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Ausgabe:

1992

Spalte:

873-875

Kategorie:

Ökumenik, Konfessionskunde

Titel/Untertitel:

Lo studio dei padri della chiesa oggi 1992

Rezensent:

Ferrario, Fulvio

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Theologische Literaturzeitung 117. Jahrgang 1992 Nr. 11

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theologie und Moraltheologie (eine vierte Sektion für die historische
Theologie ist für die nächsten Jahre neu in die Planung aufgenommen
) - sollen (vorerst) 24 Bände erscheinen, die freilich
jeweils noch in mehrere Teilbände zerlegt werden können, wie
bereits jetzt mehrfach geschehen. Ihr Sinn ist, besonders den Studierenden
der Theologie, aber darüber hinaus allen, die einschlägig
arbeiten, einen bequemen Zugang zu den jeweils relevanten
Quellen zu erschließen, einen „Grundbestand an dogmatischen
und geistlichen Zeugnissen" (so hier im Vorwort, 14) in die Hand
zu geben. In zeitlicher Ordnung werden die verschiedenartigsten
Texte in jeweils deutscher Übersetzung, besonders wichtige daneben
auch in der Originalsprache, gebracht, versehen mit knappen
Einleitungen, die neben den originalen Fundorten und der wichtigsten
kommentierenden Literatur auch eine theologiegeschichtliche
Einordnung enthalten. Eine knappe Literaturliste
zum Gesamtbereich des Bandes sowie ein Register beschließen
die Bände, mit denen gewiß ein probates Mittel angeboten wird,
tiefer in die jeweilige Materie einzudringen.

All das gilt auch für den vorliegenden Band: Einer gedrängten Einleitung
(15-23). die die Entwicklung der Mariologic als eigenen dogmatischen
Traktat skizziert, folgen 131 Qucllcnstücke. formal eingeteilt in vier Abteilungen
: Biblische Zeugnisse - Antike - Mittelalter - Gegenwart, doch dürfen
diese Gruppierungen nicht zu schematisch genommen werden. Die biblischen
Zeugnisse enthalten sowohl „Vorausbildcr im Alten Testament"
wie die Aussagen der ncutcstamentlichen Schriften, dann aber auch - als
Zeugnisse für die „Gcstaltungsfrcudc der Legende" - die apokryphe Erzählung
des Jakobusevangeliums, sogar ungekürzt (39-54). Der „antike"
Bereich umschließt die frühchristlichen Deutungsversuche, die Vätcrzeug-
nissc. die Entscheidungen der altkirchlichcn Konzilien, dazu die legendären
Weiterungen (Transitus-Lcgendcn). liturgische Stücke (Hymnos Aka-
thistos) bis zu Passagen aus dem Koran. Das dritte Kapitel. „Mittelalter"
führt nicht nur durch den „Raum der Scholastik", sondern schließt auch
die „Aneignung des mittelalterlichen Erbes" ein. die über Martin Luther
bis zu Pius XII. führt, während für die Gegenwart drei besondere Bereiche
herausgestellt werden: Das „Umfeld des 2. Vatikanums". „Ökumenische
Annäherung" und ,. Maria und der Feminismus".

Damit dürfte in der Tat eine sehr repräsentative Sammlung
vorliegen. Jede Auswahl ist selbstverständlich subjektiv und insofern
nie ohne Fragen. Das betrifft nicht nur den Umfang der
Textproben, die z.T. nur wenige Zeilen umfassen. Das betrifft
hier besonders das. was als Beispiel ökumenischer Annäherung
geboten wird. Ob die Texte der mariologischen Kongresse tatsächlich
dafür repräsentativ sind (und nicht vielmehr lediglich
die Aussagemöglichkeit einzelner Vertreter widerspiegeln) wäre
wohl genauso zu fragen wie, ob es nicht gerade um der ökumenischen
Annäherung willen angezeigt gewesen wäre, auch der kritischen
Auseinandersetzung mit dem eigenen Erbe innerhalb der
römisch-katholischen Kirche und Theologie und auch den reformatorischen
Bedenken ein wenig mehr Raum zu gewähren. Dadurch
, daß gerade dieser Bereich weitgehend (wenn auch nicht
total) ausgeblendet bleibt, gerät das Ganze nun doch etwas ein-
linig positivistisch im Sinne der offiziellen Lehre. Nichtsdestoweniger
aber - was auch zur ganzen Reihe gesagt sei: Ein gutes
Arbeitsinstrument, ein „Angebot", das dankbar angenommen
und dann auch gebraucht zu werden verdient.

Schöneichc bei Berlin Hubert Kirchner

Covolo, Enrico dal, e Achille M. Triacca: Lo studio dei Padri della
Chiesa oggi. Roma: LAS 1991. IV, 234 S. gr.8 - Biblioteca di
Scienze Religiöse, 96. Kart. Lire 30.000.

Felici, Sergio: La mariologia nella catechesi dei Padri (etä postni-
cena). Convegno di studio e aggiornamento Facoltä di Lettere
cristiane e classiche (Pontificium Institutum Altioris Latini-
tatis) Roma 10-11 marzo 1989 XXV della Facoltä. Roma:
LAS 1991. 324 S. gr.8 = Biblioteca di Scienze Religiöse, 95.
Kart. Lire 40.000.

In der Absicht, die Rolle der Kirchenväter für die Entwicklung
der römisch-katholischen Marienlehre noch einmal zu erforschen
und zu präzisieren, organisierte das Pontificium Institutum
Altioris Latinitatis der Pontificia Universitä Salesiana 1988
und 1989 zwei Tagungen in Rom, betreffend die vor- und nach-
nieänische Zeit. Der erste der hier zu besprechenden Bände enthält
die Beiträge der Tagung 1989. Sie verfolgen die geschichtliche
Entwicklung der Mariologie seit 325 n. Chr.:

Die Kappadozier (G. Söll); Chrisostomus (S. Zincone); die ekklesiologi-
sche Bedeutung der „Mitwirkung" von Maria zur Heilsgeschichte nach
Augustin (L. Gambcro); Cyrillus und das Konzil von Ephesus (B. Studer);
Maria und die Acta Martyrum (C. Noce); die Mariologie in Nord-Afrika
(A. Isola); Epiphanius (C. Riggi); Cromatius(A. Quacquarelli); Mariologic
im Palästina des V. Jahrhunderts (M. Starowieysky); Johannes von Damaskus
(V. Fazzo); Paulinus von Noala (T. Piscitelli Carpino); die Bedeutung
des Hymnus Akathtstos, der in der Byzantinischen Tradition mit dem
Theotökos-FesX verbunden ist (M. D. Spadaro und E. M. Toniolo); Maria in
dem Glaubensbekenntnis von Aquileia (A. M. Triacca); Rufinus(E. dal Covolo
). Einige Beiträge betreffen besondere mariologische Motive dieser
Zeit: die metaphorische Sprache in derpostnieänischen Mariologie (A. De
Nicola); Maria als „gute Hirtin" (B. Amata); Maria als cxemplum der
weiblichen Typologie (E. Giannarelli).

Es ist unmöglich, diese so verschiedenen und speziellen Themen
hier alle anzusprechen. Deswegen möchte ich mich auf
einen einzigen Aufsatz konzentrieren, der mir für die Bedeutung
des Themas und des Inhaltes besonders wichtig erscheint. Basil
Studer widmet seine gelehrte Untersuchung (II concilio di Efeso
nella luce della dottrina di Cirillo d'Alessandria - [Das Konzil von
Ephesus im Licht der Marienlehre von Cyrillus von Alexandria])
der Frage, ob die Ephesinische Variante des theotökos eine grundsätzlich
mariologische Prägung besitzt. Zuerst ist It. Studer zu bemerken
, daß die Verwerfung des Wortes theotökos bei Nestorius
keine prinzipielle ist, sondern sich nur auf die monophysitische
Verwendung des Stichwortes bezieht; er bevorzugt kristotökos als
dritten Weg zwischen manichäischen (theotökos) und photiniani-
schen (antropotökos) Versuchungen. Die Antwort von Cyrillus
kann demnach nicht als bloße Verteidigung des Begriffs theotökos
verstanden, sondern muß auch als polemische Erwiderung
auf die in der nestorianischen Position implizierte Kritik an
seiner Christologie gesehen werden. Dementsprechend hat nach
Studer der Ephesinische theotökos-Begriff keine vorwiegend
mariologische, sondern eine ehristologisehe Prägung: die ganze
Diskussion sei ein Teil der Auseinandersetzungen um die com-
munieatio idiomatum, die seit dem arianischen Streit das
Hauptthema der Christologie geworden war.

Der zweite Band ist eine Sammlung von Kommentaren zur römischen
Erklärung über das Studium der Kirchenväter im Rahmen
der priesterlichen Ausbildung (Congregatio de Institutione
Catholiea, lnstructio de Patrum Ecclesiae studio in Saeerdotali Institutione
, 1990). Die Mitarbeiter unseres Bandes sind selbstverständlich
mit der römischen Kongregation darin einig, daß der
theologische und geistige Beitrag der patristischen Tradition für
die heutige Kirche aufzuwerten ist; man (lnstructio, n. 8) glaubt,
bei einigen heutigen Theologen (A. Amato, Studio dei Padri e teo-
logia dogmatiea, 91, nennt H. Küng und E. Schillebeeckx) eine
Tendenz erkennen zu können, die Zeit der Kirchenväter grundsätzlich
als Involution (Stichwort: „Hellenisierung") zu betrachten
: Das führe zu einem theologisch gefährlichen „Prozess an
Kalkedon". Die Kirchenväter repräsentierten im Gegenteil die
pneumatische und wirklich kirchliche Auslegung der Schrift, die
den Boden für eine räumlich und zeitlich wirklich katholische
Theologie festlege. Neben dogmatischer Übereinstimmung gibt
es aber auch zwischen unseren Autoren und der lnstructio eine
methodologische Akzentverschiebung. Die lnstructio bemüht
sich, die theologische Bedeutung des Studiums der Kirchenväter
zu unterstreichen, ohne - so meinen die Mitarbeiter des Bandes -
der philologischen Forschung die gebührende Aufmerksamkeit