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Ausgabe:

1992

Spalte:

68-69

Kategorie:

Praktische Theologie

Autor/Hrsg.:

Nassehi, Armin

Titel/Untertitel:

Tod, Modernität und Gesellschaft 1992

Rezensent:

Dirschauer, Klaus

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Theologische Literaturzeitung 117. Jahrgang 1992 Nr. 1

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die ekklesiologische Untersuchung - von einem Mann vorgenommen
- fast nur noch vom Gemeindereferenten redet. Ein
zweimaliges Korrekturlesen hätte dem Opusculum gut getan.

Stotternheim Franz Georg Friemel

Groß, Hermann Josef: Fort- und Weiterbildung von Seelsorgern.
Ein Entwurf aus der Sicht der Praktischen Theologie. Würzburg
: Echter 1989. XIII, 521 S. gr.8°= Studien zur Theologie
und Praxis der Seelsorge, 2. Kart. DM 64,-.

Über die Notwendigkeit und Bedeutung der Fort- und Weiterbildung
in allen Berufen sind sich die Autoren neuerer Handbücher
der Praktischen Theologie, der Pastoraltheologie und der
Religionspädagogik einig. Aber die Fortbildung verfügt über
keine eigenen Forschungen. So lebt ihre Gestaltung bisher weitgehend
von den Erfahrungen und Ideen der Praktiker. Auch die
Publikationen zur allgemeinen Erwachsenenbildung befassen
sich eher mit Teilaspekten didaktischer Art, der Reflexion inhaltlicher
Problemstellung oder der Praxistheorie der Veranstaltungsplanung
.

Die Definition und Begrenzung des Arbeitsfeldes und das eigene
Selbstverständnis sind für jeden Entwurf der Programmplanung
entscheidend wichtig. Für „ die pastorale Fortbildung lautet
die Aufgabe, wie und auf welchem theoriebezogenen Hintergrund
eine Diözese ein Jahresfortbildungsprogramm für ihre
Priester, Diakone, Pastoral- und Gemeindereferenten vorlegen
kann" (3). Die vorliegende Untersuchung, die von der Katholischen
Theologischen Fakultät Trier 1988 als Dissertation
angenommen wurde, bringt eine wesentliche Weiterführung und
Präzisierung der sogenannten „Leitstudie" des Theologisch-
Pastoralen Instituts Mainz vom Jahre 1974: „Fortbildung im
kirchlichen Bereich. Überlegungen zur berufsbegleitenden Fortbildung
im pastoralen Dienst."

Die vorliegende Arbeit beginnt mit einem anschaulichen
Überblick über bisher veröffentlichte Ansätze in der Praktischen
Theologie und ihren jeweiligen wissenschaftssystematischen Ort
bei katholischen und evangelischen Theologen. Zugleich erfolgt
eine terminologische Klärung, die sich hoffentlich in der Fachliteratur
durchsetzen wird:

- Mit Fortbildung wird der Teil der Berufsbildung bezeichnet,
der „die in Studium und Ausbildung erworbenen Kenntnisse
und Fähigkeiten erweitert, ergänzt und vertieft und zwischen
theologischer Reflexion und kirchlicher Praxis zu vermitteln versucht
" (9).

- Weiterbildung wird als ein Spezialfall oder Sonderfall der Berufsbildung
angesehen. Sie umfaßt „die Vorbereitung auf eine
spezielle, die Grundausbildung und eine entsprechende Berufserfahrung
voraussetzende Tätigkeit" (9). Sie hat meist einen Wechsel
des Berufsfeldes oder eine berufliche Statusänderung zur
Folge.

- Erwachsenenbildung meint als Sammelbegriff „alle beruflichen
, politischen und allgemeinen Bildungsbemühungen", wie
sie meist unter dem Begriff „Weiterbildung" subsummiert werden
(9).

- Andragogik nennt man „die Wissenschaft von der Erwachsenenbildung
" in Abhebung zum Ausdruck „Pädagogik".

- Programmplanung bezieht sich auf sämtliche Aktivitäten
und Tätigkeiten, die mit dem Entwurf von Lernangeboten für Erwachsene
im Zusammenhang stehen.

- Programmorganisationn meint dann den Realisierungsprozeß
des geplanten Programms.

Kap. I (11-65) bringt übersichtliche, orientierende Überlegungen
zum gegenwärtigen Stand beruflicher Fort- und Weiterbildung
von katholischen Seelsorgern in Deutschland, wobei sich
folgende Punkte einer Begründung verallgemeinern lassen:

-„die dynamische Entwicklung der Gesellschaft und die
damit einhergehende veränderte Bewußtseinslage der Menschen
", also der gesellschaftliche Aspekt ;

-„die Notwendigkeit, die Erkenntnisse der theologischen
Wissenschaften und der neuen humanwissenschaftlichen Erkenntnisse
für das berufliche Handeln fruchtbar zu machen", ein
berufliches Erfordernis;

- „Wissenschaft und Praxis in ein lebendiges Gespräch miteinander
zu bringen zum Nutzen der Praxis und zum Nutzen der
Wissenschaft", also ein wissenschaftlicher Aspekt (13).

Interessant sind auch die aufgezeigten und kritisch hinterfragten
theologischen Perspektiven, nämlich die „Aufforderung an
jeden Seelsorger, entsprechend der Umkehrforderung des Markus
-Evangeliums (Mk 1,15) sich ständig hinterfragen zu lassen
und zu einem stetigen Lernen bereit zu sein."

Ferner wird es für dringlich erachtet, in „der aktuellen Aufbruchssituation
der Kirche nach dem II. Vatikanischen Konzil
und der damit einhergehenden Verunsicherung vieler Seelsorger
eine Notwendigkeit zur ,Neubesinnung auf die Fundamente des
Glaubens'" ins Bewußtsein zu rufen (13).

Im Kap. 2 (66-178) werden die wichtigsten modernen Denkmodelle
für eine theologische Grundlegung einer Fort- und Weiterbildung
von Seelsorgern zur Diskussion gestellt, vor allem
Karl Rahners Entwurf einer anthropologischen Theologie.

Kap. 83(179-298) untersucht eingehend Ansätze in der gegenwärtigen
Entwicklung der Erziehungswissenschaften für ein reflektiertes
didaktisches Handeln in der Fort- und Weiterbildung.
Die Didaktiker Arnim Kaiser, Wilhelm Mader, Karl-Heinz
Flechsig und Hans-Dieter Haller kommen hier ausführlich zu
Wort. Wichtig ist, daß nun endlich einmal der Marketing-Ansatz
(240-258) und curriculare Planungsmodelle (281-290) im dazugehörigen
Problemfeldbezug vorgestellt werden.

In Kap. 4 (299-381) werden acht Determinanten pastoralen
Lernens erörtert, die dann im 5. Kap. (382-475) am Beispiel der
konkreten Planungsaufgaben eines Bistums bis hin zur relevanten
Programmplanung als aktueller und virtueller Dialog entfaltet
werden.

Beachtlich ist, wie der Vf. die gegenwärtig noch ziemlich unübersichtliche
Situation im Bereich der pastoralen Fortbildung
strukturiert, gleichsam im Gespräch mit der Praktischen Theologie
und der Erwachsenenbildung ein Profil für eine pastorale
Fort- und Weiterbildung skizziert und einen didaktischen Entscheidungsrahmen
erarbeitet. Hier - wie auch in dem nahezu
vollständigen Literaturverzeichnis - spricht der Wissenschaftler,
während in den Vorstellungen zur Programmplanung und Plangestaltung
im Hinblick auf die konkreten Gegebenheiten einer
Diözese der langjährige Praktiker, Referent für Mitarbeiterfortbildung
im Bistum Trier, sich überzeugend zu Worte gemeldet
hat.

Greifswald Günther Kchnschcrpcr

Nassehi, Armin, u. Georg Weber: Tod, Modernität und Gesellschaft
. Entwurf einer Theorie der Todesverdrängung. Opladen
: Westdeutscher Verlag 1989. 483 S. gr.8lgeb. DM 78,-.

1946 erschienen Helmut Thielickes Studien zur christlichen
Theologie „Tod und Leben". Nahezu 25 Jahre lang, bis zum Erscheinen
von Eberhard Jüngels Buch „Tod", Robert Lcucnbcr-
gers Veröffentlichung „Der Tod. Schicksal und Aufgabe" und
meiner Dissertation „Der totgeschwiegene Tod. Theologische
Aspekte der kirchlichen Bestattung", ist der Tod kein gesondertes
Einzclthema der Theologie gewesen. Er wurde weiterhin in den.
den drei Glaubensartikeln zugeordneten Loci (in der Schöpfungslehre
, Christologie und Eschatologie), bzw. in den theologischen
Disziplinen erörtert. Das mag angesichts Todeswidcrfahr-