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Ausgabe:

1992

Spalte:

794-796

Kategorie:

Ökumenik, Konfessionskunde

Titel/Untertitel:

Marian Studeis; Vol. 39 und 41 1992

Rezensent:

Beintker, Horst

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793

Theologische Literaturzeitung 117. Jahrgang 1992 Nr. 10

794

Insgesamt liegt mit dieser Dissertation ein andragogischer Entwurf
vor. der zum einen durch die Vermittlung theologischer und
erfahrungswissenschaftlicher Erkenntnisse und zum anderen
durch die diakonische Zuspitzung beeindruckt. Allerdings stellen
sich grundsätzliche Anfragen sowohl in erwachsenenpädagogischer
als auch theologischer Hinsicht: Kann man eine an Praktikabilität
interessierte Theorie der Erwachsenenbildung verfassen
, ohne eingehender den Ist-Zustand zu erheben und zu
analysieren, ohne die zunehmende Bedeutung der Medien zu bedenken
, ohne Ergebnisse der Lebenslauf-Forschung aufzunehmen
, ohne genauer die bestehenden Förderungs-Richtlinien zu
bedenken? Und: Ist die Behauptung des „Primats christlichen
Handelns" so generell haltbar, lauert hier nicht die Gefahr eines
Aktionismus, der von der Rechtfertigungsbotschaft nichts weiß?
Schließlich: Kann eine kirchliche Erwachsenenbildung die rituelle
Dimension, die in der Liturgie ihren herkömmlichen Ausdruck
findet, völlig ausblenden?

Leider muß noch auf eine Überfülle von Druckfehlern hingewiesen werden
. Ohne genauer nachzusehen, mußte der Rcz. weit über 50 solcher Versehen
registrieren.

Berlin/Halle/S. Christian Grethlein

Ökumenik: Catholica

Klöcker, M ichael: Katholisch - von der Wiege bis zur Bahre: Eine
Lebensmacht im Zerfall? München: Kösel 1991. 520 S. 8 . geb.
DM 49,80.

Das Fragezeichen hinter dem Untertitel ist wichtig. Wie ernst
es freilich der Autor meint, ob er es nicht unter der Hand, zumindest
für sich selber, schon durch ein Ausrufezeichen ersetzt hat,
wird nicht so ganz ersichtlich. Daß es nichtdestoweniger ernst ist,
ziemlich ernst, das ist das Ergebnis dieser Bilanz des deutschen
Katholizismus der letzten Jahrzehnte, die hier gezogen wird.

Der Autor, Professor für Moderne Sozialgeschichte an der
Universität Köln und Direktor des Interdisziplinären Instituts
für Religionsgeschichte in Bad Münstereifel/Köln, zeichnet ein
eindrucksvolles Bild. „Ziel des Buches ist es, Normen und Wirklichkeit
römisch-katholischer Lebensprägung in neuester Zeit
Wenigstens in Umrissen zu erfassen", gleichsam in einer „kollektiven
Biographie" (11), in steter Gegenüberstellung also der „Vorschriften
, die auf das breite Kirchen volk ausgerichtet waren und
sind", bis hin zu „Ratgeberbroschüren", und des tatsächlichen
Verhaltens. „Lebensauffassungen, Lebensstil und Milieu der
deutschen Katholiken in ,neuester Zeit' (= 20. Jahrhundert)" sollen
„erhellt werden - also in Hinsicht auf jene Generationen, die
'm letzten Jahrzehnt unseres Jahrhunderts noch miteinander
'eben. Typische Prägungen und Konturen des 'gelebten Katholizismus
' vor dem Ende des zweiten Jahrtausends nach Christi Geburt
sollen sichtbar werden - in einer westlichen Gesellschaft,
deren industrieller Fortschritt gerade in den letzten Jahrzehnten
tiefgreifende Veränderungen von Welt und Leben in der nahen
Zukunft des 21. Jh.s ahnen läßt." (9f) Die Kernfrage dabei ist:
«Wie bewährt sich die Kirche als Lebensmacht in einer Gesellschaft
, die von tiefgreifenden Modernisierungen ergriffen wird
und in welcher die hergebrachten Kirchenfundamente bedroht,
Ja großenteils eingestürzt sind?" (13) Und das Fazit wird dann
auch sogleich gezogen. Der Autor konstatiert einen „allgemeinen
Handel von Lebenswelt, Bewußtsein und Kirchlichkeit der Katholiken
in neuester Zeit, der in den letzten Jahrzehnten geradezu
dramatische Ausmaße erreicht hat." (14)

In 6 Hauptuntersuchungsabschnitten von allerdings sehr unterschiedlicher
Ausführlichkeit und Dichte wird die Aufgabe
angegangen und jedes Ergebnis gewonnen. „Moderner Geist, moderne
Welt, moderne Gesellschaft: die großen Herausforderungen
zu einem Wandel von Kirche, Glaubensvermittlung, Frömmigkeit
" (15-135)- „Eintritt in das Leben" (137-183)- „Kindheit
und Jugend". (185-315)- „Lebenswelt und Lebensstil der
Erwachsenen" (317-374) - „Wandel und Vielfalt der Frömmigkeitsformen
. Rückblick und Resümee" (375-389) und „Letzte
Reise" (391-418). Es folgen kommentierende Literaturhinweise
zu den einzelnen Kapiteln (419-468), dem ein weiteres allgemeines
und nochmals sehr ausführliches Literaturverzeichnis angeschlossen
ist (469-509). Ein knapper Bildteil und ein Schlagwortregister
(513-520) beschließen den Band.

Es kann hier nicht angehen, Einzelergebnisse zu präsentieren
oder gar zu diskutieren. Die grobe Inhaltsübersicht zeigt schon
die sehr unterschiedlichen Gewichtungen. Diese werden vollends
deutlich, wenn man auf die Unterabschnitte sieht. Das Buch hat
durchaus seine (vermeidbaren) Längen, z. B. da, wo die Entwicklung
einzelner Problembereiche oder direkter Lehrstücke skizziert
wird, etwa in der Moraltheologie, oder - noch ausgeprägter
- im überhaupt ausführlichsten Kapitel „Kindheit und Jugend",
wo verschiedene „Rückblicke" z.T. seitenlang aus heute natürlich
längst veralteten Bücher zitieren. Das mag zwar nicht nur
interessant sein, sondern auch einen zum Erfassen des Wandels
relevanten Hintergrund zeichnen, doch fragt man sich, ob damit
des Guten nicht ein wenig zu viel getan wird und das Bild damit
nicht vielmehr Gefahr läuft, zur Karikatur zu geraten, damit aber
auch seine Wirkung zu verfehlen.

Denn mag man in der Einschätzung von Einzelheiten, in der
Beurteilung von Trends und der Aussagekraft von Statistiken
auch anderer Meinung sein können, mag es auch noch so richtig
sein, wenn festgestellt wird: „Normen und Traditionen der katholischen
Kirche prägen nicht nur das Leben der regelmäßigen
Kirchgänger und in besonderem Ausmaß die Lebenswelt der engagierten
Gemeindemitglieder. Die Leitlinien der Kirche beeinflussen
, wenn auch oft aus dem Bewußtsein verdrängt, in einem
nicht voreilig zu unterschätzenden Ausmaß Denken und Handeln
auch jener 'schweigenden Mehrheit' von Katholiken, die
sich längst aus dem aktiven Kirchenleben entfernt haben, aber
noch folgsam ihre Kirchensteuer entrichten. Ja auch wer aus der
Kirche ausgetreten ist, hat sich damit noch keineswegs ganz von
den Vorstellungen und Geboten kirchlicher Lebensführung gelöst
." (9) Sich zur Zukunftsorientierung darauf zu verlassen, wäre
ein schlechter Rat. Der Wandel ist unübersehbar und fordert zum
Handeln heraus auf nahezu allen Gebieten, zum Handeln aus
einem radikalen Umdenken heraus. In welcher Richtung das geschehen
könnte, wird an vielen Stellen ebenso deutlich, wo neue
Ansätze aufgezeigt werden, an denen es ja wahrhaftig nicht fehlt.
Die Frage ist, ob es gelingt, auf den vorhandenen Fundamenten
ein neues Gebäude zu errichten, das den stürmischen Herausforderungen
der Moderne tatsächlich standzuhalten vermag. Das
Fragezeichen hat seinen Sinn. Und daß die hier vorgetragenen
Beobachtungen und Schlußfolgerungen vice versa auch für die
evangelischen Kirchen gelten, versteht sich nachgerade von
selbst.

Schöneiche bei Berlin Hubert Kirchner

Marian Studies. Vol. 39 u. 41. Hg. von Th. A. Koehler u. Th. A.
Thompson. Dayton: The Marian Library 1988/90. 223 S. u.
203 S. 8°. Kart, je $ 12,-.

Die Aufsatzteile dieser Jahrgänge enthalten acht Beiträge mit
bemerkenswerter Konzentration auf die Erlöserfunktion Marias
.

A. B. Vaughan, Weihbischof von New York, leitete mit "Mary -
Dawn of the Redemption" das vorgenommene SpezialStudium
der päpstlichen Encyclica "Redemptoris Mater" ein (1988:
60-77). Als die Mutter des Erlösers sei sie der Anfang der befreienden
Sühne, des Loskaufs von der Sünde, wie in Anlehnung