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Ausgabe:

1992

Spalte:

821-823

Kategorie:

Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

Titel/Untertitel:

Die frühe Eisenzeit, ein Workshop 1992

Rezensent:

Vieweger, Dieter

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Theologische Literaturzeitung 117. Jahrgang 1992 Nr. 11

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Keel, Othmar, Shuval, Menakhem, u. Christoph Uehlinger: Studien
zu den Stempelsiegeln aus Palästina/Israel. III: Die Frühe
Eisenzeit. Ein Workshop. Freiburg/Schweiz: Universitätsverlag
; Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1990. XIII, 455S. m.
zahlr. Abb., 22 Taf. gr.8 - Orbis Biblicus et Orientalis, 100.
Lw. sfr 120.-.

Der nun vorgelegte dritte Band knüpft an die vorangegangenen
„Studien zu den Stempelsiegeln aus Palästina/Israel" an (OBO
67 und 88), die sich hauptsächlich mit den Siegelamuletten der
Mittleren Bronzezeit IIB beschäftigten, und versucht - nachdem
die Stempelsiegelglyptik der Spätbronzezeit in Palästina weitgehend
von ägyptischen Importen beherrscht wurde - die Brücke
zur Eisen-I-Zeit zu schlagen. Im wesentlichen werden Einzeluntersuchungen
vorgestellt, die als „Vorstösse in Neuland"
(XIV) verstanden und im abschließenden Beitrag „Früheisenzeitliche
Glyptik in Palästina/Israel" aufgenommen werden. Bisher
weitgehend unbeachtetes Quellenmaterial der EI zum religiösen
Symbolsystem in Kanaan wird erstmals in diesem Umfang
zusammengestellt.

I. : Christoph Uehlinger, Der Amun-Tempel Ramses' III. in
p;-Kncn, seine südpalästinischen Tempelgüter und der Ubergang
von der Ägypter- zur Philisterherrschaft: ein Hinweis auf einige
wenig beachtete Skarabäen (3-24; =ZDPV 104,1988,6-25; Nachträge
25f.; Tafel I).

Der Vf. deutet eine Textpassage des Papyrus Harris I dahingehend
, daß Ramses III. dem ägyptischen Reichsgott Amun von
Theben in der Stadt Gaza („p!-Kncn")einen Tempel errichtet
habe, dessen Besitztümer möglicherweise durch die Basisinschriften
dreier Skarabäen aus Bet-Schemesch und Teil el-Fär^a
(Süd) sowie durch hieratische Inschriften von Tel Serac für die
erste Hälfte des 12. Jh.s v. Chr. belegt werden können.

Der Vf. sieht in der Basisdekoration eines weiteren Skarabäus
[Amun (von Gaza) und lokaler Gott/Fürst mit „philistäischer"
Kopfbedeckung] ein religionsgeschichtlich bedeutsames Zeugnis
für die ägyptisch-philistäische Symbiose im südlichen Kanaan
(1. Hälfte 12. Jh. v.Chr.).

II. : Othmar Keel, Der Bogen als Herrschaftssymbol. Einige unveröffentlichte
Skarabäen aus Ägypten und Israel zum Thema
„Jagd und Krieg" (27-65; =ZDPV 93,1977,141-177; Nachträge
263-279; Tafeln II-V.XII-XVI).

Der Vf. benennt ägyptische Darstellungen, bei denen Jagd-
und Kriegsszenen des Pharao gleichwertig nebeneinandergestellt
werden. In Werken der Kleinkunst würden beide Szenen derart
miteinander verschmolzen, daß darin explizit die umfassende
Herrschaft des Pharao dargestellt werde. Aus der Zeit Tutanch-
amuns stammten die ältesten (sicher datierbaren) bildlichen
Darstellungen eines sitzend mit Bogen schießenden Pharao. In
der sich (daran orientierenden?) Kleinkunst verkörpere der
Thron die Legitimität und der Bogen die Durchsetzbarkeit der
Herrschaft des Pharao über alle Geschöpfe. Schließlich verweist
der Vf. auf vergleichbare symbolische Verwendungen des Bogens
im AT (60-63.279).

III. : Menakkem Shuval, A Catalogue of Early Iron Stamp Seals
from Israel (67-161; M. A. Thesis, Univ. Tel Aviv 1988, hebr.;
Anmerkungen und Kommentare 280-297).

Ziel der Untersuchung war es, die Ikonographie und Epigra-
phik von Stempelsiegeln der EI aus dem cis-jordanischen Raum
und Sahab zu diskutieren und ihr Verhältnis zur SB sowie die teilweise
Weiterführung in die Ell hinein darzustellen.

Der Vf. unterteilt sein Fundmaterial in Gruppen [A: pyramidal
seals; B: chariot scenes; C: archer scenes; D: local gods in Egyp-
tian iconography; E: the god Standing on a quadruped; F: the
god Standing on a long-eared quadruped („long-horned"
295.280ff.); G: two gods on two quadrupeds, one of them long
eared; H: a god on a long eared quadruped and two lions; außerdem
I: the Skorpion; J: an animal with skorpion; K: an animal

suckling its young (72-111; vgl. auch die in 112-115 genannten
Motive)].

Während der EI zeigten die Siegel in Kanaan (wie zur SB) deutliche
Kennzeichen ägyptischer Vorbildwirkung (bes. Gruppen
A-D) bzw. den während der EI stärker werdenden Einfluß aus
dem Norden (Syrien, Anatolien; Gruppen E-H und I-K). Der Vf.
beschreibt, auf welche Weise sich die Götterwelt selbst und deren
Darstellung beim Übergang zur EI änderte (116-119).

Die Tabellen 5 und 6 listeten geographische und chronologische
Daten zu den El-Siegelfunden auf (120-122). Ein Katalog
von 82 Siegeln beschließt die Untersuchung (123-161).

IV. : Othmar Keel, La glyptique de Teil Keisan (1971-1976)
(163-260; =OBO. Series Archaeologica 1, 257-299; Nachträge
298-321; Tafeln VI-XI.XVII)

Die 35 Siegelamulette und -abdrücke von Teil Keisan reichen
von der MB bis zur hellenistischen Zeit. Sie werden in einem
Katalog-Teil (165-253) je ausführlich besprochen. Ein zweites
Kapitel (253-260) klassifiziert diese Funde, wobei hier nur auf
die 11 Belege aus den Schichten der EI eingegangen werden kann.
Diese zeichnen sich durch eine fast unbegrenzte Formenvielfalt
aus. Charakterisiert werde die Glyptik der EI durch die Darstellungen
der Götter Reschef und Seth-Bacal, letzterer auch abgebildet
in der Form eines Stieres, seinen Widersacher Mot tötend.
Wenn diese Motive auch die autochthonen asiatischen Einflüsse
betonen, belegen andere (z. B. Uräus-Darstellungen) den in der
EI noch spürbaren ägyptischen Einfluß. Gegen Ende der EI und
während der Ell weichen die anthropomorphen Götterdarstellungen
göttlichen Symbolen (z. B. Tiere und Gestirne). Während
der Ell erscheint gelegentlich auch nur der Name des Gottes.

V. : Othmal Keel: Berichtigungen und Nachträge zu den Beiträgen
II-IV (261-330).

In Kommentaren Keels und einem Rejoinder Shuvals werden
u. a. (zum Beitrag III) die Deutung des liegenden Tiers mit zwei
langen „Fortsätzen" am Kopf als Hasen- oder Capridendarstel-
lung (280-285), die Fragen nach der Deutung und der Herkunft
von Szenen mit Bogenschützen im Wagen oder zu Fuß (285-292)
sowie nach der Identifikation des Bogenschützen als Gott
(288f.291f.) diskutiert. Uehlinger bespricht „Ein cnh-ähnliches
Astralkultsymbol auf Stempelsiegeln des 877. Jh.s" in bezug auf
die unter Nr. 23 und 34 von Keel verzeichneten (236ff.248ff.)
Siegel aus Teil Keisan (322-330).

VI. : Othmar Keel, Früheisenzeitliche Glyptik in Palästina/
Israel. Mit einem Beitrag von H. Keel-Leu (331-421; Tafeln
XVIII-XXII).

Der Vf. beschreibt bisher wenig oder gar nicht beachtete Siegelgruppen
der EI. Dabei versucht er, die Glyptik dieser Periode
zu charakterisieren und abzugrenzen. Die EI als Übergangszeit
(ca. 1250-1000 v.Chr.) sei zeitlich nicht scharf einzugrenzen, da
die kanaanäische Kultur der SB und die protoisraelitische, die
ägyptische und die philistäische Kultur eine Zeit lang koexistierten
, sich überlappten und in vielfältigem Kontakt standen (337;
schematischer Shuval: 118f).

Der Vf. stellt drei für die EI typische Gruppen von Siegelamuletten
unter Berücksichtigung von Form, Material, Masse, Ikonographie
, Fundort und stratigraphischem Kontext vor:

a) Die ägyptischen Siegelamulette aus Steatit und Fayence [Ra-
messidische Massenware (Skarabäen, Tier-Skaraboide, rechtek-
kige Platten) sowie ovale Platten mit gebündeltem Griff (337-
367)] gelten dabei als typisch „ägyptische" (vgl. dazu 291)
Produkte.

b) Die Hämatit- und Quarzgruppe (367-377) habe ihren Ursprung
in Nordsyrien (so schon Boardman und Moorey). Ihre
Ansetzung sei im 12./11., spätestens aber im 10. Jh. v.Chr. festzumachen
. (Exkurs: „Die Herkunft der Konoide in Palästina/
Israel"; 378f.)

c) Die Siegelamulette aus Kalkstein (379-396), die z.T. eben-