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Ausgabe:

1992

Kategorie:

Praktische Theologie

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Neuerscheinungen

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Theologische Literaturzeitung 117. Jahrgang 1992 Nr. 10

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keit einer Gemeinde nach Punkten zu bestimmen, dürfte schwierig
sein, aber Hilfe zum Glauben (nicht zuletzt daran, daß Jesus
uns liebt!), müßte als Leitbegriff obenan stehen. Es ist gewiß kein
Streit um Wörter, wenn Glauben als das Empfangen der uns in
Jesus geschenkten Liebe Gottes nach reformatorischem Verständnis
der grundlegende Leitbegriff ist. Unter dieser Voraussetzung
lassen sich viele Impulse des Buches gut gebrauchen, bis hin
zum Material für ein Familienwochenende, eine Konfirmandenfreizeit
und zum Erzählen biblischer Geschichten.

Problematisch ist eine Tendenz zur Professionalisierung. Abgesehen
davon, daß die vom Autor vorausgesetzte personelle
Ausstattung vielen Gemeinden fehlt, ist die geistliche Kompetenz
des allgemeinen Priestertums ein notwendiges Korrektiv für
Amtsträger und Fachleute. Da der Vf. dankenswerterweise die
theologisch oft ignorierte Kostenfrage aufwirft, ist festzustellen:
Der gegenwärtige Stand der kirchlichen Professionalisierung fordert
theologisch und ökonomisch unhaltbare Preise. Das muß für
ein Marketing der Kirchgemeinde und der Landeskirchen stärker
beachtet werden.

Gutenberg bei Halle/S. Eberhard Winkler

Mybes, Fritz [Hg.]: Die Trauung. Göttingen: Vandenhoeck &
Ruprecht 1991. 152 S. 8 = Dienst am Wort, 56. Kart. DM
22,-.

Der Einführung des Hg.s zur Situation von Partnerschaft, Ehe
und Familie folgen 22 Traupredigten, davon 7 über alttestament-
liche Texte. Ihr Umfang und Stil ist sehr unterschiedlich, doch
stimmen sie in dem Bemühen überein, sowohl dem biblischen
Wort zur Ehe als auch der Situation der Eheleute gerecht zu werden
. Kommentierende Hinweise zur jeweiligen Situation werden
in knapper Form, manchmal auch gar nicht gegeben. Die Predi-
ger(innen) wollen konkrete Hilfen für das gemeinsame Leben
geben, dessen Probleme zur Sprache kommen. Zwei Predigten
wurden für evangelisch-katholische Paare gehalten. Homiletisch
enthält der Band manche Anregung, z. B. zur Symbolpredigt (74).
Liturgische „Bausteine und Materialien" schließen sich an, darunter
ein „Modell für eine Trauung zwischen Christen und Nicht-
christen", wobei ein Partner aus einer anderen Religion gemeint
ist. Hinweise zur kirchenmusikalischen Gestaltung, zur Vorbereitung
der Trauung (Traugespräch; Muster eines Briefes des
Pfarrers an das Brautpaar; Textvorschläge für die Predigt) und
grundsätzliche Informationen zum evangelischen Eheverständnis
sowie volkskundliche Beiträge über Brauchtum und Symbole
bei der Trauung ergänzen das Buch, das als kleines Enchiridion
zur Trauung gute Hilfen für die Praxis geben kann.

E.W.

Bizer. Christoph: Jugend und Religion (PTh 81,1992, 166-180)

Bunners, Christian: Zwischen Konfrontation und Kooperation. Von den
Christen und der Kirche in Deutschland-Ost (ZGP 10, 1992, 26-30).

Dober, Hans Martin: Erfahrbare Kirche: Dimensionierte Zeit und symbolische
Ordnung im Kirchenjahr (ZThK 89, 1992, 222-248).

Heino, Harri: Churchgoing and Churchgoers in Finland. Helsinki: Kir-
kon Tiedotuskeskus 1991. 35 S. m. Abb. 8 - Publication of the Reseach
Institute of the Lutheran Church in Finland, 42.

Johne, Karin: Wege zum Wesentlichen. Grundkurs Meditation. Frei-
burg-Basel-Wien: Herder 1992. 139 S. 8 . ISBN 3-451-22646-4. geb.
DM 22.80.

Koschorke, Martin: Abschied von der Familie? Das schwierige Gleichgewicht
zwischen Nähe und Distanz (EK 24, 1991. 594-597).

Martola, Yngvill: Kyrkan tar sitt hus i bruk. Abo: Abo Akademis Förlag
1990. VI, 121 S. 8 .

Preul, Reiner: Evangelische Kirche - Was ist das heute? (PTh 81, 1992,
2-16).

Stammler, Eberhard: Die Hand an den Pflug legen. Ist die Volkskirche
ein auslaufendes Modell? (EK 25, 1992, 261-263).

Viau, Marcel: Pragmatisme et theologie pratique (RThPh 124, 1992,
115-138).

Zimmermann, Petra: Das Wunder jener Nacht. Religiöse Interpretation
autobiographischer Weihnachtserzählungen. Stuttgart-Berlin-Köln: Kohlhammer
1992. 223 S. gr.8°- Praktische Theologie heute. 5. ISBN 3-17-
011727-0. Kart. DM 39,80.

Praktische Theologie:
Katechetik/Religionspädagogik

Biehl, Peter: Erfahrung, Glaube und Bildung. Studien zu einer er-
fahrungsbezogenen Religionspädagogik. Gütersloh: Mohn
1991. 260 S. 8°. Kart. DM 58,-.

Die aus den Jahren 1982-1990 stammenden sechs Studien
sind bewunderungswürdige Kabinettstücke gelehrter religionspädagogischer
Analyse und Reflexion. Sie umkreisen eine für die
evangelische wie katholische Religionspädagogik gleichermaßen
charakteristisch gewordene Problem- und Aufgabenstellung: die
Begründung der Religionsdidaktik in einer Erfahrungshermeneutik
(s. bes. 1. Studie) und in einem mit Pannenberg und Jün-
gel neu gefaßten Verständnis „natürlicher Theologie" (2. Studie
). P. Biehl hat die zugrundeliegende hermeneutisch-didakti-
sche Denkfigur auf evangelischer Seite an führender Stelle theoretisch
ausgearbeitet. Jetzt liegen die einschlägigen Untersuchungen
, die gut ineinandergreifen und außerdem das Gebet (3. Studie
), das Verhältnis von Evangelium und Religion (4. Studie) und
den biographischen Ansatz in der Religionspädagogik betreffen
(5.Studie), endlich geschlossen vor. Sie werden durch eine bisher
unveröffentlichte umfangreiche Untersuchung über „Die Gottebenbildlichkeit
des Menschen und das Problem der Bildung" ergänzt
(5. Studie) - ein bedeutender Entwurf, der die präziseste
neuere theologische Interpretation des Bildungsbegriffs darstellt
.

Sein leitendes Interesse faßt B. in folgender „Option" zusammen
: „ Es ist die Grundaufgabe der Religionspädagogik, das Wort
,Gott' an Erfahrung, die prinzipiell jeder machen könnte, sinnvoll
und verständlich auszulegen" (45). Zu dieser Konzentration
auf eine Grundaufgabe (vgl. 63, 90, 111) tritt die auf das Reden
von Gott. Mit der Absicht, es an allgemeinmenschlichen Erfahrungen
für jedermann verständlich auszulegen, antwortet der Vf.
der besonders seit der Aufklärungsepoche geschichtlich entstandenen
Herausforderung zur Plausibilisierung der christlichen
Glaubensaussagen angesichts des modernen Wahrheitsbewußtseins
. Anders als beim aufklärerischen Denken führt der Weg jedoch
nicht in die Sphäre allgemein zugänglicher religiöser Be-
grifflichkeit, sondern zur Inanspruchnahme der „Vermittlungsund
Brückenfunktion der Symbole" (117ff, 37ff). Christliche
Symbole haben religiöse und menschliche Symbole von Anfang
an in Gebrauch genommen, um in, mit und unter der ihnen innewohnenden
, auf Erfahrung zurückweisenden erschließenden
Kraft das Evangelium mit seiner Wahrheit als neue Erfahrung des
Glaubens nahezubringen, ohne daß die Wahrheits- und Gewißheitserfahrung
, die der Glaube macht, in jener religiösen und allgemeinmenschlichen
Erfahrung aufgeht. Die hermeneutische
Grundfigur ist daher die der Suche nach „Analogie" („Entsprechungen
") bei gleichzeitig festgehaltener „Differenz", die kom-
parativisch als unverrechenbare „Überbietung" menschlicher
Erfahrung ausgelegt wird. Entsprechend vertraut B. nicht begrifflichen
Beweisführungen in der Gottesfrage, sondern der die