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Ausgabe:

1992

Kategorie:

Neues Testament

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Neuerscheinungen

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843

Theologische Literaturzeitung 117. Jahrgang 1992 Nr. 11

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Nicht weniger fragwürdig ist der überall angenommene Ausgangspunkt
einer Reich-Gottes-,Verkündigung' (erst Red-Mk,
Red-Mt, Red-Lk machen die Wendung zu einer Verkündigung
*!). Die einschlägigen Texte werden mißverstanden vorausgesetzt
(Q 12,22-31 taugt nicht zur Begründung, wenn unter
Mißachtung des doppelten ,Wieviel-mehr-Ihr' der Nahrung und
Kleidung Herstellenden die Pflanzen und Tiere als vermeintliche
Vorbilder erscheinen in dem verfehlten Argument 30: „Statt der
Sorge um Nahrung und Kleidung sollen die Boten auf den Schöpfergott
und seine Basileia vertrauen"). Die Brüchigkeit des Kon-
strukts wird überdeckt: „Auffälligerweise fehlt in der gemeinsamen
Logientradition der Term basileia loy theoy gerade,... wird
aber vorausgesetzt" (216)! Sind wirklich palästinensische Missionare
als Tradenten zu postulieren (2150? Bestand die älteste
christliche Mission je in der .Weitergabe' von Herrenworten? Der
Alloperator .Tradition' scheint all und jedes zu decken. Ist der
Eindruck falsch, daß ein genuin römisches Traditionsprinzip
schon als Gestaltungsprämisse der frühesten Kirchengeschichte
eingesetzt wird? Die vorliegende Arbeit stellt auch in ihrer .Synthetischen
Auswertung' (167-223) mehr eine respektable Materialsammlung
und Vorarbeit denn einen förderlichen Beitrag zur
kontroversen Forschung dar.

Saarbrücken Wolfgang Schenk

Baumbach, Günther: Die Funktion des Bösen in neutestamentlichen
Schritten (EvTh 52, 1992.23-41).

Downing, F. Gerald: The Ambiguity ol',.Thc Pharisecand theTollcollec-
tor" Luke (18:9-14) in the Grcco-Roman World on Late Antiquity (CBQ
54. 1992. 80-99).

Falum, Lonc: Image ol'God and Glory of Man: Women in the Pauline
Congregations (In: Borrcscn. Image of God and Gcnder Models in Judaeo-
Christian Tradition. Oslo: Solum. S. 56-137).

Horsley, G. H. R.: The Inscriptions of Ephcsos and the New Testament
(NT 34. 1992. 105-168).

Karrer, Martin: Der lehrende Jesus - Ncutestamcntliche Erwägungen
(ZNW 83. 1992. 1-20).

Meier, John P.: The Brothers and Sistcrs of Jesus in Ecumcnical Perspective
(CBQ 54. 1992. 1-28).

O'Toole, R. F.: Sonic Excgctical Rcflcctions on Luke 13,13-17 (Bibl 73,
1992. 84-107).

Refoule, Francois: Le parallele Matthieu 16/16-17 - Galates 1/15-16
rccxaminc(ETR 67. 1992. 161-176).

Sabugal. Santos: La resurreeeiön de Jesus cn el Evangelio de Lucas (Lc
24. 1-49). (RAE 33. 1992. 463-494).

Schmidt, Josef: Synopsc der drei ersten Evangelien mit Beifügung der Johannes
-Parallelen. Sonderausgabc 10. Aull. Regensburg: Pustet 1992. IV,
217 S. gr.8 . ISBN 3-7917-1330-2. Kart. DM 24,80.

Skedros, J. C: The Works of Jesus. A Study of John 10.22-39 (DBM 20,
1991. 51-57).

Steiger, Johann Anselm: Nathanael - ein Israelit, an dem kein Falsch ist.
Das hermeneutische Phänomen der Intcrtestamentarizität aufgezeigt an
Joh 1.45-51 (Berliner Theologische Zeitschrift 9, 1952. 50-73).

Zumstein, Jean: Micttcs Excgctiqucs. Genf: Labor et Fides 1991. 421 S.
8 = Lc Monde de la Bible. 25. ISBN 2-8309-0638-1. Kart. Frs. 48.-.

Kirchengeschichte: Mittelalter

Mitteilungen und Forschungsbeiträge der Cusanus-Gesellschaft,
19. Hg. von R. Haubst, u. K. Reinhardt. Trier: Paulinus 1991.
336 S. mit 2 Taf. gr.8".

Nach Berichten „aus dem Leben der Cusanus-Gesellschaft"
(H. Gestrich) und „aus dem Institut für Cusanus-Forschung und
dem Wissenschaftlichen Beirat" (R. Haubst) bringt der Band
Beiträge zur Handschriftenforschung, die im Dienste der Cusa-

nus-Biographie und der kritischen Edition der Werke des Nikolaus
von Kues (= NvK) stehen, aus der Geschichte der Cusanus-
Rezeption und aus der aktuellen Cusanus-Interpretation.

H. Hallauer legt einen Beitrag über das St.-Andreas-Hospiz der
Anima in Rom vor (25-52). Es ist fast unbekannt, daß es sich
hierbei um die zweite mildherzige Stiftung des NvK handelt.
Durch diese Stiftung konnte seinerzeit die deutsche Nationalstiftung
Santa Maria dell' Anima erweitert werden, so daß deutsche
Kurienbeamte in ihr Aufnahme fanden. Der Bau ist inzwischen
längst verschwunden, aber das Archiv existiert noch - und in ihm
befindet sich ein drittes Exemplar des Testaments von NvK.

Weiter schreibt Hallauer über „Cusana in der Bibliothek des
Priesterseminars zu Brixen" (53-99). Diese enthält Handschriften
, die für die NvK-Forschung von Interesse sind, so Randglossen
des NvK zum spätmittelalterlichen Alchemie-Lehrbuch des
Geber bzw. eine von NvK' De visione Dei, „bearbeitet und für
Unterrichtszwecke oder auch die praktische Seelsorge aufbereitet
". Fünf liturgische Handschriften werden mit NvK in Verbindung
gebracht. Registerbände des Domkapitels enthalten zahlreiche
Urkunden aus der Zeit, in der NvK Bischof von Brixen
war.

K. Reinhardt berichtet über „Cusana im Codex 11 des Kapitelsarchivs
der Kathedrale von Barcelona: De concordantia ca-
tholica und De auetoritate praesidendi" (100-116). Die Sammlung
erfolgte zu einer Zeit, als NvK als Papalist seine in diesen
Schriften vertretene Position modifiziert hatte.

Th. M. Izbicki bietet „Auszüge aus Schriften des NvK im Rahmen
der Geschichte des Basler Konzils" (117-135). Gegen Ende
dieses Konzils kompilierte ein Anonymus ein Dossier von Dokumenten
und Polemiken, die für die Legitimität des Konzils und
seines Papstes eintrat, darunter auch Schriften des NvK aus seiner
konziliaristischen Zeit.

R. Haubst schreibt „Zur Edition der Predigten und anderer
Cusanus-Werke" (136-162). Man kann Haubst nur zustimmen:
„ Das Predigtwerk des Cusanus als Ganzes bietet den reichhaltigsten
und exaktesten Einblick in die Gesamtentwicklung seiner
Theologie. In ihm sind auch die theologisch wichtigsten Leitgedanken
seiner Philosophie mitumfaßt." Haubst erläutert seine
Praefatio generalis zum gesamten Predigtwerk (gedruckt in h
XVI/O). NvK wollte seine Hörer zu den tiefen Heilsgeheimnissen
Jesu Christi hinführen. Er schrieb seine Predigtentwürfe in
Latein nieder, trug sie aber (zumeist) deutsch vor, dabei oft frei
formulierend. Weiter untersucht Haubst die Filiation der Handschriften
von De Visione Dei und berichtet über die beabsichtigte
Edition der Elucidationes neutestamentlicher Texte. Er betont
(mit H. Pfeiffer): NvK „erläutert die Bibel nicht von
anderswo her, auch nicht durch philosophische Überlegungen...,
er erklärt die Schrift durch die Schrift selbst"; nie stünde die Spekulation
über der Schrift.

H. Pauli zeigt die Aldobrandinuszitate in den Predigten des
NvK auf (163-182), H. Hallauer ist „Auf den Spuren eines Auto-
graphs von Predigten und Werken des NvK aus der Brixener
Zeit" (185-195).

A. Kaiser liefert eine interessante Darstellung zur Rezeptionsgeschichte
: „Die Christologie des NvK im Urteil I. A. Dorners"
(196-220). Dorner sieht in der Christologie des NvK, einbezogen
in die „germanische Mystik", sie aber auch zurücknehmend,
„den Vorläufer der Christologie der Reformation". Die Grundkonzeption
der cusanischen Christologie kritisiert Dorner; es
würden in ihr mehr „Postulate oder philosophische Wünsche
ausgesprochen", auch würde die Sünde nicht hinreichend berücksichtigt
. Auch in Auseinandersetzung mit L. Hödl und mir
verweist Kaiser auf die Predigten des NvK, in ihnen würde „die
negative Bedeutung der Sünde für den Menschen" hinreichend
ernst genommen. Über das „hinreichend" kann man nicht streiten
, außerhalb der Predigten bleibe ich jedoch bei meinem Ein-