" (32).

Der Korpus seiner Erörterungen ist dreigeteilt: In einem I. Teil
(33-68) handelt er das Thema von "Levitical Singers, Cultic Pro-
phets" ab. In dem größten, dem II. Teil des Buches (69-158) diskutiert
er "The Theophanies in the Psalms" und im Teil III (159-
229) "The Oracles in the Psalms". Sein theologisches Anliegen
kommt vor allem in diesen zwei letzten Teilen zum Ausdruck.
Danach folgt eine kurze "Conclusion" (230-234).

Im ersten Hauptteil fängt er mit dem jüngsten Stoff der Chronik
an (vorallem IChr 15.25:2Chr 20.29), um den prophetischen
Charakter der levitischen Sänger aufzuweisen, wobei auch die
chronistische Hervorhebung des David als Prophet mitzählt (1.1,
34-45): denn, wie er sagt, "If David is a prophet, it is natural
that psalins containing theophanies and oracles should be attri-
buted to hin) by tradition" (44). Danach bewegt er sich rückwärts
und beschreibt in Kap. 2 "The Gradual Disappearance of Classi-
cal Prophecy" und die zunehmende Bedeutung der Thora
(46-56); dadurch wird das abschließende und wichtigste, das 3.
Kap.. vorbereitet (57-68), in dem er, den Kreis schließend, zu
zeigen versucht, "that the Levitical singers in the Second Temple
possessed a special inspiration which madethem authenticcultic
prophets" (57)

Im II. Teil beginnt er umgekehrt mit dem ältesten Stoff, wenn
er in Kap. 4 (70-85) "Ancient Theophany Narratives" (im Penta-
teuch und im dtr. Gcschichtswcrk) und in Kap. 5 (86-98) "Ancient
Thcophanic Poems" (vorallem Ri 5, Dtn 33, Ex 15 und Hab
3) erörtert. Von Texten wechselt er zu wichtigen Themen der
Thcophanicn. indem er in Kap. 6 (99-111) "Theophanies of the
Divine Name" (aus mehreren Epochen) und in Kap. 7 (112-130)
"Theophanies of the Divine Glory" (besonders in Jes 6, Ezek, Dt-
.les. Lcv 9 und die Psalmen 63. 16, 17. 1 1, 27, 24 und 29) untersucht
. Das diesen Teil abschließende Kap. 8 zu "Other Post-exilic
Theophanies" (131-158) setzt die Erörterung von Psalmen (wieder
, sonst 68. 18.144.77, 114, 50, 80,97, 83,84. 73 sowie ganz
kurz Hiob 38-40 und Nah I) fort. Dabei ergeben sich vor allem
zwei Elemente als grundlegend Tür die Darstellung der (kultischen
) Theophanie Jahwes: "two main motifs, fire and light, Symbols
of two moods on the part of YHWH, divine anger and divine
bencvolence" (149).

Abschließend wendet sich der Vf. in Teil III schließlich „der
prophetischen Dimension" der Psalmen zu. Nach einigen einleitenden
Bemerkungen in Kap. 9 (160-164) zu "Psalmist's Re-
quest and the Divine Response: An Inspired Dialogue" folgt
seine Erörterung dieses theologisch besonders wichtigen Themas
zwei Linien: es geht dabei einerseits in Kap. 10 "The Oracular
Psalms" (165-187) um direkte Zeugnisse von Orakeln (und zwar
in Ps 12.6: 32.8-9; 35,3; 46,11; 50; 81; 95; 57; 60; 108; 75; 82;
68.23: 105.11.15: 87; 55.23) und andererseits-dem Kommentar
von M. Mannati (1966) folgend - in Kap. 11 "Implicit Oracles in
the Psalms" (188-198) um Orakel, die im Rahmen einer „Liturgie
" vorkommen (und zwar in Ps 20; 61,6-9; 62,12-13; 85; 3; 4;
57; 28: 54; 140; 56; 83; 76 und 144,12-15). Abschließend behandelt
ci in Kap. I2(S. 199-229) das für ihn wohl wichtigste Thema
- "Mcssianic Psalms and the Expcctation of the Messiah" (vor
allem Ps 89: 132: 110; 2. aber auch 45, 72 und 101). Von dieser
messianischen Thematik herkommend gelangt er in der „Schlußfolgerung
" nicht nur zu einer kurzen Zusammenfassung des Befundes
, in der „die prophetische Dimension" besonders betont

wird, sondern wendet sich endlich auch noch der, judaeochristli-
chen" Deutung und Nachgeschichte der Psalmen zu, zumal sie so
oft im Neuen Testament zitiert worden sind.

Die Argumentation und die Darstellung Tournays sind konsistent
durchgeführt worden; doch wäre zu fragen, warum er Ps 29
in zwei Kapiteln doppelt (127-130 und 132-135) behandelt. Die
Stärke seines Buches liegt nicht so sehr in der exegetischen Kleinarbeit
- seine Darstellung verfährt streckenweise recht paraphra-
sierend -, als in seiner deutlichen Hervorhebung einiger wichtiger
Aspekte der Theologie der Psalmen.

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Die Studie, die aus einer Dissertation in Oxford hervorgegangen
ist, versucht auf einem neuen Weg Licht in die heiß debattierten
politischen Verhältnisse in Palästina im 1. Jh. vor und nach
Christus zu bringen. Der Autor grenzt sich in seiner Einleitung
von anderen Studien ab und begründet dies mit einer Lücke in
der Forschung. Die Forscher haben sich bisher überwiegend auf
Quellen konzentriert, die auf dauerhafte politische Institutionen
der Juden in Palästina hinweisen. Infolgedessen traten griechische
und rabbinische Nachrichten über die gerousia. die boulc,
das synhedrion bzw. die synhedria und das bet dln der Juden in
den Vordergrund. Daß sie sich auf drei verschiedene Institutionen
beziehen würden, hatte A. Büchler 1901 behauptet. Josephus
und das Neue Testament würden ein politisches Synhedrion
unter der Leitung des Hohepriesters voraussetzen, die Mischna
einen religiösen Gerichtshof unter der Leitung des Nasi. Schließlich
habe es in Jerusalem eine boul£ gegeben, zuständig für die
Verwaltung der Stadt. McLaren, der den Stand in dieser Frage referiert
, kritisiert mit guten Gründen die Neigung der Forscher,
die Untersuchungen zu diesen politischen Institutionen der
Juden von den Berichten über tatsächliche politische Entscheidungen
zu trennen (14). In Abkehr von diesem Gesichtspunkt
richtet er sich auf die wirklichen politischen Entscheidungssituationen
. Dazu wählt er den Zeitraum zwischen 100 v. und 70 n.
Chr. Außer der Chronologie haben zwei weitere Kriterien seine
Auswahl bestimmt. Fälle, in denen die Führung im Staat nicht
umstritten war, werden übergangen. Die Vorgänge, die er gewählt