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Ausgabe: | 1992 |
Spalte: | 768-769 |
Kategorie: | Dogmen- und Theologiegeschichte |
Titel/Untertitel: | Sermones II (1443 - 1452) 1992 |
Rezensent: | Kandler, Karl-Hermann |
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Theologische Literaturzeitung 117. Jahrgang 1992 Nr. 10
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steht. Ebenfalls sollte man schleunigst die Fehlentscheidung korrigieren
, den Lieferungen kein Register beizugeben. Der Verfasser
hat dies verlangt. Der gefundene Kompromiß, ein Auswahlregister
als fliegendes Beiblatt beizulegen, ist besser als nichts, aber
warum wurde das nicht eingeheftet? (Warum es nun eine Auswahl
ist, muß der Vf. verantworten; die wenigen fehlenden Angaben
hätten durchaus auch noch Platz gehabt.) Auch die Weigerung
, das Abkürzungsverzeichnis nicht an das allgemein übliche
der TRE anzugleichen, ist unverständlich. Das dadurch notwendige
Extraverzeichnis wird aber auch als fliegendes Blatt beigelegt
.
Potsdam Peter Schicketanz
Dogmen- und Theologiegeschichte
Calvin, Jean: Sermons on Jeremiah by Jean Calvin. Transl. by
B. Reynolds. Lewiston-Queenston-Lampeter: Mellen Press
1990. VIII, 299 S. gr.8 = Texts and Studies in Religion, 46. Lw.
$ 69.95.
Calvin, Jean: Sermons on Micah by Jean Calvin. Transl. by
B. Reynolds. Lewiston-Queenston-Lampeter: Mellen Press
1990. XIII, 449 S. 8 = Texts and Studies in Religion, 47. Lw.
$ 79.95.
In der englischsprachigen Welt erscheinen ständig Übersetzungen
der Schriften Calvins, die den Genfer Reformator den Laien
und Theologen näherbringen sollen.
Diese beiden Bände sind insofern besonders zu beachten, da
sie die Übersetzung der ungedruckten Predigten Calvins zu Jere-
mia- und Michatexten enthalten, die in den Supplementa Calvi-
niana (Bd. VI und V) erschienen sind; die in Bd VI. enthaltenen
beiden Predigten zu den Klageliedern Jeremias fehlen. Auch
mancher Calvinforscher, dem das altertümliche Französisch
Mühe macht, mag sich wohl an diesen Übersetzungen orientieren
wollen.
Beide Übersetzungen lesen sich gut und treffen die Begrifflichkeit
Calvins. Es ist eine bekannte Wahrheit, daß Übersetzungen
immer zugleich Interpretationen sind. An einem Beispiel (und
nur an ihm) fiel dem Rez. auf, wieviel Einsicht in das Denken
Calvins nötig ist, um korrekt zu übersetzen. Die Aussage, daß
Gott sich (in seiner Offenbarung) dem Menschen anpassen (acco-
modare) muß, um von diesem verstanden zu werden, findet sich
ziemlich oft bei Calvin. Der Begriff ist von F. L. Batties u. a. untersucht
worden und bedarf noch weiterer Erhellung. Calvin verwendet
ihn in den Jeremiapredigten zu Jer 17,10 („Ich, der Herr,
erforsche das Herz") und zu Jer 18,2 („Gehe hinab in das Haus
des Töpfers" usw.: Dieu s'accommoder ä nous, Suppl. Calv. VI,
109,36f. und 142,25: nostre Seigneur s'accommoder ä nostre ru-
desse). Der Übersetzer verwendet an diesen Stellen das Wort ac-
commodate (180, 245). Dasselbe Wort gebraucht er aber auch
(103, 180, 181, 222, 266) für die Redewendung: nous ranger ä
Dieu (Suppl. Calv. VI, 64,11; 109,37; 110,21; 136,34: 156,7).
Doch heißt ranger nicht „sich anpassen", sondern „in Ordnung
bringen". Sicherlich paßt sich der Mensch nicht Gott an.
Beide Bände liegen in einem schmucken Einband vor; der Text
ist in einfacher Form mit Schreibmaschine geschrieben. Der
Übersetzer gibt eine knappe Einleitung, jedoch keine Erklärungen
; selbst die zitierten Bibelstellen fehlen.
Ostbevern b. München Wilhelm H. Neuser
Nicolai de Cusa: Opera Omnia iussu et auctoritate academiae lit-
terarum Heidelbergensis ad codicum fidem edita. XVII: Ser-
mones II (1443-1452). Fase. 2: Sermones XL-XLVIII, a R.
Haubst et H. Schnarr editi. Hamburg: Meiner 1991. IV, S.
119-2124. DM 168,-.
Endlich geht die Predigtedition weiter; seit 1984 war die Edition
etwas ins Stocken geraten. Die Predigten, die jetzt ediert
werden, sind die, die Nikolaus von Kues (NvK) vom 11.11. 1444
bis zum 6. 1. 1445 in Mainz gehalten hat. Er hielt sich damals in
Mainz im Auftrag des Papstes auf, um die deutschen Fürsten zur
Einung mit dem Papst Eugen IV. zu bewegen, waren diese doch
zu diesem Zeitpunkt noch neutral im Schisma zwischen Eugen
VI. und dem Basler Konzilspapst Felix V.
Die erste vorgelegte Predigt hielt NvK am Martinstag im Mainzer
Martinsdom. Ihr liegt ein liturgischer Text zugrunde; für die
Bezugnahmen auf Martin von Tours greift NvK auf die Vita des
Sulpicius Severus zurück. An dieser Predigt ist interessant, wie
NvK, seinen Aufzeichnungen zufolge, auf die unterschiedlichen
geistigen Voraussetzungen seiner Zuhörer eingeht. Zunächst will
er den schon Fortgebildeteren von menschlicher Weltbetrachtung
und Selbsterfahrung her ein vertiefteres Verständnis der
Einheit Gottes als personaler Dreieinheit (unitrinus deus) er-
schließen:'„Gott ist einer', nicht mehrere"; dann schildert er den
weltzugewandteren Hörern Martins Leben; schließlich leitet er
die kontemplativen Predigthörer an, Martins geistliche Gottesschau
mitzuvollziehen.
In der zweiten, am 24. Sonntag p. Trin. gehalten, vergleicht er
einleitend, religionsdidaktisch recht geschickt, seine Predigtaufgabe
mit dem Bemühen eines Bäckers, der sich auf die unterschiedlichen
Bedürfnisse seiner Kunden einstellt. Text ist Mt 9,
22. NvK stellt in vier Hauptteilen „den verschiedenen Ständen
die Teilnahme des Christen an der einzigartigen Fülle des Lebens
, der Einsicht und der inkarnierten Liebe Gottes in Christus,
im christlichen Glauben, Hoffen und Lieben" dar: „Auf welche
Weise wir Christus als die Vollendung von allem, wonach wir
streben, in uns finden; auf welche Weise wir durch den Glauben
zum Heiland herantreten; daß die Errettung, gestützt auf die
Hoffnung auf Christus, nicht durch abergläubische Praktiken,
berührt wird; über die Liebe als Band der Einung und der Eintracht
".
Es folgen die Predigten der Weihnachtszeit, zunächst ein Zyklus
von fünf Predigten der drei Feiertage. Sie kreisen alle um ein
Thema, das der dreifachen Geburt Christi. Anders aber als in seinen
frühen Weihnachtspredigten von 1432/33 (?) setzt NvK nicht
bei der „ewigen Geburt des Sohnes" an, sondern bei der geistlichen
Geburt Christi im Herzen der Menschen. Dies ist wohl ein
Ausdruck seiner gewachsenen menschlichen Selbsterfahrung-
Am Neujahrstag 1445 geht es ihm in seiner Predigt um die „aufsteigende
Bewegung von der sinnlich-rationalen Erfahrung auf
Jesus als die Vollendung des gesamten menschlichen Lebens hin"-
In der letzten der sieben Predigten, gehalten zu Epiphanias,
deutet er den Namen Jesus. In diesem Namen sieht er den Sinn
aller Benennungen - und zwar Gottes ebenso wie der Welt oder
unseres eigenen menschlichen Lebens - zusammengefaßt: „Über
den Namen Gottes; Über den Namen der Kreaturen und über
Gottes Namen; Über den Namen Jesus", so gliedert er seine Predigt
. „In Jesus und seinem Namen bzw. seiner Kenntnis wird
jede Unmöglichkeit und jeder Fehler (defectus), jede Schwäche
und jede Unkenntnis aufgefüllt (adimplentur)". Die Predigten
dieses Weihnachtszyklus sind sehr christozentrisch.
Einige der Predigten liegen wieder nur skizzenhaft vor. Auch
bei den ausführlichen Texten handelt es sich keinesfalls um wörtliche
Ausarbeitungen, sondern wohl um Material für seine Predigten
. Wiederholt steht im Text ein „etc.". Wir gewinnen also
bei den Predigtentwürfen einen guten Einblick in die Werkstatt
des Predigers NvK, in sein unermüdliches Bemühen, die Bot-